9. I. 1916

Nach dem Frühstück längere Zeit auf Brotsuche gewesen. –

Hernach in die Hofkapelle, um nach mehr als 25 Jahren in der Kirche Mozart'sche Kirchenmusik zu hören. Als wir in die Kapelle eintraten, war noch der Prediger im Gange; er sprach gerade von den acht Seligpreisungen der Bergpredigt u. im speziellen von den ersten dreien. Unverkennbar war die Verlegenheit, als er die erste Seligpreisung der „Armen im Geiste“ den versammelten Christen deuten wollte. Er meinte, Jesus habe mit arm im Geiste denjenigen bezeichnen wollen, der ohne jeglichen Ballast u. Uebermut des Wissens u. Unglaubens lediglich der Hingabe an das Himmelreich u. an den Glauben lebt. Die Frage der Autentizität [sic] des Heilandswortes möchte ich übergehen u. bei dieser Gelegenheit nur den Widerspruch hervorheben, der zwischen der Deutung des Predigers u. den als autentisch [sic] angenommenen Worten offenbar besteht. Denn wie könnte einer, der Hingabe in solchem Au ßsmaße besaß besäße, wie könnte gerade ein solcher seltener Mensch als arm im Geiste bezeichnet werden? Hingabe ist bei genauer Prüfung Produkt höchster Geistesblüte u. nur einer solchen, niemals aber bloßer Naturinstinkt. Hingabe ohne Tat, also ohne Wirkung, ist ebenso eine contradictio in adjecto wie Liebe, die Schaden stiftet oder sich mindestens fördernder Taten enthält. Nun frage man sich aber, ob man nicht zu Taten der Hingabe ebenso wie zu Taten der Liebe der erst recht einer beflügelten Fantasie u. Kraft des Geistes bedarf? Sind es denn nicht nur auserwählte Männer u. Frauen, die der Hingabe fähig sind? Was sollte dann aber „arm im Geiste“ heißen, wenn mit der Bezeichnung gerade die Reichsten im Geiste gemeint würden? Nein, hier liegt offenbar ein Mißverständnis der Heilandsworte vor, wenn er sie wirklich so gesprochen hat haben sollte. Er mag mit seiner Rede, sich an die einfachsten Menschen im Volke wendend, wirklich nur diejenigen gemeint haben, die ohne übermäßige Bildung am wenigsten zu jener üblen Ueberhebung neigen, {91} wie sie nicht selten Männern des Wissens leider eigen ist. Ihnen, den von Ueberhebung noch freien einfachen Menschen, stehe umso leichter der Weg zum Glauben offen, meinte Jesus; . Die Frage aber nach dem Umfang des Wissens spielt hiebei keine Rolle; denn, mag man auch zugeben, daß das Wissen um die damalige Zeit lange nicht so umfassend u. verbreitet gewesen , als heutzutage, so muß man anderseits sich gestehen, daß der Mensch zur Ueberhebung leider schon bei der ersten bescheidensten Erwerbung von irgend eine rs Fähigkeit geistigen Besitzes neigt. Auch die kleinste Produktion geistiger Regsamkeit macht den Menschen sofort schon dem Glauben abtrünnig.

Immer wieder klang die Predigt in die Forderung an die Gläubigen aus, sich vor allem auf Jesum, auf den Trost des Himmelreichs einzustellen, das uns allen unendliche Seligkeit gebe. Seltsam war auch hiebei der Gedankengang des Predigers, der die unendliche Seligkeit des Himmels, gleichsam die unendliche Melodie des Himmels, dadurch besonders verlockend darzustellen suchte, daß er die irdischen Genüsse als kurz hinstellte, so daß sie schon vermöge der Kürze die Sel Seele immer von neuem hungern u. dürsten machen nach der Unendlichkeit des Himmels. Das Moment der Kürze ist aber wahrlich mißverstanden worden; denn gewiss sind auch die menschlichen Genüsse den Grenzen der menschlichen Organe angepasst, aber wer wollte speziell von den geistigen Genüssen leugnen, daß auch sie trotz vorläufigen Abschlusses heute oder morgen dennoch ins Unendliche gehen, in ewiger Fortsetzung u. Verarbeitung begriffen. Wenn je irgend etwas auf Erden den Menschen einen Begriff geben kann von der Unendlichkeit einer himmlischen Seligkeit, so wäre da gerade auf die geistigen Genüsse zu verweisen. Aber freilich, den geistigen Genüssen ist die Kirche nicht hold, denn besser als der Prediger ahnt die Kirche in corpore, um wie viel mehr ihr die Armen im Geiste willkommen sind. Die drei Seligpreis- {92} ungen gaben dem Prediger Gelegenheit, der heutigen Kriegswirrnisse zu gedenken , u. der großen allgemeinen Trauer, die durch den Krieg verursacht wurde, u. wieder verwies er dabei als letzten Regulator des Trostes auf den Heiland und predigte Ergebenheit. –

