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OJ 11/35, 7 - Handwritten letter from Halm to Schenker, dated January 20, 1918
Haben 1 Sie Dank für Ihren lieben Brief. 2 Es war schon lang mein Wunsch, etwas Näheres über Sie zu wissen. Nun bin ich aber gegenwärtig so in Anspruch genommen, daß ich nur kurz schreiben kann. Zunächst zur Hauptsache. Sie weisen mir einen Widerspruch nach, den ich, vorerst, als solchen gelten lasse. Ich glaube eben an das Volk etwa in dem Sinn Kants: handle so als ob es das gäbe. 3 Gern verweise ich auf den u. jenen Aufsatz, [cued from left margin, written sideways:] Einiges von m[einem] Standpunkt u. wohl das Hauptsächliche steht in m[einem] Aufs. üb. Bruckner im Juli Heft des “Neuen Österreich.”[end cue]tei:note> 4 aber Drucksachen gehen ja so schwer über die {2} Grenze. Deshalb sandte ich Ihnen die Fr. Schulg.-Nummer (die übrigens sehr lang erst noch im Abzug der Fahne erschien u. die Sie kaum mit heute nennenswerter Verspätung erhalten haben dürfen) nicht direkt zu. Zu dem „Neuen Österreich“ [cued from left margin, written sideways:] vermutlich Septemb. u. Novemb. oder Dezember Heft. [end cue] kam ein Aufsatz von mir: „Von meinem Schaffen,“ (worin ich Ihrer Beeth.-Ausgabe kurz erwähnte). 5 Haben Sie den zu gesicht bekommen? Ich selbst sah die betreffende Nummer noch nicht, u. vermute, daß ein Belegexemplar an der Grenze festgehalten wurde. Herzlich grüße ich Sie. Ihr [signed:] A. Halm {3} Nachschrift Daß Ihr Verleger nichts beifügt, ist ganz verlegerhaft. Er will natürlich nicht, daß man auf den Gedanken komme, er könne etwa an Ihnen froh sein. Ich schrieb ihm übrigens [written in left margin: ]d.i. der Universaledition,[end marginalia] daß meine Besprechung ihn vielleicht veranlaßt, mir auch die anderen bei ihm erschienenen Arbeiten von Ihnen zur Besprechung zu senden. Es scheint aber, {4} nach seinem Schweigen zu schließen, daß er das nicht will. Ehe ich sie anschaffe, wollte ich Sie fragen, ob Sie noch einige Exemplare [in upper margin, written upside down: ]Ich meine in erster Linie die Ornamentik u. die Analyse der IX. Symph. [end marginalia] übrig haben u. es Ihnen recht wäre, wenn ich Sie darum bitte u. Ihnen als Gegengabe Sache von mir zusenden ließe? Aber verneinen Sie ruhig, wenn Ihnen das nicht paßt. Es muß noch so weit kommen, daß die führenden Menschen einem Verlag vom 6 © Transcription Lee Rothfarb, 2006 |
Thank 1 you for your kind letter. 2 It has been my wish for some time to know more about you. Currently, I am so busy that I can write only briefly. First, to the point. You alert me to a contradiction that I will accept as valid for the moment. I believe in the folk somewhat in Kant’s sense: I act as though it exists. 3 I refer gladly to one and another essay [in left margin, written sideways: ]Something of my viewpoint and surely the essential aspect appears in my essay on Bruckner in the July issue of Neues Österreich , [end marginalia] 4 but printed materials cross the {2} border with such difficulty. I therefore did not send you the Freie Schulgemeinde issue directly (which by the way appeared some time ago in galley proofs, and which you may have received with a delay hardly worth mentioning nowadays). In Das Neue Österreich [in left margin, written sideways: ]probably September and November or December issue [end marginalia] an essay of mine appeared: "On My Creative Output" (where I briefly mention your Beethoven edition). 5 Have you seen it? I have not yet seen the relevant issue and presume that a copy was held up at the border. With cordial regards, Yours, [signed:] A. Halm {3} Postscript It is wholly like a publisher that your publisher does not enclose anything. He of course does not want it to occur to anyone that he could perchance be happy about you. By the way, I wrote him [in left margin, written sideways: ]that is, to Universal Edition [end marginalia] that my review might prompt him to send me the other works by you for review as well. However, {4} to conclude from his silence, it appears that he does not want it. Before I buy them, I wanted to ask you whether you still have a few copies left [in upper margin, written upside down: ]I mean primarily your Ornamentation and your analysis of the Ninth Symphony, [end marginalia] and it were agreeable to you if I ask you for them and as reciprocation I have things of mine sent to you? But feel free to decline if that does not suit you. It has to come so far that the leading people to a publisher 6 © Translation Lee Rothfarb, 2006 |
