27. I. 14
Der Mann läßt skrupellos u. nur zu oft seinen eigenen Samen im Stich; tut dasselbe das selbe aber eine Frau, so wirft ihr der Mann dieses vor mit Verwunderung darüber, wie es nur möglich sei, den eigenen Samen im Stiche zu lassen! So sehr abstrahiert der Mann vom Geschlechtsakt blos das Hündische u. Un-Ethische, ohne aber etwa in Unwissenheit darüber zu verbleiben. Er macht nur eben von der Moral, die er sehr genau kennt, nur nach Bedarf g Gebrauch: Passt ihm die Moral, so wendet er diese sie gegen die Frau an, passt sie ihm nicht, so ist er eben ein Schwein, jedoch stets bereit, im nächsten Augenblick wieder moralisch zu werden. Gerade diese Bereitschaft zur Moral macht den Mann so verächtlich, der im Grunde nur aus Unfähigkeit blos ein Schwein ist. Und selbstverständlich ist unter Moral nur – Geldinteresse zu verstehen. *Die Morde des Herrn Hopf brachten ihm Geld ein – was tut man nicht eben um des Geldes willen! Und so wird in den meisten Fällen Mord doch nur als Erwerbsmittel benutzt. Man sieht, wie der Gesichtspunkt des Erwerbs bei den Menschen ausschließlich führend ist u. was sie unter diesem Titel unternehmen, machen sie immer viel besser, als was sie blos aus ideellen Gründen tun. Schade, daß mit den ideellen Bestrebungen nicht ebenso der Erwerb verbunden werden kann, sonst würden sie sicherlich besser ausfallen. Der Staat würde seine Funktionen viel tiefsinniger erfüllen u. jeder Einzelne, der mit solchen Bestrebungen im Zusammenhang ist[,] [würde] ungleich tatkräftiger wirken! Was den ideellen Bestrebungen schadet[,] ist ja leider der Umstand, daß sie wegen mangelnder Beziehung zum Erwerb in Verruf sind. So wird denn also – um das Endresultat zu formulieren – der Mörder Hopf der Menschheit im Allgemeinen als Erwerbender ungleich viel näher stehen, als irgend ein Dichter, Tondichter, Philosoph oder dergleichen. Man verdient eben wie man kann! *
© Transcription Marko Deisinger. |
January 27, 1914.
Men unscrupulously, and only too often, leave their own offspring in the lurch; but if a woman does the same, then the husband will criticize her for this in astonishment: simply how can it be possible to leave one's own offspring in the lurch?! So much does a man abstract from the sexual act only that which is dog-like and unethical, but without remaining in some ignorance about it. He only makes use of the moral, which he knows perfectly well, to the extent that he needs: morality suits him, if he turns this against the woman when it is improper; thus, he is all the same a pig, yet always ready to become moral again in the next moment. Precisely this readiness towards morality makes the man so despicable, who is basically a pig only because of incompetence. And, it goes without saying, all that he means by morality is –concern for money. *The murders committed by Mr. Hopf earned him money – what someone would not do merely for the sake of money! And thus, in most cases, murder is used as a means of acquisition. One sees how the perspective of acquisition is the sole guiding principle of people, and what they undertake under this rubric always makes them much better off than they would be if they merely behaved in accordance with idealistic principles. A pity that acquisition cannot likewise be connected with idealistic efforts; otherwise they would surely turn out better. The state would fulfil its functions more profoundly, and every individual who is associated with such efforts would work with incomparably more energy! What harms idealistic efforts is, unfortunately, the fact that they are discredited as a result of insufficient relationship to income. In this way – in order to put the end result into words – the murderer Hopf, as someone who acquires, stands much closer to humanity in general than any poet, composer, philosopher, or suchlike. One earns just as one can! *
© Translation William Drabkin. |
27. I. 14
Der Mann läßt skrupellos u. nur zu oft seinen eigenen Samen im Stich; tut dasselbe das selbe aber eine Frau, so wirft ihr der Mann dieses vor mit Verwunderung darüber, wie es nur möglich sei, den eigenen Samen im Stiche zu lassen! So sehr abstrahiert der Mann vom Geschlechtsakt blos das Hündische u. Un-Ethische, ohne aber etwa in Unwissenheit darüber zu verbleiben. Er macht nur eben von der Moral, die er sehr genau kennt, nur nach Bedarf g Gebrauch: Passt ihm die Moral, so wendet er diese sie gegen die Frau an, passt sie ihm nicht, so ist er eben ein Schwein, jedoch stets bereit, im nächsten Augenblick wieder moralisch zu werden. Gerade diese Bereitschaft zur Moral macht den Mann so verächtlich, der im Grunde nur aus Unfähigkeit blos ein Schwein ist. Und selbstverständlich ist unter Moral nur – Geldinteresse zu verstehen. *Die Morde des Herrn Hopf brachten ihm Geld ein – was tut man nicht eben um des Geldes willen! Und so wird in den meisten Fällen Mord doch nur als Erwerbsmittel benutzt. Man sieht, wie der Gesichtspunkt des Erwerbs bei den Menschen ausschließlich führend ist u. was sie unter diesem Titel unternehmen, machen sie immer viel besser, als was sie blos aus ideellen Gründen tun. Schade, daß mit den ideellen Bestrebungen nicht ebenso der Erwerb verbunden werden kann, sonst würden sie sicherlich besser ausfallen. Der Staat würde seine Funktionen viel tiefsinniger erfüllen u. jeder Einzelne, der mit solchen Bestrebungen im Zusammenhang ist[,] [würde] ungleich tatkräftiger wirken! Was den ideellen Bestrebungen schadet[,] ist ja leider der Umstand, daß sie wegen mangelnder Beziehung zum Erwerb in Verruf sind. So wird denn also – um das Endresultat zu formulieren – der Mörder Hopf der Menschheit im Allgemeinen als Erwerbender ungleich viel näher stehen, als irgend ein Dichter, Tondichter, Philosoph oder dergleichen. Man verdient eben wie man kann! *
© Transcription Marko Deisinger. |
January 27, 1914.
Men unscrupulously, and only too often, leave their own offspring in the lurch; but if a woman does the same, then the husband will criticize her for this in astonishment: simply how can it be possible to leave one's own offspring in the lurch?! So much does a man abstract from the sexual act only that which is dog-like and unethical, but without remaining in some ignorance about it. He only makes use of the moral, which he knows perfectly well, to the extent that he needs: morality suits him, if he turns this against the woman when it is improper; thus, he is all the same a pig, yet always ready to become moral again in the next moment. Precisely this readiness towards morality makes the man so despicable, who is basically a pig only because of incompetence. And, it goes without saying, all that he means by morality is –concern for money. *The murders committed by Mr. Hopf earned him money – what someone would not do merely for the sake of money! And thus, in most cases, murder is used as a means of acquisition. One sees how the perspective of acquisition is the sole guiding principle of people, and what they undertake under this rubric always makes them much better off than they would be if they merely behaved in accordance with idealistic principles. A pity that acquisition cannot likewise be connected with idealistic efforts; otherwise they would surely turn out better. The state would fulfil its functions more profoundly, and every individual who is associated with such efforts would work with incomparably more energy! What harms idealistic efforts is, unfortunately, the fact that they are discredited as a result of insufficient relationship to income. In this way – in order to put the end result into words – the murderer Hopf, as someone who acquires, stands much closer to humanity in general than any poet, composer, philosopher, or suchlike. One earns just as one can! *
© Translation William Drabkin. |