Es ist nicht zu leugnen, daß bei allzu niedrigem Stand der Menschheit die Religion sich als ein vorzügliches Mittel erweist, Verzweiflung über das am Leben niederzuhalten. Wo die Menschen weder mit dem eigenen Leben, noch mit dem anvertrauten fremden [illeg]fertig werden können, wo sie auch sonst sozialen oder speziell beruflichen Aufgaben nicht gewachsen sind, u. daher Kalamität über um Kalamität über sich u. andere heraufbeschwören, wo sich die Menscheninstinkte durch dunkle Lebensschächte wälzen wie brausende Gewässer durch finstere Klammen, dort bedeutet freilich die Religion mindestens den Weg in eine Resignation. Da ahnt noch der Mensch nicht, bis zu welchem Grade er selbst es nur ist, der die traurige Ursache einer so traurigen Wirkung ist u. klagt umso heftiger ein ihm unbekanntes Schicksal an. Schon durch diese Anklage wider eine Macht von außen fühlt er sich gleichsam von sich selbst erleichtert; söhnt er aber in dieser Stimmung jene dunkle, ihm angeblich feindlich gesinnte Gewalt mit einer höheren Gottheit aus, so fühlt er sich trotz allem Betroffensein doch auch wieder geborgen im Schutze einer Gewalt, die er unter allen Umständen sich feindlich freundlich gesinnt weiß. Es geht ihm etwa wie einem Kinde, wenn es vom Vater mit Recht oder Unrecht gezüchtigt, sich in die Strafe findet, weil es dennoch an den Vater glaubt. Unerträglich wäre den Menschen der Gedanke einer blos unbarmherzigen Schaden u. Unglück stiftenden Gewalt. Und so war es ein sehr einfaches psychologisches Hilfsmittel der Religion, eben dieser Gewalt das Finstere zu nehmen u. ihr willkürliche Züge {93} eines wohlwollenden Vaters zu verleihen. Es schmeichelt sich dann mindestens der Mensch, nun auch trotz aller Brutalität des Schicksals, bei Gott, den er nach seinem Wunsch geformt hat, geborgen zu sein. –

Leider erweist sich der psychologische Kunstgriff der Religion, so sehr er fürs erste nach Art des Alkohols oder Morphiums beruhigt, auf die Dauer nur schädlich; denn im selben Maße, als er durch leere Vorspiegelung u. Umlügung der im Menschen selbst wirkenden Ursachen in eine freundlich segnende Gottheit Beruhigung schafft, hindert er zugleich die Menschen nach u. nach mit Anstrengung die Erkenntnis zu erwerben, die nötig wäre, um jene schlimmen Ursachen zu beheben. Um wie viel nützlicher wäre es zu wissen, daß die schlimmen Ursachen behebbar sind, zu erfahren, auf welchem Wege sie zu beheben sind, als die Orgie in Trägheit u. tierischem Dahinleben noch mit einer doppelten Lüge zu krönen u. zu belohnen, nämlich mit der Anklage eines Schicksals außer sich, das dann aber dennoch in letzter Linie als ein huldvolles ausgegeben wird. Wie der Mensch früher alle Welt für sich erschaffen glaubte, so hielt er an dieser antopozentrischen [sic] Vorstellung noch in seiner Religion fest. Seine Eitelkeit verträgt es nicht anders, als daß er annimmt, ein Gott habe eigens das Amt auf sich genommen, ihm im Diesseits u. Jenseits mit Güte zu bedienen. Ueber den wahren Charakter der Vorstellung Gottes darf uns die scheinbare Hingabe der Menschen an die Gottheit nicht irre machen. Auch unsere Vorfahren glaubten sich den Gottheiten gegenüber dienend, wo sie doch antopozentrisch [sic] denkend alle Gottheiten nur umgekehrt sich zur Verfügung hielten. – Eine andere Frage ist es, ob die Bildung des Menschen, wie sie nötig wäre[,] um eine richtige Vorstellung Gottes zu gewinnen, nicht erst der Sicherstellung {94} des Lebens als einer Voraussetzung bedarf. Es scheint mir fast, als würde auch die Religion, ebensowenig wie die Kunst, dort verstanden werden können, wo der Kampf ums Leben jeden Nerv, jede Sekunde fordert. Für solche schwergeplagte Menschen ist der gegebene Kultus als flüchtig hingeworfenes Almosen zwar immerhin ein wertvoller Bissen, doch aber nur dort, wo die Sorgen ein wenig zurückgedämmt erscheinen, kann sich echte Religion einfinden. Alle Religion steckt derzeit im Primitivsten, darauf deutet schon der Kultusbetrieb allein hin. Erklärte der Heiland z. B., das Gebet an Gott sei in wenigen Worten u. überall gestattet, so wissen die angeblich frömmsten Menschen gerade damit am wenigsten anzufangen; sie müssen zur gemeinsamen Religionsfütterung in eine Kirche geben, herdenweise aufmarschieren. Und hätten sie den Zwang nicht, sie würden nicht einmal die rohesten Formen des äußerlichsten Gottesglauben auf sich nehmen. –

