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22. V. 16 Freundlich bei bewölkten Himmel.

— Von Roth FeldpostOJ 13/30, [22]; macht Dienst amin Bodensee Bodenheim am Rhein . —

— An Rothberger (Br.); überlassen ihm die Bestimmung eines beliebigen Mittwoch- oder Samstag-Abends.

*

In Amerika werden Stimmen laut, lieber den Frieden zu vermitteln, als es auf einen diplomatischen Konflikt mit England angekommen zu lassen. 1 aAber Nnicht einmal durch solche Gebärden darf man sich darüber täuschen lassen, daß in Wahrheit bei den Amerikanern nicht weniger englisch-nationale Gesinnung, sondern nur als mehr Gesinnung zum Geld darin sich ausdrückt: Wer in Geld denkt, fühlt auch in Geld. Auch der Dies ist auch beim Amerikaner der Fall: nur, wenn er dabei soweit er an Geldzuwachs nur denkt. , soweit fühlt er englisch. Mit einem Wort: Der Anglo-Amerikaner fürchtet offenbar Geldverluste u. ist aus Egoismus bereit, das Friedensgeschäfte zu machen! —

*

Vielleicht würden die Menschen dem wucherischen Trieb nach g Geld nicht so übermäßig fröhnen [sic], wenn nicht von Seite des Staates nicht geradezu Prämien auf Geld u. Wucher in Form von Adel, öffentlichen Aemtern usf. gesetzt wären! Nicht also der unmittelbare Reiz des Geldes ist es, der die Menschen in Versuchung bringt, sondern der Reiz jener mittelbar zu erwerbenden Güter, die mit dem Gelde an sich nichts zu tun haben sollten. Man schaffe nur einfach die Reize ab!!

*

In Berlin w eurden kürzlich zwei Direktoren einer Fabrik wegen Überschreitung der Höchstpreise zu je einem Jahre Gefängnis u. 10000 [recte 20000] M. Geldstrafe verurteilt. 2 Und wWäre nun ein solches Urteil tausendmal ein Beweis dafür, daß die kaufmännische Art, so Geld zu erwerben, wie es die Direktoren jener Anstalt taten, sowohl dem Rechts- als Sittlichkeitsempfinden wider- {258} spricht, so würde es doch niemals ins Gehirn der Kaufmannschaft der Welt zu bringen sein, daß Ueberschreitung von Höchstpreisen durchaus nicht schon organisch zum Beruf eines Kaufmannes gehöre. Der Kaufmann fragt geradezu: Wenn ich der Kaufmann nicht betrügen darf, wozu taugt dann der dieser Beruf überhaupt?

*

In Wien hebt der „Abend“ in sehrverdienstvollerweise verdienstvoller Weise ein Diebsnest aus: Eine sogenannte Viehverwertungsgesellschaft hat nicht weniger als 350% Reingewinn auf Kosten der Konsumenten erzielt. 3 Endlich hat man es erfahren, warum die Fleischpreise so hoch wurden gestiegen sind, ganz jenseits von Angebot u. Nachfrage, jenseits von Krieg, u. nur innerhalb der Usançen des kaufmännischen Berufes.

*

Die „W. R. W.“ irren sich in der Rechnung zu ihren Ungunsten um fast 7 Kronen, haben aber trotz Indolenz noch immer Geistesgegenwart genug, kleine betrügerische Preiserhöhungen im einzelnen anzusetzen. Man kann es eben nicht oft genug wiederholen, daß es einen beschränkteren Grad von Fähigkeit gar nicht gibt , als denjenigen, der ohneweiters schon zum Kaufmann befähigt.

*

An Stelle der Frau Kaposi kommt Hupka zur Stunde, dem ich ausnahmsweise diese Begünstigung einräume; doch mache ich ihn aufmerksam, daß er hierüber Schweigen zu wahren habe, wodurch ich ihm indirekt zu verstehen gebe, daß dies nicht in Ordnung sei.

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© Transcription Marko Deisinger.

May 22, 1916. Favorable weather, with a cloudy sky.

— Field postOJ 13/30, [22] from Roth; he is serving in Bodenheim on the Rhine. —

— Letter to Rothberger: we let him choose any Wednesday or Saturday evening.

