Browse by
OJ 10/1, [49] - Handwritten letter from Dahms to Schenker, dated December 27, 1919
Meinen 1 allerherzlichsten Dank für Ihren Brief vom 21. XII. 2 Ihre Güte beschämt mich, denn ich muss noch sehr viel leisten, um sie zu verdienen. Sie sind stets der Gebende. Ich kann also nichts anderes tun, als versprechen, mich Ihres Wohlwollens würdig zu erweisen. Das ist der einzige Dank, den ich Ihnen, verehrter Meister, darbieten kann. Vor allem nehme ich Ihr freundliches Anerbieten an, die Übersendung des Betrages 3 bis auf weiteres zu vertagen. Und ich knüpfte hieran – wie unbescheiden, werden Sie sagen – gleich eine Frage, den kommenden Sommer 1920 betreffend, die ich Sie bitte, im weiteren Verlauf der Zeit einmal in Erwägung zu ziehen und mir später ganz rückhaltlos, wie Sie es vor allem sich selbst schuldig sind, einige Worte darüber zu schreiben. Wäre es möglich, dass ich im kommenden Sommer einige Wochen Ihrer Ferien in Ihrer Nähe weilen könnte, weit genug entfernt, um Sie nicht zu stören (und um selbst intensivst arbeiten zu können) und doch nahe genug, um wenigsten für einige Stunden Ihre Unterweisung geniessen zu können; aber natürlich nur soweit und sooft wie es Ihnen Ihre Zeit, Ihre Stimmung und Ihre Erholungsbedürftigkeit erlaubt. Dies wäre die einzig mögliche Anwendung, die ich mir von dem mir durch Ihre Güte in Aussicht stehenden Betrag denken kann. Es sollte mir dazu dienen, bei Ihnen zu lernen. Und wie wertvoll jede einzelne Stunde für mich wäre, das brauche ich Ihnen ja garnicht erst zu schildern. Und es sollte sich um nichts weiter als um streng abgemessene Lektionen handeln, ausserhalb deren ich Ihnen keine Stunde Ihrer Sommerzeit rauben {2} möchte. Sie müssen mir hierüber ganz offen Ihre Meinung schreiben; ich nehme im voraus jede Ihrer Antworten mit Dank entgegen. Denn ich weiss natürlich, dass notwendiger als alles andere Ihre Erholung und eigene Arbeit ist. Es ist ja auch einzig und allein nur die Not unsere Zeit, die mich zu meiner Frage drängt. Nochmals allerherzlichsten Dank! Für Ihre und die Weihnachtsgrüsse Ihrer verehrten Frau Gemahlin danke ich, auch im Namen meiner Frau und schliesse mit den besten Wünschen für ein glückliches, schaffensfrohes und gesegnetes Neues Jahr als Ihr stets dankbarer und ergebener [signed:] Walter Dahms © Transcription John Koslovsky, 2009 |
My 1 warmest thanks for your letter of December 21. 2 Your kindness puts me to shame, for I still have much to fulfill in order to earn such kindness. You are ever the giving one. I can do nothing other than promise to show myself worthy of your good will. That is the only thanks, most revered master, that I can offer you. First of all, I accept your kind offer to postpone the transfer of the sum of money 3 until further notice. I would also like to ask (how immodest, you will surely say) a question concerning the summer of 1920. I ask you please to take as much time as you need to consider this question, and then write to me later without reserve, however much time you feel is necessary. Would it be possible for me to stay near you during your vacation in the coming summer for a few weeks? Far enough away so that I do not bother you (and so you can work as intensely as you wish yourself), but close enough so that, at least, I can benefit from some hours of study with you. Of course, only as far and as often as your time, mood, and your need for recovery permits. This is the only possible way I can think of of using the sum of money you have in mind for me, out of the kindness of your heart. It should serve me well to study with you. And how worthwhile every session would be for me, this I hardly need tell you. And it should not be more than strictly timed lessons, outside which I would not like to rob you of a single hour of your vacation. {2} You must write me your honest opinion on this; I look forward with thanks to whatever answer you give. Naturally, I know that your recovery and your work are the most important things. It is simply the necessity of our times that impels me to ask such a thing. Once again, most heartfelt thanks! For your and your wife's Christmas greetings, my wife and I thank you, and I close in wishing you all the best for a happy, joyfully productive, and blessed New Year. Your ever-thankful and respectful [signed:] Walter Dahms © Translation John Koslovsky, 2009 |