Die Messe in C von Mozart K.V. 220 ! Bei aller Flüchtigkeit dennoch Trieb zur Mannigfaltigkeit, wie auch zu ungewöhnlichen Emanationen. Wie ragt im Credo die erschütternde Scene heraus! Vortrefflich auch die Fuge im Sanctus. Dagegen wie unbeholfen u. wiederkäuerisch [sic] ein Offertorium von Michael Haydn; beinahe Takt um Takt im selben Rhythmus, selbst bei den Bläsern. –

Nach dem Hochamt zu Tisch im Michaeler Bierhaus, wo wir zu unserem Erstaunen niedrigere Preise als beim rRoten Hahn bemerken. —

*

Die „Voss. Ztg“ bringt einen hübschen Aufsatz „Ueber den Geist des Barock“ von Hausmann 1

*

Das Tier im Menschen weiß den Weg zur Erotik als den nächstliegenden u. leichtesten. Dieselbe Leichtigkeit des Zieles u. der Ausführung wünschen nun die Menschen in {95} all ihren anderen Angelegenheiten, Bestätigungen u. Verhältnissen anzuwenden u. zu erleben. Mit möglichst leichter Ausführung möglichst leicht erreichbare Ziele ist der Traum der meisten über das Leben leider irregeführten Menschen. Kommt dazu noch, daß so viele nach diesem Rezept abgerollte Lebensschicksale eine Bestätigung der leichten Handhabung des Lebensapparates zu geben scheinen, so begreift man, warum gerade auf diesen Wegen die Menschen ihren Phantomen nachjagen. Was immer sie vor Augen haben, suchen sie durch Mittel zu erreichen, die einen kürzesten Weg versprechen. So wendet z. B. eine Frau vor allem Mittel der Entblößung oder der Toilette, der Schminke an, um auf sich aufmerksam zu machen, weil ihr dies der kürzeste Weg erscheint, kürzer als jeder andere. Soweit sie Erfolg damit hat, glaubt sie im Rechte zu sein, ahnt aber nicht, daß sie sich gerade dann am meisten täuscht, wenn sie am meisten Recht hat. Denn zum Ziel zu gelangen, das ihr vorgeschwebt hat, bedarf es streng genommen nicht einmal des Aufwandes, den sie getrieben hat. Aber keineswegs gelangt sie, [illeg]nachdem sie dieses Ziel erreicht hat dazu, ihr künftiges Leben sicher zustellen sicherzustellen oder dauernd angenehm zu erhalten. Der kurze Effekt des Erfolges ist dann gerade der Beweis gegen sie u. gegen das System. —

*

© Transcription Marko Deisinger.

January 9, 1916.

