Ser. A, {152}

[12.? 8.] 1

Aus Heine’s Prosa:
„unterwirksam“ (aus „Deutschland,“ Ret. S. 135) 2

„allnun“ (aus „Deutschland,“ Ret. S. 137) 3

„daß ich nicht allzu kärglichen Wortes ihn bespreche“ (aus „Deutschland,“ Ret. S. 138) 4

„und ..., und, ..., und ... (aus „Deutschland“)

eine biblisch-orientalische Erzählungsmanier, in der Bibel freilich mit völliger Naivität einer kunstlosen Darstellung gebraucht, bei H. (u. Nachahmern) als gewollter künstlicher Reiz einer archaisierend-primitiven Wirkung! 5

„seit einer Reihe Jahre“ (aus „Deutschland,“ Ret. S. 175) 6

[gap, perhaps left with intention of entering more examples of Heine's prose]

*

Der „Modernisten“-Eid eine ‒ seelische Kastrierung! 7

*

„Wie machen Sie es“ frug Jemand Brahms in einer Gesellschaft, „daß Sie so tiefempfundene Musik schreiben?“ „Die Verleger bestellen es so“, erwiderte Br. (? 10‒12 August 1911 „Fremdenblatt“ 8

Wäre es nicht korrekter, zu sagen: „Wir sind der Sonne aufgegangen“, als umgekehrt? 9

{152} a verso

Sprechwendungen von Goethe : [in top-right corner: "Tgb."]

„eben auch als wären es Gegenstände“ u.s.w. (Recl. (Ges. A.) Bd. 45, S. 59) 10

„denn hatte ich doch“ (Recl. (Ges. A.) Bd. 45, S. 60) 11

[„]zwischen Aufgefaßten u. Ideirten [sic]“ (Recl. (Ges. A.) Bd. 45, S. 64) 12

{153} Ursprünglich mögen die Sätze in gerader Form nach einander, besser neben einander gedacht worden sein u. die Sprache mochte etwa lauten: z.B. der Tisch ist hier; die Feder liegt auf diesem. Die Forderung nach rascherer Kommunikation, die sich bei den Menschen nicht nur in Hinsicht der Land- u. Wasserwege, sondern auch der Gedankenwege gellend macht, drängte {153} b dann offenbar zur Zusammenziehung von ursprünglich nur neben einander geformten Sätzen. So fiel man auf die invertir[t]en Konstruktionen, statt „auf das“ „da(r)auf“, oder „durch das“ „da(r)durch“, welche in der Folge auch die Umstellung des Zeitwortes aus Ende des Satzes mit sich brachte.

{153} a Aber auch innerhalb der Inversion beschert eine weitere Umstellung (welche freilich als Inversion der Inversion die Norm nur mit anderem Ausdruck wieder herstellt) besondere Reize. Man schreibt daher z.B. auch in einem Relativsatz so, daß nicht das Zeitwort selbst, sondern, als wäre der Satz normal, des größeren Nach- u. Eindrucks halber, ein anderes Wort am Ende kommt. „Die so groß sind, wie ...“ statt „die so groß wie ... sind.“ Kein Zweifel, daß die Spannung des Interesses eine größere in der ersten Fassung.

*

{154} ... „Die Erwerbung einer neuen Wahrheit ist ein dem Menschen zugewachsener, neuer Sinn, der ihn jetzt befähigt, eine Menge von Erscheinungen wahrzunehmen u. zu erkennen, die einem anderen unsichtbar u. verborgen bleiben, wie sie es früher ihm selbst waren.“ [/] J. v. Liebig. 13

*

© Transcription Ian Bent, 2019

Ser. A, {152}

[August 12?] 1

From Heine’s :
"under-effective" (from Deutschland, Reclam, p. 135) 2

"altogether" (from Deutschland, Reclam, p. 137) 3

"that I not discuss him in all-too meagerly a fashion" (from Deutschland, Reclam, p. 138) 4

"and ..., and ..., and ..." (from Deutschland)

A biblical-oriental style of narration, in the Bible, admittedly used with total naiveté of an inartistic exhibition, by Heine (and imitators) as desired artistic charm of an archaisingly primitive effect!] 5

"after a succession of years" (aus „Deutschland,“ Reclam, S. 175) 6

[gap, perhaps left with intention of entering more examples of Heine's prose]

*

The "modernist" oath: an intellectual castration! 7

*

"How is it," someone asked Brahms in company, "that you write such deeply felt music?" "The publishers ask me to do so," responded Brahms (? August 10‒12, 1911, Fremdenblatt 8

Would it not be more correct to say: "We have risen [in relation] to the sun" than vice versa? 9

{152} a verso

Turns of speech by Goethe : [in top-right corner: diary]

"even as if it were objects?" etc. (Collected Works, Reclam), vol. 45, p. 59) 10

"for I had emphatically " (Collected Works, Reclam) Bd. 45, S. 60) 11

["]between that which has been understood and that which has been conceived " (Collected Works, Reclam) Bd. 45, S. 64) 12

{153} Sentences ordered directly, one after another, may originally have been thought better adjacent to one another, language perhaps sounding like this, for example: "The table is here; the pen lies on this." The demand for rapider communication, which is becoming shrill among people in respect not only of land and water conveyance but also in the conveyance of thought, led {153} b clearly to the contraction of sentences that were originally only ordered adjacent to one another. So people adopted inverted constructions: "da(r)auf" [thereon], instead of "auf das" [on that], or "da(r)durch" [therethrough] instead of "durch das" [through that], which consequently even brought about the inversion of temporal words to the end of the sentence.

