2. Leicht bedeckt.
— Von Dr. Schmid: ein Quartett von Ph. Em. Bach, Verlag Büsping. 1 — An Mozio (K. expreß): bitte um den Zinsenbetrag!! — Von ½5–¼7h: van Hoboken zur Jause; unsere Besprechung erspart mir eine Konferenz mit Haas. Ich erkläre die Unmöglichkeit, Generalbaß-Arbeiten anderer zu korrigiren, aus rein sachlichen Gründen, außerdem aus dem Mißverhältnis meiner Jahre u. den Jahren der Gesamtausgabe. 2 Damit entfällt auch die von Haas erwähnte „Jahresgabe“. – Daraus, daß v. H. das so ausdrückte: „Da muß mich Haas mißverstanden haben“ ist zu schließen, was ich schon in Galtür vermutet habe, daß v. H. den Auftrag gegeben hatte, sich nach der Höhe des von mir begehrten Jahresgeldes zu erkundigen. Dann brachte ich die Notwendigkeit vor, die Doppelstunden aufzulösen. Im ersten Augenblick wandelte v. H. die Lust an, hierin eine Strafe für die Verletzung des übernommenen Vertrags 3 zu sehen, aber sofort entrang sich ihm ein erleichtertes aha, nachdem ich erklärt hatte, daß ich sogar zwei Stunden zweier Schüler durch eine Pausen trennen u. den Mittwoch unter die Schultage reihen muß. Ich habe mich zu einer beliebigen Zahl von Stunden bereit erklärt, zu vier, drei, zwei, ja einer Stunde –, nach kurzem Mißverständnis, das Lie-Liechen {3520} aber sofort zerstreut –, erklärt er sich begeistert für drei Stunden! Die Heftigkeit, mit der er nach dem Ersparnis griff, hat mich an die Heftigkeit erinnert, mit dem er dem Professor Haas die freie Verfügung über seinen Aufsatz zurückgegeben hat. 4 Als ich von der Höhe des Checks sprach, stellte er sich so, als hätte er doch auch schon im Vorjahre das höhere Honorar gezahlt. Wir waren Beide nicht in der Lage, ihm das bestätigen zu können. Sehr eigentümlich hat mich die durch u. durch rohe Natur dieses Menschen berührt, als er mir gleichsam als Geschenk anrechnete, wenn er mit mir in den Stunden nicht gerade nur über Theorie, sondern auch über andere Dinge musikalischer Natur „plauschten“, wozu er z. B. das vierhändig Spielen der Bruckner-Sinfonie zählt u. das Tausenderlei aus Partituren anderer Autoren! Also hat er die Vorstellung gehabt, daß ich im Grunde verpflichtet wäre, ungeachtet seiner Vertragsverletzung auch die übrigen zwei Stunden in der Woche für Theorie zu verwenden, statt für Klavier. Tat ich das nicht, oder ließ er mich gewähren, so war das offenbar ein Geschenk an mich, wenn er mir die Theorie erließ. Zum Schluß empfiehlt er sich mit den Worten: „Morgen komme ich zur Stunde“ – eine wohl kaum dagewesene Unverschämtheit, als hätte ich die Verpflichtung gehabt, ihm so lange hier zu behalten, ja ihn überhaupt einzuladen. Dem Mädchen gibt er nichts, trotzdem er reichlich genossen hat. Zu Lie-Liechen meinte ich: Man müßte im Grunde mit den Ohren spucken können, wenn man von diesen Dingen hört; man müßte Räucherkerzchen aufstellen, (wenn man von diesen Dingen hört) wenn er das Zimmer verlassen hat. Und eine kleine Rechnung legte {3521} ich Lie-Liechen vor: Der Entgang der mir schon nach seinem eigenen Geständnis fürs Vorjahr zugedachten Erhöhung, der Entgang der unhonorierten 40 Stunden, die ich seiner Hausarbeit gewidmet, – das macht schon eine beträchtliche Gegenrechnung gegen jenen Betrag, den er für das II. Jahrbuch vorgestreckt hat! © Transcription Marko Deisinger. |
2, partly cloudy.