After breakfast, a long time spent searching for bread. –

Afterwards to the Court Chapel, to hear Mozart's sacred music in church, after more than 25 years. As we entered the chapel, the priest was still in the entrance hall. He was just speaking about the eight blessings in the Sermon on the Mount, and particularly about the first three. His embarrassment was unmistakable when he tried to interpret the first blessing, of the "poor in spirit" to the Christians who were assembled. He said that Jesus, when speaking about someone "poor in spirit," was referring to one who did not have the burden or pride of knowledge or disbelief lives simply by dedicating himself to the kingdom of heaven and to faith. I should like to pass over the question of authenticity of the holy scripture, and take the opportunity merely to highlight the contradiction between the priest's interpretation and the words that are accepted as being authentic. For how could someone who possessed dedication in such measure, how could precisely such a rare person be described as poor in spirit? Dedication, when examined closely, is the product of the highest spiritual blood and only that; never is it merely a natural instinct. Dedication without deed, thus without effect, is likewise a contradiction in terms – like love that causes hurt or at least avoids doing beneficial things. But now one has to ask whether one really needs inspired spiritual fantasy and strength for acts of dedication, just for acts of love? Are these not only [imparted] to chosen men and women, who are capable of dedication? What, then, should "poor in spirit" mean if the term was meant to refer to those richest in spirit? No, here we are evidently confronted by a misunderstanding of the Scripture as it should really have been spoken. He [the priest] may have meant, when addressing the simplest of folk, really only those who are lacking in excessive upbringing and would be the least likely to incline towards that wicked arrogance {91} that is unfortunately not seldom characteristic of men of science. To them, those simple people who are still free of arrogance, the path to believe is all the more accessible, said Jesus. The question about the extent of knowledge, however, plays no role here; for even if one were to admit that knowledge in olden times was by no means as extensive and widespread as it is today, one would nonetheless have to admit that any person would unfortunately be inclined towards arrogance even with the first, lowliest acquisition of spiritual possession. Even the tiniest production of intellectual activity makes a person immediately disloyal even to belief.

The sermon returned over and over again to the demand made upon the believers to align themselves above all with Jesus, with the comfort of the kingdom of heaven, which alone gives us infinite salvation. Strange here, too, was the thought process of the preacher, which sought to portray the infinite bliss of heaven, almost an unending melody of heaven, in an especially alluring way by treating the earthly pleasures as short-lived; by virtue of this brevity, the soul would forever be hungering and thirsting after the infinitude of heaven. The factor of brevity, however, has been misunderstood: for surely even human pleasures are adapted to the limits of the human organ; but who would deny that the spiritual pleasures in particular, in spite of being cut short today or tomorrow, nevertheless go into the infinite, conceptualized in eternal continuation and development. If anything on earth can impart to people a conception of the infinitude of heavenly salvation, it would be precisely to spiritual pleasures that one would refer. But of course the church does not have sympathy with intellectual pleasures; for the church as a body understands better than the priest how much more it welcomes those who are poor in spirit. The three blessings {92} gave the preacher the opportunity to reflect upon today's confusions of war and the great, general sorrow caused by the war; and again he referred here to the Savior as the ultimate regulator of comfort, and preached humility. –

I cannot be denied that, in the very lowest classes of society, religion proves to be a splendid means of suppressing despair in one's life. When people cannot come to terms either with their own life or with those to whom they are attached, when they are otherwise not ready for social or specifically professional tasks and would therefore bring one calamity after another upon themselves or others, where human instincts roll through narrow shafts of life, like roaring torrents through dark chasms, there religion at least signifies a path to a kind of resignation. But here one is not aware of the extent that it is only he himself who is the sad cause of such a tragic effect and rages all the more violently against a fate unknown to him. Even by this accusation against a power from without, he feels relieved almost from within himself; but if, in this mood, he can reconcile that dark force – which has apparently hostile intentions for him – with a higher divinity, then, in spite of all afflictions he suffers, he feels himself again secured in the protection of a force which he knows will act charitably under all circumstances. He feels something like the child who, chastised by his father, whether rightly or wrongly, is reconciled to his punishment because he still believes in his father. The idea of a force that created merely merciless harm and unhappiness would be unbearable to people. And so religion was a very simple psychological aid to take the darkness of this force and impart to it arbitrary features of a benevolent father. {93} Man, then, is at least flattered that, in spite of all the brutality of his fate, he can feel safe in the hands of a God whom he has created according to his plan. –

