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DLA 69.930/10 - Handwritten letter from Schenker to Halm, dated September 25, 1922
This edition conflates two texts, DLA 69.930/10 and OC 1B/29–31, noting only the significant variants between the two. OC 1B/29–31 is a fair copy of a presumed prior draft; however, Schenker copied one large section of the draft out of order, and had to make a second fair copy in the correct order.
Für Ihren l. Brief besten Dank. 2 Inzwischen ist auch Ihr opus angelangt, für das ich nicht minder herzlich danke. Im 4. Heft des „Tonwille“ dürfte ich die erste Gelegenheit haben, Ihrer „Klavierübung“ zu gedenken (das 3. Heft ist schon im Druck) 3 u. bis nur die Schwierigkeiten des Unterrichtsanfanges vorüber sind, will ich Ihr opus durchstudieren u. Rechenschaft legen. Und gleich beantworte ich Ihre letzte Frage nach dem Plan meiner Auswanderung. Durch Prof. Straube brachte ich in Erfahrung, daß im Vorjahr die Universität Leipzig an meine Berufung dachte, schließlich aber davon Abstand genommen in Erwägung, daß mir ein rein künstlerischer Wirkungskreis besser zusagt, als der mehr historisch gerichtete innerhalb der Universität. Wie nett u. richtig eingefunden! Ob es Straube ’s Bemühung gelingen wird, mich nach Leipzig oder Berlin zu bringen, weiß ich nicht. Einer Berufung auf die Hochschule Berlin steht, glaube ich, 4 meine ausgesprochene antidemokratische Gesinnung entgegen. „Handschellen für reaktionäre Burschen!“ dürfte das Musiker-Collegium mit Scheidemann sagen. Ihre Anerkennung meines Gesamtwirkens im Ganzen u. Einzelnen schätze ich hoch. Doch gestehe ich selbst, daß das Neue in II2 erst durch II3 5 (den nächsten Band) sich klar auswirken kann, so die Begriffe Knotenpunkt, 6 Quartraum, und -Zug, 7 7 als Dchg. u. als Vorhalt, Durchgangsgesetze überhaupt u.s.w. Ich muß mich also in Geduld fassen u. alles Verkennen oder Misverstehen hin- {2} nehmen, wie es eben kommen mag. Denn nichts fällt dem Menschen so schwer, als der Anblick von Urgesetzen. Wer nicht eigene Kraft hat, zu ihnen vorzudringen, vermag auch nicht zu folgen, wenn ein Anderer ihm die Erscheinung in das Urgesetz auflöst; schon nur das Betrachten der Einzelerscheinung erschöpft seine ganze Kraft, geschweige daß er etwas erübrigte 8 für das Erfassen eines Urgesetztes, das ihm ein fremdes Geistiges bleibt, obgleich es in der Erscheinung auch sichtbaren Niederschlag hat. Außerhalb der Kunst macht sich diese Unzulänglichkeit 9 nicht minder geltend: auf den Gebieten der Kultur, Religion, Politik begegnen Sie ihr zu allen Zeiten; man scheitert schon an Einzelerscheinungen, entwickelt gleichwohl aber „Ideen,“ „Utopien,“ 10 die im selben Maße falsch sein müssen! Und da bin ich schon bei dem Kern dieses Briefes, den ich, die letzten freien Tage ausnützend, etwas weiter zu fassen mich entschloß. Ursprünglich hatte ich vor, das ganze Material, das ich auf dem Tische eigens aufgeschüttet habe, zu verwenden. Ich sah aber die Unmöglichkeit ein u. bescheide mich, den Windungen Ihres Briefes folgend, blos Bemerkungen zu machen. „Briand“] 11 Als ich vor vielen Jahren mit Schönberg , den ich oft sah u. der mich geradezu liebte, über Reger sprach, stieß ich auf unerklärlichen Widerstand. Nach 1½ Stunden müssigsten Hin- u. Herredens schöpfte ich Verdacht u. frug: „Lieber Schönberg , was kennen Sie eigentlich von Reger ?“, „Nichts, nicht eine Note,“ bekam ich zur Antwort. Da ließ ich meinen Unmut wilden Lauf . . . Nun, Schönberg bin ich nicht, – sowie ich z.B. über Bruckner, Strauss spreche, nachdem ich ihre sämtlichen Werke nicht nur erworben, sondern auch genau gelesen u. in Konzerten oft 12 gehört habe, so treibe ich es auf jedem {3} anderen Gebiet. Nicht eher spreche ich, bis ich nicht, wie 13 in der Musik, gleichsam die Urgesetze mir vergegenwärtigt habe. Obgleich vollständig mittellos, von der Hand in den Mund lebend, habe ich in allen Kriegsjahren nicht weniger als 9 Tageszeitungen aller Richtungen (des Auslands u. Inlands) ins Haus bezogen, – wissen Sie noch einen auf dem Erdenrund, der ein solches Geldopfer zu bringen Mut gehabt hätte? Dabei habe ich selbst den reichsten Schülern gegenüber auf jede angebotene Honorar-Erhöhung grundsätzlich verzichtet, um mich nicht mit einem Mehr-Geld zu beschmutzen, das mir, trotz zunehmender Teuerung, ein Verbrechen an den Kämpfern draußen erschien. Über dem Vorrat, den ich in so vielen Blättern auftrat – dazu verschlang ich außer Hause Alles nur irgendwie Erreichbare 14 – verlor ich 30 Pfund an Körpergewicht; ich litt unsäglich, ließ aber nicht ab, das Treiben der Demokraten, Sozialdemokraten, Nationalen, Pazifisten, Internationalisten in ihren Blättern zu verfolgen u. die wichtigsten Belege – aufzubewahren! (Ich schätze sie auf viele, viele Tausend Stück.) Im weiteren Verlaufe hatte ich mir Urteil genug z.B. über unsere „Arbeiter.Ztg“ (= Berliner „Vorwärts“) 15 gebildet, um sie wegen ihres (aus Unreife) eckeln Betragens aus dem Hause 16 zu entfernen, beziehe aber noch heute, wo ich mit dem Leben entsetzlich ringe, 3 große Tagesblätter, aus Wien , Berlin u. Frankfurt , die verschiedener Richtung sind. Wie oft mußte ich schon den Verlag ersuchen, mir bei den Quartalsbestellungen 17 mir mit den unerschwinglichen MK 18 auszuhelfen, 19 u. lasse von dieser Gewissenhaftigkeit doch nicht ab! Daß es eine innere, keine blos äußerliche ist, nehmen Sie nach alldem wohl selbst an. {4} „Harden“] In jüngsten Jahren noch, da ich Mutter, Schwester, jüngeren Brüder (den heute so undankbaren Milliardär) u. Nichte von Klavierstunden zu erhalten hatte, nahm ich den Antrag eines Wiener Harden -Freundes, für ihn etwas zu schreiben, gern an. Es waren das überhaupt meine ersten Versuche u. ich danke es H., daß er Mut hatte, sie zu veröffentlichen, denn die vielfachen Auswirkungen der Mitarbeit helfen immerhin eine bessere Zukunft 20 vorbereiten. Er bezeigte mir, ohne daß er etwas verstanden hätte, unbegrenztes, ja rührendes Vertrauen vom ersten Augenblick an, doch konnte ich diese Liebe nicht erwidern. Ich sah bald, daß er keine Frage von Hand aus selbstständig beherrscht, folglich verurteilt ist, nach sachfremden unwesentlichen, sogar fremden Gesichtspunkten 21 zu urteilen. „Anders als die Anderen“ mußte unbewußt ihm Loh[n]ung werden, der er bis zur Stunde folgt. Und doch war er gerade dadurch genau wie die Anderen, die ihre Unselbstständigkeit (= Unzulänglichkeit) in derselben Art 22 vor sich selbst verbergen. Er beschimpfte die Zeitungsherausgeber, die „Kulis“ als wäre ein Tagblatt ohne irdischen Schmutz überhaupt möglich – unser Karl Kraus ist genau so kindisch unreif –, hielt es aber selbst ganz anders. Auch 23 mir gegenüber scheute er sich nicht, öfter 24 Beeinflussungen zu wagen, je nachdem er selbst 25 beeinflußt worden. (Ich gab aber nicht nach.) Ein pathetischerer H. Bahr ist er blos allezeit gewesen, ist mit Allem gegangen, was mir nach Minorität roch u.s.w. besonders abstoßend wirkte auf mich seine "Monarchen-Erziehung," die ihm Kerker eintrug. 26 Nicht nur fand ich den Aufsatz flegelhaft, sondern vor Allem zu billig. Hätte er nur, wie schon dazumal ich selbst, in das Leben der historischen Reichen Einblick gehabt (aus nächster Nähe), es wäre ihm nicht eingefallen, daß mehr „Erziehung“ zu suchen, als sich der Sachlage nach überhaupt erzielen läßt. 27 Mit demselben Rechte müßte er die Masaryk , Harding , Ebert , Wilson , u.s.w. beanstanden. 28 Der Beruf, der Umfang der Geschäfte ziehen {5} da Grenzen, die nur in den seltensten Fällen einer zu überschreiten die Kraft hat. Nicht einmal über die eigenen Güter, die irdischen, hat so einer Überblick: ein majordomus muß täglich Vortrag halten, der den Besitzer nur 29 langweilt. Auf „Vorträge“ ist jeder Präsident angewiesen, 30 u. genau so ist es bei einem Kaiser, der nicht Alles zu wissen, Alles zu können braucht. Ein arger Misbrauch H’s – wieder eine Mantelhängerei – war es, der mich veranlaßt hat, ihm – verzeihen Sie das 31 Wort – einer Fußtritt zu geben, trotz aller 32 Not. Dazu kam noch die Einsicht, daß ich mich den Lesern gegenüber nicht so verständlich machen konnte, als ich auf andere Art es erhoffen dürfte. Schon damals habe ich meine Theorien entworfen u. es drängte mich übermächtig, sie auszugestalten. „Volk–Regierung“] 33 Es sei Ihnen verraten, daß ich für die Zeit nach dem Erscheinen des IV. Bd. 34 u. der „Formenlehre“ ein Werkchen plane, etwa „Zukunft der Menschheit“ betitelt: 35 Bis dahin wird das vollständige Werk der „Th. u. Ph.“ 36 den Beweis erbracht haben, daß es geradezu Pflicht eines Menschen ist, der Einblick in Urgesetze hat, wenn auch nur solche musikalischer Art, sich zu dieser Frage zu äußern: daß er dazu mehr Befugnis hat, als die vielen Minister, Parteiler, Philosophen u. Dichter, 37 die den Anblick von Urgesetzen ein genossen, steht fest. Könnten Sie die ungeheuren Zurüstungen sehen, die schon seit Langem gemacht sind, Sie hielten es für Blendwerk! Wer wie ich die Synthese eines Geniewerkes erfüllt u. in Worte gefaßt, darf sich an jene Aufgabe mit mehr Recht wagen, als die Rolland s, Barbusse s, Bernstein , Kautsky , Marx , Engels , Wells u.s.w. Aus Hochschätzung für Sie, den ich als einen Mann ohne Tadel kenne, will ich hier einige Bekenntnisse ablegen, die, ich kann sagen, seit Kindheitstagen mit mir gehen. Ich will sie nicht in der Sprache ausdrücken, die heute allen Unklaren eigen ist, sondern so natürlich als möglich, das Wort im heiligsten Sinne der Natur verstanden. {6} „Antropomorphes,“ „Antropozentrisches“ Denken ist mir 38 eine Beleidigung der Natur, ein Größenwahn des Menschen. „Heiligen Frieden in der Natur“ sieht der Mensch, wenn nur er selbst die Arbeitsstätte verlassen u. z.B. einen Ausflug macht: die Natur raste mit ihm, meint er. Auch Dichter fühlen so, u. doch finde ich es dichterischer, mich bescheiden vor dem Kampf zu neigen, der in der Natur auch während meiner Feierstunden rast. Auch ich ihr Kampfobjekt, füge ich mich fürchtig u. dankbar, wie ein neuer Adam, ein: so fühle ich mich glücklich. Was Menschen sonst an jeder Jugend als „Entwicklung,“ „Fortschritt“ wahrzunehmen glauben, halte ich blos für Reflex † körperlichen Wachstums: lassen Sie dieses ein reifes Stadium erreichen, u. schon auch ist der Durchschnittsmensch da, mit seiner 39 unüberschreitbaren Grenze. Daß die Jugend selbst sich im „Fortschritt“ nährt, ist auf die gleiche Täuschung hinzuführen, die der Reisende hat, wenn er die Eisenbahn benützt: Die Landschaft steht, u. so steht auch der Kopf, während das körperliche Wachstum ein geistiges vorläuft. Der Mensch duftet nur aus dem Gehirn, stinkt aber aus dem Gedärm. Das ist Wille der Natur, der das Genie wie der Trottel beugt. 40 So auch ist es in der Gesammtmenschheit : sie duftet aus Einzelnen, die ihr Gehirn u. Auge sind, u. stinkt aus der Masse. Das Schauerliche von heute ist, daß sich der Hintere herausgenommen hat, nicht mehr der Hintere sein zu wollen, als hinge es von seinem Trotz ab, u. nicht vielmehr davon, ob die Natur Gehirnnerven auch in den Hinteren einbaut, was sie dem Menschen zu gefallen doch niemals tun wird. (Sie hat ihre Gründe.) In Wiener Mundart ist: „ich bin nicht zu die Bücher“ stolzer Ausdruck 41 eines Menschen, der sich den Gegenständen der Welt zuwendet, Bewußtsein u. Denken weder er- noch verträgt. Die selbe gilt von {7} Völkern: durch geographischer Lage, Klima, Geburt überhaupt sind manche „zu die Bücher,“ manche nicht. Ein schauerliches Urgesetz ist: der Mensch 42 fühlt sich wohl, wenn er sich sein Gedärm erleichtert, hält sich aber die Nase zu u. schimpft, wenn sich ein Anderer das seine erleichtert! Die Prolongationen dieses Urgesetztes sind Inhalt aller † Menschenkämpfe: Ein Diebsvolk – oder DiebsMensch, fühlt sich durch den Diebstahl erleichtert, schreit aber: „Unrecht, Gewalt,“ wenn ein Anderer stiehlt. Jegliches Unrecht, 43 will Jeder selbst begehen – Gedärmerleichterung –, aber empfindlich bleibt er, wo er leiden soll. „Ich sehe immer nur andern u. dich nur, wie du erscheinen willst, aber nicht wie du bist“ ( Bonsels 44 ), ist dennoch eine solche Art: dem sich ein Lastergestank Erleichternden noch damit hineinzuhelfen, daß man Erleichterung für Gehirnduft auslege, ist auch vergeblich. Gewissen, Reue, Einsicht hören auf, wo ein solcher Naturvolk vorliegt. 45 Man kommt um das Naturgesetz nicht herum, wie immer man sich dazu stelle. In diesem Zusammenhange sei Ihres Briand nun noch einmal gedacht: Nach Gedärmerleichterung ist auch der Franzose „vernünftig.“ (Nebenbei Br. ist ungebildet, daß er in offener Parlamentssitzung vom Konzil „de trente“ sprach (Trient!?!), sprach, er [der Katholik!] 