22.
Wem um die Gegenliebe bange ist, pflegt sie aus dem Gesichtspunkt der sogenannten Unteilbarkeit der Liebe zu reklamiren. Aber selbst beim größten Zutrauen u. bei sicherstem Gefühl der Gegenliebe übersieht der Liebende nicht selten den Umstand, daß in Fragen der Liebe nicht mehr die beiden Personen allein entscheiden, sondern in höherem Maße noch der schöne Besitz des Gefühls, das um seinetwillen selbst gepflegt zu werden wünscht u. allen Schmutz von sich fern hält. Es ist daher ein Irrtum, der zu überflüssigen Kränkungen Veranlassung gibt, wenn der bang um Gegenliebe bBekümmerte einen Verlust an Liebe aus etwa in ihm selbst gelegenen persönlichen Verstößen befürchtet. Freilich mag nur wieder eine besondere Fähigkeit dazu gehören, {338} liebend u. geliebt jenes eigentümliche Gefühl zu entbinden, das gleichsam um seiner selbst willen wie eine Blume gedeiht! *Mittelmann’s spontaner Besuch. *BriefWSLB 154 an Hertzka mit ironischer Ablehnung protegirender Allüren. *Günstige Lösung des befürchteten Konfliktes mit Wilhelm! *
© Transcription Marko Deisinger. |
22.
Anyone who is worried about requited love makes a practice of reclaiming it from the viewpoint of the supposed indivisibility of love. But even with the greatest faith in, and the most secure feelings of requited love, the lover not seldom overlooks the fact that in matters of love it is not the two persons concerned who alone decide but rather, to a greater extent, also the beautiful possession of the feeling that wants to be cultivated for its own sake and keeps all unpleasantness far away. It is thus a mistake, which gives rise to unnecessary grievances, when someone who is worried about requited love fears a loss of love as a result, say, of personal infringements that lie within himself. Of course only a particular ability is again capable, {338} by loving and being loved, of releasing that particular feeling which, so to speak, thrives for its own sake like a flower! *Mittelmann's spontaneous visit. *LetterWSLB 154 to Hertzka, with ironic rejection of his protective allurements. *Favorable solution to the feared clash with Wilhelm! *
© Translation William Drabkin. |
22.
Wem um die Gegenliebe bange ist, pflegt sie aus dem Gesichtspunkt der sogenannten Unteilbarkeit der Liebe zu reklamiren. Aber selbst beim größten Zutrauen u. bei sicherstem Gefühl der Gegenliebe übersieht der Liebende nicht selten den Umstand, daß in Fragen der Liebe nicht mehr die beiden Personen allein entscheiden, sondern in höherem Maße noch der schöne Besitz des Gefühls, das um seinetwillen selbst gepflegt zu werden wünscht u. allen Schmutz von sich fern hält. Es ist daher ein Irrtum, der zu überflüssigen Kränkungen Veranlassung gibt, wenn der bang um Gegenliebe bBekümmerte einen Verlust an Liebe aus etwa in ihm selbst gelegenen persönlichen Verstößen befürchtet. Freilich mag nur wieder eine besondere Fähigkeit dazu gehören, {338} liebend u. geliebt jenes eigentümliche Gefühl zu entbinden, das gleichsam um seiner selbst willen wie eine Blume gedeiht! *Mittelmann’s spontaner Besuch. *BriefWSLB 154 an Hertzka mit ironischer Ablehnung protegirender Allüren. *Günstige Lösung des befürchteten Konfliktes mit Wilhelm! *
© Transcription Marko Deisinger. |
22.
Anyone who is worried about requited love makes a practice of reclaiming it from the viewpoint of the supposed indivisibility of love. But even with the greatest faith in, and the most secure feelings of requited love, the lover not seldom overlooks the fact that in matters of love it is not the two persons concerned who alone decide but rather, to a greater extent, also the beautiful possession of the feeling that wants to be cultivated for its own sake and keeps all unpleasantness far away. It is thus a mistake, which gives rise to unnecessary grievances, when someone who is worried about requited love fears a loss of love as a result, say, of personal infringements that lie within himself. Of course only a particular ability is again capable, {338} by loving and being loved, of releasing that particular feeling which, so to speak, thrives for its own sake like a flower! *Mittelmann's spontaneous visit. *LetterWSLB 154 to Hertzka, with ironic rejection of his protective allurements. *Favorable solution to the feared clash with Wilhelm! *
© Translation William Drabkin. |