4. V. 14
Frl. Elias erzählte von der kleptomanischen Veranlagung einer in Wien angesehenen Klavierspielerin u. fügt hinzu, die Veranlagung sei umso unerklärlicher, als sie ja in den Häusern, wo sie unterrichte, reichliche Geschenke noch außer dem Honorar erhalte. Die Erzählerin zuckte nicht mit der Wimper! Offenbar hegt sie die Einbildung, daß auch sie mir Geschenke zu machen bereit gewesen wäre, nur sei dies an meiner Person gescheitert, die auch in bezug auf Geschenke übermäßige Ansprüche stellt. Es kann sich eben der Reiche von der Vorstellung seines Geschenkes nicht frei machen freimachen, das ihm selbst leicht fällt, so klein es aber auch ist, dennoch aber Aermeren das Größte zu bedeute tn hätte. *Herr Klumak kündigt mir einen Beamten der Hirsch’schen Stiftung an, der jedoch ausbleibt, weshalb ich in die unangenehme Lage gerate, den Brief Herrn Mendl nicht beantworten zu können. *
© Transcription Marko Deisinger. |
May 4, 1914.
Miss Elias told me about the kleptomaniacal inclination of a respected piano teacher in Vienna, adding that her inclination was all the more inexplicable since she receives substantial gifts from the houses in which she teaches, quite apart from the lesson fees. The narrator did not bat an eyelash! Evidently she is vain enough to think that she would have been willing to give me presents – except that this would fail with me, as I make enormous demands even with regard to presents. A wealthy person cannot even free himself of what his present represents: a present which, being as small as it is, comes easily to him but nonetheless means a very great deal to a poorer person. *Mr. Klumak informs me of an officer of the Hirsch Foundation who, however, is absent; for this reason I find myself in the unpleasant position of being unable to answer Mr. Mendl's letter. *
© Translation William Drabkin. |
4. V. 14
Frl. Elias erzählte von der kleptomanischen Veranlagung einer in Wien angesehenen Klavierspielerin u. fügt hinzu, die Veranlagung sei umso unerklärlicher, als sie ja in den Häusern, wo sie unterrichte, reichliche Geschenke noch außer dem Honorar erhalte. Die Erzählerin zuckte nicht mit der Wimper! Offenbar hegt sie die Einbildung, daß auch sie mir Geschenke zu machen bereit gewesen wäre, nur sei dies an meiner Person gescheitert, die auch in bezug auf Geschenke übermäßige Ansprüche stellt. Es kann sich eben der Reiche von der Vorstellung seines Geschenkes nicht frei machen freimachen, das ihm selbst leicht fällt, so klein es aber auch ist, dennoch aber Aermeren das Größte zu bedeute tn hätte. *Herr Klumak kündigt mir einen Beamten der Hirsch’schen Stiftung an, der jedoch ausbleibt, weshalb ich in die unangenehme Lage gerate, den Brief Herrn Mendl nicht beantworten zu können. *
© Transcription Marko Deisinger. |
May 4, 1914.
Miss Elias told me about the kleptomaniacal inclination of a respected piano teacher in Vienna, adding that her inclination was all the more inexplicable since she receives substantial gifts from the houses in which she teaches, quite apart from the lesson fees. The narrator did not bat an eyelash! Evidently she is vain enough to think that she would have been willing to give me presents – except that this would fail with me, as I make enormous demands even with regard to presents. A wealthy person cannot even free himself of what his present represents: a present which, being as small as it is, comes easily to him but nonetheless means a very great deal to a poorer person. *Mr. Klumak informs me of an officer of the Hirsch Foundation who, however, is absent; for this reason I find myself in the unpleasant position of being unable to answer Mr. Mendl's letter. *
© Translation William Drabkin. |