46 der heute vielgenannte Alain spricht zuerst – Gedärmerleichterung – von „einer Republik von jenseits des Rheins“, hernach ist er wirklich trefflich. (Hat so etwas aber Wert?) Voltaire schiebt in Getreide – Gedärmerleichterung –, ist im Übrigen „vernünftig“ (nach Goethe, „ohne Tiefe“). Anatole France , Loti , Claudel , Rolland , Barrés sind alle sehr „vernünftig“, aber nach † 47 Gedärmerleichterung. Den Nobel-Preis auf der Hand schwört Anatole France seine frühere Religion, den Kommunismus, ab. Claudel ergeht sich in Mysterien, aber seine – Kriegshetze ? Und Loti ’s Haß ? Der Vizepräsident der Franz-Lig[u]e f. Menschenrechte, Prof. Basch (Paris), erzählt soeben in Berlin u. Wien , {8} die deutschen hätten binnen einem Jahrhundert 3 mal die Franzosen überfallen, so den Bonaparte (!!), Napol. III, u. die Republik. Was heißt das? Der überfallende Franzose fühlt sich immer überfallen, der Überfall als Gedärmerleichterung tut ihm wohl, u. er begreift nicht, weshalb der Deutsche die Nase zuhält, oder besser zuhalten müßte. 48 Seitdem wir von der Natur abgewichen, nicht mehr auf Zweigen hüpfen u. von Gras oder dgl. uns nähren, dafür aber in die Künstlichkeit eines Staates eingegangen, ist es ausgeschlossen, daß die Menschheit mit ihr ja fertig wird. Ginge es von einem Mozart , Beethoven ab, einen Staat nach seinem Gefühl für Urgesetze zu – komponieren, dann gienge es, aber die Masse weiß nicht einmal, daß es um eine Künstlichkeit geht, die als solche Fälschungen braucht, geschweige daß sie bei ihrer Unbegabung Mittel fände, zumal heute, wo schon Neger erklären, sie wollten sich selbst regieren, weil sie es auch schon treffen(!?). 49 Solange der Mensch den Größenwahn hat, Gott gar nach seinem Ebenbilde zu formen, ihn zu verleugnen, wenn er nicht zu gutem, bequemen [recte bequemem] Leben verhilft (Religion geht durch Magen-Feiertage), nach der Unsterblichkeit 50 verlangt, weil es ihm unerträglich ist, zu denken, er 51 könnte mal sein Ende haben, u. was noch sonst an Erscheinungen von Größenwahn gibt, wieder den Weg 52 zum Staat nicht finden, denn dieser heißt: Künstlichkeit, also Zwang 53 u. Fälschung. Dazu kommt, daß jeder Mensch irgendwie betrügen muß. Auch im Stoff liegt die Nötigung dazu. 54 Die ehrenhafteste Großkaufleute haben mir versichert: „Im Geschäft betrüge ich, aber außerhalb des Geschäftes lüge ich nie.“ Eine Welt von Spinoza s zu denken ist unerlaubt, aber schon 1 Wilson , unter Millionen Spinoza s würde den Bund beschmutzen u. sprengen. 55 Es geht nicht, weil die Natur es gar nicht so haben will. Sie hat dem menschlichen Körper dessen Organen {9} Fallen gestellt, an denen er früher oder später zugrunde geht, so aber auch 56 dem Menschheitskörper. Bin ich darum pessimistisch? Sicher nicht. Im Gegenteil. Ich liebe u. verehre den Willen der Natur bis zum Äußersten meiner eigenen Vernichtung. – Ich glaube nur in die Auslese der Natur, u. nicht an eine ihr auf demokratisch abzutrotzende. – Ich danke Gott, daß er meine hochlieben Eltern mit der Frommheit 57 ausgestattet hat, 12 Kinder zu zeugen 58 u. um sie alles Ungemach zu tragen. Wenn mein Vater aus Mangel an Jugend, 59 dem Gedanken eines sehr berühmten Gelehrten, (den ich selbst gut kannte) eines Freundes von E. Mach , eines großen Entdeckers u. heilandsgütigen Menschen, gefolgt wäre, der von Voltaire u. Marx kommend forderte, der Stand sei auch berechtigt, 60 Kinder zu töten, um der Lebenden willen, – ich wäre nicht am Leben, 61 da ich eins der mittleren Kinder war, u. dafür bliebe ein Abhub, der das Leben gar nicht verdient. Wohin man nur mit einem Mitleid kommt, das doch wieder auf der anderen Seite zur eckelerregendsten Grausamkeit ausarten muß! (Wir wissen es ja heute schon alle, alle, daß das Proletariat kein Mitleid kennt, sohin auch das Mitleid nicht verdient, das ihm gestern entgegengebracht wurde. Gedärmerleichterungsfrage.) – Und als Unsterblichkeit der Sache fasse ich mein einmaliges Leben auf. Nicht mit dem Ewigen um Zeit-Ewigkeit [?rettzuleben], fühle ich das Bedürfnis, ich fühle mich auch schon in der Spanne Zeit „unsterblich,“ als Teil des Ewigen, u. nicht anders als der Wurm, Vogel, Fisch, die ebenfalls seine Wunder sind. Der Mensch ist so nicht schlecht, nicht gut, nur für die Künstliche Aufgabe unzulänglich, u. größenwahnsinnig vor Gott, Natur u. der Ewigkeit. Trotz Kopernikus gibt er sein antropozentrisches Denken nicht auf u. stolzirt darüber, wie über einer Tuberkulose. Er maßt sich an, der Natur ihre Hauptwaffe, {10} die Vernichtung, zu entreißen, oder wenn sie schon sein muß, denkt er sie lieber dem Andern als sich zu. Das Letztere muß auch bleiben : er oder ich! (Er und ich ist schon Synthese, u. diese wird schon zu zweit nicht – Ehe, Freundschaft –, geschweige zu Millionen erreicht.) 62 Verteidige ich aber mit meinem Leben auch die Kunst, so habe ich alle Ursache, nicht zu weichen einem, der eine solche Aufgabe nicht hat. Zwischen Volk u. Regierung vermag ich nicht zu unterscheiden. Ist Ebert nicht mehr „Volk“, seit er präsidiert, 63 u. wird er wieder „Volk“, wenn er vom Amt zurückschritt? Und in einem Staat, in dem Alle mitregieren, als Wähler, Parlamentarier, Beamter u.s.w., gebe es nur eine Regierung 64 ? Wo ist denn aber dies „Volk“ letztere ? Hier liegt ein Irrtum 65 vor: jede Regierung enttäuscht, Tyrann, Oligarch, Kaiser, Präsident – muß doch jede Regierung auch betrügen, wie der Einzelmensch, es liegt in der Natur der Dinge so! – daher sucht man den Glückseligkeitswahn zunächst durch Entgegensetzung von „Volk“ u. „Regierung“ noch irgendwie zu retten. 66 „Französisches“] Daher traue ich auch in Frankreich Volk u. Regierung nicht. Das Volk selbst ist kleinlich, roh, nicht allzu begabt (weil maßlos 67 eitel). Die Tat ist dort immer eine – Gedärmerleichterung, nur huscht ihr Wort dort schöner darüber weg. Sogar „die Weise aus Frankfurt“ – so meine ich die Frkf. Ztg im Gegensatz zu Schopenhauer 68 – weiß schon ihren „ausgesprochenen klein-bürgerlichen Geist, der im kleinen Rentner seine vollendete Verkürzerung gefunden hat.“ Ein solches humus taugt nicht viel, u. ich lobe mir die deutsche Arbeitsfreude: der Fleiß des deutschen Kaufmanns, Arbeiters sogar ist derselbe † , der im deutschen Genie sich als „Schöpfung“ bewährt! Die Westvölker treiben Handel, als daß sie arbeiteten; sie verspotten den d. Fleiß, der etwa Genie-Vorzeichen ist. Nicht allein Revision des {11} Versailles „Vertrags“, 69 eine Revision der Westvölker überhaupt täte not. Auch die Weltgeschichte ist falsch geschrieben, nicht nur die Musikgeschichte. – Der berühmte Philolog H. Schuchardt hat gemeint: „Was hat es uns u. den andern genützt, daß wir in ihrer Sprache zu ihnen geredet haben? Damit sie uns kennen lernen, müssen sie unsere Sprache erlernen.“ Dazu ist aber der Frankreicher nicht fähig u. daher wird eine Verständigung niemals gelingen, höchstens daß der deutsche zu jeder Gedärmerleichterung (um Diebstahl des Rheins, Oberschlesiens u.s.w.) entzückt die Nase darbietet! Auch Wollten wir auch mit unserer besseren Art ein Beispiel geben, es hülfe nichts, denn der Franzose fühlt sich im Rechten (s.o. Basch) 70 – das ist ja zugleich der tragischer Sinn der vielgenannten Gedärmerleichterung. „höhere Ebene“] G. Mahler schwärmte für so etwas (der er nämlich selbst der „Star,“ die Spitze war: auch Lenin schwärmt aus demselben Grund für die Ebene). U. doch, hätte ich nicht z.B. d'Andrade als „Don Juan“ gehört, niemals hätte ich, trotz Mahler , eine solche Mozart -Vollendung für überhaupt ausführbar gehalten! Und wie der Dramatiker nur auf die höchsten Punkte eines Menschenlebens, der Maler auf solche der Natur achtet, so achte auch ich auf Allem auf die höchsten Möglichkeiten, die allein dem Stand der Kunst anzeigen. 71 Und wenn von Frankreich 72 die „moralische Führung“ ( Cailleux [ 73 ) beansprucht wird, von der geistigen nicht zu sprechen, bei so viel Ebene, wüßte ich nicht, weshalb Deutschland bei solchen Spitzen unter die Französische Ebene sich begeben soll. H. Basch stellt entgegen: „ Rabelais , Descartes , Molière , Racine , Voltaire , V. Hugo , Pasteur , Bergson , / u. Kant , Hegel , Goethe , Schiller , Mozart , Beethoven , Nietzsche u. Einstein ,“ wahrlich man müsste ein O. E. Curtius oder Hofmüller sein (die vor Goethe die Schätzung, aber niemals seine Distanzierung des Franzosentums anzunehmen befahigt sind), seiner {12} muß man sein, um nicht zu begreifen sehen , was man förmlich auf die Wege legen kann., Übrigens, dächte man auch so wie die deutschen Demokraten, dort die „Originalen“ hier (bei den Deutschen) blos die „Vertiefer“ – feine Geniekenner was? –, was nützte auch das? Wie oft denn soll Deutschland Frankreichs „Überlegenheit“ bezahlen, mit Lande, Menschen? Ist nicht schon genug Honorar entrichtet worden? (Werde ich für eine Stunde denn 2-, 3-, 4mal bezahlt?) Wie lange, wie oft noch soll dieses Verhältnis andauern, wiederkehren? 74 Er oder ich will die Natur! (Der Franzose fühlt’s, der Deutsche nicht.) 75 International? Übernational? Als Lösung? Gäbs wieder eine allgemeine Bindung, wie einstmals das Schriftentum, das Lateintum, dann gienge es eine Weile vielleicht. Zu Gunsten der Idee ganz auslöschte: D. wäre dann als Nation einfach nicht mehr da, aber darum nicht schon das Internationale da! Ich entsinne mich eines Bildchens in den „fliegenden Blättern“: der Tierfreund. Stand da ein grundgutes Männchen u. geringster freudig über einen — Flohbesuch auf dem Rücken. 76 So ein Tierfreund war u. bleibt Deutschland: es grinst freudig über den Besuch von Wanzen, Flöhen u.s.w.; als wäre Gottes Wort (s. T.I 1.28) „und füllet die Erde, u. machet sie euch untertan“ 77 an diese Tierchen, u. nicht an die Menschen ergangen. (Ein 70-Millionen Volk so feig, so erbärmlich !). – 78 So brauche ich nichts zurückzunehmen, wie es heute die Demokraten, Pazifisten, die auf dem Kongreß für Sozialpolitik, ja sogar die Unabhängigen tun müssen. 79 Ich lege Ihnen 3 Aufsätzte von Nitti bei, der kein „Germaniak,“ kein „Alldeutscher,“ „Völkischer“ ist; sie dürften Ihnen sonst kaum zugänglich sein. Und daß ich Sie damit aus der Ruhe scheuche, wollen Sie mir zugute halten: ich meine es gut, auch ohne Sie bekehren zu wollen. 80 © Transcription Ian Bent and Lee Rothfarb, 2006 |
Many thanks for your first letter. 2 Your opus has arrived in the meantime, for which I thank you no less cordially. In issue 4 of Der Tonwille , I may first have the opportunity to make mention of your Piano Method (the third issue is already at the printer), 3 and only after the difficulties of the onset of lessons are past will I study your opus and give an accounting of it. I will also now answer your last question about the plan for my immigration. Through Prof. Straube I found out that Leipzig University considered appointing me last year but ultimately refrained from doing it in consideration that a purely artistic environment suits me better than the more historically oriented one within the university. How nicely and correctly determined! I don't know whether Straube's efforts to bring me to Leipzig or Berlin will succeed. I believe 4 my pronounced anti-democratic attitude militates against an appointment at the Berlin Hochschule. "Handcuffs for reactionary chaps!" might the musician's collegium say with Scheidemann. I value highly your acknowledgment of my cumulative work as a whole and individually. However, I myself admit that the new material in the second volume of Counterpoint will have its clear effect only through the third 5 (the next volume), that is the concepts of nodal point, 6 interval of a fourth, linear progression of a fourth, seventh 7 as passing tone and as suspension, laws of the passing tone in general, and so forth. I have to conceptualize patiently and {2} accept all misapprehension and misunderstanding, however it may come. For nothing is so difficult for people as the view of primordial laws. Whoever lacks the strength to penetrate to them is incapable of following when someone else resolves a phenomenon into a primordial law. Alone the contemplation of the individual phenomenon already exhausts their full strength, let alone anything remaining 8 for grasping a primordial law, which remains for them something intellectually alien even though it has a visible residue in the phenomenon. In all periods, this insufficiency 9 makes itself known no less outside of art. You encounter it in the areas of culture, religion, politics. People already break down with individual phenomena, but nevertheless develop "ideas," "utopias" 10 that must be false to the same extent! And with that I come to the crux of this letter which, taking advantage of these last free days, I resolved to think about somewhat further. Originally, I had planned to use all the material that I piled up on the table for the purpose. But I accepted the impossibility and, following the course of your letter, content myself to merely make