*

In America voices are being clearly heard in favor of brokering peace rather than letting things come to a diplomatic conflict with England. 1 But one should not be deceived by such gestures into thinking that they express more an American concern with English-nationalist intentions than with intentions regarding money. Anyone who thinks in money also feels in money. This is the case with Americans: to the extent that they are thinking about increases in money, to that extent they feel English. The Anglo-American is evidently afraid of losing money and is prepared, out of self-interest, to engage in the business of peace! —

*

Perhaps people would not indulge so excessively in the greedy pursuit of money if the state did not set high premiums on money and profiteering in the form of honors and public offices! It is not the instant allure of money that leads people into temptation but the allure of those indirectly acquired goods, which are not supposed to have anything to do with money. One should simply eliminate these allurements!!

*

In Berlin, two company directors were each recently sentenced to a year's imprisonment and fined 20,000 marks for exceeding the price limits. 2 If such a judgment were a thousandfold proof that the businessman's practice of acquiring money, as the directors of this firm did, contradicts not only a sense of justice but also one of morality, {258} then it would never enter the heads of the world's business community that overpricing was not actually widespread in the profession of businessman. The businessman might verily ask: if a businessman may not deceive, then what is actually the point of this profession?

*

In Vienna, Der Abend has, in a very deserving way, uncovered a nest of thieves: a so-called cattle collection company has been aiming for a profit of no less than 350%, at the expense of consumers. 3 Finally we learn why the meat prices have risen so sharply, quite apart from supply and demand, apart from the war, and only as a result of the sharp practices – of the business profession.

*

The laundry company make a mistake in their invoice of 7 Kronen to their disadvantage. But in spite of their sloppiness, they will have enough presence of mind to deceitfully raise the price of individual items by a small amount. One can just not repeat often enough that there is by no means a more limited degree of ability than that which enables one to be a businessman without further ado.

*

In place of Mrs. Kaposy, Hupka comes for his lesson, as I favor him with this exceptional arrangement; but I make it clear to him that he must remain silent about it, whereby I indirectly give him to understand that this [substitution] is out of order.

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© Translation William Drabkin.

22. V. 16 Freundlich bei bewölkten Himmel.

— Von Roth FeldpostOJ 13/30, [22]; macht Dienst amin Bodensee Bodenheim am Rhein . —

— An Rothberger (Br.); überlassen ihm die Bestimmung eines beliebigen Mittwoch- oder Samstag-Abends.

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In Amerika werden Stimmen laut, lieber den Frieden zu vermitteln, als es auf einen diplomatischen Konflikt mit England angekommen zu lassen. 1 aAber Nnicht einmal durch solche Gebärden darf man sich darüber täuschen lassen, daß in Wahrheit bei den Amerikanern nicht weniger englisch-nationale Gesinnung, sondern nur als mehr Gesinnung zum Geld darin sich ausdrückt: Wer in Geld denkt, fühlt auch in Geld. Auch der Dies ist auch beim Amerikaner der Fall: nur, wenn er dabei soweit er an Geldzuwachs nur denkt. , soweit fühlt er englisch. Mit einem Wort: Der Anglo-Amerikaner fürchtet offenbar Geldverluste u. ist aus Egoismus bereit, das Friedensgeschäfte zu machen! —

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Vielleicht würden die Menschen dem wucherischen Trieb nach g Geld nicht so übermäßig fröhnen [sic], wenn nicht von Seite des Staates nicht geradezu Prämien auf Geld u. Wucher in Form von Adel, öffentlichen Aemtern usf. gesetzt wären! Nicht also der unmittelbare Reiz des Geldes ist es, der die Menschen in Versuchung bringt, sondern der Reiz jener mittelbar zu erwerbenden Güter, die mit dem Gelde an sich nichts zu tun haben sollten. Man schaffe nur einfach die Reize ab!!

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In Berlin w eurden kürzlich zwei Direktoren einer Fabrik wegen Überschreitung der Höchstpreise zu je einem Jahre Gefängnis u. 10000 [recte 20000] M. Geldstrafe verurteilt. 2 Und wWäre nun ein solches Urteil tausendmal ein Beweis dafür, daß die kaufmännische Art, so Geld zu erwerben, wie es die Direktoren jener Anstalt taten, sowohl dem Rechts- als Sittlichkeitsempfinden wider- {258} spricht, so würde es doch niemals ins Gehirn der Kaufmannschaft der Welt zu bringen sein, daß Ueberschreitung von Höchstpreisen durchaus nicht schon organisch zum Beruf eines Kaufmannes gehöre. Der Kaufmann fragt geradezu: Wenn ich der Kaufmann nicht betrügen darf, wozu taugt dann der dieser Beruf überhaupt?