— From Dr. Schmid: a quartet by C. P. E. Bach, published by Büsping. 1 — To Mozio (express postcard): I ask for the interest!! — From 4:30 to 6:15: Hoboken for afternoon snack; our discussion spares me a meeting with Haas. I explain that it is impossible for me to correct the thoroughbass realizations of others, on purely objective grounds, in addition on account of his misunderstanding of my age, and [concerning] the years [taken up] by the collected edition. 2 Thus the "annual gift" mentioned by Haas no longer applies. – From the fact that Hoboken expressed things as follows: "Then Haas must have misunderstood me," it may be inferred what I already suspected in Galtür: that Hoboken had asked him to inquire about the level of annual payment I was requesting. Then I broached to him the necessity of breaking up the two-hour lessons. In the first instance, Hoboken took this to mean a punishment for breaking the agreement he had taken over; 3 but immediately an "Aha" of relief issued from him, after I explained that I shall separate consecutive lessons between two pupils with a break, and will have to include Wednesday among my teaching days. I said I was prepared to offer any number of hours of tuition – four, three, two, even one hour – after a short misunderstanding that Lie-Liechen {3520} was able to dispel, he declared himself keen on having three lessons! The intensity with which he sought to save money reminded me of the intensity with which he withdrew from Professor Haas the free use of his article. 4 As I mentioned the large amount of his check, he behaved as if he had already paid the higher lesson fee the previous year. The two of us [Lie-Liechen and I] were not in a position to be able to confirm that to him. The thoroughly coarse nature of this person has affected me in a strange way, as if he was considering it almost as a gift to me if, during the lessons, he chatted not only about theory per se but also about other things of a musical nature, by including for example the playing of a symphony by Bruckner four hands, and myriad passages from scores by other composers! Thus he had the impression that I was basically obliged, in spite of his contractual abrogation, to use the remaining two lessons per week for theory instead of for piano. If I did not do this, or if he accommodated me, then it was apparently a gift to me if he released me from theory teaching. At the end, he took his leave with the words: "Tomorrow I shall come for my lesson" – an impertinence the likes of which I had hardly experienced, as if it were my duty to keep him here so long, indeed to invite him at all. He gives nothing to the maid, in spite of enjoying himself immensely. To Lie-Liechen I remarked: "One would have to be able to spit with one's ears if one heard such things; one would have to light incense cones (upon hearing such things) after he has left the room." And I presented a little calculation to {3521} Lie-Liechen: The loss of the increase [in lesson fees] for the previous year, which he intended by his own admission; the loss of the forty hours not paid for, which I have devoted to his homework, – that already amounts to a considerable sum to be set against his advance for the second Yearbook . © Translation William Drabkin. |
2. Leicht bedeckt.
— Von Dr. Schmid: ein Quartett von Ph. Em. Bach, Verlag Büsping. 1 — An Mozio (K. expreß): bitte um den Zinsenbetrag!! — Von ½5–¼7h: van Hoboken zur Jause; unsere Besprechung erspart mir eine Konferenz mit Haas. Ich erkläre die Unmöglichkeit, Generalbaß-Arbeiten anderer zu korrigiren, aus rein sachlichen Gründen, außerdem aus dem Mißverhältnis meiner Jahre u. den Jahren der Gesamtausgabe. 2 Damit entfällt auch die von Haas erwähnte „Jahresgabe“. – Daraus, daß v. H. das so ausdrückte: „Da muß mich Haas mißverstanden haben“ ist zu schließen, was ich schon in Galtür vermutet habe, daß v. H. den Auftrag gegeben hatte, sich nach der Höhe des von mir begehrten Jahresgeldes zu erkundigen. Dann brachte ich die Notwendigkeit vor, die Doppelstunden aufzulösen. Im ersten Augenblick wandelte v. H. die Lust an, hierin eine Strafe für die Verletzung des übernommenen Vertrags 3 zu sehen, aber sofort entrang sich ihm ein erleichtertes aha, nachdem ich erklärt hatte, daß ich sogar zwei Stunden zweier Schüler durch eine Pausen trennen u. den Mittwoch unter die Schultage reihen muß. Ich habe mich zu einer beliebigen Zahl von Stunden bereit erklärt, zu vier, drei, zwei, ja einer Stunde –, nach kurzem Mißverständnis, das Lie-Liechen {3520} aber sofort zerstreut –, erklärt er sich begeistert für drei Stunden! Die Heftigkeit, mit der er nach dem Ersparnis griff, hat mich an die Heftigkeit erinnert, mit dem er dem Professor Haas die freie Verfügung über seinen Aufsatz zurückgegeben hat. 4 Als ich von der Höhe des Checks sprach, stellte er sich so, als hätte er doch auch schon im Vorjahre das höhere Honorar gezahlt. Wir waren Beide nicht in der Lage, ihm das bestätigen zu können. Sehr eigentümlich hat mich die durch u. durch rohe Natur dieses Menschen berührt, als er mir gleichsam als Geschenk anrechnete, wenn er mit mir in den Stunden nicht gerade nur über Theorie, sondern auch über andere