30. VI. 15 Regnerisch u. kühl.
— Mit Dienstmann in den Bankverein, wo Manuskripte im Safe hinterlegt werden. — — Im Reisebüro erfahren wir, daß nach St. Anton ein direkter Zug nur mehr abends ausfährt. Die Unliebenswürdigkeit des Fräuleins nötigt uns zur Vorsicht u. wir fahren nach Tisch eigens zum Westbahnhof, um dort über die zur Verfügung stehenden Züge uns näher zu orientieren. Träger sowohl als wie zwei Portiers teilen uns auch noch andere Züge mit, doch bestätigt sich die Angabe des Fräuleins insofern, als der direkte Zug nach St. Anton wirklich nur der von ihr angegebene ist. Bei dieser Gelegenheit aber erfahren wir zu unserer Ueberraschung, daß wir nach Tirol nicht reisen können, ohne uns vorher eine Legitimation verschafft zu haben, die nur bei der Polizei-Direktion zu holen ist. Umso überraschender ist uns diese Mitteilung, als die vor Kurzem erlassene Verordnung volle Reisefreiheit für Nordtirol ausdrücklich zugab. Nun bleibt uns nichts übrig, als aus den gegebenen Umständen Konsequenzen zu ziehen. *
© Transcription Marko Deisinger. |
June 30, 1915. Rainy and cool.
— With a servant, to the Bankverein, where manuscripts are deposited in the safe. — — At the travel agents, we discover that a direct train to St. Anton leaves only in the evening. The young lady's unfriendly behavior necessitates caution on our part, and after lunch we make a special trip to the West Railway Station, to become better informed about the available trains. Baggage handlers and also two porters tell us about other trains, yet the young lady's information proves correct, in so far as the only direct train to St. Anton is the one she indicated. On this occasion, however, we learn to our surprise that we cannot travel to the Tyrol without previously obtaining a legitimation, which can only be obtained from the police headquarters. This information was all the more surprising to us, since the ordinance recently issued allowed complete travel freedom in North Tyrol. There was nothing left for us to do than to take appropriate action in view of the given circumstances. *
© Translation William Drabkin. |
30. VI. 15 Regnerisch u. kühl.
— Mit Dienstmann in den Bankverein, wo Manuskripte im Safe hinterlegt werden. — — Im Reisebüro erfahren wir, daß nach St. Anton ein direkter Zug nur mehr abends ausfährt. Die Unliebenswürdigkeit des Fräuleins nötigt uns zur Vorsicht u. wir fahren nach Tisch eigens zum Westbahnhof, um dort über die zur Verfügung stehenden Züge uns näher zu orientieren. Träger sowohl als wie zwei Portiers teilen uns auch noch andere Züge mit, doch bestätigt sich die Angabe des Fräuleins insofern, als der direkte Zug nach St. Anton wirklich nur der von ihr angegebene ist. Bei dieser Gelegenheit aber erfahren wir zu unserer Ueberraschung, daß wir nach Tirol nicht reisen können, ohne uns vorher eine Legitimation verschafft zu haben, die nur bei der Polizei-Direktion zu holen ist. Umso überraschender ist uns diese Mitteilung, als die vor Kurzem erlassene Verordnung volle Reisefreiheit für Nordtirol ausdrücklich zugab. Nun bleibt uns nichts übrig, als aus den gegebenen Umständen Konsequenzen zu ziehen. *
© Transcription Marko Deisinger. |
June 30, 1915. Rainy and cool.
— With a servant, to the Bankverein, where manuscripts are deposited in the safe. — — At the travel agents, we discover that a direct train to St. Anton leaves only in the evening. The young lady's unfriendly behavior necessitates caution on our part, and after lunch we make a special trip to the West Railway Station, to become better informed about the available trains. Baggage handlers and also two porters tell us about other trains, yet the young lady's information proves correct, in so far as the only direct train to St. Anton is the one she indicated. On this occasion, however, we learn to our surprise that we cannot travel to the Tyrol without previously obtaining a legitimation, which can only be obtained from the police headquarters. This information was all the more surprising to us, since the ordinance recently issued allowed complete travel freedom in North Tyrol. There was nothing left for us to do than to take appropriate action in view of the given circumstances. *
© Translation William Drabkin. |