Unfortunately, the psychological artifice of religion, as much as it has a soothing effect, like alcohol or morphine, proves to be only harmful; for to the same extent that it creates calm in a charitably blessing divinity through empty pretense and deception of the conditions that are at work within people, at the same it gradually prevents them making the effort to acquire the necessary recognition that remedy those fatal conditions. How much more useful it would be to know that the fatal conditions are remediable, to discover the paths by which they are to be remedied, than to crown and reward the orgy in laziness and animalistic existence with a double lie, namely with the indictment of a fate beyond one's control, which is nonetheless ultimately presented as gracious one. As man had previously believed that the entire world was created for him, so he still continues to adhere to this anthropocentric vision in his religion. His vanity would not have it any other way than to accept that a God has taken his office upon Himself, serving him with goodness in this world and the hereafter. Concerning the true character of God's vision, the apparent dedication of people to the divinity should not lead us astray. Our ancestors also believed they were serving the divinities; whereas on the contrary, thinking anthropocentrically, they were merely holding the divinities at their disposal. – It is a different question whether a person's education that was necessary to gain a proper understanding of God first required a secure feeling about life as a prerequisite. {94} It almost seems that religion, no more than art, also cannot be understood if the struggle for life requires every nerve, every second of time. For people who are so severely stricken, the given practice of worship, as a casually dropped handout, is nonetheless indeed a valuable morsel; but only where the troubles appear to be alleviated a little can true religion take root. All religion is at present stuck in the most primitive forms; that is something to which the practice of worship itself already points. If the Savior explains, for example, that the prayer to God is permitted in few words, and everywhere, then those people who are apparently the most pious will know least of all where they should begin; they must betake themselves to a church, assemble there in flocks for collective religious feeding. And if they did not have that compulsion, they would never take upon themselves the crudest form of the most superficial belief in God. –

Mozart's Mass in C, K. 220! In spite of all hastiness, a drive towards diversity and also towards unusual constructions. How the harrowing scene in the Credo stands out! The fugue in the Sanctus is also splendid. By contrast, how ungainly and repetitive was an Offertory by Michael Haydn; one measure after the next in nearly the same rhythm, even in the wind instruments. –

After the service, lunch at St Michael's Alehouse where, to our astonishment, we note that the prices are lower than at the Red Cock. —

*

The Vossische Zeitung publishes an attractive article, "On the Spirit of the Baroque," by Hausmann. 1

*

For the animal in man, the path to the erotic is the closest and easiest to take. This same ease of goal, and of reaching it, is something that people want to apply to and experience in {95} all their other undertakings, verifications, and relationships. To achieve the easiest possible goals in the easiest possible way is the dream of most people, who have unfortunately been misled in their lives. If one also considers that so many people's fates in life that are derived from this formula seem to give confirmation of the easy management of life's resources, then one can understand which people pursue their dreams along these routes. No matter what they are in sight of, they seek to reach it by means that will promise the shortest route. Thus for example a woman will most likely use means of exposure, or dress, or makeup, in order to make herself noticeable, because this appears to be the quickest way, quicker than any other. So long as she is successful with that, she believes that she is doing the right thing; but she does not realize that she is most deceiving when she is most in the right. For to reach the goal that hovers above her, then, strictly speaking, she does not need to go to the trouble that she has taken. But in no way will she, having reached her goal in this respect, secure her future life or maintain it in a lasting, pleasant way. The quick effect of success then becomes precisely the evidence against her, and against the system. —

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© Translation William Drabkin.