remarks. "Briand"] 11 When years ago I spoke to Schoenberg ‒ whom I saw often and who virtually loved me ‒ about Reger, I ran up against inexplicable resistance. After an hour and a half of the most idle talk back and forth, I developed suspicion and asked: "Dear Schoenberg, what [music] do you actually know of Reger?" I got the answer, "Nothing, not a note." At that point, I gave my displeasure free reign. Now, Schoenberg I am not, ‒ just as I speak about Bruckner [and] Strauss, for example, after I have not only acquired but also closely read and often heard in concerts 12 their complete works, I operate similarly in every {3} other field. As 13 with music, I do not speak before I have envisioned, as it were, the primordial laws. Even though totally without means, living from hand to mouth, during all the war years I had home subscriptions to no fewer than nine daily newspapers of all orientations (foreign and domestic). Do you know another on the globe who would have had the boldness for such a monetary sacrifice? While doing that, I declined out of principle every offer of a fee increase, even from the richest students, in order not to dirty myself with a More-Money mentality which, despite increasing inflation, seemed to me a crime against those struggling on the outside. Because of a store of so many newspapers that I accumulated ‒ I devoured outside of my home everything that was in any way attainable 14 ‒ I lost 30 pounds in body weight. I suffered unspeakably, but did not let up in following the activities of the democrats, social democrats, nationalists, pacifists, internationalists in their newspapers, and in saving the most important records! (I estimate them at many, many thousand items.) In the further course of time, I formed sufficient judgment, for example, about our Arbeiter-Zeitung (Berliner "Forward") 15 in order to remove it from the house[ 16 because of its disgusting manner (owing to immaturity), but still today, as I struggle tremendously with life, I subscribe to three large daily papers, from Vienna , Berlin , and Frankfurt , which are of different orientations. How often did I have to entreat the publisher to help me out 17 with the exorbitant [German] Mark 18 regarding quarterly orders, 19 and yet do not let up on that conscientiousness! After all of this, you may certainly assume that it is an inner, not merely a superficial conscientiousness. {4} "Harden"] Already during my earliest years, because I had to support mother, sister, younger brother (today the so ungrateful billionaire) and nieces by giving piano lessons, I gladly accepted an offer from a Viennese friend of Harden to write something for him. They were my very first attempts and I thank Harden for having the courage to publish them, for the multiple effects of the collaboration help in any case to prepare for a better future. 20 From the first moment, without having understood anything, he showed me boundless, even stirring trust. However, I could not return that love. I soon saw that he had mastered no issue independently, consequently is relegated to judge according to unrelated, insubstantial, even foreign viewpoints. 21 "Being different than the others" had to be the reward, subconsciously, that he pursues up to the present. And then again he was precisely for that reason just like the others who conceal their lack of independence (= insufficiency) from themselves in the same manner. 22 He scolded the newspaper editors, the underlings as though a daily paper without mundane dirt were even possible ‒ our Karl Kraus is just as childishly immature ‒ but managed altogether differently himself. Even 23 with me he did not shy away from frequently 24 attempting to exert influences depending on how he himself 25 was influenced. (But I did not yield.) He has merely always been a pathetic H. Bahr, went along with everything that smelled of minority, etc. His "Monarch's Education," which got him jail time, had an especially repulsive effect on me. 26 Not only did I find the essay boorish but above all too cheap. If only he had had insight (at close range) into the life of the historically rich, as even I did back then, it would not have occurred to him to seek more "education" than can be achieved according to circumstances generally. 27 He would have to object to Masaryk, Harding, Ebert, Wilson, etc., with the same authority. 28 The profession, the scope of the dealings draw {5} boundaries which one has the strength to transgress only in the rarest cases. Such a person does not even have an overview of his own goods, the mundane ones. A majordomo has to give a daily report that only 29 bores the owner. Every chairman depends on "reports," 30 and it is exactly the same with an emperor, who does not need to know everything, know how to do everything. It was an awful misuse by Harden ‒ again opportunism ‒ which caused me ‒ pardon the 31 expression ‒ to give him a kick despite all 32 necessity. Additionally there was the comprehension that I could not make myself as understandable to readers as I might have hoped in some other way. Back then I drafted my theories and I felt the powerful urge to develop them. "People's Government"] 33 I will reveal to you that I am planning a little work entitled, 35 perhaps, "Future of Humanity" for the time after the appearance of the fourth volume 34 and of the Theory of Form . At that point, the complete work of Theories and Fantasies 36 will have provided proof that it is the veritable obligation of a human being who has insight into primordial laws, even if only such of musical type, to speak out on that question. That he has more authority to do it than the numerous ministers, party-liners, philosophers and poets 37 who have enjoyed a glimpse of primordial laws is certain. Could you imagine the enormous preparations that have long since been made. They would consider it illusion! Whoever, like me, fulfills and formulates in words the synthesis of the work of genius may attempt such a task with more right than the Rollands, Barbusses, Bernstein, Kautsky, Marx, Engels, Wells, etc., of the world. Out of respect for you, whom I know as a man without reproach, I want to make some admissions which, I can say, have followed me since childhood. I do not want to express them in the language that is typical today for the unclear people, but rather as naturally as possible, the word understood in the most sacred sense of nature. {6} "Anthropomorphic", "anthropocentric" thinking is an insult to me, 38 humanity's delusion of grandeur. The human being sees "sacred peace in nature." When he alone, having left work, for example, goes on an outing, he thinks nature races along with him. Poets, too, feel like that, yet I do find it more poetic to bow humbly before the struggle which in nature also races onward during my leisure time. I, too, the object of nature's struggle, adapt myself reverently and gratefully, like a new Adam. In that way I feel happy. What people otherwise believe they perceive as "development" and "progress" in every youth I take to be merely the reflex † of bodily growth. Let that growth reach a mature stage, and the average person is there, with his 39 unexceedable limit. That youth nourishes itself in "progress" is to be attributed to the same illusion that a traveler has when he takes the train. The landscape stands still, and so too the head stands still while bodily growth precedes intellectual growth. The human being smells good only from the brain, but stinks from the bowel. That is the will of nature, to which genius bows, as does the nitwit. 40 It is like that in all humanity. It smells good as individuals, which are its brain and eye, and stinks as a mass. The horror of today is that the backside has decided no longer to want to be the backside, as though it depended on its defiance and no longer on whether nature installs brain nerves also into the backside, which it will certainly never do to please humankind. (It has its reasons.) In Viennese, the idiom "I am not into books" is a prideful expression 41 of a person who devotes himself to the material objects of the world, [but] neither endures nor abides consciousness and thinking. The same goes for {7} nations: through geographical location, climate, birth, some are "into books," some are not. A nightmarish primordial law is, the human 42 being feels fine when it alleviates its bowels, holds his nose and scolds, however, when another alleviates his bowels! The ramifications of this primordial law are the content of all † human conflicts: a thieving nation ‒ or thieving person feels relieved through thievery, but screams "injustice, violence" when another steals. Everyone wants to commit every injustice 43 themselves ‒ bowel alleviation ‒ but remains touchy wherever they are supposed to suffer. "I only ever see others, and see you only as you want to appear, but not how you are" (Bonsels 44 ), is nevertheless such a type: it is futile to help someone relieving himself of the stink of vice such that one construes the relief for the fragrance of the brain. Conscience, regret, insight cease where such a primitive race exists. 45 One cannot get around natural law, whatever one's attitude toward it may be. In this context, your Briand may be mentioned again. After alleviating the bowels the Frenchman, too, is "reasonable." (By the way, Briand is uneducated in that he spoke of the Council "de trente" (Trento!?!) in open parliament session, he [the catholic!] 46 the oft-mentioned Alain speaks first ‒ bowel alleviation ‒ of "a republic beyond the Rhine," afterward he is truly outstanding. (But does something of that sort have value?) Voltaire profiteers in grain ‒ bowel alleviation ‒ is otherwise "reasonable" (according to Goethe, "without depth"). Anatole France, Loti, Claudel, Rolland, Barrés are all very "reasonable," but after † 47 bowel alleviation. With Nobel Prize in hand, Anatole France foreswears his former religion, communism. Claudel indulges in mysteries, but his war baiting? And Loti's hate? The Vice-President of the French League for Human Rights, Professor Basch (Paris), says just recently in Berlin and Vienna {8} that the Germans attacked the French three times within one century, Bonaparte (!!), Napoleon III, and the republic. What is the meaning of that? The attacking Frenchman always feels attacked; the attack as bowel alleviation is good for him, and he does not grasp why the German holds his nose, or, better, should hold his nose. 48 Since we have deviated from nature, no longer hop around on branches and nourish ourselves on grass and the like, but instead have entered into the artifice of a state, it is out of the question that humankind can come to terms with it. If Mozart, Beethoven, were to compose a state according to his feeling for primordial laws, then it would work, but the mass does not even know that it is a matter of an artifice which, as such, needs falsifications, not to mention that in its lack of talent the mass would find means, particularly today, when even negroes proclaim that they want to govern themselves because they, too, can achieve it (!?). 49 So long as the human being has the illusion of grandeur even to create God according to his image, to disavow Him when He fails to help in bringing about a good, comfortable life (religion works because of gastronomic festivals), when he demands immortality 50 because it is unbearable for him to think that he 51 could at some point meet his end, and whatever other manifestations there are of illusions of grandeur, once again not to find the path 52 to a state, for the state means artifice, thus coercion 53 and falsification. On top of that comes the fact that every person must somehow cheat. The necessity for it also resides in the fabric 54 The most honorable big-time merchants have assured me: "I cheat in business, but outside of business I never lie." To imagine a world of Spinozas is disallowed, but even one Wilson among millions of Spinozas would sully and detonate the federation. 