1. Mai

Bei herrlichem Wetter Ausflug: 1. Schleife: Rekawinkel, Weg zur Wienerwald-Warte, jedoch nach PfalzauPressbaum abgebogen; Mittag in Lawies; nach Tisch 2. Schleife: durch schönen Wald nach Pfalzau–Preßbaum, hierauf über Haitzawinkel nach Rekawinkel.

Alle Natur im Walde predigt im Ornate des ersten, zarten, luftigen Grün die Majestät des Schöpfers! Und welch’ reizender Kontrast in der Hauptfarbe des Ornates das Dunkel der Nadelhölzer. In jedem Saft, in jedem Aederchen ist jene Allgewalt gegenwärtig, die wir selbst nachzuschaffend zu schwach sind.

Wären die Menschen wirklich mehr als sie scheinen, so hätte die Na- {342} tur sie schon längst zu wahren Menschen erziehen müssen, so gut als das Beispiel eines guten Vaters, einer guten Mutter erziehlich auf die Kinder wirkt. Aber dem Menschen ist die Fähigkeit leider nicht gegeben, die Natur auf sich wirken zu lassen. Bezeichnend ist für ihn, daß er in der Natur einen ewigen Kampf des Stärkeren gegen den Schwächeren liest, nicht aber den Bestand von natur-ewigen Gesetzen, davon jene Teilgesetze sind. Von der Natur entnimmt er also das, wovon er sich Vorteil verspricht: das praktisch zu handhabende Prinzip des Stärkeren, ohne zu ahnen, daß es hinter dem nach seiner Ansicht scheinbar Stärkeren – doch noch ein Stärkeres gibt, dessen letzte Steigerung, also das Allerstärkste der Ordnung, des Guten liegt [sic]. Weil der Habicht ein Küklein [sic] überwältigt gefällt sich der Mensch darin, den stärkeren Habicht zu kopieren u. ein Küklein niederzuringen – dieses sieht er! Der Vordergrund alles Geschehens in der Natur besticht den törichten Menschen, bloß die Lehre vom Stärkeren an sich zu reißen, aber die Natur predigt weit mehr als das: sie predigt Gerechtigkeit auch gegenüber dem Stärkeren.

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© Transcription Marko Deisinger.

May 1.

Excursion in splendid weather. First stroll: Rekawinkel, path to the Vienna Forest lookout, yet we curved around towards Pfalzau and Pressbaum; midday in Lawies; after lunch, second stroll: through a beautiful forest to Pfalzau and Pressbaum, from here via Haitzawinkel to Rekawinkel.

In the regalia of the first, tender, airy green, all Nature in the forest preaches the majesty of the Creator! And what delightful contrast between the main color of this regalia and the darkness of the conifers. In every sap, in every little vein, that omnipotence is present, which we are too weak to imitate ourselves.

Were people in reality more than they seem, then {342} Nature would long ago have taught them to become true people, being instructively as effective as the example of a good father and a good mother upon their children. But it is, unfortunately, not given to a person to let Nature work its effects upon him. Tellingly, he reads in Nature an eternal struggle of the stronger against the weaker, yet not the stock of Nature's eternal laws, of which those are just a part. From Nature, then, he takes that from which he can promise himself an advantage: the principle of the stronger, which he can put into practice without realizing that behind what seems in his view to be the stronger lies something that is stronger still, the ultimate climax of which is the most all-powerful of orderliness, of goodness. Because the hawk overpowers a little chick, a person takes pleasure in copying the hawk, which is stronger, and conquering the little chick – this he can understand! The foreground of all events in Nature corrupts the foolish man, merely appropriating for himself the theory of the stronger; but Nature preaches far more than this: it preaches justice, even with respect to the stronger.

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© Translation William Drabkin.

1. Mai

Bei herrlichem Wetter Ausflug: 1. Schleife: Rekawinkel, Weg zur Wienerwald-Warte, jedoch nach PfalzauPressbaum abgebogen; Mittag in Lawies; nach Tisch 2. Schleife: durch schönen Wald nach Pfalzau–Preßbaum, hierauf über Haitzawinkel nach Rekawinkel.

Alle Natur im Walde predigt im Ornate des ersten, zarten, luftigen Grün die Majestät des Schöpfers! Und welch’ reizender Kontrast in der Hauptfarbe des Ornates das Dunkel der Nadelhölzer. In jedem Saft, in jedem Aederchen ist jene Allgewalt gegenwärtig, die wir selbst nachzuschaffend zu schwach sind.

Wären die Menschen wirklich mehr als sie scheinen, so hätte die Na- {342} tur sie schon längst zu wahren Menschen erziehen müssen, so gut als das Beispiel eines guten Vaters, einer guten Mutter erziehlich auf die Kinder wirkt. Aber dem Menschen ist die Fähigkeit leider nicht gegeben, die Natur auf sich wirken zu lassen. Bezeichnend ist für ihn, daß er in der Natur einen ewigen Kampf des Stärkeren gegen den Schwächeren liest, nicht aber den Bestand von natur-ewigen Gesetzen, davon jene Teilgesetze sind. Von der Natur entnimmt er also das, wovon er sich Vorteil verspricht: das praktisch zu handhabende Prinzip des Stärkeren, ohne zu ahnen, daß es hinter dem nach seiner Ansicht scheinbar Stärkeren – doch noch ein Stärkeres gibt, dessen letzte Steigerung, also das Allerstärkste der Ordnung, des Guten liegt [sic]. Weil der Habicht ein Küklein [sic] überwältigt gefällt sich der Mensch darin, den stärkeren Habicht zu kopieren u. ein Küklein niederzuringen – dieses sieht er! Der Vordergrund alles Geschehens in der Natur besticht den törichten Menschen, bloß die Lehre vom Stärkeren an sich zu reißen, aber die Natur predigt weit mehr als das: sie predigt Gerechtigkeit auch gegenüber dem Stärkeren.

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© Transcription Marko Deisinger.

May 1.

Excursion in splendid weather. First stroll: Rekawinkel, path to the Vienna Forest lookout, yet we curved around towards Pfalzau and Pressbaum; midday in Lawies; after lunch, second stroll: through a beautiful forest to Pfalzau and Pressbaum, from here via Haitzawinkel to Rekawinkel.

In the regalia of the first, tender, airy green, all Nature in the forest preaches the majesty of the Creator! And what delightful contrast between the main color of this regalia and the darkness of the conifers. In every sap, in every little vein, that omnipotence is present, which we are too weak to imitate ourselves.

Were people in reality more than they seem, then {342} Nature would long ago have taught them to become true people, being instructively as effective as the example of a good father and a good mother upon their children. But it is, unfortunately, not given to a person to let Nature work its effects upon him. Tellingly, he reads in Nature an eternal struggle of the stronger against the weaker, yet not the stock of Nature's eternal laws, of which those are just a part. From Nature, then, he takes that from which he can promise himself an advantage: the principle of the stronger, which he can put into practice without realizing that behind what seems in his view to be the stronger lies something that is stronger still, the ultimate climax of which is the most all-powerful of orderliness, of goodness. Because the hawk overpowers a little chick, a person takes pleasure in copying the hawk, which is stronger, and conquering the little chick – this he can understand! The foreground of all events in Nature corrupts the foolish man, merely appropriating for himself the theory of the stronger; but Nature preaches far more than this: it preaches justice, even with respect to the stronger.

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© Translation William Drabkin.