6. VIII. 15
Bei unsicherem Wetter um ¾5h auf die Beine u. zur Leutkircher-Hütte aufgestiegen. Inzwischen bessert sich das Wetter wider unser Erwarten, so, daß sodaß wir den Lohn schönster Einzelblicke wie auch eines imponierenden Rundblickes davontrugen. Oben trafen wir Mäher mit Ziegen, die wir freilich so, wie wir sie an Ort u. Stelle sahen, nicht sofort in ihrer Funktion nicht gleichsam so begriffen haben, als wir es später von anderer Seite dargestellt erfuhren. Drei Stunden lang dauerte der Aufstieg, da der Weg einige beträchtlich steile, unangenehme Wegstellen hatte. Bei prächtigste mr Sonne lagerten wir oben eine Stunde lang, frühstück endten u. berauschtend uns an einem Bilde, das gerade vor unseren Augen auf der Lehne des benachbarten Berges sich abwickelte. Von 3 Hirten wurden etwa 150 Rinder in die Höhe getrieben, bis sie knapp unterhalb der Spitze Halt machten. ; wWie ein bunter Schatten kletterte die Herde den Berg hinan. Nachdem wir eine Weile auch in das Leben einer kleinen Raupe hineingeguckt u. größte Schlüsse aus der winzigsten Erscheinung gezogen zu ziehen uns amüsiert hatten, machten wir uns auf den Heimweg. Nach 2 Stunden traten wir im Hotelzimmer ein, um 2h konnten wir bereits zu Tisch gehen. Nach Tisch wieder Regen! Wir empfanden somit doppelt die Genugtuung, vormittags den Aufstieg gewagt zu haben. — *Die Post bringt Fahnen. — Der Stich wird mit Imprimatur versehen! — *Ein Hauptmann erscheint im Stübchen u. wir erfahren, daß er ein Batallion [sic] kommandiere, das 3 Wochen lang Geländeübungen in St. A. zu absolvieren habe. Das Gespräch mit dem Hauptmann machte mir zeitweilig viel Verdruß, den ich nur schwer niederkämpfen konnte. Er sprach von der Russen Intelligenz Intelligenz der Russen, mit viel Respekt , auch von Frankreich u. England, vom Verlust sämtlicher Kerntruppen unserer Armee, u. was ihm abgieng war gerade nur die richtige Einschätzung Deutschlands u. Oesterreichs, zu der er übrigens schon aus Gründen der staatlichen Sicherheit, wenn nicht aus beruflichen verpflichtet gewesen wäre. Bei allen {995} äußeren klar zutage liegenden Merkmalen einer noblen Erscheinung empfand ich es deutlich, wieder auf einen Menschen gestoßen zu sein, dessen Durchschnittsbegabung hindert, ihn an gerechter Beurteilung d eas deutschen Volkes zu beurteilen u. der daher desto eifriger die Partei der tiefer stehenden Völker ergreifen läßt. Im Kleinen hat sich nun wieder so zwischen mir u. dem Hauptmann dasselbe abgespielt, wie im Großen zwischen Deutschland u. seinen Feinden, nur mit dem Unterschied, daß ich in meinem Kampfe nur von den geistigen Waffen allein, obendrein in beschränktem Maße, Gebrauch machen durfte. *
© Transcription Marko Deisinger. |
August 6, 1915.
In uncertain weather, we awake at 4:45 and climb to the Leutkirche mountain hut. In the meantime, the weather improves, against our expectations, so that we are rewarded with the most beautiful individual views as well as an imposing panorama. Above, we met reapers with goats, whose function we admittedly did not understand until it was explained to us later by others. The ascent took three hours, since the path included a few significantly steep, unpleasant stretches. We stayed there an hour, in the most magnificent sunshine, had breakfast and were exhilarated by the scene that unfolded before our eyes on the slope of the mountain opposite us. About 150 cattle were being driven up by three herdsmen, until they stopped just beneath the summit. The herd climbed up the mountain like a motley shadow. After having spent a while also studying the life of a small caterpillar and amusing ourselves by drawing the greatest conclusions from the tiniest creature, we made our way back. We arrived in our hotel room after two hours, and at 2 o'clock were able to go straightaway to lunch. After lunch, more rain! We were thus doubly satisfied by having ventured the ascent in the morning. — *The mail brings galley proofs. — The [music] engraving gets the authorization to be published! — *A captain appears in the lounge and we learn that he commands a battalion which has to undergo three weeks of field exercise in St. Anton. The conversation with the captain sometimes gave me great displeasure, which I struggled to contain only with difficulty. He spoke of the intelligence of the Russians with great respect, also of France and England; from the loss of the all the crack troops of our army; and what he lacked was precisely the correct appraisal of Germany and Austria, to which he would have been obliged to have – at least on grounds of national security, if not on professional grounds. {995} In spite of all clearly visible signs of a noble appearance, I was struck by having once again encountered a person whose mediocre gifts prevent him from judging the German people correctly and therefore allowed him to take the side of lower-standing peoples. What passed between me and the captain was, in the small, the same as that between Germany and its enemies in the large – except with the difference that I was permitted the use only of intellectual weapons in my battle and, moreover, to a limited extent. *
© Translation William Drabkin. |