Dinge musikalischer Natur „plauschten“, wozu er z. B. das vierhändig Spielen der Bruckner-Sinfonie zählt u. das Tausenderlei aus Partituren anderer Autoren! Also hat er die Vorstellung gehabt, daß ich im Grunde verpflichtet wäre, ungeachtet seiner Vertragsverletzung auch die übrigen zwei Stunden in der Woche für Theorie zu verwenden, statt für Klavier. Tat ich das nicht, oder ließ er mich gewähren, so war das offenbar ein Geschenk an mich, wenn er mir die Theorie erließ. Zum Schluß empfiehlt er sich mit den Worten: „Morgen komme ich zur Stunde“ – eine wohl kaum dagewesene Unverschämtheit, als hätte ich die Verpflichtung gehabt, ihm so lange hier zu behalten, ja ihn überhaupt einzuladen. Dem Mädchen gibt er nichts, trotzdem er reichlich genossen hat. Zu Lie-Liechen meinte ich: Man müßte im Grunde mit den Ohren spucken können, wenn man von diesen Dingen hört; man müßte Räucherkerzchen aufstellen, (wenn man von diesen Dingen hört) wenn er das Zimmer verlassen hat. Und eine kleine Rechnung legte {3521} ich Lie-Liechen vor: Der Entgang der mir schon nach seinem eigenen Geständnis fürs Vorjahr zugedachten Erhöhung, der Entgang der unhonorierten 40 Stunden, die ich seiner Hausarbeit gewidmet, – das macht schon eine beträchtliche Gegenrechnung gegen jenen Betrag, den er für das II. Jahrbuch vorgestreckt hat! © Transcription Marko Deisinger. |
2, partly cloudy.
— From Dr. Schmid: a quartet by C. P. E. Bach, published by Büsping. 1 — To Mozio (express postcard): I ask for the interest!! — From 4:30 to 6:15: Hoboken for afternoon snack; our discussion spares me a meeting with Haas. I explain that it is impossible for me to correct the thoroughbass realizations of others, on purely objective grounds, in addition on account of his misunderstanding of my age, and [concerning] the years [taken up] by the collected edition. 2 Thus the "annual gift" mentioned by Haas no longer applies. – From the fact that Hoboken expressed things as follows: "Then Haas must have misunderstood me," it may be inferred what I already suspected in Galtür: that Hoboken had asked him to inquire about the level of annual payment I was requesting. Then I broached to him the necessity of breaking up the two-hour lessons. In the first instance, Hoboken took this to mean a punishment for breaking the agreement he had taken over; 3 but immediately an "Aha" of relief issued from him, after I explained that I shall separate consecutive lessons between two pupils with a break, and will have to include Wednesday among my teaching days. I said I was prepared to offer any number of hours of tuition – four, three, two, even one hour – after a short misunderstanding that Lie-Liechen {3520} was able to dispel, he declared himself keen on having three lessons! The intensity with which he sought to save money reminded me of the intensity with which he withdrew from Professor Haas the free use of his article. 4 As I mentioned the large amount of his check, he behaved as if he had already paid the higher lesson fee the previous year. The two of us [Lie-Liechen and I] were not in a position to be able to confirm that to him. The thoroughly coarse nature of this person has affected me in a strange way, as if he was considering it almost as a gift to me if, during the lessons, he chatted not only about theory per se but also about other things of a musical nature, by including for example the playing of a symphony by Bruckner four hands, and myriad passages from scores by other composers! Thus he had the impression that I was basically obliged, in spite of his contractual abrogation, to use the remaining two lessons per week for theory instead of for piano. If I did not do this, or if he accommodated me, then it was apparently a gift to me if he released me from theory teaching. At the end, he took his leave with the words: "Tomorrow I shall come for my lesson" – an impertinence the likes of which I had hardly experienced, as if it were my duty to keep him here so long, indeed to invite him at all. He gives nothing to the maid, in spite of enjoying himself immensely. To Lie-Liechen I remarked: "One would have to be able to spit with one's ears if one heard such things; one would have to light incense cones (upon hearing such things) after he has left the room." And I presented a little calculation to {3521} Lie-Liechen: The loss of the increase [in lesson fees] for the previous year, which he intended by his own admission; the loss of the forty hours not paid for, which I have devoted to his homework, – that already amounts to a considerable sum to be set against his advance for the second Yearbook . © Translation William Drabkin. |
Footnotes1 Carl Philipp Emanuel Bach, Quartett G-Dur für Klavier, Flöte, Bratsche und Violoncello, ed. Ernst Fritz Schmid (Münster: Bisping, 1930). The work in question, composed in 1788, is No. 95 in Alfred Wotquenne's catalogue of Bach's music and No. 539 in Eugene Helm's. 2 A collected edition of works by C. P. E. Bach, projected for publication by the Photogram Archive. 3 Schenker probably means the reduction in the subsidy that Hoboken annually gave to the Photogrammarchiv for research purposes. 4 No paragraph-break in source. |