Lieber Herr van Hoboken!

}

Mit 1 der heutigen Post kam – gleichzeitig mit einer Antwort H. Furtwängler's, 2 die schon im ersten Satz meldet, daß er Sie bald sehen wird – auch der allerle[t]zte Umbruch, den ich nun endlich imprimieren werde. Montag schicke ich den Umbruch zurück, nun kann das Jahrbuch ausgedruckt u. gebunden werden. Es wäre denkbar, daß Sie ein Exemplar erhalten 3 u. ich würde dringend den Verlag darum ersuchen, Ihnen zu dem gewünschten Termin es zukommen zu lassen. Für alle Fälle frage ich Sie, wohin {2} das Exemplar nachgeschickt werden könnte. Vor mir liegt zwar Ihr Reiseplan, aber darnach zu gehen, würde ich mich nicht getrauen. Vielleicht geben Sie mir einen Wink; ich wiederhole aber, es wäre denkbar, nur gehört dazu der gute Wille des Verlages oder was dasselbe der richtige Tempo.

Furtw. hofft [auf] ein Wiedersehen in Wien. Das kommt uns gerade recht. 4 Im Rahmen Ihres schönen Heims könnten wir die Angelegenheit austragen, vorausgesetzt, daß Sie um dieselbe Zeit in Wien sind, ja, wir könnten sogar ganz offen sprechen, da wir geistig gewissermaßen unter uns sind. (Furtw. geht mit den Moder- {3} nen ja nur aus Geschäftsgründen: schön ist es ja nicht, aber im Grunde bleibt er den Meistern verbunden.)

Der junge Cube 5 war hier, blieb 10 Tage u. ist gerade heute Mittags abgereist.

Wir hoffen Beide, daß Sie u. Ihre verehrte Frau Gemalin das „Erdbeben“ heiter überstanden oder überschlafen haben, sich auch sonst gut befinde, u. wir grüßen auf das Beste.


Ihr
[signed:] HSchenker
20. August 27

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2008, 2010



Dear Mr. van Hoboken!

With 1 today's mail – and simultaneously with a reply from Mr. Furtwängler, 2 which states in the very first sentence that he will see you soon – there arrived the final page-proofs, which I will now finally approve. On Monday I return the proofs; now the Yearbook can be printed and bound. It is conceivable that you may receive a copy, 3 and I would urgently request that the publisher send one to you on the desired date. In any case please let me know where {2} the copy could be sent. I do of course have your itinerary on hand, but I would not trust myself to go by that. Perhaps you will give me a clue; I repeat, however, it depends only on the good will of the publisher, or, to say the same thing, on the right timing.

Furtwängler hopes to have another meeting in Vienna. That suits us perfectly. 4 In the setting of your beautiful home we can discuss the matter, provided that you are in Vienna at the same time; indeed, we can even speak quite plainly, since we are, so to speak, intellectually among friends. (Furtwängler goes along with the moderns {3} only for business reasons: it's not a pretty thing, but basically he keeps faith with the masters.)

Young Cube 5 was here, stayed ten days, and left just today at noon.

We both hope that you and your dear wife have survived or slept through the "earthquake" nicely and are otherwise well, and we send our best greetings.


Yours,
[signed:] H. Schenker
August 20, 1927

© Translation John Rothgeb, 2008



Lieber Herr van Hoboken!

}

Mit 1 der heutigen Post kam – gleichzeitig mit einer Antwort H. Furtwängler's, 2 die schon im ersten Satz meldet, daß er Sie bald sehen wird – auch der allerle[t]zte Umbruch, den ich nun endlich imprimieren werde. Montag schicke ich den Umbruch zurück, nun kann das Jahrbuch ausgedruckt u. gebunden werden. Es wäre denkbar, daß Sie ein Exemplar erhalten 3 u. ich würde dringend den Verlag darum ersuchen, Ihnen zu dem gewünschten Termin es zukommen zu lassen. Für alle Fälle frage ich Sie, wohin {2} das Exemplar nachgeschickt werden könnte. Vor mir liegt zwar Ihr Reiseplan, aber darnach zu gehen, würde ich mich nicht getrauen. Vielleicht geben Sie mir einen Wink; ich wiederhole aber, es wäre denkbar, nur gehört dazu der gute Wille des Verlages oder was dasselbe der richtige Tempo.

Furtw. hofft [auf] ein Wiedersehen in Wien. Das kommt uns gerade recht. 4 Im Rahmen Ihres schönen Heims könnten wir die Angelegenheit austragen, vorausgesetzt, daß Sie um dieselbe Zeit in Wien sind, ja, wir könnten sogar ganz offen sprechen, da wir geistig gewissermaßen unter uns sind. (Furtw. geht mit den Moder- {3} nen ja nur aus Geschäftsgründen: schön ist es ja nicht, aber im Grunde bleibt er den Meistern verbunden.)

Der junge Cube 5 war hier, blieb 10 Tage u. ist gerade heute Mittags abgereist.

Wir hoffen Beide, daß Sie u. Ihre verehrte Frau Gemalin das „Erdbeben“ heiter überstanden oder überschlafen haben, sich auch sonst gut befinde, u. wir grüßen auf das Beste.


Ihr
[signed:] HSchenker
20. August 27

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2008, 2010



Dear Mr. van Hoboken!

With 1 today's mail – and simultaneously with a reply from Mr. Furtwängler, 2 which states in the very first sentence that he will see you soon – there arrived the final page-proofs, which I will now finally approve. On Monday I return the proofs; now the Yearbook can be printed and bound. It is conceivable that you may receive a copy, 3 and I would urgently request that the publisher send one to you on the desired date. In any case please let me know where {2} the copy could be sent. I do of course have your itinerary on hand, but I would not trust myself to go by that. Perhaps you will give me a clue; I repeat, however, it depends only on the good will of the publisher, or, to say the same thing, on the right timing.

Furtwängler hopes to have another meeting in Vienna. That suits us perfectly. 4 In the setting of your beautiful home we can discuss the matter, provided that you are in Vienna at the same time; indeed, we can even speak quite plainly, since we are, so to speak, intellectually among friends. (Furtwängler goes along with the moderns {3} only for business reasons: it's not a pretty thing, but basically he keeps faith with the masters.)

Young Cube 5 was here, stayed ten days, and left just today at noon.

We both hope that you and your dear wife have survived or slept through the "earthquake" nicely and are otherwise well, and we send our best greetings.


Yours,
[signed:] H. Schenker
August 20, 1927

© Translation John Rothgeb, 2008

Footnotes

1 Writing of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/9, p. 3103, August 20, 1927: "An Hoboken (Br.): Furtwaengler Antwort; wohin ein Exemplar moeglichen Falles zu schicken waere?" ("To van Hoboken (letter): Furtwängler reply; where should a copy be sent to?").

2 = OJ 11/16, [6], July 18, 1927.

3 In time, that is, for presentation as a gift to John Petrie Dunn. See OJ 11/54, [14], August 7, 1927.

4 Cf. OJ 89/1, [1], July 3, 1927.

5 Cf. OJ 89/1, [2], August 12, 1927.