22. V. 15
Immer befreiender wirkt das Herannahen der offenen Kriegserklärung Italiens! 1 Nun zieht die Nemesis aus, den arglistigen, bettlerischen Nachbar zu bestrafen u. zw. am wirksamsten eben dadurch, daß es den Deutschen für alle Zeiten einen Einblick in das verbrecherische Seelenleben der minderwertigen Rasse ermöglicht. Nun wissen die Deutschen endgiltig, wie sie an den südlichen Grenzen zu verfahren haben, wenn sie verhüten wollen, daß sie nicht selbst der ital. Agressivität [sic] zum Opfer fallen. {934} Ich zweifle, ob je noch ein Bund mit Italien von der deutschen Politik gutgeheißen werden könnte u. von vornherein wage ich schon dieses allein als den größten Sieg der Deutschen zu bezeichnen, mag sich auf den Schlachtfeldern das Kriegsglück (was aber völlig unwahrscheinlich ist) den Italienern zuwenden. Wenn aber die Italiener eine solche Insulte von List gerade den Deutschen gegenüber verüben konnten, so beweist auch dies wieder nichts anderes, als daß sie die Deutschen für charaktervoll genug halten mußten, die Vorbereitung der Insulte vorerst nicht einmal noch sehen zu können. In der Tat beruht ja jeder Einbruch u. Diebstahl lediglich auf der Voraussetzung, daß der zu-Bestehlende nichts vom Diebstahlsplan weiß. Und was kann in unserem Falle für die deutsche Nation ehrenvoller sein, als die Annahme der Italiener, daß die Deutschen eine solche List eben nicht für möglich halten! ? So sehr die Tat die Italiener für immer entehrt, so sehr ehrt umgekehrt die Voraussetzung der Tat den Deutschen. Man kann also nicht sagen, der Italiener hätte überhaupt kein Bewußtsein seiner Tat; denn die Voraussetzung des guten Charakters bei den Deutschen, die Vorraussetzung [sic] der Tat zugleich ist, ist ohne Zweifel als Element des tückischen Bewußtseins zu werten. *
© Transcription Marko Deisinger. |
May 22, 1915.
The approach of Italy's public declaration of war 1 has an ever liberating effect! Now the nemesis sets out to punish its cunning, beggarly neighbor, and indeed in the most effective way by giving the Germans once and for all an insight into the criminal soul of the lower-ranking race. Now the Germans finally know how they have to act along their southern borders, if they are to avoid falling victim to Italian aggression themselves. {934} I doubt that a further alliance with Italy could ever be endorsed by German politics; and from the outset I would dare to call this alone as the Germans' greatest victory, even if fortune in war on the battlefield should come to the Italians (something which is, however, utterly unlikely). But if the Italians can perpetrate such an insult of deceit upon the Germans themselves, then even this proves nothing more that they must have regarded the Germans of sufficiently good character to have not even been able to see the preparations for the insult at the outset. In fact, every break-in and theft is simply based on the assumption that the intended victim of the theft knows nothing of its plans. And in our case what can be more honorable for the German nation than the expectation of the Italians that the Germans could not regard such a deceit as even possible? As much as the deed brings eternal dishonor upon the Italians, so much, conversely the presupposition of the deed dignifies the German. One cannot therefore say that the Italians had no consciousness at all about their deed; for the presupposition of good character on the part of the Germans, which is at the same time the presupposition of the deed, is without doubt to be judged as an element of deceitful consciousness. *
© Translation William Drabkin. |
22. V. 15
Immer befreiender wirkt das Herannahen der offenen Kriegserklärung Italiens! 1 Nun zieht die Nemesis aus, den arglistigen, bettlerischen Nachbar zu bestrafen u. zw. am wirksamsten eben dadurch, daß es den Deutschen für alle Zeiten einen Einblick in das verbrecherische Seelenleben der minderwertigen Rasse ermöglicht. Nun wissen die Deutschen endgiltig, wie sie an den südlichen Grenzen zu verfahren haben, wenn sie verhüten wollen, daß sie nicht selbst der ital. Agressivität [sic] zum Opfer fallen. {934} Ich zweifle, ob je noch ein Bund mit Italien von der deutschen Politik gutgeheißen werden könnte u. von vornherein wage ich schon dieses allein als den größten Sieg der Deutschen zu bezeichnen, mag sich auf den Schlachtfeldern das Kriegsglück (was aber völlig unwahrscheinlich ist) den Italienern zuwenden. Wenn aber die Italiener eine solche Insulte von List gerade den Deutschen gegenüber verüben konnten, so beweist auch dies wieder nichts anderes, als daß sie die Deutschen für charaktervoll genug halten mußten, die Vorbereitung der Insulte vorerst nicht einmal noch sehen zu können. In der Tat beruht ja jeder Einbruch u. Diebstahl lediglich auf der Voraussetzung, daß der zu-Bestehlende nichts vom Diebstahlsplan weiß. Und was kann in unserem Falle für die deutsche Nation ehrenvoller sein, als die Annahme der Italiener, daß die Deutschen eine solche List eben nicht für möglich halten! ? So sehr die Tat die Italiener für immer entehrt, so sehr ehrt umgekehrt die Voraussetzung der Tat den Deutschen. Man kann also nicht sagen, der Italiener hätte überhaupt kein Bewußtsein seiner Tat; denn die Voraussetzung des guten Charakters bei den Deutschen, die Vorraussetzung [sic] der Tat zugleich ist, ist ohne Zweifel als Element des tückischen Bewußtseins zu werten. *
© Transcription Marko Deisinger. |
May 22, 1915.
The approach of Italy's public declaration of war 1 has an ever liberating effect! Now the nemesis sets out to punish its cunning, beggarly neighbor, and indeed in the most effective way by giving the Germans once and for all an insight into the criminal soul of the lower-ranking race. Now the Germans finally know how they have to act along their southern borders, if they are to avoid falling victim to Italian aggression themselves. {934} I doubt that a further alliance with Italy could ever be endorsed by German politics; and from the outset I would dare to call this alone as the Germans' greatest victory, even if fortune in war on the battlefield should come to the Italians (something which is, however, utterly unlikely). But if the Italians can perpetrate such an insult of deceit upon the Germans themselves, then even this proves nothing more that they must have regarded the Germans of sufficiently good character to have not even been able to see the preparations for the insult at the outset. In fact, every break-in and theft is simply based on the assumption that the intended victim of the theft knows nothing of its plans. And in our case what can be more honorable for the German nation than the expectation of the Italians that the Germans could not regard such a deceit as even possible? As much as the deed brings eternal dishonor upon the Italians, so much, conversely the presupposition of the deed dignifies the German. One cannot therefore say that the Italians had no consciousness at all about their deed; for the presupposition of good character on the part of the Germans, which is at the same time the presupposition of the deed, is without doubt to be judged as an element of deceitful consciousness. *
© Translation William Drabkin. |
Footnotes1 Italy had been allied with the German and Austro-Hungarian Empires since 1882 as part of the Triple Alliance. After signing the secret Treaty of London in April 1915, Italy officially revoked the Triple Alliance on 3 May 1915 and declared war on Austria-Hungary on 23 May with the intention of gaining those territories perceived by irredentists as being Italian under foreign rule. |