22. X. 1914

Der Kaufmann will Geld erwerben, weil er auf dem Standpunkt steht, er könne sich mit dem erworbenen Gelde alles sonst Wertvolle einkaufen. Beschränkt wie nun einmal der Verstand eines Menschen ist, der sein Leben lang dem Gelde nachjagt, bemerkt der Kaufmann nicht, daß er für sein Geld gerade den Verstand nicht kaufen kann, der ihn in die Lage versetzt zu beurteilen, was u. um welchen Preis er zu kaufen habe: Siehe die Engländer u. sonstiges Krämervolk der Welt.

*

Zuckerkandl sagt wegen Krankheit ab. — Frl. Fanny sagt ebenfalls ab. — Mit Lie-Liechen bei Mama. Vom Schwager trifft ein Brief ein, in dem er an mehreren Stellen gegen mich Vorwürfe erhebt, im übrigen aber sich Zeugnis dafür ablegt findet, daß er immer fort an ein Einlegen von Kapital denkt. – Die Mama bekennt sich nun endlich zu dem Entschluß von Fr. Klumak wegzugehen; sie findet es jetzt plötzlich für angebracht so zu tun, als hätte sie mir nie davon sagen wollen, nur um mich nicht zu kränken. – Demgemäß schreibt Lie-Liechen an Frl. Wesel. – Mama erhielt vor einigen Tag[en] den Besuch der Schwester des Vaters, die wie sie sagt, trotz hohen Alters noch ganz frisch dahinlebt.

*

Abends mit Fl. u. Frau. Soweit nicht der Generalbaß in Frage kommt, bringen wir die Unterhaltung nur mühsam vorwärts. Wegen Müdigkeit giengen wir früher als sonst nachhause.

*

Mit „Oh!“ erleutert [sic] Anatol France den angeblich höchsten Wert des Racine’schen Klassizismus. So gering ich selbst nun von Racine denke, möchte ich doch meinen, daß er mit der bloßen Interjektion nicht abzufertigen ist.

*

{752}

© Transcription Marko Deisinger.

October 22, 1914.

The merchant wants to acquire money because, in his view, he can use the acquired money to purchase everything else that is otherwise valuable. So restricted, then, is the intellect of a man who spends his whole life in search of money that he cannot buy that very intellect that puts him in a position of being able to judge what he should buy and at what price. Look at the English and other mercantile nations of the world.

*

Zuckerkandl cancels on account of illness. — Fanny likewise cancels. — With Lie-Liechen at Mama's. A letter from my brother-in-law arrives, in which he raises objections to me in several places, but from which additionally emerges that he is continuing to think about investing capital. – Mama now finally confesses her decision to leave Mrs. Klumak; she suddenly finds it appropriate to pretend that she never wanted to say anything to me about it, merely to avoid upsetting me. – Accordingly, Lie-Liechen writes to Miss Wesel. – A few days before, Mama received a visit from my father's sister who, she says, is enjoying a thoroughly active life in spite of her advanced years.

*

In the evening with Floriz and his wife. Unless the subject of thoroughbass comes up, we carry the conversation forward only with difficulty. On account of tiredness we left earlier than usual.

*

With an "Oh!", Anatole France explains the apparently very high value of Racine's classicism. As little as I think of Racine myself, I would still like to say that he is not to be dismissed with a mere interjection.

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© Translation William Drabkin.

22. X. 1914

Der Kaufmann will Geld erwerben, weil er auf dem Standpunkt steht, er könne sich mit dem erworbenen Gelde alles sonst Wertvolle einkaufen. Beschränkt wie nun einmal der Verstand eines Menschen ist, der sein Leben lang dem Gelde nachjagt, bemerkt der Kaufmann nicht, daß er für sein Geld gerade den Verstand nicht kaufen kann, der ihn in die Lage versetzt zu beurteilen, was u. um welchen Preis er zu kaufen habe: Siehe die Engländer u. sonstiges Krämervolk der Welt.

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Zuckerkandl sagt wegen Krankheit ab. — Frl. Fanny sagt ebenfalls ab. — Mit Lie-Liechen bei Mama. Vom Schwager trifft ein Brief ein, in dem er an mehreren Stellen gegen mich Vorwürfe erhebt, im übrigen aber sich Zeugnis dafür ablegt findet, daß er immer fort an ein Einlegen von Kapital denkt. – Die Mama bekennt sich nun endlich zu dem Entschluß von Fr. Klumak wegzugehen; sie findet es jetzt plötzlich für angebracht so zu tun, als hätte sie mir nie davon sagen wollen, nur um mich nicht zu kränken. – Demgemäß schreibt Lie-Liechen an Frl. Wesel. – Mama erhielt vor einigen Tag[en] den Besuch der Schwester des Vaters, die wie sie sagt, trotz hohen Alters noch ganz frisch dahinlebt.

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Abends mit Fl. u. Frau. Soweit nicht der Generalbaß in Frage kommt, bringen wir die Unterhaltung nur mühsam vorwärts. Wegen Müdigkeit giengen wir früher als sonst nachhause.

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Mit „Oh!“ erleutert [sic] Anatol France den angeblich höchsten Wert des Racine’schen Klassizismus. So gering ich selbst nun von Racine denke, möchte ich doch meinen, daß er mit der bloßen Interjektion nicht abzufertigen ist.

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© Transcription Marko Deisinger.

October 22, 1914.

The merchant wants to acquire money because, in his view, he can use the acquired money to purchase everything else that is otherwise valuable. So restricted, then, is the intellect of a man who spends his whole life in search of money that he cannot buy that very intellect that puts him in a position of being able to judge what he should buy and at what price. Look at the English and other mercantile nations of the world.

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Zuckerkandl cancels on account of illness. — Fanny likewise cancels. — With Lie-Liechen at Mama's. A letter from my brother-in-law arrives, in which he raises objections to me in several places, but from which additionally emerges that he is continuing to think about investing capital. – Mama now finally confesses her decision to leave Mrs. Klumak; she suddenly finds it appropriate to pretend that she never wanted to say anything to me about it, merely to avoid upsetting me. – Accordingly, Lie-Liechen writes to Miss Wesel. – A few days before, Mama received a visit from my father's sister who, she says, is enjoying a thoroughly active life in spite of her advanced years.

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In the evening with Floriz and his wife. Unless the subject of thoroughbass comes up, we carry the conversation forward only with difficulty. On account of tiredness we left earlier than usual.

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With an "Oh!", Anatole France explains the apparently very high value of Racine's classicism. As little as I think of Racine myself, I would still like to say that he is not to be dismissed with a mere interjection.

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© Translation William Drabkin.