9. I. 1916

Nach dem Frühstück längere Zeit auf Brotsuche gewesen. –

Hernach in die Hofkapelle, um nach mehr als 25 Jahren in der Kirche Mozart'sche Kirchenmusik zu hören. Als wir in die Kapelle eintraten, war noch der Prediger im Gange; er sprach gerade von den acht Seligpreisungen der Bergpredigt u. im speziellen von den ersten dreien. Unverkennbar war die Verlegenheit, als er die erste Seligpreisung der „Armen im Geiste“ den versammelten Christen deuten wollte. Er meinte, Jesus habe mit arm im Geiste denjenigen bezeichnen wollen, der ohne jeglichen Ballast u. Uebermut des Wissens u. Unglaubens lediglich der Hingabe an das Himmelreich u. an den Glauben lebt. Die Frage der Autentizität [sic] des Heilandswortes möchte ich übergehen u. bei dieser Gelegenheit nur den Widerspruch hervorheben, der zwischen der Deutung des Predigers u. den als autentisch [sic] angenommenen Worten offenbar besteht. Denn wie könnte einer, der Hingabe in solchem Au ßsmaße besaß besäße, wie könnte gerade ein solcher seltener Mensch als arm im Geiste bezeichnet werden? Hingabe ist bei genauer Prüfung Produkt höchster Geistesblüte u. nur einer solchen, niemals aber bloßer Naturinstinkt. Hingabe ohne Tat, also ohne Wirkung, ist ebenso eine contradictio in adjecto wie Liebe, die Schaden stiftet oder sich mindestens fördernder Taten enthält. Nun frage man sich aber, ob man nicht zu Taten der Hingabe ebenso wie zu Taten der Liebe der erst recht einer beflügelten Fantasie u. Kraft des Geistes bedarf? Sind es denn nicht nur auserwählte Männer u. Frauen, die der Hingabe fähig sind? Was sollte dann aber „arm im Geiste“ heißen, wenn mit der Bezeichnung gerade die Reichsten im Geiste gemeint würden? Nein, hier liegt offenbar ein Mißverständnis der Heilandsworte vor, wenn er sie wirklich so gesprochen hat haben sollte. Er mag mit seiner Rede, sich an die einfachsten Menschen im Volke wendend, wirklich nur diejenigen gemeint haben, die ohne übermäßige Bildung am wenigsten zu jener üblen Ueberhebung neigen, {91} wie sie nicht selten Männern des Wissens leider eigen ist. Ihnen, den von Ueberhebung noch freien einfachen Menschen, stehe umso leichter der Weg zum Glauben offen, meinte Jesus; . Die Frage aber nach dem Umfang des Wissens spielt hiebei keine Rolle; denn, mag man auch zugeben, daß das Wissen um die damalige Zeit lange nicht so umfassend u. verbreitet gewesen , als heutzutage, so muß man anderseits sich gestehen, daß der Mensch zur Ueberhebung leider schon bei der ersten bescheidensten Erwerbung von irgend eine rs Fähigkeit geistigen Besitzes neigt. Auch die kleinste Produktion geistiger Regsamkeit macht den Menschen sofort schon dem Glauben abtrünnig.

Immer wieder klang die Predigt in die Forderung an die Gläubigen aus, sich vor allem auf Jesum, auf den Trost des Himmelreichs einzustellen, das uns allen unendliche Seligkeit gebe. Seltsam war auch hiebei der Gedankengang des Predigers, der die unendliche Seligkeit des Himmels, gleichsam die unendliche Melodie des Himmels, dadurch besonders verlockend darzustellen suchte, daß er die irdischen Genüsse als kurz hinstellte, so daß sie schon vermöge der Kürze die Sel Seele immer von neuem hungern u. dürsten machen nach der Unendlichkeit des Himmels. Das Moment der Kürze ist aber wahrlich mißverstanden worden; denn gewiss sind auch die menschlichen Genüsse den Grenzen der menschlichen Organe angepasst, aber wer wollte speziell von den geistigen Genüssen leugnen, daß auch sie trotz vorläufigen Abschlusses heute oder morgen dennoch ins Unendliche gehen, in ewiger Fortsetzung u. Verarbeitung begriffen. Wenn je irgend etwas auf Erden den Menschen einen Begriff geben kann von der Unendlichkeit einer himmlischen Seligkeit, so wäre da gerade auf die geistigen Genüsse zu verweisen. Aber freilich, den geistigen Genüssen ist die Kirche nicht hold, denn besser als der Prediger ahnt die Kirche in corpore, um wie viel mehr ihr die Armen im Geiste willkommen sind. Die drei Seligpreis- {92} ungen gaben dem Prediger Gelegenheit, der heutigen Kriegswirrnisse zu gedenken , u. der großen allgemeinen Trauer, die durch den Krieg verursacht wurde, u. wieder verwies er dabei als letzten Regulator des Trostes auf den Heiland und predigte Ergebenheit. –