{153} a But also, within the inversion a further rearrangement (which admittedly as inversion of the inversion reestablishes the norm but expressed another way) gives to it a special charm. Accordingly, people write such that, e.g., even in a relative clause in which not the temporal word itself but (as if the clause were normal, for the sake of greater emphasis and effect) some other word comes at the end: "die so groß sind, wie ..." instead of "die so groß wie ... sind." [which are as great as ...]. Undoubtedly, the intensity of interest is greater in the former version.

*

{154} ... "The acquisition of a new truth is a newer, more acquired sense for one man, which has enabled him now to perceive and apprehend a host of phenomena that in another man would remain invisible and hidden, as they had been earlier to him himself." [/] J. von Liebig 13

*

© Translation Ian Bent, 2019

Ser. A, {152}

[12.? 8.] 1

Aus Heine’s Prosa:
„unterwirksam“ (aus „Deutschland,“ Ret. S. 135) 2

„allnun“ (aus „Deutschland,“ Ret. S. 137) 3

„daß ich nicht allzu kärglichen Wortes ihn bespreche“ (aus „Deutschland,“ Ret. S. 138) 4

„und ..., und, ..., und ... (aus „Deutschland“)

eine biblisch-orientalische Erzählungsmanier, in der Bibel freilich mit völliger Naivität einer kunstlosen Darstellung gebraucht, bei H. (u. Nachahmern) als gewollter künstlicher Reiz einer archaisierend-primitiven Wirkung! 5

„seit einer Reihe Jahre“ (aus „Deutschland,“ Ret. S. 175) 6

[gap, perhaps left with intention of entering more examples of Heine's prose]

*

Der „Modernisten“-Eid eine ‒ seelische Kastrierung! 7

*

„Wie machen Sie es“ frug Jemand Brahms in einer Gesellschaft, „daß Sie so tiefempfundene Musik schreiben?“ „Die Verleger bestellen es so“, erwiderte Br. (? 10‒12 August 1911 „Fremdenblatt“ 8

Wäre es nicht korrekter, zu sagen: „Wir sind der Sonne aufgegangen“, als umgekehrt? 9

{152} a verso

Sprechwendungen von Goethe : [in top-right corner: "Tgb."]

„eben auch als wären es Gegenstände“ u.s.w. (Recl. (Ges. A.) Bd. 45, S. 59) 10

„denn hatte ich doch“ (Recl. (Ges. A.) Bd. 45, S. 60) 11

[„]zwischen Aufgefaßten u. Ideirten [sic]“ (Recl. (Ges. A.) Bd. 45, S. 64) 12

{153} Ursprünglich mögen die Sätze in gerader Form nach einander, besser neben einander gedacht worden sein u. die Sprache mochte etwa lauten: z.B. der Tisch ist hier; die Feder liegt auf diesem. Die Forderung nach rascherer Kommunikation, die sich bei den Menschen nicht nur in Hinsicht der Land- u. Wasserwege, sondern auch der Gedankenwege gellend macht, drängte {153} b dann offenbar zur Zusammenziehung von ursprünglich nur neben einander geformten Sätzen. So fiel man auf die invertir[t]en Konstruktionen, statt „auf das“ „da(r)auf“, oder „durch das“ „da(r)durch“, welche in der Folge auch die Umstellung des Zeitwortes aus Ende des Satzes mit sich brachte.

{153} a Aber auch innerhalb der Inversion beschert eine weitere Umstellung (welche freilich als Inversion der Inversion die Norm nur mit anderem Ausdruck wieder herstellt) besondere Reize. Man schreibt daher z.B. auch in einem Relativsatz so, daß nicht das Zeitwort selbst, sondern, als wäre der Satz normal, des größeren Nach- u. Eindrucks halber, ein anderes Wort am Ende kommt. „Die so groß sind, wie ...“ statt „die so groß wie ... sind.“ Kein Zweifel, daß die Spannung des Interesses eine größere in der ersten Fassung.

