28. V. 16 Zweifelhaftes Wetter, mehr zu Regen neigend.
Dennoch fahren wir hinaus. Von Liesing wandern wir die Straße bis Kalksburg u. bemerken dort zum erstenmal einer die elektrischen Straßenbahn, die d ieeren Einrichtung uns bisher offenbar nur deshalb nicht auffiel, weil kein Geleise gelegt ist. Wir riskierten es sogar, von Kalksburg noch weiter u. zw. bis zum „roten Stadl“ zu gehen u. da wir unterwegs erfuhren, daß von zwischen Laab am Walde nach u. Liesing Autoomnibusse verkehren, so entschlossen wir uns endlich beim „roten Stadl“ statt nach Kalksburg zurückzukehren, doch lieber nach Laab den Weg fortzusetzen. Als wir ins Dorf traten, begann setzte ein leichter Regen ein, der während der Mahlzeit sich zu ziemlicher Heftigkeit steigerte. Allerdings brachten wir mit der Mahlzeit zwei Stunden zu, (von 12–2h ) zu, nicht etwa dem übermäßigem Genusse hingegeben, sondern lediglich durch die Profitsucht des Wirtes zum Bleiben genötigt, der die vielen Gäste ohne Zuhilfenahme auch des allerbilligsten Mädchenmaterials zu bedienen wollte sich kapriziert hat. Das Personal hatte außerdem keine Einteilung u. die Gäste liefen vielfach selbst in die Küche, so daß die von den Kellnern bereits bestellten Speisen oft genug von den letzteren als Selbstkellnern weggeschnappt wurden. Andererseits war uns diese Misère doch endlich auch zum Glück ausgegangen, denn wir mußten sitzen bleiben [sic], während sofern sich inzwischen während der Wartestunden der Regen verzog. Um 2h traten wir aus dem Wirtshaus u. , während wir den Weg nach Kalksburg gingen, begann sich der Himmel immer mehr u. mehr zu lichten, so daß wir hier bei schönster Sonne dort ankamen, wo wir dann in die Straßenbahn einstiegen, die uns nach Liesing brachte. – In Wien finden wir beim Aussteigen bereits Extraausgaben vor, die von weiteren Erfolgen in Italien u. bei Verdun melden. Erst gegen Abend bricht ein starkes Unwetter neuerlich hervor, das sogar noch zu Beginn der Nacht nachzittert. *{267} Der Nachteil einer gebildeten Sprache: Zu den Anglo-Amerikanern, also zu Menschen, die die Sprache blos so weit beherrschen, um im einfachen Diebsjargon den Engländern sagen ihren Vettern zuflüstern zu können: „Brechet nur ein in Europa, wir machen hier euch Mauer“ – spricht eine die deutsche Menschheit mit Elementen der Werten von Bildung , u. Logik, u. mit Ausdrücken vollendetster Kultur. ! Wie sollen d ieas die Amerikaner etwas anderes als Interesse u. Raub verstehen? *
© Transcription Marko Deisinger. |
May 28, 1916; changeable weather, inclining more towards rain.
Yet we still go out. From Liesing we walk along the road to Kalksburg and get our first view of the electric streetcar, whose installation we had hitherto not noticed only because no tracks had been laid. We even risked going further, in fact to the Rote Stadl; and when we learned along the way that there is a bus service between Laab am Walde and Liesing, we finally decided, when we got to the Rote Stadl, to carry on to Laab instead of turning back to Kalksburg. When we reached the village, it began to rain lightly; the rain became rather heavy during lunch. In any event we took two hours over lunch (from 12 to 2 o'clock), not so much because we were enthusiastic about an exceptional pleasure but merely on account of innkeeper's obsession with profit: he fancied keeping his guests waiting by dispensing with even the very cheapest waitress service. In addition, his staff were not organized; and many of the guests had to run into the kitchen themselves, so that the dishes that had been ordered by the waiters were often enough snatched by the guests taking on the role of self-appointed waiters. On the other hand, this misery turned out well in the end, as the rain eased during our hours of waiting. We left the restaurant at 2 o'clock; as we walked towards Kalksburg the sky began to brighten up, so that we arrived there in the most beautiful sunshine and boarded the streetcar which took us back to Liesing. – As soon as we arriving in Vienna, we were greeted by extra editions reporting further successes in Italy and at Verdun. It was only towards evening that a new wave of bad weather arrived, which persisted even until the beginning of the night. *{267} The disadvantage of educated speech: to the Anglo-Americans, i.e. to people whose command of language extends only to a thief's simplest jargon that can be whispered into his cousin's ears: "Just invade Europe, and we'll build walls for you"– German humanity speaks with values of education and logic, with expressions of the most refined culture! How are the Americans supposed to understand that? *