Meinen 1 allerherzlichsten Dank für Ihren Brief vom 21. XII. 2 Ihre Güte beschämt mich, denn ich muss noch sehr viel leisten, um sie zu verdienen. Sie sind stets der Gebende. Ich kann also nichts anderes tun, als versprechen, mich Ihres Wohlwollens würdig zu erweisen. Das ist der einzige Dank, den ich Ihnen, verehrter Meister, darbieten kann. Vor allem nehme ich Ihr freundliches Anerbieten an, die Übersendung des Betrages 3 bis auf weiteres zu vertagen. Und ich knüpfte hieran – wie unbescheiden, werden Sie sagen – gleich eine Frage, den kommenden Sommer 1920 betreffend, die ich Sie bitte, im weiteren Verlauf der Zeit einmal in Erwägung zu ziehen und mir später ganz rückhaltlos, wie Sie es vor allem sich selbst schuldig sind, einige Worte darüber zu schreiben. Wäre es möglich, dass ich im kommenden Sommer einige Wochen Ihrer Ferien in Ihrer Nähe weilen könnte, weit genug entfernt, um Sie nicht zu stören (und um selbst intensivst arbeiten zu können) und doch nahe genug, um wenigsten für einige Stunden Ihre Unterweisung geniessen zu können; aber natürlich nur soweit und sooft wie es Ihnen Ihre Zeit, Ihre Stimmung und Ihre Erholungsbedürftigkeit erlaubt. Dies wäre die einzig mögliche Anwendung, die ich mir von dem mir durch Ihre Güte in Aussicht stehenden Betrag denken kann. Es sollte mir dazu dienen, bei Ihnen zu lernen. Und wie wertvoll jede einzelne Stunde für mich wäre, das brauche ich Ihnen ja garnicht erst zu schildern. Und es sollte sich um nichts weiter als um streng abgemessene Lektionen handeln, ausserhalb deren ich Ihnen keine Stunde Ihrer Sommerzeit rauben {2} möchte. Sie müssen mir hierüber ganz offen Ihre Meinung schreiben; ich nehme im voraus jede Ihrer Antworten mit Dank entgegen. Denn ich weiss natürlich, dass notwendiger als alles andere Ihre Erholung und eigene Arbeit ist. Es ist ja auch einzig und allein nur die Not unsere Zeit, die mich zu meiner Frage drängt. Nochmals allerherzlichsten Dank! Für Ihre und die Weihnachtsgrüsse Ihrer verehrten Frau Gemahlin danke ich, auch im Namen meiner Frau und schliesse mit den besten Wünschen für ein glückliches, schaffensfrohes und gesegnetes Neues Jahr als Ihr stets dankbarer und ergebener [signed:] Walter Dahms © Transcription John Koslovsky, 2009 |
My 1 warmest thanks for your letter of December 21. 2 Your kindness puts me to shame, for I still have much to fulfill in order to earn such kindness. You are ever the giving one. I can do nothing other than promise to show myself worthy of your good will. That is the only thanks, most revered master, that I can offer you. First of all, I accept your kind offer to postpone the transfer of the sum of money 3 until further notice. I would also like to ask (how immodest, you will surely say) a question concerning the summer of 1920. I ask you please to take as much time as you need to consider this question, and then write to me later without reserve, however much time you feel is necessary. Would it be possible for me to stay near you during your vacation in the coming summer for a few weeks? Far enough away so that I do not bother you (and so you can work as intensely as you wish yourself), but close enough so that, at least, I can benefit from some hours of study with you. Of course, only as far and as often as your time, mood, and your need for recovery permits. This is the only possible way I can think of of using the sum of money you have in mind for me, out of the kindness of your heart. It should serve me well to study with you. And how worthwhile every session would be for me, this I hardly need tell you. And it should not be more than strictly timed lessons, outside which I would not like to rob you of a single hour of your vacation. {2} You must write me your honest opinion on this; I look forward with thanks to whatever answer you give. Naturally, I know that your recovery and your work are the most important things. It is simply the necessity of our times that impels me to ask such a thing. Once again, most heartfelt thanks! For your and your wife's Christmas greetings, my wife and I thank you, and I close in wishing you all the best for a happy, joyfully productive, and blessed New Year. Your ever-thankful and respectful [signed:] Walter Dahms © Translation John Koslovsky, 2009 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/1, p. 2200, January 3, 1920: "Von Dahms (Br.): dankt für den zugedachten Betrag, schlägt vor, daß ich ihn zurückhalte u. eventuell für seinen Unterricht im Sommer annehme." ("From Dahms (letter): thanks [me] for the sum of money intended for him, suggests that I hold on to it and possibly accept it for his instruction during the summer."). 2 This letter is not known to survive, but its writing is recorded in Schenker's diary at OJ 3/1, p. 2195: "An Dahms (Br.): ob ich das Geld senden soll." (To Dahms (letter): whether I should send the money."). 3 One of the stipends from a Sofie Deutsch bequest for "impecunious skilled composers and similarly qualified composition pupils," of which Schenker was appointed the sole life-long arbiter. There is further reference to this in Schenker's diary for the following summer. |