55 It will not work because nature simply will not have it that way. It has laid {9} snares for the human body, for its organs, on account of which it will founder sooner or later. So too 56 for the body of humankind. Am I therefore pessimistic? Certainly not. On the contrary. I love and honor the will of nature to my dying day. I believe only in the selection of nature and not in a selection defying nature on a democratic basis. I thank God that He endowed my most beloved parents with the piety 57 to produce twelve children 58 and to sustain them under all adversity. If out of lack of youth 59 my father had followed the ideas of a very famous scholar (whom I knew well myself), a friend of E. Mach, a great explorer and kindhearted man, who, descending from Voltaire and Marx, demanded that the standpoint of killing children for the sake of the living be also justified 60 ‒ I would not be alive 61 since I was one of the middle children, and would thus have remained a piece of refuse that does not even merit life. Where one ends up only with sympathy that surely must mutate, on the other hand, into the most disgust-evoking barbarity! (We all of us already know today that the proletariat knows no sympathy and so does not deserve the sympathy that would have been granted to it yesterday. A matter of bowel alleviation.) And I understand my one-time life as the immortality of the matter. I feel the necessity not in order to salvage eternity for the eternal; I feel "immortal" in the span of time, as a part of the eternal and nothing other than the worm, bird, fish, which likewise are wonders. The human being is, then, not bad, not good, just inadequate for the artistic task, and suffering from delusions of grandeur before God, nature, and before eternity. Despite Copernicus, he will not give up his anthropocentric thinking and is proud of it, as of tuberculosis. He presumes to wrest from nature its chief weapon, {10} death, or if death simply must be, he prefers to assign it to another rather than to himself. The latter state of affairs must also remain: him or me! (He and I is already [an example of] synthesis, and that is not even achieved with pairs ‒ marriage, friendship ‒ not to mention with millions). 62 If I also defend art with my life, however, then I have all cause not to yield to someone who does not have such a task. I am not capable of distinguishing between folk and government. Is Ebert no longer "folk" since he is presiding, 63 and does he become "folk" again when he steps down from office? And in a state in which all co-govern, as voters, parliamentarians, civil servants, etc., would there be just one government? 64 But where is, then, this latter "folk" ? Herein lies an error. 65 Every government disappoints, tyrant, oligarch, emperor, president, ‒ every government must surely also betray, just as [does] the individual person, it is in the nature of things! ‒ thus people at first seek to rescue the illusion of happiness by opposing "folk" and "government." 66 "Things French"] Consequently, in France, I do not even trust folk, and government. The folk itself is petty, crude, not very talented (because exceedingly 67 vain). There, the act is always a ‒ bowel alleviation, only their word [merde] flits over it more felicitously. Even "the method from Frankfurt" ‒ with that I mean the Frankfurter Zeitung as opposed to Schopenhauer 68 ‒ knows of its "decidedly petty bourgeois spirit, which has found its perfected reduction in the little retiree." Such humus is not worth much, and I praise the German joy in work: the diligence of the German merchant, of the working man, is actually the same † kind which proved itself as "creation" in the German genius! The western nations carry on commerce as though they were working. They mock German diligence, which is perhaps an indicator of genius. Not just revision of the {11} Versailles "Treaty" 69 of the western nations in general would be necessary. World history, too, is incorrectly written, not only music history. The famous philologian H. Schuchardt thought, "What use was it to us and others that we spoke to them in their language? In order for them to acquaint themselves with us, they have to learn our language." But the Frenchman is not capable of it, and consequently communication will never succeed, at most that the German, charmed, offers his nose to every bowel alleviation (for theft of the Rhine, of Upper Silesia, etc.)! If we also wanted to provide an example with our better conduct, it would not help, for the Frenchman feels he is in the right (see above, Basch). 70 That is at the same time the tragic sense of the oft-mentioned bowel alleviation. "higher plane"] Gustav Mahler raved on behalf of something like that (of which he himself was the "star," the peak. Lenin, too, raved about the plane for the same reason.) But assuredly, had I not, for example, heard d'Andrade as "Don Juan," I would never have considered such perfection of Mozart even achievable, despite Mahler! And just as the playwright pays attention only to the highest points of a human life, the painter to those of nature, so in everything I too pay attention to the highest possibilities, which alone exhibit the status of art. 71 And when, with so much [higher] plane, France 72 lays claim to "moral leadership" (Cailleux 73 ), not to speak of intellectual leadership, I would not know why Germany with such peaks should place itself beneath the French plane. Mr. Basch counters: "Rabelais, Descartes, Molière, Racine, Voltaire, V. Hugo, Pasteur, Bergson, and Kant, Hegel, Goethe, Schiller, Mozart, Beethoven, Nietzsche and Einstein," truly one would have to be an O. E. Curtius or Hofmüller (who prior to Goethe were capable of accepting the appreciation of French-hood but never his dissociation from it), {12} would have to be him, in order not to see what one can formally put in motion. By the way, if one were also to think like the German democrats, over there the "originals," here (by the Germans) merely the "deepen-ers" ‒ fine experts on genius, eh? ‒ what use would that be? How often, then, should Germany pay for France's "superiority," with territory, with human beings? Hasn't enough remuneration been paid already? (Should I be paid two, three, four times for one lesson?) How long, how often yet should this relationship last, recur? 74 He or I want nature! (The Frenchman feels it, the German does not.) 75 International? Supernational? As resolution? If there were once again a general bond, as once in literature, in the world of Latin, then it might work for a while, perhaps. To the benefit of the idea completely extinguished. Germany would then simply no longer be there as a nation, but consequently not then the international there! I recall a little picture in the "fliers," the Animal Lover. A wholly good little male was standing there and was of smallest joy about a ‒ flea visitation on his back. 76 Germany was and remains such an animal lover; it grins joyously about the visitation of bugs, fleas, etc., as though God's word (Genesis 1:28), "And fill the earth and subdue it" 77 were directed at these little animals and not at humanity. (A nation of 70 million so cowardly, so pitiable!). 78 Thus I have to retract nothing, as must the democrats, pacifists, those in congress for social politics, indeed even the independents today. 79 I am enclosing for you three essays by Nitti , who is not a "Germaniac," not a "Pan-German," not folkish. They may otherwise scarcely be available to you. And you should account to my credit that with them I rouse you from tranquility. I mean it for the good, and without converting you. 80 Now warm greetings and good wishes for fall and winter, Yours, [signed:] H Schenker September 25, 1922 © Translation Lee Rothfarb, 2006 |
Für Ihren l. Brief besten Dank. 2 Inzwischen ist auch Ihr opus angelangt, für das ich nicht minder herzlich danke. Im 4. Heft des „Tonwille“ dürfte ich die erste Gelegenheit haben, Ihrer „Klavierübung“ zu gedenken (das 3. Heft ist schon im Druck) 3 u. bis nur die Schwierigkeiten des Unterrichtsanfanges vorüber sind, will ich Ihr opus durchstudieren u. Rechenschaft legen. Und gleich beantworte ich Ihre letzte Frage nach dem Plan meiner Auswanderung. Durch Prof. Straube brachte ich in Erfahrung, daß im Vorjahr die Universität Leipzig an meine Berufung dachte, schließlich aber davon Abstand genommen in Erwägung, daß mir ein rein künstlerischer Wirkungskreis besser zusagt, als der mehr historisch gerichtete innerhalb der Universität. Wie nett u. richtig eingefunden! Ob es Straube ’s Bemühung gelingen wird, mich nach Leipzig oder Berlin zu bringen, weiß ich nicht. Einer Berufung auf die Hochschule Berlin steht, glaube ich, 4 meine ausgesprochene antidemokratische Gesinnung entgegen. „Handschellen für reaktionäre Burschen!“ dürfte das Musiker-Collegium mit Scheidemann sagen. Ihre Anerkennung meines Gesamtwirkens im Ganzen u. Einzelnen schätze ich hoch. Doch gestehe ich selbst, daß das Neue in II2 erst durch II3 5 (den nächsten Band) sich klar auswirken kann, so die Begriffe Knotenpunkt, 6 Quartraum, und -Zug, 7 7 als Dchg. u. als Vorhalt, Durchgangsgesetze überhaupt u.s.w. Ich muß mich also in Geduld fassen u. alles Verkennen oder Misverstehen hin- {2} nehmen, wie es eben kommen mag. Denn nichts fällt dem Menschen so schwer, als der Anblick von Urgesetzen. Wer nicht eigene Kraft hat, zu ihnen vorzudringen, vermag auch nicht zu folgen, wenn ein Anderer ihm die Erscheinung in das Urgesetz auflöst; schon nur das Betrachten der Einzelerscheinung erschöpft seine ganze Kraft, geschweige daß er etwas erübrigte 8 für das Erfassen eines Urgesetztes, das ihm ein fremdes Geistiges bleibt, obgleich es in der Erscheinung auch sichtbaren Niederschlag hat. Außerhalb der Kunst macht sich diese Unzulänglichkeit 9 nicht minder geltend: auf den Gebieten der Kultur, Religion, Politik begegnen Sie ihr zu allen Zeiten; man scheitert schon an Einzelerscheinungen, entwickelt gleichwohl aber „Ideen,“ „Utopien,“ 10 die im selben Maße falsch sein müssen! Und da bin ich schon bei dem Kern dieses Briefes, den ich, die letzten freien Tage ausnützend, etwas weiter zu fassen mich entschloß. Ursprünglich hatte ich vor, das ganze Material, das ich auf dem Tische eigens aufgeschüttet habe, zu verwenden. Ich sah aber die Unmöglichkeit ein u. bescheide mich, den Windungen Ihres Briefes folgend, blos Bemerkungen zu machen. „Briand“] 11 Als ich vor vielen Jahren mit Schönberg , den ich oft sah u. der mich geradezu liebte, über Reger sprach, stieß ich auf unerklärlichen Widerstand. Nach 1½ Stunden müssigsten Hin- u. Herredens schöpfte ich Verdacht u. frug: „Lieber Schönberg , was kennen Sie eigentlich von Reger ?“, „Nichts, nicht eine Note,“ bekam ich zur Antwort. Da ließ ich meinen Unmut wilden Lauf . . . Nun, Schönberg bin ich nicht, – sowie ich z.B. über Bruckner, Strauss spreche, nachdem ich ihre sämtlichen Werke nicht nur erworben, sondern auch genau gelesen u. in Konzerten oft 12 gehört habe, so treibe ich es auf jedem {3} anderen Gebiet. Nicht eher spreche ich, bis ich nicht, wie 13 in der Musik, gleichsam die Urgesetze mir vergegenwärtigt habe. Obgleich vollständig mittellos, von der Hand in den Mund lebend, habe ich in allen Kriegsjahren nicht weniger als 9 Tageszeitungen aller Richtungen (des Auslands u. Inlands) ins Haus bezogen, – wissen Sie noch einen auf dem Erdenrund, der ein solches Geldopfer zu bringen Mut gehabt hätte? Dabei habe ich selbst den reichsten Schülern gegenüber auf jede angebotene Honorar-Erhöhung grundsätzlich verzichtet, um mich nicht mit einem Mehr-Geld zu beschmutzen, das mir, trotz zunehmender Teuerung, ein Verbrechen an den Kämpfern draußen erschien. Über dem Vorrat, den ich in so vielen Blättern auftrat – dazu verschlang ich außer Hause Alles nur irgendwie Erreichbare 14 – verlor ich 30 Pfund an Körpergewicht; ich litt unsäglich, ließ aber nicht ab, das Treiben der Demokraten, Sozialdemokraten, Nationalen, Pazifisten, Internationalisten in ihren Blättern zu verfolgen u. die wichtigsten Belege – aufzubewahren! (Ich schätze sie auf viele, viele Tausend Stück.) Im weiteren Verlaufe hatte ich mir Urteil genug z.B. über unsere „Arbeiter.Ztg“ (= Berliner „Vorwärts“) 15 gebildet, um sie wegen ihres (aus Unreife) eckeln Betragens aus dem Hause 16 zu entfernen, beziehe aber noch heute, wo ich mit dem Leben entsetzlich ringe, 3 große Tagesblätter, aus Wien , Berlin u. Frankfurt , die verschiedener Richtung sind. Wie oft mußte ich schon den Verlag ersuchen, mir bei den Quartalsbestellungen 17 mir mit den unerschwinglichen MK 18 auszuhelfen, 19 u. lasse von dieser Gewissenhaftigkeit doch nicht ab! Daß es eine innere, keine blos äußerliche ist, nehmen Sie nach alldem wohl selbst an. {4} „Harden“] In jüngsten Jahren noch, da ich Mutter, Schwester, jüngeren Brüder (den heute so undankbaren Milliardär) u. Nichte von Klavierstunden zu erhalten hatte, nahm ich den Antrag eines Wiener Harden -Freundes, für ihn etwas zu schreiben, gern an. Es waren das überhaupt meine ersten Versuche u. ich danke es H., daß er Mut hatte, sie zu veröffentlichen, denn die vielfachen Auswirkungen der Mitarbeit helfen immerhin eine bessere Zukunft 20 vorbereiten. Er bezeigte mir, ohne daß er etwas verstanden hätte, unbegrenztes, ja rührendes Vertrauen vom ersten Augenblick an, doch konnte ich diese Liebe nicht erwidern. Ich sah bald, daß er keine Frage von Hand aus selbstständig beherrscht, folglich verurteilt ist, nach sachfremden unwesentlichen, sogar fremden Gesichtspunkten 21 zu urteilen. „Anders als die Anderen“ mußte unbewußt ihm Loh[n]ung werden, der er bis zur Stunde folgt. Und doch war er gerade dadurch genau wie die Anderen, die ihre Unselbstständigkeit (= Unzulänglichkeit) in derselben Art 22 vor sich selbst verbergen. Er beschimpfte die Zeitungsherausgeber, die „Kulis“ als wäre ein Tagblatt ohne irdischen Schmutz überhaupt möglich – unser Karl Kraus ist genau so kindisch unreif –, hielt es aber selbst ganz anders. Auch 23 mir gegenüber scheute er sich nicht, öfter 24 Beeinflussungen zu wagen, je nachdem er selbst 25 beeinflußt worden. (Ich gab aber nicht nach.) Ein pathetischerer H. Bahr ist er blos allezeit gewesen, ist mit Allem gegangen, was mir nach Minorität roch u.s.w. besonders abstoßend wirkte auf mich seine "Monarchen-Erziehung," die ihm Kerker eintrug. 