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In Wien hebt der „Abend“ in sehrverdienstvollerweise verdienstvoller Weise ein Diebsnest aus: Eine sogenannte Viehverwertungsgesellschaft hat nicht weniger als 350% Reingewinn auf Kosten der Konsumenten erzielt. 3 Endlich hat man es erfahren, warum die Fleischpreise so hoch wurden gestiegen sind, ganz jenseits von Angebot u. Nachfrage, jenseits von Krieg, u. nur innerhalb der Usançen des kaufmännischen Berufes.

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Die „W. R. W.“ irren sich in der Rechnung zu ihren Ungunsten um fast 7 Kronen, haben aber trotz Indolenz noch immer Geistesgegenwart genug, kleine betrügerische Preiserhöhungen im einzelnen anzusetzen. Man kann es eben nicht oft genug wiederholen, daß es einen beschränkteren Grad von Fähigkeit gar nicht gibt , als denjenigen, der ohneweiters schon zum Kaufmann befähigt.

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An Stelle der Frau Kaposi kommt Hupka zur Stunde, dem ich ausnahmsweise diese Begünstigung einräume; doch mache ich ihn aufmerksam, daß er hierüber Schweigen zu wahren habe, wodurch ich ihm indirekt zu verstehen gebe, daß dies nicht in Ordnung sei.

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© Transcription Marko Deisinger.

May 22, 1916. Favorable weather, with a cloudy sky.

— Field postOJ 13/30, [22] from Roth; he is serving in Bodenheim on the Rhine. —

— Letter to Rothberger: we let him choose any Wednesday or Saturday evening.

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In America voices are being clearly heard in favor of brokering peace rather than letting things come to a diplomatic conflict with England. 1 But one should not be deceived by such gestures into thinking that they express more an American concern with English-nationalist intentions than with intentions regarding money. Anyone who thinks in money also feels in money. This is the case with Americans: to the extent that they are thinking about increases in money, to that extent they feel English. The Anglo-American is evidently afraid of losing money and is prepared, out of self-interest, to engage in the business of peace! —

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Perhaps people would not indulge so excessively in the greedy pursuit of money if the state did not set high premiums on money and profiteering in the form of honors and public offices! It is not the instant allure of money that leads people into temptation but the allure of those indirectly acquired goods, which are not supposed to have anything to do with money. One should simply eliminate these allurements!!

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In Berlin, two company directors were each recently sentenced to a year's imprisonment and fined 20,000 marks for exceeding the price limits. 2 If such a judgment were a thousandfold proof that the businessman's practice of acquiring money, as the directors of this firm did, contradicts not only a sense of justice but also one of morality, {258} then it would never enter the heads of the world's business community that overpricing was not actually widespread in the profession of businessman. The businessman might verily ask: if a businessman may not deceive, then what is actually the point of this profession?

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In Vienna, Der Abend has, in a very deserving way, uncovered a nest of thieves: a so-called cattle collection company has been aiming for a profit of no less than 350%, at the expense of consumers. 3 Finally we learn why the meat prices have risen so sharply, quite apart from supply and demand, apart from the war, and only as a result of the sharp practices – of the business profession.

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The laundry company make a mistake in their invoice of 7 Kronen to their disadvantage. But in spite of their sloppiness, they will have enough presence of mind to deceitfully raise the price of individual items by a small amount. One can just not repeat often enough that there is by no means a more limited degree of ability than that which enables one to be a businessman without further ado.

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In place of Mrs. Kaposy, Hupka comes for his lesson, as I favor him with this exceptional arrangement; but I make it clear to him that he must remain silent about it, whereby I indirectly give him to understand that this [substitution] is out of order.

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© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 "Wilsons Stellung zur Friedensvermittlung. Das Verlangen nach wirklicher Neutralität in Amerika," Neue Freie Presse, No. 18588, May 22, 1916, p. 2.

2 "Schwere Bestrafung der Direktoren eines deutschen Hüttenwerkes wegen Höchstpreisüberschreitung," Neues Wiener Journal, No. 8102, May 21, 1916, 24th year, p. 18.

3 "Die Viehverwertungsgesellschaft und das Vieh. Ein Hauskauf und eine Zinssteigerung mit den Geldern des Reingewinns," Der Abend, No. 115, May 19, 1916, 2nd year, pp. 2-3; and "Viehverwertungsgesellschaft," Der Abend, No. 117, May 22, 1916, 2nd year, p. 3.