Es ist nicht zu leugnen, daß bei allzu niedrigem Stand der Menschheit die Religion sich als ein vorzügliches Mittel erweist, Verzweiflung über das am Leben niederzuhalten. Wo die Menschen weder mit dem eigenen Leben, noch mit dem anvertrauten fremden [illeg]fertig werden können, wo sie auch sonst sozialen oder speziell beruflichen Aufgaben nicht gewachsen sind, u. daher Kalamität über um Kalamität über sich u. andere heraufbeschwören, wo sich die Menscheninstinkte durch dunkle Lebensschächte wälzen wie brausende Gewässer durch finstere Klammen, dort bedeutet freilich die Religion mindestens den Weg in eine Resignation. Da ahnt noch der Mensch nicht, bis zu welchem Grade er selbst es nur ist, der die traurige Ursache einer so traurigen Wirkung ist u. klagt umso heftiger ein ihm unbekanntes Schicksal an. Schon durch diese Anklage wider eine Macht von außen fühlt er sich gleichsam von sich selbst erleichtert; söhnt er aber in dieser Stimmung jene dunkle, ihm angeblich feindlich gesinnte Gewalt mit einer höheren Gottheit aus, so fühlt er sich trotz allem Betroffensein doch auch wieder geborgen im Schutze einer Gewalt, die er unter allen Umständen sich feindlich freundlich gesinnt weiß. Es geht ihm etwa wie einem Kinde, wenn es vom Vater mit Recht oder Unrecht gezüchtigt, sich in die Strafe findet, weil es dennoch an den Vater glaubt. Unerträglich wäre den Menschen der Gedanke einer blos unbarmherzigen Schaden u. Unglück stiftenden Gewalt. Und so war es ein sehr einfaches psychologisches Hilfsmittel der Religion, eben dieser Gewalt das Finstere zu nehmen u. ihr willkürliche Züge {93} eines wohlwollenden Vaters zu verleihen. Es schmeichelt sich dann mindestens der Mensch, nun auch trotz aller Brutalität des Schicksals, bei Gott, den er nach seinem Wunsch geformt hat, geborgen zu sein. –

Leider erweist sich der psychologische Kunstgriff der Religion, so sehr er fürs erste nach Art des Alkohols oder Morphiums beruhigt, auf die Dauer nur schädlich; denn im selben Maße, als er durch leere Vorspiegelung u. Umlügung der im Menschen selbst wirkenden Ursachen in eine freundlich segnende Gottheit Beruhigung schafft, hindert er zugleich die Menschen nach u. nach mit Anstrengung die Erkenntnis zu erwerben, die nötig wäre, um jene schlimmen Ursachen zu beheben. Um wie viel nützlicher wäre es zu wissen, daß die schlimmen Ursachen behebbar sind, zu erfahren, auf welchem Wege sie zu beheben sind, als die Orgie in Trägheit u. tierischem Dahinleben noch mit einer doppelten Lüge zu krönen u. zu belohnen, nämlich mit der Anklage eines Schicksals außer sich, das dann aber dennoch in letzter Linie als ein huldvolles ausgegeben wird. Wie der Mensch früher alle Welt für sich erschaffen glaubte, so hielt er an dieser antopozentrischen [sic] Vorstellung noch in seiner Religion fest. Seine Eitelkeit verträgt es nicht anders, als daß er annimmt, ein Gott habe eigens das Amt auf sich genommen, ihm im Diesseits u. Jenseits mit Güte zu bedienen. Ueber den wahren Charakter der Vorstellung Gottes darf uns die scheinbare Hingabe der Menschen an die Gottheit nicht irre machen. Auch unsere Vorfahren glaubten sich den Gottheiten gegenüber dienend, wo sie doch antopozentrisch [sic] denkend alle Gottheiten nur umgekehrt sich zur Verfügung hielten. – Eine andere Frage ist es, ob die Bildung des Menschen, wie sie nötig wäre[,] um eine richtige Vorstellung Gottes zu gewinnen, nicht erst der Sicherstellung {94} des Lebens als einer Voraussetzung bedarf. Es scheint mir fast, als würde auch die Religion, ebensowenig wie die Kunst, dort verstanden werden können, wo der Kampf ums Leben jeden Nerv, jede Sekunde fordert. Für solche schwergeplagte Menschen ist der gegebene Kultus als flüchtig hingeworfenes Almosen zwar immerhin ein wertvoller Bissen, doch aber nur dort, wo die Sorgen ein wenig zurückgedämmt erscheinen, kann sich echte Religion einfinden. Alle Religion steckt derzeit im Primitivsten, darauf deutet schon der Kultusbetrieb allein hin. Erklärte der Heiland z. B., das Gebet an Gott sei in wenigen Worten u. überall gestattet, so wissen die angeblich frömmsten Menschen gerade damit am wenigsten anzufangen; sie müssen zur gemeinsamen Religionsfütterung in eine Kirche geben, herdenweise aufmarschieren. Und hätten sie den Zwang nicht, sie würden nicht einmal die rohesten Formen des äußerlichsten Gottesglauben auf sich nehmen. –