26 Nicht nur fand ich den Aufsatz flegelhaft, sondern vor Allem zu billig. Hätte er nur, wie schon dazumal ich selbst, in das Leben der historischen Reichen Einblick gehabt (aus nächster Nähe), es wäre ihm nicht eingefallen, daß mehr „Erziehung“ zu suchen, als sich der Sachlage nach überhaupt erzielen läßt. 27 Mit demselben Rechte müßte er die Masaryk , Harding , Ebert , Wilson , u.s.w. beanstanden. 28 Der Beruf, der Umfang der Geschäfte ziehen {5} da Grenzen, die nur in den seltensten Fällen einer zu überschreiten die Kraft hat. Nicht einmal über die eigenen Güter, die irdischen, hat so einer Überblick: ein majordomus muß täglich Vortrag halten, der den Besitzer nur 29 langweilt. Auf „Vorträge“ ist jeder Präsident angewiesen, 30 u. genau so ist es bei einem Kaiser, der nicht Alles zu wissen, Alles zu können braucht. Ein arger Misbrauch H’s – wieder eine Mantelhängerei – war es, der mich veranlaßt hat, ihm – verzeihen Sie das 31 Wort – einer Fußtritt zu geben, trotz aller 32 Not. Dazu kam noch die Einsicht, daß ich mich den Lesern gegenüber nicht so verständlich machen konnte, als ich auf andere Art es erhoffen dürfte. Schon damals habe ich meine Theorien entworfen u. es drängte mich übermächtig, sie auszugestalten. „Volk–Regierung“] 33 Es sei Ihnen verraten, daß ich für die Zeit nach dem Erscheinen des IV. Bd. 34 u. der „Formenlehre“ ein Werkchen plane, etwa „Zukunft der Menschheit“ betitelt: 35 Bis dahin wird das vollständige Werk der „Th. u. Ph.“ 36 den Beweis erbracht haben, daß es geradezu Pflicht eines Menschen ist, der Einblick in Urgesetze hat, wenn auch nur solche musikalischer Art, sich zu dieser Frage zu äußern: daß er dazu mehr Befugnis hat, als die vielen Minister, Parteiler, Philosophen u. Dichter, 37 die den Anblick von Urgesetzen ein genossen, steht fest. Könnten Sie die ungeheuren Zurüstungen sehen, die schon seit Langem gemacht sind, Sie hielten es für Blendwerk! Wer wie ich die Synthese eines Geniewerkes erfüllt u. in Worte gefaßt, darf sich an jene Aufgabe mit mehr Recht wagen, als die Rolland s, Barbusse s, Bernstein , Kautsky , Marx , Engels , Wells u.s.w. Aus Hochschätzung für Sie, den ich als einen Mann ohne Tadel kenne, will ich hier einige Bekenntnisse ablegen, die, ich kann sagen, seit Kindheitstagen mit mir gehen. Ich will sie nicht in der Sprache ausdrücken, die heute allen Unklaren eigen ist, sondern so natürlich als möglich, das Wort im heiligsten Sinne der Natur verstanden. {6} „Antropomorphes,“ „Antropozentrisches“ Denken ist mir 38 eine Beleidigung der Natur, ein Größenwahn des Menschen. „Heiligen Frieden in der Natur“ sieht der Mensch, wenn nur er selbst die Arbeitsstätte verlassen u. z.B. einen Ausflug macht: die Natur raste mit ihm, meint er. Auch Dichter fühlen so, u. doch finde ich es dichterischer, mich bescheiden vor dem Kampf zu neigen, der in der Natur auch während meiner Feierstunden rast. Auch ich ihr Kampfobjekt, füge ich mich fürchtig u. dankbar, wie ein neuer Adam, ein: so fühle ich mich glücklich. Was Menschen sonst an jeder Jugend als „Entwicklung,“ „Fortschritt“ wahrzunehmen glauben, halte ich blos für Reflex † körperlichen Wachstums: lassen Sie dieses ein reifes Stadium erreichen, u. schon auch ist der Durchschnittsmensch da, mit seiner 39 unüberschreitbaren Grenze. Daß die Jugend selbst sich im „Fortschritt“ nährt, ist auf die gleiche Täuschung hinzuführen, die der Reisende hat, wenn er die Eisenbahn benützt: Die Landschaft steht, u. so steht auch der Kopf, während das körperliche Wachstum ein geistiges vorläuft. Der Mensch duftet nur aus dem Gehirn, stinkt aber aus dem Gedärm. Das ist Wille der Natur, der das Genie wie der Trottel beugt. 40 So auch ist es in der Gesammtmenschheit : sie duftet aus Einzelnen, die ihr Gehirn u. Auge sind, u. stinkt aus der Masse. Das Schauerliche von heute ist, daß sich der Hintere herausgenommen hat, nicht mehr der Hintere sein zu wollen, als hinge es von seinem Trotz ab, u. nicht vielmehr davon, ob die Natur Gehirnnerven auch in den Hinteren einbaut, was sie dem Menschen zu gefallen doch niemals tun wird. (Sie hat ihre Gründe.) In Wiener Mundart ist: „ich bin nicht zu die Bücher“ stolzer Ausdruck 41 eines Menschen, der sich den Gegenständen der Welt zuwendet, Bewußtsein u. Denken weder er- noch verträgt. Die selbe gilt von {7} Völkern: durch geographischer Lage, Klima, Geburt überhaupt sind manche „zu die Bücher,“ manche nicht. Ein schauerliches Urgesetz ist: der Mensch 42 fühlt sich wohl, wenn er sich sein Gedärm erleichtert, hält sich aber die Nase zu u. schimpft, wenn sich ein Anderer das seine erleichtert! Die Prolongationen dieses Urgesetztes sind Inhalt aller † Menschenkämpfe: Ein Diebsvolk – oder DiebsMensch, fühlt sich durch den Diebstahl erleichtert, schreit aber: „Unrecht, Gewalt,“ wenn ein Anderer stiehlt. Jegliches Unrecht, 43 will Jeder selbst begehen – Gedärmerleichterung –, aber empfindlich bleibt er, wo er leiden soll. „Ich sehe immer nur andern u. dich nur, wie du erscheinen willst, aber nicht wie du bist“ ( Bonsels 44 ), ist dennoch eine solche Art: dem sich ein Lastergestank Erleichternden noch damit hineinzuhelfen, daß man Erleichterung für Gehirnduft auslege, ist auch vergeblich. Gewissen, Reue, Einsicht hören auf, wo ein solcher Naturvolk vorliegt. 45 Man kommt um das Naturgesetz nicht herum, wie immer man sich dazu stelle. In diesem Zusammenhange sei Ihres Briand nun noch einmal gedacht: Nach Gedärmerleichterung ist auch der Franzose „vernünftig.“ (Nebenbei Br. ist ungebildet, daß er in offener Parlamentssitzung vom Konzil „de trente“ sprach (Trient!?!), sprach, er [der Katholik!] 46 der heute vielgenannte Alain spricht zuerst – Gedärmerleichterung – von „einer Republik von jenseits des Rheins“, hernach ist er wirklich trefflich. (Hat so etwas aber Wert?) Voltaire schiebt in Getreide – Gedärmerleichterung –, ist im Übrigen „vernünftig“ (nach Goethe, „ohne Tiefe“). Anatole France , Loti , Claudel , Rolland , Barrés sind alle sehr „vernünftig“, aber nach † 47 Gedärmerleichterung. Den Nobel-Preis auf der Hand schwört Anatole France seine frühere Religion, den Kommunismus, ab. Claudel ergeht sich in Mysterien, aber seine – Kriegshetze ? Und Loti ’s Haß ? Der Vizepräsident der Franz-Lig[u]e f. Menschenrechte, Prof. Basch (Paris), erzählt soeben in Berlin u. Wien , {8} die deutschen hätten binnen einem Jahrhundert 3 mal die Franzosen überfallen, so den Bonaparte (!!), Napol. III, u. die Republik. Was heißt das? Der überfallende Franzose fühlt sich immer überfallen, der Überfall als Gedärmerleichterung tut ihm wohl, u. er begreift nicht, weshalb der Deutsche die Nase zuhält, oder besser zuhalten müßte. 48 Seitdem wir von der Natur abgewichen, nicht mehr auf Zweigen hüpfen u. von Gras oder dgl. uns nähren, dafür aber in die Künstlichkeit eines Staates eingegangen, ist es ausgeschlossen, daß die Menschheit mit ihr ja fertig wird. Ginge es von einem Mozart , Beethoven ab, einen Staat nach seinem Gefühl für Urgesetze zu – komponieren, dann gienge es, aber die Masse weiß nicht einmal, daß es um eine Künstlichkeit geht, die als solche Fälschungen braucht, geschweige daß sie bei ihrer Unbegabung Mittel fände, zumal heute, wo schon Neger erklären, sie wollten sich selbst regieren, weil sie es auch schon treffen(!?). 49 Solange der Mensch den Größenwahn hat, Gott gar nach seinem Ebenbilde zu formen, ihn zu verleugnen, wenn er nicht zu gutem, bequemen [recte bequemem] Leben verhilft (Religion geht durch Magen-Feiertage), nach der Unsterblichkeit 50 verlangt, weil es ihm unerträglich ist, zu denken, er 51 könnte mal sein Ende haben, u. was noch sonst an Erscheinungen von Größenwahn gibt, wieder den Weg 52 zum Staat nicht finden, denn dieser heißt: Künstlichkeit, also Zwang 53 u. Fälschung. Dazu kommt, daß jeder Mensch irgendwie betrügen muß. Auch im Stoff liegt die Nötigung dazu. 54 Die ehrenhafteste Großkaufleute haben mir versichert: „Im Geschäft betrüge ich, aber außerhalb des Geschäftes lüge ich nie.“ Eine Welt von Spinoza s zu denken ist unerlaubt, aber schon 1 Wilson , unter Millionen Spinoza s würde den Bund beschmutzen u. sprengen. 55 Es geht nicht, weil die Natur es gar nicht so haben will. Sie hat dem menschlichen Körper dessen Organen {9} Fallen gestellt, an denen er früher oder später zugrunde geht, so aber auch 56 dem Menschheitskörper. Bin ich darum pessimistisch? Sicher nicht. Im Gegenteil. Ich liebe u. verehre den Willen der Natur bis zum Äußersten meiner eigenen Vernichtung. – Ich glaube nur in die Auslese der Natur, u. nicht an eine ihr auf demokratisch abzutrotzende. – Ich danke Gott, daß er meine hochlieben Eltern mit der Frommheit 57 ausgestattet hat, 12 Kinder zu zeugen 58 u. um sie alles Ungemach zu tragen. Wenn mein Vater aus Mangel an Jugend, 59 dem Gedanken eines sehr berühmten Gelehrten, (den ich selbst gut kannte) eines Freundes von E. Mach , eines großen Entdeckers u. heilandsgütigen Menschen, gefolgt wäre, der von Voltaire u. Marx kommend forderte, der Stand sei auch berechtigt, 60 Kinder zu töten, um der Lebenden willen, – ich wäre nicht am Leben, 61 da ich eins der mittleren Kinder war, u. dafür bliebe ein Abhub, der das Leben gar nicht verdient. Wohin man nur mit einem Mitleid kommt, das doch wieder auf der anderen Seite zur eckelerregendsten Grausamkeit ausarten muß! (Wir wissen es ja heute schon alle, alle, daß das Proletariat kein Mitleid kennt, sohin auch das Mitleid nicht verdient, das ihm gestern entgegengebracht wurde. Gedärmerleichterungsfrage.) – Und als Unsterblichkeit der Sache fasse ich mein einmaliges Leben auf. Nicht mit dem Ewigen um Zeit-Ewigkeit [?rettzuleben], fühle ich das Bedürfnis, ich fühle mich auch schon in der Spanne Zeit „unsterblich,“ als Teil des Ewigen, u. nicht anders als der Wurm, Vogel, Fisch, die ebenfalls seine Wunder sind. Der Mensch ist so nicht schlecht, nicht gut, nur für die Künstliche Aufgabe unzulänglich, u. größenwahnsinnig vor Gott, Natur u. der Ewigkeit. Trotz Kopernikus gibt er sein antropozentrisches Denken nicht auf u. stolzirt darüber, wie über einer Tuberkulose. Er maßt sich an, der Natur ihre Hauptwaffe, {10} die Vernichtung, zu entreißen, oder wenn sie schon sein muß, denkt er sie lieber dem Andern als sich zu. Das Letztere muß auch bleiben : er oder ich! (Er und ich ist schon Synthese, u. diese wird schon zu zweit nicht – Ehe, Freundschaft –, geschweige zu Millionen erreicht.) 62 Verteidige ich aber mit meinem Leben auch die Kunst, so habe ich alle Ursache, nicht zu weichen einem, der eine solche Aufgabe nicht hat. Zwischen Volk u. Regierung vermag ich nicht zu unterscheiden. Ist Ebert nicht mehr „Volk“, seit er präsidiert, 63 u. wird er wieder „Volk“, wenn er vom Amt zurückschritt? Und in einem Staat, in dem Alle mitregieren, als Wähler, Parlamentarier, Beamter u.s.w., gebe es nur eine Regierung 64 ? Wo ist denn aber dies „Volk“ letztere ? Hier liegt ein Irrtum 65 vor: jede Regierung enttäuscht, Tyrann, Oligarch, Kaiser, Präsident – muß doch jede Regierung auch betrügen, wie der Einzelmensch, es liegt in der Natur der Dinge so! – daher sucht man den Glückseligkeitswahn zunächst durch Entgegensetzung von „Volk“ u. „Regierung“ noch irgendwie zu retten. 66 „Französisches“] Daher traue ich auch in Frankreich Volk u. Regierung nicht. Das Volk selbst ist kleinlich, roh, nicht allzu begabt (weil maßlos 67 eitel). Die Tat ist dort immer eine – Gedärmerleichterung, nur huscht ihr Wort dort schöner darüber weg. Sogar „die Weise aus Frankfurt“ – so meine ich die Frkf. Ztg im Gegensatz zu Schopenhauer 68 – weiß schon ihren „ausgesprochenen klein-bürgerlichen Geist, der im kleinen Rentner seine vollendete Verkürzerung gefunden hat.