Haben 1 Sie Dank für Ihren lieben Brief. 2 Es war schon lang mein Wunsch, etwas Näheres über Sie zu wissen. Nun bin ich aber gegenwärtig so in Anspruch genommen, daß ich nur kurz schreiben kann. Zunächst zur Hauptsache. Sie weisen mir einen Widerspruch nach, den ich, vorerst, als solchen gelten lasse. Ich glaube eben an das Volk etwa in dem Sinn Kants: handle so als ob es das gäbe. 3 Gern verweise ich auf den u. jenen Aufsatz, [cued from left margin, written sideways:] Einiges von m[einem] Standpunkt u. wohl das Hauptsächliche steht in m[einem] Aufs. üb. Bruckner im Juli Heft des “Neuen Österreich.”[end cue]tei:note> 4 aber Drucksachen gehen ja so schwer über die {2} Grenze. Deshalb sandte ich Ihnen die Fr. Schulg.-Nummer (die übrigens sehr lang erst noch im Abzug der Fahne erschien u. die Sie kaum mit heute nennenswerter Verspätung erhalten haben dürfen) nicht direkt zu. Zu dem „Neuen Österreich“ [cued from left margin, written sideways:] vermutlich Septemb. u. Novemb. oder Dezember Heft. [end cue] kam ein Aufsatz von mir: „Von meinem Schaffen,“ (worin ich Ihrer Beeth.-Ausgabe kurz erwähnte). 5 Haben Sie den zu gesicht bekommen? Ich selbst sah die betreffende Nummer noch nicht, u. vermute, daß ein Belegexemplar an der Grenze festgehalten wurde. Herzlich grüße ich Sie. Ihr [signed:] A. Halm {3} Nachschrift Daß Ihr Verleger nichts beifügt, ist ganz verlegerhaft. Er will natürlich nicht, daß man auf den Gedanken komme, er könne etwa an Ihnen froh sein. Ich schrieb ihm übrigens [written in left margin: ]d.i. der Universaledition,[end marginalia] daß meine Besprechung ihn vielleicht veranlaßt, mir auch die anderen bei ihm erschienenen Arbeiten von Ihnen zur Besprechung zu senden. Es scheint aber, {4} nach seinem Schweigen zu schließen, daß er das nicht will. Ehe ich sie anschaffe, wollte ich Sie fragen, ob Sie noch einige Exemplare [in upper margin, written upside down: ]Ich meine in erster Linie die Ornamentik u. die Analyse der IX. Symph. [end marginalia] übrig haben u. es Ihnen recht wäre, wenn ich Sie darum bitte u. Ihnen als Gegengabe Sache von mir zusenden ließe? Aber verneinen Sie ruhig, wenn Ihnen das nicht paßt. Es muß noch so weit kommen, daß die führenden Menschen einem Verlag vom 6 © Transcription Lee Rothfarb, 2006 |
Thank 1 you for your kind letter. 2 It has been my wish for some time to know more about you. Currently, I am so busy that I can write only briefly. First, to the point. You alert me to a contradiction that I will accept as valid for the moment. I believe in the folk somewhat in Kant’s sense: I act as though it exists. 3 I refer gladly to one and another essay [in left margin, written sideways: ]Something of my viewpoint and surely the essential aspect appears in my essay on Bruckner in the July issue of Neues Österreich , [end marginalia] 4 but printed materials cross the {2} border with such difficulty. I therefore did not send you the Freie Schulgemeinde issue directly (which by the way appeared some time ago in galley proofs, and which you may have received with a delay hardly worth mentioning nowadays). In Das Neue Österreich [in left margin, written sideways: ]probably September and November or December issue [end marginalia] an essay of mine appeared: "On My Creative Output" (where I briefly mention your Beethoven edition). 5 Have you seen it? I have not yet seen the relevant issue and presume that a copy was held up at the border. With cordial regards, Yours, [signed:] A. Halm {3} Postscript It is wholly like a publisher that your publisher does not enclose anything. He of course does not want it to occur to anyone that he could perchance be happy about you. By the way, I wrote him [in left margin, written sideways: ]that is, to Universal Edition [end marginalia] that my review might prompt him to send me the other works by you for review as well. However, {4} to conclude from his silence, it appears that he does not want it. Before I buy them, I wanted to ask you whether you still have a few copies left [in upper margin, written upside down: ]I mean primarily your Ornamentation and your analysis of the Ninth Symphony, [end marginalia] and it were agreeable to you if I ask you for them and as reciprocation I have things of mine sent to you? But feel free to decline if that does not suit you. It has to come so far that the leading people to a publisher 6 © Translation Lee Rothfarb, 2006 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 2/10, p. 833, January 28, 1918: "Von Halm (Br.): beklagt sich über die „U.-E.“, die ihm kein Rezensionsexemplar schicken will, bittet mich daher selbst darum im Austausch." ("From Halm (letter): complains about UE, who will not send him a review copy, and therefore asks me for an exchange."). 2 = DLA 69.930/2, January 17, 1918. 3 Federhofer transcribes this one sentence from the letter ("Sie weisen...gäbe") in Heinrich Schenker nach Tagebüchern und Briefen ... (Hildesheim: Georg Olms, 1985), p. 138. 4 Halm refers here to his essay "Anton Bruckner," Das neue Österreich 2 (1917), 56-59, which also appeared in Das hohe Ufer 1 (1919), 251-256. 5 Halm, "Von meinem Schaffen," Das hohe Ufer 1 (1919), 300 (footnote). The article originally appeared in Das neue Österreich 2.9 (1917), 58-62. 6 Text ends abruptly. |
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Commentary
Digital version created: 2006-03-06 |