6. VIII. 15
Bei unsicherem Wetter um ¾5h auf die Beine u. zur Leutkircher-Hütte aufgestiegen. Inzwischen bessert sich das Wetter wider unser Erwarten, so, daß sodaß wir den Lohn schönster Einzelblicke wie auch eines imponierenden Rundblickes davontrugen. Oben trafen wir Mäher mit Ziegen, die wir freilich so, wie wir sie an Ort u. Stelle sahen, nicht sofort in ihrer Funktion nicht gleichsam so begriffen haben, als wir es später von anderer Seite dargestellt erfuhren. Drei Stunden lang dauerte der Aufstieg, da der Weg einige beträchtlich steile, unangenehme Wegstellen hatte. Bei prächtigste mr Sonne lagerten wir oben eine Stunde lang, frühstück endten u. berauschtend uns an einem Bilde, das gerade vor unseren Augen auf der Lehne des benachbarten Berges sich abwickelte. Von 3 Hirten wurden etwa 150 Rinder in die Höhe getrieben, bis sie knapp unterhalb der Spitze Halt machten. ; wWie ein bunter Schatten kletterte die Herde den Berg hinan. Nachdem wir eine Weile auch in das Leben einer kleinen Raupe hineingeguckt u. größte Schlüsse aus der winzigsten Erscheinung gezogen zu ziehen uns amüsiert hatten, machten wir uns auf den Heimweg. Nach 2 Stunden traten wir im Hotelzimmer ein, um 2h konnten wir bereits zu Tisch gehen. Nach Tisch wieder Regen! Wir empfanden somit doppelt die Genugtuung, vormittags den Aufstieg gewagt zu haben. — *Die Post bringt Fahnen. — Der Stich wird mit Imprimatur versehen! — *Ein Hauptmann erscheint im Stübchen u. wir erfahren, daß er ein Batallion [sic] kommandiere, das 3 Wochen lang Geländeübungen in St. A. zu absolvieren habe. Das Gespräch mit dem Hauptmann machte mir zeitweilig viel Verdruß, den ich nur schwer niederkämpfen konnte. Er sprach von der Russen Intelligenz Intelligenz der Russen, mit viel Respekt , auch von Frankreich u. England, vom Verlust sämtlicher Kerntruppen unserer Armee, u. was ihm abgieng war gerade nur die richtige Einschätzung Deutschlands u. Oesterreichs, zu der er übrigens schon aus Gründen der staatlichen Sicherheit, wenn nicht aus beruflichen verpflichtet gewesen wäre. Bei allen {995} äußeren klar zutage liegenden Merkmalen einer noblen Erscheinung empfand ich es deutlich, wieder auf einen Menschen gestoßen zu sein, dessen Durchschnittsbegabung hindert, ihn an gerechter Beurteilung d eas deutschen Volkes zu beurteilen u. der daher desto eifriger die Partei der tiefer stehenden Völker ergreifen läßt. Im Kleinen hat sich nun wieder so zwischen mir u. dem Hauptmann dasselbe abgespielt, wie im Großen zwischen Deutschland u. seinen Feinden, nur mit dem Unterschied, daß ich in meinem Kampfe nur von den geistigen Waffen allein, obendrein in beschränktem Maße, Gebrauch machen durfte. *
© Transcription Marko Deisinger. |
August 6, 1915.
In uncertain weather, we awake at 4:45 and climb to the Leutkirche mountain hut. In the meantime, the weather improves, against our expectations, so that we are rewarded with the most beautiful individual views as well as an imposing panorama. Above, we met reapers with goats, whose function we admittedly did not understand until it was explained to us later by others. The ascent took three hours, since the path included a few significantly steep, unpleasant stretches. We stayed there an hour, in the most magnificent sunshine, had breakfast and were exhilarated by the scene that unfolded before our eyes on the slope of the mountain opposite us. About 150 cattle were being driven up by three herdsmen, until they stopped just beneath the summit. The herd climbed up the mountain like a motley shadow. After having spent a while also studying the life of a small caterpillar and amusing ourselves by drawing the greatest conclusions from the tiniest creature, we made our way back. We arrived in our hotel room after two hours, and at 2 o'clock were able to go straightaway to lunch. After lunch, more rain! We were thus doubly satisfied by having ventured the ascent in the morning. — *The mail brings galley proofs. — The [music] engraving gets the authorization to be published! — *A captain appears in the lounge and we learn that he commands a battalion which has to undergo three weeks of field exercise in St. Anton. The conversation with the captain sometimes gave me great displeasure, which I struggled to contain only with difficulty. He spoke of the intelligence of the Russians with great respect, also of France and England; from the loss of the all the crack troops of our army; and what he lacked was precisely the correct appraisal of Germany and Austria, to which he would have been obliged to have – at least on grounds of national security, if not on professional grounds. {995} In spite of all clearly visible signs of a noble appearance, I was struck by having once again encountered a person whose mediocre gifts prevent him from judging the German people correctly and therefore allowed him to take the side of lower-standing peoples. What passed between me and the captain was, in the small, the same as that between Germany and its enemies in the large – except with the difference that I was permitted the use only of intellectual weapons in my battle and, moreover, to a limited extent. *
© Translation William Drabkin. |