“ Ein solches humus taugt nicht viel, u. ich lobe mir die deutsche Arbeitsfreude: der Fleiß des deutschen Kaufmanns, Arbeiters sogar ist derselbe † , der im deutschen Genie sich als „Schöpfung“ bewährt! Die Westvölker treiben Handel, als daß sie arbeiteten; sie verspotten den d. Fleiß, der etwa Genie-Vorzeichen ist. Nicht allein Revision des {11} Versailles „Vertrags“, 69 eine Revision der Westvölker überhaupt täte not. Auch die Weltgeschichte ist falsch geschrieben, nicht nur die Musikgeschichte. – Der berühmte Philolog H. Schuchardt hat gemeint: „Was hat es uns u. den andern genützt, daß wir in ihrer Sprache zu ihnen geredet haben? Damit sie uns kennen lernen, müssen sie unsere Sprache erlernen.“ Dazu ist aber der Frankreicher nicht fähig u. daher wird eine Verständigung niemals gelingen, höchstens daß der deutsche zu jeder Gedärmerleichterung (um Diebstahl des Rheins, Oberschlesiens u.s.w.) entzückt die Nase darbietet! Auch Wollten wir auch mit unserer besseren Art ein Beispiel geben, es hülfe nichts, denn der Franzose fühlt sich im Rechten (s.o. Basch) 70 – das ist ja zugleich der tragischer Sinn der vielgenannten Gedärmerleichterung. „höhere Ebene“] G. Mahler schwärmte für so etwas (der er nämlich selbst der „Star,“ die Spitze war: auch Lenin schwärmt aus demselben Grund für die Ebene). U. doch, hätte ich nicht z.B. d'Andrade als „Don Juan“ gehört, niemals hätte ich, trotz Mahler , eine solche Mozart -Vollendung für überhaupt ausführbar gehalten! Und wie der Dramatiker nur auf die höchsten Punkte eines Menschenlebens, der Maler auf solche der Natur achtet, so achte auch ich auf Allem auf die höchsten Möglichkeiten, die allein dem Stand der Kunst anzeigen. 71 Und wenn von Frankreich 72 die „moralische Führung“ ( Cailleux [ 73 ) beansprucht wird, von der geistigen nicht zu sprechen, bei so viel Ebene, wüßte ich nicht, weshalb Deutschland bei solchen Spitzen unter die Französische Ebene sich begeben soll. H. Basch stellt entgegen: „ Rabelais , Descartes , Molière , Racine , Voltaire , V. Hugo , Pasteur , Bergson , / u. Kant , Hegel , Goethe , Schiller , Mozart , Beethoven , Nietzsche u. Einstein ,“ wahrlich man müsste ein O. E. Curtius oder Hofmüller sein (die vor Goethe die Schätzung, aber niemals seine Distanzierung des Franzosentums anzunehmen befahigt sind), seiner {12} muß man sein, um nicht zu begreifen sehen , was man förmlich auf die Wege legen kann., Übrigens, dächte man auch so wie die deutschen Demokraten, dort die „Originalen“ hier (bei den Deutschen) blos die „Vertiefer“ – feine Geniekenner was? –, was nützte auch das? Wie oft denn soll Deutschland Frankreichs „Überlegenheit“ bezahlen, mit Lande, Menschen? Ist nicht schon genug Honorar entrichtet worden? (Werde ich für eine Stunde denn 2-, 3-, 4mal bezahlt?) Wie lange, wie oft noch soll dieses Verhältnis andauern, wiederkehren? 74 Er oder ich will die Natur! (Der Franzose fühlt’s, der Deutsche nicht.) 75 International? Übernational? Als Lösung? Gäbs wieder eine allgemeine Bindung, wie einstmals das Schriftentum, das Lateintum, dann gienge es eine Weile vielleicht. Zu Gunsten der Idee ganz auslöschte: D. wäre dann als Nation einfach nicht mehr da, aber darum nicht schon das Internationale da! Ich entsinne mich eines Bildchens in den „fliegenden Blättern“: der Tierfreund. Stand da ein grundgutes Männchen u. geringster freudig über einen — Flohbesuch auf dem Rücken. 76 So ein Tierfreund war u. bleibt Deutschland: es grinst freudig über den Besuch von Wanzen, Flöhen u.s.w.; als wäre Gottes Wort (s. T.I 1.28) „und füllet die Erde, u. machet sie euch untertan“ 77 an diese Tierchen, u. nicht an die Menschen ergangen. (Ein 70-Millionen Volk so feig, so erbärmlich !). – 78 So brauche ich nichts zurückzunehmen, wie es heute die Demokraten, Pazifisten, die auf dem Kongreß für Sozialpolitik, ja sogar die Unabhängigen tun müssen. 79 Ich lege Ihnen 3 Aufsätzte von Nitti bei, der kein „Germaniak,“ kein „Alldeutscher,“ „Völkischer“ ist; sie dürften Ihnen sonst kaum zugänglich sein. Und daß ich Sie damit aus der Ruhe scheuche, wollen Sie mir zugute halten: ich meine es gut, auch ohne Sie bekehren zu wollen. 80 © Transcription Ian Bent and Lee Rothfarb, 2006 |
Many thanks for your first letter. 2 Your opus has arrived in the meantime, for which I thank you no less cordially. In issue 4 of Der Tonwille , I may first have the opportunity to make mention of your Piano Method (the third issue is already at the printer), 3 and only after the difficulties of the onset of lessons are past will I study your opus and give an accounting of it. I will also now answer your last question about the plan for my immigration. Through Prof. Straube I found out that Leipzig University considered appointing me last year but ultimately refrained from doing it in consideration that a purely artistic environment suits me better than the more historically oriented one within the university. How nicely and correctly determined! I don't know whether Straube's efforts to bring me to Leipzig or Berlin will succeed. I believe 4 my pronounced anti-democratic attitude militates against an appointment at the Berlin Hochschule. "Handcuffs for reactionary chaps!" might the musician's collegium say with Scheidemann. I value highly your acknowledgment of my cumulative work as a whole and individually. However, I myself admit that the new material in the second volume of Counterpoint will have its clear effect only through the third 5 (the next volume), that is the concepts of nodal point, 6 interval of a fourth, linear progression of a fourth, seventh 7 as passing tone and as suspension, laws of the passing tone in general, and so forth. I have to conceptualize patiently and {2} accept all misapprehension and misunderstanding, however it may come. For nothing is so difficult for people as the view of primordial laws. Whoever lacks the strength to penetrate to them is incapable of following when someone else resolves a phenomenon into a primordial law. Alone the contemplation of the individual phenomenon already exhausts their full strength, let alone anything remaining 8 for grasping a primordial law, which remains for them something intellectually alien even though it has a visible residue in the phenomenon. In all periods, this insufficiency 9 makes itself known no less outside of art. You encounter it in the areas of culture, religion, politics. People already break down with individual phenomena, but nevertheless develop "ideas," "utopias" 10 that must be false to the same extent! And with that I come to the crux of this letter which, taking advantage of these last free days, I resolved to think about somewhat further. Originally, I had planned to use all the material that I piled up on the table for the purpose. But I accepted the impossibility and, following the course of your letter, content myself to merely make remarks. "Briand"] 11 When years ago I spoke to Schoenberg ‒ whom I saw often and who virtually loved me ‒ about Reger, I ran up against inexplicable resistance. After an hour and a half of the most idle talk back and forth, I developed suspicion and asked: "Dear Schoenberg, what [music] do you actually know of Reger?" I got the answer, "Nothing, not a note." At that point, I gave my displeasure free reign. Now, Schoenberg I am not, ‒ just as I speak about Bruckner [and] Strauss, for example, after I have not only acquired but also closely read and often heard in concerts 12 their complete works, I operate similarly in every {3} other field. As 13 with music, I do not speak before I have envisioned, as it were, the primordial laws. Even though totally without means, living from hand to mouth, during all the war years I had home subscriptions to no fewer than nine daily newspapers of all orientations (foreign and domestic). Do you know another on the globe who would have had the boldness for such a monetary sacrifice? While doing that, I declined out of principle every offer of a fee increase, even from the richest students, in order not to dirty myself with a More-Money mentality which, despite increasing inflation, seemed to me a crime against those struggling on the outside. Because of a store of so many newspapers that I accumulated ‒ I devoured outside of my home everything that was in any way attainable 14 ‒ I lost 30 pounds in body weight. I suffered unspeakably, but did not let up in following the activities of the democrats, social democrats, nationalists, pacifists, internationalists in their newspapers, and in saving the most important records! (I estimate them at many, many thousand items.) In the further course of time, I formed sufficient judgment, for example, about our Arbeiter-Zeitung (Berliner "Forward") 15 in order to remove it from the house[ 16 because of its disgusting manner (owing to immaturity), but still today, as I struggle tremendously with life, I subscribe to three large daily papers, from Vienna , Berlin , and Frankfurt , which are of different orientations. How often did I have to entreat the publisher to help me out 17 with the exorbitant [German] Mark 18 regarding quarterly orders, 19 and yet do not let up on that conscientiousness! After all of this, you may certainly assume that it is an inner, not merely a superficial conscientiousness. {4} "Harden"] Already during my earliest years, because I had to support mother, sister, younger brother (today the so ungrateful billionaire) and nieces by giving piano lessons, I gladly accepted an offer from a Viennese friend of Harden to write something for him. They were my very first attempts and I thank Harden for having the courage to publish them, for the multiple effects of the collaboration help in any case to prepare for a better future. 20 From the first moment, without having understood anything, he showed me boundless, even stirring trust. However, I could not return that love. I soon saw that he had mastered no issue independently, consequently is relegated to judge according to unrelated, insubstantial, even foreign viewpoints. 21 "Being different than the others" had to be the reward, subconsciously, that he pursues up to the present. And then again he was precisely for that reason just like the others who conceal their lack of independence (= insufficiency) from themselves in the same manner. 22 He scolded the newspaper editors, the underlings as though a daily paper without mundane dirt were even possible ‒ our Karl Kraus is just as childishly immature ‒ but managed altogether differently himself. Even 23 with me he did not shy away from frequently 24 attempting to exert influences depending on how he himself 25 was influenced. (But I did not yield.) He has merely always been a pathetic H. Bahr, went along with everything that smelled of minority, etc. His "Monarch's Education," which got him jail time, had an especially repulsive effect on me. 26 Not only did I find the essay boorish but above all too cheap. If only he had had insight (at close range) into the life of the historically rich, as even I did back then, it would not have occurred to him to seek more "education" than can be achieved according to circumstances generally. 27 He would have to object to Masaryk, Harding, Ebert, Wilson, etc., with the same authority. 28 The profession, the scope of the dealings draw {5} boundaries which one has the strength to transgress only in the rarest cases. Such a person does not even have an overview of his own goods, the mundane ones. A majordomo has to give a daily report that only 29 bores the owner. Every chairman depends on "reports," 30 and it is exactly the same with an emperor, who does not need to know everything, know how to do everything. It was an awful misuse by Harden ‒ again opportunism ‒ which caused me ‒ pardon the 31 expression ‒ to give him a kick despite all 32 necessity. Additionally there was the comprehension that I could not make myself as understandable to readers as I might have hoped in some other way. Back then I drafted my theories and I felt the powerful urge to develop them. "People's Government"] 33 I will reveal to you that I am planning a little work entitled, 35 perhaps, "Future of Humanity" for the time after the appearance of the fourth volume 34 and of the Theory of Form . At that point, the complete work of Theories and Fantasies 36 will have provided proof that it is the veritable obligation of a human being who has insight into primordial laws, even if only such of musical type, to speak out on that question. That he has more authority to do it than the numerous ministers, party-liners, philosophers and poets 37 who have enjoyed a glimpse of primordial laws is certain. Could you imagine the enormous preparations that have long since been made. They would consider it illusion! Whoever, like me, fulfills and formulates in words the synthesis of the work of genius may attempt such a task with more right than the Rollands, Barbusses, Bernstein, Kautsky, Marx, Engels, Wells, etc., of the world. Out of respect for you, whom I know as a man without reproach, I want to make some admissions which, I can say, have followed me since childhood. I do not want to express them in the language that is typical today for the unclear people, but rather as naturally as possible, the word understood in the most sacred sense of nature. {6} "Anthropomorphic", "anthropocentric" thinking is an insult to me, 38 humanity's delusion of grandeur. The human being sees "sacred peace in nature." When he alone, having left work, for example, goes on an outing, he thinks nature races along with him. Poets, too, feel like that, yet I do find it more poetic to bow humbly before the struggle which in nature also races onward during my leisure time. I, too, the object of nature's struggle, adapt myself reverently and gratefully, like a new Adam. In that way I feel happy. What people otherwise believe they perceive as "development" and "progress" in every youth I take to be merely the reflex † of bodily growth. Let that growth reach a mature stage, and the average person is there, with his 39 unexceedable limit. That youth nourishes itself in "progress" is to be attributed to the same illusion that a traveler has when he takes the train. The landscape stands still, and so too the head stands still while bodily growth precedes intellectual growth. The human being smells good only from the brain, but stinks from the bowel. That is the will of nature, to which genius bows, as does the nitwit. 