*

{154} ... „Die Erwerbung einer neuen Wahrheit ist ein dem Menschen zugewachsener, neuer Sinn, der ihn jetzt befähigt, eine Menge von Erscheinungen wahrzunehmen u. zu erkennen, die einem anderen unsichtbar u. verborgen bleiben, wie sie es früher ihm selbst waren.“ [/] J. v. Liebig. 13

*

© Transcription Ian Bent, 2019

Ser. A, {152}

[August 12?] 1

From Heine’s :
"under-effective" (from Deutschland, Reclam, p. 135) 2

"altogether" (from Deutschland, Reclam, p. 137) 3

"that I not discuss him in all-too meagerly a fashion" (from Deutschland, Reclam, p. 138) 4

"and ..., and ..., and ..." (from Deutschland)

A biblical-oriental style of narration, in the Bible, admittedly used with total naiveté of an inartistic exhibition, by Heine (and imitators) as desired artistic charm of an archaisingly primitive effect!] 5

"after a succession of years" (aus „Deutschland,“ Reclam, S. 175) 6

[gap, perhaps left with intention of entering more examples of Heine's prose]

*

The "modernist" oath: an intellectual castration! 7

*

"How is it," someone asked Brahms in company, "that you write such deeply felt music?" "The publishers ask me to do so," responded Brahms (? August 10‒12, 1911, Fremdenblatt 8

Would it not be more correct to say: "We have risen [in relation] to the sun" than vice versa? 9

{152} a verso

Turns of speech by Goethe : [in top-right corner: diary]

"even as if it were objects?" etc. (Collected Works, Reclam), vol. 45, p. 59) 10

"for I had emphatically " (Collected Works, Reclam) Bd. 45, S. 60) 11

["]between that which has been understood and that which has been conceived " (Collected Works, Reclam) Bd. 45, S. 64) 12

{153} Sentences ordered directly, one after another, may originally have been thought better adjacent to one another, language perhaps sounding like this, for example: "The table is here; the pen lies on this." The demand for rapider communication, which is becoming shrill among people in respect not only of land and water conveyance but also in the conveyance of thought, led {153} b clearly to the contraction of sentences that were originally only ordered adjacent to one another. So people adopted inverted constructions: "da(r)auf" [thereon], instead of "auf das" [on that], or "da(r)durch" [therethrough] instead of "durch das" [through that], which consequently even brought about the inversion of temporal words to the end of the sentence.

{153} a But also, within the inversion a further rearrangement (which admittedly as inversion of the inversion reestablishes the norm but expressed another way) gives to it a special charm. Accordingly, people write such that, e.g., even in a relative clause in which not the temporal word itself but (as if the clause were normal, for the sake of greater emphasis and effect) some other word comes at the end: "die so groß sind, wie ..." instead of "die so groß wie ... sind." [which are as great as ...]. Undoubtedly, the intensity of interest is greater in the former version.

*

{154} ... "The acquisition of a new truth is a newer, more acquired sense for one man, which has enabled him now to perceive and apprehend a host of phenomena that in another man would remain invisible and hidden, as they had been earlier to him himself." [/] J. von Liebig 13

*

© Translation Ian Bent, 2019

Footnotes

1 This tentative dating is based on the reference to "August 10‒12" in one of the items, thus is the date non ante quem.

2 Heinrich Heine's sämtliche Werke in vier Bänden, ed. Otto F. Lachmann, vol. 3 (Leipzig: Philipp Reclam, n.d.): Deutschland: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland (1834), "Die romantische Schule," pp. 118‒237; the word is said to be found on p. 135 [not found].

3 "Die Künste allnun, die es mit der Kunst ernsthaft meinten, und die gottvolle Schiefheit jener Wundergemälde und die heilige Unbeholfenheit jener Wundergedichte, kurz das Unerklärbar-Mystische der alten Werke nachahmen wollten ..." Heinrich Heine's sämtliche Werke in vier Bänden, ed. Otto F. Lachmann, vol. 3 (Leipzig: Philipp Reclam, n.d.): Deutschland: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland (1834), "Die romantische Schule," pp. 118‒237; the word is to be found on p. 137.

4 "Jedenfalls war er ein großer Mann und er verdient, daß ich nicht allzu kärglichen Wortes ihn bespreche." (Reference is to Johann Heinrich Voß.) Heinrich Heine's sämtliche Werke in vier Bänden, ed. Otto F. Lachmann, vol. 3 (Leipzig: Philipp Reclam, n.d.): Deutschland: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland (1834), "Die romantische Schule," pp. 118‒237; the passage is to be found on p. 138.

5 This is presumably a comment by Schenker on the previously quoted item or items.

6 [not found]

7 [not found]

8 Hamburger Fremdenblatt: leading Hamburg newspaper in the 19th and 20th centuries.

9 [not found]

10 " ... eine Methode führen, durch die ich die Meynungen der Philosophen, eben auch als wären es Gegenstände, zu fassen und mich daran auszubilden suchte."

11 "... so wie die synthetischen Urteile a priori: denn hatte ich doch in meinem ganzen Leben, dichtend und beobachtend, synthetisch, und dann wieder analytisch verfahren ..."

12 [not found]

13 Justus Liebig, Chemische Briefe (Heidelberg, Akademische Verlagshandlung von C. F. Winter, 1844), p. 2.