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4. II. 17 –6°.

— Meist Arbeit. — Extraausgabe meldet den Abbruch der diplomatischen Beziehungen Nord-Amerikas zu Deutschland . 1 Besser als alle seine Noten, Reden u. Versicherungen erbringt dieses Dokument den Beweis für die wahre Struktur der {586} Wilsonschen Psyche. Wer vermöchte aber zu erwarten, daß die tölpelhaften Deutschen, zumal Oesterreichs, dadurch auch schon wirklich geheilt sind wären? Es Sie werden, fürchte ich, trotz allem noch lange in ihrem Gewissen herumtasten, ob sie darin nicht jene doch noch eine Schuld finden, die die Engländer u. ihre nordamerikanischen Ableger in ihrer lauten Kritik über uns rechtfertigte. Für mich selbst erübrigt sich freilich jedes Wort! Von Anbeginn war mir das Kauderwelsch der Phrasen ein hinreichender Fingerzeig, daß ich in Wilson den Gang- u-Gäbe-Englandschurken zu sehen habe. — In der Zukunft der letzten Januarwoche ein Aufsatz über Zionismus von Max Brod. 2 Darin ist viel auch von hebräischer Renaissançe die Rede. Wie überall droht dieser Begriff leider nun auch dem Zionismus Schaden zu bringen: man strebt eine Renaissançe an, u. ohne weiß noch nicht recht zu wissen, was man eigentlich anzustreben sei habe, (wie doch auch in der Musik eine Renaissançe, ein Zurück zu Mozart, zu den Klassikern gepredigt wird, ohne daß jemand zu sagen wüßte, welcher Mozart, welche Klassiker damit gemeint seien). Welches Hebräertum, welches Judentum soll denn also wiedergeboren werden? War denn nicht Christus schon derjenige, der die erste Renaissançe machen wollte u. wie übel ist ihm diese bekommen! War in der Folge der Zeit nicht auch Luther einder Mann mit einer ähnlicher [recte ähnlichen] Renaissance-Tendenz – was ist nun daraus wieder geworden? Nach allem, was ich lese, finde ich verwirrende Unklarheit in den Köpfen der Führer selbst vor allem. Mit einem Ppapageinmäßigen Drill auf Hebräertum blos wird dem Zionismus ja auch nicht gedient sein; hatten wir doch davon all die Jahrhunderte genug, übergenug.

© Transcription Marko Deisinger.

February 4, 1917, –6°.

— Mostly work. — An extra edition reports North America's severance of diplomatic relations with Germany . 1 Better than all of its diplomatic notes, speeches and assurances, this document offers proof of the true structure of the {586} Wilsonian psyche. But who could have expected that the foolish Germans, and all the more foolish Austrians, would be truly healed as a result? They will, I fear, continue to search the consciences for a long time to see if they can yet find some fault that will justify the English and their North American subsidiaries in their noisy critique of us. For myself, no further words are necessary. From the very beginning, the gibberish of their phrases was a sufficient pointer for me to see in Wilson the commonplace English villain. — In the last January issue of the Die Zukunft , an article on "Zionism" by Max Brod. 2 It contains much talk about a Hebrew renaissance. As everywhere, this concept now unfortunately threatens to do harm to Zionism: one strives after a renaissance without really knowing what one is actually striving after (as it is also the case in music, where a renaissance is preached, a return to Mozart, to the classics, without anyone being able to say which Mozart, which classics are meant by it. Which Hebrewism, which Judaism should, then, be reborn? Was not Christ already the one who wanted to create the first renaissance, and how badly this turned out for him! Was not Luther in the course of time also the man with a similar renaissance tendency – and what has come of that? From all that I have read, I find a bewildering unclarity, above all in the heads of the leaders themselves. A mere parrot-like drill in Hebrewism will by no means serve the cause of Zionism; we have had enough of this throughout the centuries – more than enough.

© Translation William Drabkin.