40 It is like that in all humanity. It smells good as individuals, which are its brain and eye, and stinks as a mass. The horror of today is that the backside has decided no longer to want to be the backside, as though it depended on its defiance and no longer on whether nature installs brain nerves also into the backside, which it will certainly never do to please humankind. (It has its reasons.) In Viennese, the idiom "I am not into books" is a prideful expression 41 of a person who devotes himself to the material objects of the world, [but] neither endures nor abides consciousness and thinking. The same goes for {7} nations: through geographical location, climate, birth, some are "into books," some are not. A nightmarish primordial law is, the human 42 being feels fine when it alleviates its bowels, holds his nose and scolds, however, when another alleviates his bowels! The ramifications of this primordial law are the content of all † human conflicts: a thieving nation ‒ or thieving person feels relieved through thievery, but screams "injustice, violence" when another steals. Everyone wants to commit every injustice 43 themselves ‒ bowel alleviation ‒ but remains touchy wherever they are supposed to suffer. "I only ever see others, and see you only as you want to appear, but not how you are" (Bonsels 44 ), is nevertheless such a type: it is futile to help someone relieving himself of the stink of vice such that one construes the relief for the fragrance of the brain. Conscience, regret, insight cease where such a primitive race exists. 45 One cannot get around natural law, whatever one's attitude toward it may be. In this context, your Briand may be mentioned again. After alleviating the bowels the Frenchman, too, is "reasonable." (By the way, Briand is uneducated in that he spoke of the Council "de trente" (Trento!?!) in open parliament session, he [the catholic!] 46 the oft-mentioned Alain speaks first ‒ bowel alleviation ‒ of "a republic beyond the Rhine," afterward he is truly outstanding. (But does something of that sort have value?) Voltaire profiteers in grain ‒ bowel alleviation ‒ is otherwise "reasonable" (according to Goethe, "without depth"). Anatole France, Loti, Claudel, Rolland, Barrés are all very "reasonable," but after † 47 bowel alleviation. With Nobel Prize in hand, Anatole France foreswears his former religion, communism. Claudel indulges in mysteries, but his war baiting? And Loti's hate? The Vice-President of the French League for Human Rights, Professor Basch (Paris), says just recently in Berlin and Vienna {8} that the Germans attacked the French three times within one century, Bonaparte (!!), Napoleon III, and the republic. What is the meaning of that? The attacking Frenchman always feels attacked; the attack as bowel alleviation is good for him, and he does not grasp why the German holds his nose, or, better, should hold his nose. 48 Since we have deviated from nature, no longer hop around on branches and nourish ourselves on grass and the like, but instead have entered into the artifice of a state, it is out of the question that humankind can come to terms with it. If Mozart, Beethoven, were to compose a state according to his feeling for primordial laws, then it would work, but the mass does not even know that it is a matter of an artifice which, as such, needs falsifications, not to mention that in its lack of talent the mass would find means, particularly today, when even negroes proclaim that they want to govern themselves because they, too, can achieve it (!?). 49 So long as the human being has the illusion of grandeur even to create God according to his image, to disavow Him when He fails to help in bringing about a good, comfortable life (religion works because of gastronomic festivals), when he demands immortality 50 because it is unbearable for him to think that he 51 could at some point meet his end, and whatever other manifestations there are of illusions of grandeur, once again not to find the path 52 to a state, for the state means artifice, thus coercion 53 and falsification. On top of that comes the fact that every person must somehow cheat. The necessity for it also resides in the fabric 54 The most honorable big-time merchants have assured me: "I cheat in business, but outside of business I never lie." To imagine a world of Spinozas is disallowed, but even one Wilson among millions of Spinozas would sully and detonate the federation. 55 It will not work because nature simply will not have it that way. It has laid {9} snares for the human body, for its organs, on account of which it will founder sooner or later. So too 56 for the body of humankind. Am I therefore pessimistic? Certainly not. On the contrary. I love and honor the will of nature to my dying day. I believe only in the selection of nature and not in a selection defying nature on a democratic basis. I thank God that He endowed my most beloved parents with the piety 57 to produce twelve children 58 and to sustain them under all adversity. If out of lack of youth 59 my father had followed the ideas of a very famous scholar (whom I knew well myself), a friend of E. Mach, a great explorer and kindhearted man, who, descending from Voltaire and Marx, demanded that the standpoint of killing children for the sake of the living be also justified 60 ‒ I would not be alive 61 since I was one of the middle children, and would thus have remained a piece of refuse that does not even merit life. Where one ends up only with sympathy that surely must mutate, on the other hand, into the most disgust-evoking barbarity! (We all of us already know today that the proletariat knows no sympathy and so does not deserve the sympathy that would have been granted to it yesterday. A matter of bowel alleviation.) And I understand my one-time life as the immortality of the matter. I feel the necessity not in order to salvage eternity for the eternal; I feel "immortal" in the span of time, as a part of the eternal and nothing other than the worm, bird, fish, which likewise are wonders. The human being is, then, not bad, not good, just inadequate for the artistic task, and suffering from delusions of grandeur before God, nature, and before eternity. Despite Copernicus, he will not give up his anthropocentric thinking and is proud of it, as of tuberculosis. He presumes to wrest from nature its chief weapon, {10} death, or if death simply must be, he prefers to assign it to another rather than to himself. The latter state of affairs must also remain: him or me! (He and I is already [an example of] synthesis, and that is not even achieved with pairs ‒ marriage, friendship ‒ not to mention with millions). 62 If I also defend art with my life, however, then I have all cause not to yield to someone who does not have such a task. I am not capable of distinguishing between folk and government. Is Ebert no longer "folk" since he is presiding, 63 and does he become "folk" again when he steps down from office? And in a state in which all co-govern, as voters, parliamentarians, civil servants, etc., would there be just one government? 64 But where is, then, this latter "folk" ? Herein lies an error. 65 Every government disappoints, tyrant, oligarch, emperor, president, ‒ every government must surely also betray, just as [does] the individual person, it is in the nature of things! ‒ thus people at first seek to rescue the illusion of happiness by opposing "folk" and "government." 66 "Things French"] Consequently, in France, I do not even trust folk, and government. The folk itself is petty, crude, not very talented (because exceedingly 67 vain). There, the act is always a ‒ bowel alleviation, only their word [merde] flits over it more felicitously. Even "the method from Frankfurt" ‒ with that I mean the Frankfurter Zeitung as opposed to Schopenhauer 68 ‒ knows of its "decidedly petty bourgeois spirit, which has found its perfected reduction in the little retiree." Such humus is not worth much, and I praise the German joy in work: the diligence of the German merchant, of the working man, is actually the same † kind which proved itself as "creation" in the German genius! The western nations carry on commerce as though they were working. They mock German diligence, which is perhaps an indicator of genius. Not just revision of the {11} Versailles "Treaty" 69 of the western nations in general would be necessary. World history, too, is incorrectly written, not only music history. The famous philologian H. Schuchardt thought, "What use was it to us and others that we spoke to them in their language? In order for them to acquaint themselves with us, they have to learn our language." But the Frenchman is not capable of it, and consequently communication will never succeed, at most that the German, charmed, offers his nose to every bowel alleviation (for theft of the Rhine, of Upper Silesia, etc.)! If we also wanted to provide an example with our better conduct, it would not help, for the Frenchman feels he is in the right (see above, Basch). 70 That is at the same time the tragic sense of the oft-mentioned bowel alleviation. "higher plane"] Gustav Mahler raved on behalf of something like that (of which he himself was the "star," the peak. Lenin, too, raved about the plane for the same reason.) But assuredly, had I not, for example, heard d'Andrade as "Don Juan," I would never have considered such perfection of Mozart even achievable, despite Mahler! And just as the playwright pays attention only to the highest points of a human life, the painter to those of nature, so in everything I too pay attention to the highest possibilities, which alone exhibit the status of art. 71 And when, with so much [higher] plane, France 72 lays claim to "moral leadership" (Cailleux 73 ), not to speak of intellectual leadership, I would not know why Germany with such peaks should place itself beneath the French plane. Mr. Basch counters: "Rabelais, Descartes, Molière, Racine, Voltaire, V. Hugo, Pasteur, Bergson, and Kant, Hegel, Goethe, Schiller, Mozart, Beethoven, Nietzsche and Einstein," truly one would have to be an O. E. Curtius or Hofmüller (who prior to Goethe were capable of accepting the appreciation of French-hood but never his dissociation from it), {12} would have to be him, in order not to see what one can formally put in motion. By the way, if one were also to think like the German democrats, over there the "originals," here (by the Germans) merely the "deepen-ers" ‒ fine experts on genius, eh? ‒ what use would that be? How often, then, should Germany pay for France's "superiority," with territory, with human beings? Hasn't enough remuneration been paid already? (Should I be paid two, three, four times for one lesson?) How long, how often yet should this relationship last, recur? 74 He or I want nature! (The Frenchman feels it, the German does not.) 75 International? Supernational? As resolution? If there were once again a general bond, as once in literature, in the world of Latin, then it might work for a while, perhaps. To the benefit of the idea completely extinguished. Germany would then simply no longer be there as a nation, but consequently not then the international there! I recall a little picture in the "fliers," the Animal Lover. A wholly good little male was standing there and was of smallest joy about a ‒ flea visitation on his back. 76 Germany was and remains such an animal lover; it grins joyously about the visitation of bugs, fleas, etc., as though God's word (Genesis 1:28), "And fill the earth and subdue it" 77 were directed at these little animals and not at humanity. (A nation of 70 million so cowardly, so pitiable!). 78 Thus I have to retract nothing, as must the democrats, pacifists, those in congress for social politics, indeed even the independents today. 79 I am enclosing for you three essays by Nitti , who is not a "Germaniac," not a "Pan-German," not folkish. They may otherwise scarcely be available to you. And you should account to my credit that with them I rouse you from tranquility. I mean it for the good, and without converting you. 80 Now warm greetings and good wishes for fall and winter, Yours, [signed:] H Schenker September 25, 1922 © Translation Lee Rothfarb, 2006 |