© Translation William Drabkin. |
28. V. 16 Zweifelhaftes Wetter, mehr zu Regen neigend.
Dennoch fahren wir hinaus. Von Liesing wandern wir die Straße bis Kalksburg u. bemerken dort zum erstenmal einer die elektrischen Straßenbahn, die d ieeren Einrichtung uns bisher offenbar nur deshalb nicht auffiel, weil kein Geleise gelegt ist. Wir riskierten es sogar, von Kalksburg noch weiter u. zw. bis zum „roten Stadl“ zu gehen u. da wir unterwegs erfuhren, daß von zwischen Laab am Walde nach u. Liesing Autoomnibusse verkehren, so entschlossen wir uns endlich beim „roten Stadl“ statt nach Kalksburg zurückzukehren, doch lieber nach Laab den Weg fortzusetzen. Als wir ins Dorf traten, begann setzte ein leichter Regen ein, der während der Mahlzeit sich zu ziemlicher Heftigkeit steigerte. Allerdings brachten wir mit der Mahlzeit zwei Stunden zu, (von 12–2h ) zu, nicht etwa dem übermäßigem Genusse hingegeben, sondern lediglich durch die Profitsucht des Wirtes zum Bleiben genötigt, der die vielen Gäste ohne Zuhilfenahme auch des allerbilligsten Mädchenmaterials zu bedienen wollte sich kapriziert hat. Das Personal hatte außerdem keine Einteilung u. die Gäste liefen vielfach selbst in die Küche, so daß die von den Kellnern bereits bestellten Speisen oft genug von den letzteren als Selbstkellnern weggeschnappt wurden. Andererseits war uns diese Misère doch endlich auch zum Glück ausgegangen, denn wir mußten sitzen bleiben [sic], während sofern sich inzwischen während der Wartestunden der Regen verzog. Um 2h traten wir aus dem Wirtshaus u. , während wir den Weg nach Kalksburg gingen, begann sich der Himmel immer mehr u. mehr zu lichten, so daß wir hier bei schönster Sonne dort ankamen, wo wir dann in die Straßenbahn einstiegen, die uns nach Liesing brachte. – In Wien finden wir beim Aussteigen bereits Extraausgaben vor, die von weiteren Erfolgen in Italien u. bei Verdun melden. Erst gegen Abend bricht ein starkes Unwetter neuerlich hervor, das sogar noch zu Beginn der Nacht nachzittert. *{267} Der Nachteil einer gebildeten Sprache: Zu den Anglo-Amerikanern, also zu Menschen, die die Sprache blos so weit beherrschen, um im einfachen Diebsjargon den Engländern sagen ihren Vettern zuflüstern zu können: „Brechet nur ein in Europa, wir machen hier euch Mauer“ – spricht eine die deutsche Menschheit mit Elementen der Werten von Bildung , u. Logik, u. mit Ausdrücken vollendetster Kultur. ! Wie sollen d ieas die Amerikaner etwas anderes als Interesse u. Raub verstehen? *
© Transcription Marko Deisinger. |
May 28, 1916; changeable weather, inclining more towards rain.
Yet we still go out. From Liesing we walk along the road to Kalksburg and get our first view of the electric streetcar, whose installation we had hitherto not noticed only because no tracks had been laid. We even risked going further, in fact to the Rote Stadl; and when we learned along the way that there is a bus service between Laab am Walde and Liesing, we finally decided, when we got to the Rote Stadl, to carry on to Laab instead of turning back to Kalksburg. When we reached the village, it began to rain lightly; the rain became rather heavy during lunch. In any event we took two hours over lunch (from 12 to 2 o'clock), not so much because we were enthusiastic about an exceptional pleasure but merely on account of innkeeper's obsession with profit: he fancied keeping his guests waiting by dispensing with even the very cheapest waitress service. In addition, his staff were not organized; and many of the guests had to run into the kitchen themselves, so that the dishes that had been ordered by the waiters were often enough snatched by the guests taking on the role of self-appointed waiters. On the other hand, this misery turned out well in the end, as the rain eased during our hours of waiting. We left the restaurant at 2 o'clock; as we walked towards Kalksburg the sky began to brighten up, so that we arrived there in the most beautiful sunshine and boarded the streetcar which took us back to Liesing. – As soon as we arriving in Vienna, we were greeted by extra editions reporting further successes in Italy and at Verdun. It was only towards evening that a new wave of bad weather arrived, which persisted even until the beginning of the night. *{267} The disadvantage of educated speech: to the Anglo-Americans, i.e. to people whose command of language extends only to a thief's simplest jargon that can be whispered into his cousin's ears: "Just invade Europe, and we'll build walls for you"– German humanity speaks with values of education and logic, with expressions of the most refined culture! How are the Americans supposed to understand that? *
© Translation William Drabkin. |