4. II. 17 –6°.

— Meist Arbeit. — Extraausgabe meldet den Abbruch der diplomatischen Beziehungen Nord-Amerikas zu Deutschland . 1 Besser als alle seine Noten, Reden u. Versicherungen erbringt dieses Dokument den Beweis für die wahre Struktur der {586} Wilsonschen Psyche. Wer vermöchte aber zu erwarten, daß die tölpelhaften Deutschen, zumal Oesterreichs, dadurch auch schon wirklich geheilt sind wären? Es Sie werden, fürchte ich, trotz allem noch lange in ihrem Gewissen herumtasten, ob sie darin nicht jene doch noch eine Schuld finden, die die Engländer u. ihre nordamerikanischen Ableger in ihrer lauten Kritik über uns rechtfertigte. Für mich selbst erübrigt sich freilich jedes Wort! Von Anbeginn war mir das Kauderwelsch der Phrasen ein hinreichender Fingerzeig, daß ich in Wilson den Gang- u-Gäbe-Englandschurken zu sehen habe. — In der Zukunft der letzten Januarwoche ein Aufsatz über Zionismus von Max Brod. 2 Darin ist viel auch von hebräischer Renaissançe die Rede. Wie überall droht dieser Begriff leider nun auch dem Zionismus Schaden zu bringen: man strebt eine Renaissançe an, u. ohne weiß noch nicht recht zu wissen, was man eigentlich anzustreben sei habe, (wie doch auch in der Musik eine Renaissançe, ein Zurück zu Mozart, zu den Klassikern gepredigt wird, ohne daß jemand zu sagen wüßte, welcher Mozart, welche Klassiker damit gemeint seien). Welches Hebräertum, welches Judentum soll denn also wiedergeboren werden? War denn nicht Christus schon derjenige, der die erste Renaissançe machen wollte u. wie übel ist ihm diese bekommen! War in der Folge der Zeit nicht auch Luther einder Mann mit einer ähnlicher [recte ähnlichen] Renaissance-Tendenz – was ist nun daraus wieder geworden? Nach allem, was ich lese, finde ich verwirrende Unklarheit in den Köpfen der Führer selbst vor allem. Mit einem Ppapageinmäßigen Drill auf Hebräertum blos wird dem Zionismus ja auch nicht gedient sein; hatten wir doch davon all die Jahrhunderte genug, übergenug.

© Transcription Marko Deisinger.

February 4, 1917, –6°.

— Mostly work. — An extra edition reports North America's severance of diplomatic relations with Germany . 1 Better than all of its diplomatic notes, speeches and assurances, this document offers proof of the true structure of the {586} Wilsonian psyche. But who could have expected that the foolish Germans, and all the more foolish Austrians, would be truly healed as a result? They will, I fear, continue to search the consciences for a long time to see if they can yet find some fault that will justify the English and their North American subsidiaries in their noisy critique of us. For myself, no further words are necessary. From the very beginning, the gibberish of their phrases was a sufficient pointer for me to see in Wilson the commonplace English villain. — In the last January issue of the Die Zukunft , an article on "Zionism" by Max Brod. 2 It contains much talk about a Hebrew renaissance. As everywhere, this concept now unfortunately threatens to do harm to Zionism: one strives after a renaissance without really knowing what one is actually striving after (as it is also the case in music, where a renaissance is preached, a return to Mozart, to the classics, without anyone being able to say which Mozart, which classics are meant by it. Which Hebrewism, which Judaism should, then, be reborn? Was not Christ already the one who wanted to create the first renaissance, and how badly this turned out for him! Was not Luther in the course of time also the man with a similar renaissance tendency – and what has come of that? From all that I have read, I find a bewildering unclarity, above all in the heads of the leaders themselves. A mere parrot-like drill in Hebrewism will by no means serve the cause of Zionism; we have had enough of this throughout the centuries – more than enough.

© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 "Abbruch der Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika. Eine Botschaft Wilsons," Neues Wiener Tagblatt, No. 33, February 4, 1916, 51st year, extra edition, p. 1.

2 Max Brod, "Die dritte Phase des Zionismus," Die Zukunft 98 (Januar 20, 1916), pp. 72-84.