Footnotes1 Production of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/3, pp. 2459 and 2460: Sept 22: "An Halm Brief vorbereitet u. begonnen." ("To Halm: letter prepared and begun."); Sept 23: "Brief an Halm abends fertiggestellt." ("Letter to Halm completed in the evening."); Sept 24: "Brief an Halm findet [Mittelmann's] vollsten Beifall; empfiehlt eine Copie zurückzubehalten; beginne sie abends." ("[Mittelmann] fully applauds letter to Halm; recommends keeping a copy; I begin making one in the evening."); Sept 25: "Die Copie des Briefes an Halm fertig." ("The copy of the letter to Halm is finished."); Sept 26: "Brief an Halm zur Post gebracht." (Letter to Halm taken to the Post Office."). Federhofer quotes several passages from this letter: Heinrich Schenker nach Tagebüchern ... (1985), pp. 11, 146–47. The editors wish to thank the following for help in elucidating parts of this highly problematic document: Cornelia Becher, William Drabkin, Hellmut Federhofer, Wolf Kittler, and Harmut Schick. 2 OJ 11/35, 20, July 24, 1922, continued on August 19, 1922. 3 Tonwille, Heft 4, p. 25, fn = Eng. trans., vol. I, p. 164, n.18 ("Miscellanea"): "In his Klavierübung ‒ Ein Lehrgang des Klavierspiels nach neuen Grundsätzen, zugleich erste Einführung in die Musik [Keyboard practice: a course of instruction in keyboard playing according to new principles, together with an introduction to music] (Stuttgart: G. A. Zumsteeg, 1918–19), August Halm makes a fine attempt at enabling beginners to think musically, feel musically, and be spontaneous. Let us hope that serious educators of the young will make every effort to use his book!" 4 ", glaube ich,": not in OC 1B/29-31. 5 II2 = Kontrapunkt 2 (1922); II3 presumably = Der freie Satz. See Hedi Siegel, "When ‘Freier Satz' was part of Kontrapunkt: a Preliminary Report," Schenker Studies 2 (Cambridge: Cambridge University Press, 1999), 12–25. 6 The term "Knotenpunkt" (nodal point) occurs in Kontrapunkt 2 (Vienna: Universal Edition, 1922), p. 59 (Counterpoint, vol. 2, trans. John Rothgeb and Jürgen Thym, ed. John Rothgeb [New York: Schirmer, 1987], p. 58). 7 OC 1B/29-31: "Sept". 8 "etwas erübrigt": OC 1B/29-31 "davon noch übrig hätte". 9 "Unzulänglichkeit: OC 1B/29-31: "Unzulänglichkeit des Menschen". 10 OC 1B/29-31 adds "Fanatismen" at this point. 11 In the first copy, OC 1B/29–31, this series of headings, "Briand," "Harden,", "Volk," "Französisches," "höhere Ebene," may have been added subsequently in the space of the paragraph indentations. Slightly modified they are paleographically incorporated into this final fair copy, extending out partway into the left margin. Halm had mentioned Briand in OJ 11/35, 20, July 24, 1922, p.3. 12 OC 1B/29-31: "u. oft in öffentlichen Vorführungen". There is evidence in Schenker's diary of his attendance at concerts with music by these two composers. On Strauss, see also Federhofer, Heinrich Schenker nach Tagebüchern ... (Hildesheim: Olms, 1985), pp. 66, 122, 207, 256–7, 267; on Bruckner, see Federhofer, "Heinrich Schenkers Bruckner-Verständnis," Archiv für Musikwissenschaft 39/3 (1982), 198–212. 13 OC 1B/29-31: "ähnlich wie". 14 OC 1B/29-31: "Blättern erkannte–dazu verschlang ich auswärts Alles nur irgendeine Erreichbare". 15 OC 1B/29-31: "z.B. über die hiesige "Arbeiterztg" (gleichsam der Wiener "Vorwärts")". 16 OC 1B/29-31: "aus meinem Zimmer". 17 OC 1B/29–31 inserts at this point: "für mich". 18 Inflation overcame the German Mark in the aftermath of the Foreign Minister Walther Rathenau's assassination on June 24, 1922, and continued until 1924, when it was devalued such that 1 billion old Marks became equal to 1 new Mark. 19 OC 1B/29-31: "zu intervenieren". 20 "Zukunft": clearly a word-play between his own (improved) future and the title of the journal, Die Zukunft. 21 OC 1B/29-31 inserts "überhaupt" at this point. 22 OC 1B/29-31: "(= Unmöglichkeit) in derselben Weise". 23 OC 1B/29-31: "ganz u. gar nicht anders. Selbst". 24 In OC 1B/29-31, Schenker copied the long section that follows, "Beinflussungen ... geistiges vorläuft", in the wrong order, between "was noch sonst" (the end of p.2) and "an Erscheinungen" (the top of p.9). This is why he was compelled to make a second fair copy from his presumed prior draft, to send to Halm. 25 OC 1B/29-31 inserts "von anderer Seite" at this point. 26 In one of the first issues (December 31, 1892), Harden's Die Zukunft carried the essay "Monarchenerziehung," which criticized monarchies for indulging in grand hunts, court festivals, and the like, instead of concerning themselves with the fatherland ("The peaceful time [of Bismarck] is gone, and with growing fear the nation asks how the German emperor will educate himself"). For insulting the emperor in "Monarchenerziehung," Harden was summoned to court on April 7, 1893, but no prison sentence resulted. Years later, Harden was sentenced to a six-month prison term at the Weichselmünde fortress, near Danzig, beginning May, 1899, for anti-emperor opinions expressed in two articles, "Pudelmajestät" (Die Zukunft 23, June 18, 1898) and "Grossvaters Uhr" (Die Zukunft 24, Aug. 13, 1898). On his release, Harden immediately resumed attacks on the monarchy with an article entitled "Kampf mit dem Drachen" (Die Zukunft 32, Aug. 11, 1900). Sabine Armbrecht, "Verkannte Liebe: Maximilian Hardens Haltung zu Deutschtum und Judentum," Oldenburgische Beiträge zu jüdischen Studien, vol. 3 (Oldenburg: Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg, 1999), pp. 73-75. 27 OC 1B/29-31: "als sich nach der gegebenen Sachlage überhaupt erzielen läßt". 28 OC 1B/29-31 adds "ja jeden Bauer, jeden Handwerker" at this point. 29 "nur": OC 1B/29-31 reads "höchst". 30 OC 1B/29-31 adds "auf Zeitungsmeldungen" at this point. 31 OC 1B/29-31 inserts "unschöne" (unpleasant) at this point. 32 OC 1B/29-31 inserts "persönlichen" at this point. 33 OC 1/B 29–31: "Volk". Halm had referred to "Volk" and "Regierung" on the same line in OJ 11/35, 20, July 24, 1922, p.2. 34 "IV. Band": Schenker is probably referring here to the last volume of Neue Musikalische Theorien und Phantasien, roughly equating with Der freie Satz, the third volume being, in his plans still at that time, the Über den Niedergang der musikalischen Kunst. 35 OC 1/B 29–31: "die Herausgabe eines Werkchen plane, dessen Titel etwa ‚"Zukunft der Menschen" lauten wird". 36 OC 1/B 29–31: "der Theorien". 37 OC 1B/29-31: "als die vielen Politiker, Minister, Dichter, Philosophen". 38 OC 1B/29-31: "ist mir Fremd". 39 OC 1B/29-31: Durchschnittsmench ausgeprägt, an seiner". 40 "beugt": OC 1B/29-31: "fügen". 41 OC 1B/29–31: "der Ausdruck von Lebensstolz". 42 OC 1B/29-31: "Ein furchtbares Menschen-Urgesetz ist: er" 43 OC 1B/29-31 inserts "jegliches Laster" at this point. 44 Perhaps Waldemar Bonsels (1880–1953), writer of children's books. 45 . "dem .. vorliegt": OC 1B/29-31: "dann ist er die Gedärmerleichterung, so vermag der Mensch niemals zu verstehen, was man ihm vorhalten. Reue, Einsicht, Gewissen hören auf, wo ein solcher Naturakt vorliegt. Dem sich ein Lastergestank Erleichternden noch damit hineinzuhelfen, daß man seine Erleichterung für Gehirnduft auslege, ist auch vergeblich. 46 Square brackets in original. Reference is presumably to the Council of Trent. 47 Double underlining. 48 "Der Vizepräsident .. müßte.": this passage, which replaces the cue "a)" in OC 1B/29-31, was originally drafted as part of a P.S. to OC 1B/25–28, January 17, 1918 (cued "a]" there), which was not used in the final letter, DLA 69.930/2 of the same date, and subsequently incorporated into the present text. 49 OC 1B/29-31: "daß er um eine Widernatur geht, die ihre Fälschungen haben muß, geschweige daß sie bei ihrer Beschaffenheit Mittel fände, zumal heute, wo schon alle Neger erklären, sie wollen sich selbst regieren, weil sie es können (!?)." 50 OC 1B/29-31: "Unsterblichkeit der Sache". 51 OC 1B/29-31: "er, er, der Mensch". 52 OC 1B/29-31: "wird den Erdenwanze den Weg". 53 OC 1B/29-31 inserts "u. Arbeit" at this point. 54 OC 1B/29-31 inserts "muß wieder wie im Menschen, der in die Gesellschaft eingestellt ist." 55 OC 1B/29-31: "unter 12000000 Spinozas wurde das Ideal sprengen." 56 OC 1B/29-31: "fallen gestellt, an denen er früher oder später schließlich zugrunde geht, u. so auch". 57 "Frommheit": OC 1B/29-31: "Licht". 58 Schenker is usually said to have been one of five children, of which Schenker was the penultimate: Federhofer: Heinrich Schenker nach Tagebüchern ... (Hildesheim: Olms, 1985), p.3. 59 "Wenn ... Jugend" OC 1B/29-31: "Mein Vater war echt Frommen u. hätte sicher auf die neuzeitige "Parole" nicht [?geforcht], auch wenn er sie gekannt hätte. Denken Sie, wenn mein Vater". 60 "kommend ... berechtigt: OC 1B/29-31: "kommend die Grausamkeit forderte. Der Stand sei nötigenfalls berechtigt". 61 "um der ... Leben": OC 1B/29-31: "um der Sicherstellung der Lebenden [?retten], – ich wäre vielleicht nicht am Leben". 62 Entire parenthesis not in OC 1B/29-31. 63 "präsidiert": OC 1B/29-31: "regiert". 64 OC 1B/29-31 inserts "u. nirgend Volk" at this point. 65 OC 1B/29-31: "eine Täuschung". 66 "muß ... retten": OC 1B/29-31: "u. daher sonst man den Glückseligkeitswehe durch Entgegensetzung von Volk u. Regierung letztlich zu retten. Aber auch jede Regierung muß betrügen, wie der Einzelmensch, – es liegt in der Natur der Dinge so." 67 "Französisches": Halm had mentioned "französische Regierung," "französisches Volk," and "französische Kunst" in OJ 11/35, 20, July 24, 1922, p.3; "maßlos" not in OC 1B/29-31, and whole phrase not in parentheses. 68 OC 1B/29-31: "ich meine die "Fkf. Ztg." 69 OC 1B/29-31: "des Versailles Friedens". 70 "(s.o. Basch)" not in OC 1B/29-31. 71 "der Maler ... anzeigen": OC 1B/29-31: "auch der Maler vor der Natur, genau so achte ich auf die höchste Möglichkeit, die allein dem Stand der Kunst anzeigt." 72 OC 1B/29-31: "Frankreich (Gedärmerleichterung),". 73 Perhaps André Cailleux, French geomorphologist. 74 "H. Basch ... wiederkehren?": this passage, which replaces the cue "b)" in OC 1B/29-31, was originally drafted as part of a P.S. to OC 1B/25–28, January 17, 1918 (cued "b]" there), which was not used in the final letter, DLA 69.930/2 of the same date, and subsequently incorporated into the present text. 75 Parenthesis not in OC 1B/29-31. 76 "auf dem Rücken" not in OC 1B/29-31 77 Genesis [= I Moses], i.28: "God blessed them and said to them, ‘Be fruitful and increase in number; fill the earth and subdue it. Rule over the fish of the sea and the birds of the air and over every living creature that moves on the ground." 78 "Ein ... erbärmlich!": this passage, which replaces the cue "c)" in OC 1B/29-31, was originally drafted as part of a P.S. to OC 1B/25–28, January 17, 1918 (cued "c]" there), which was not used in the final letter, DLA 69.930/2 of the same date, and subsequently incorporated into the present text. 79 OC 1B/29-31: "Alle diese u. eheliche Gedanken haben mich da vor Enttäuschung bewahrt, u. so brauche ich nichts zurückzunehmen, zu bereuen, wie es heute die Demokraten, die Pazifisten, Lenin, die Professoren auf dem Kongreß für Sozialpolitik, die Unabhängigen tun müssen. Wie 2 x 2 lag Alles zum Greifen klar seit Jahrtausenden u. Jahrhunderten." 80 OC 1B/29-31: "Und daß ich Sie damit aus der Ruhe aufscheuche, wollen Sie gewiß mir zugute halten: ich meine es gut, auch ohne die Absicht, Sie irgend zu bekehren." |
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Format† Double underlined |
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Commentary
Digital version created: 2013-04-12 |