Die Messe in C von Mozart K.V. 220 ! Bei aller Flüchtigkeit dennoch Trieb zur Mannigfaltigkeit, wie auch zu ungewöhnlichen Emanationen. Wie ragt im Credo die erschütternde Scene heraus! Vortrefflich auch die Fuge im Sanctus. Dagegen wie unbeholfen u. wiederkäuerisch [sic] ein Offertorium von Michael Haydn; beinahe Takt um Takt im selben Rhythmus, selbst bei den Bläsern. –

Nach dem Hochamt zu Tisch im Michaeler Bierhaus, wo wir zu unserem Erstaunen niedrigere Preise als beim rRoten Hahn bemerken. —

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Die „Voss. Ztg“ bringt einen hübschen Aufsatz „Ueber den Geist des Barock“ von Hausmann 1

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Das Tier im Menschen weiß den Weg zur Erotik als den nächstliegenden u. leichtesten. Dieselbe Leichtigkeit des Zieles u. der Ausführung wünschen nun die Menschen in {95} all ihren anderen Angelegenheiten, Bestätigungen u. Verhältnissen anzuwenden u. zu erleben. Mit möglichst leichter Ausführung möglichst leicht erreichbare Ziele ist der Traum der meisten über das Leben leider irregeführten Menschen. Kommt dazu noch, daß so viele nach diesem Rezept abgerollte Lebensschicksale eine Bestätigung der leichten Handhabung des Lebensapparates zu geben scheinen, so begreift man, warum gerade auf diesen Wegen die Menschen ihren Phantomen nachjagen. Was immer sie vor Augen haben, suchen sie durch Mittel zu erreichen, die einen kürzesten Weg versprechen. So wendet z. B. eine Frau vor allem Mittel der Entblößung oder der Toilette, der Schminke an, um auf sich aufmerksam zu machen, weil ihr dies der kürzeste Weg erscheint, kürzer als jeder andere. Soweit sie Erfolg damit hat, glaubt sie im Rechte zu sein, ahnt aber nicht, daß sie sich gerade dann am meisten täuscht, wenn sie am meisten Recht hat. Denn zum Ziel zu gelangen, das ihr vorgeschwebt hat, bedarf es streng genommen nicht einmal des Aufwandes, den sie getrieben hat. Aber keineswegs gelangt sie, [illeg]nachdem sie dieses Ziel erreicht hat dazu, ihr künftiges Leben sicher zustellen sicherzustellen oder dauernd angenehm zu erhalten. Der kurze Effekt des Erfolges ist dann gerade der Beweis gegen sie u. gegen das System. —

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© Transcription Marko Deisinger.

January 9, 1916.

After breakfast, a long time spent searching for bread. –

Afterwards to the Court Chapel, to hear Mozart's sacred music in church, after more than 25 years. As we entered the chapel, the priest was still in the entrance hall. He was just speaking about the eight blessings in the Sermon on the Mount, and particularly about the first three. His embarrassment was unmistakable when he tried to interpret the first blessing, of the "poor in spirit" to the Christians who were assembled. He said that Jesus, when speaking about someone "poor in spirit," was referring to one who did not have the burden or pride of knowledge or disbelief lives simply by dedicating himself to the kingdom of heaven and to faith. I should like to pass over the question of authenticity of the holy scripture, and take the opportunity merely to highlight the contradiction between the priest's interpretation and the words that are accepted as being authentic. For how could someone who possessed dedication in such measure, how could precisely such a rare person be described as poor in spirit? Dedication, when examined closely, is the product of the highest spiritual blood and only that; never is it merely a natural instinct. Dedication without deed, thus without effect, is likewise a contradiction in terms – like love that causes hurt or at least avoids doing beneficial things. But now one has to ask whether one really needs inspired spiritual fantasy and strength for acts of dedication, just for acts of love? Are these not only [imparted] to chosen men and women, who are capable of dedication? What, then, should "poor in spirit" mean if the term was meant to refer to those richest in spirit? No, here we are evidently confronted by a misunderstanding of the Scripture as it should really have been spoken. He [the priest] may have meant, when addressing the simplest of folk, really only those who are lacking in excessive upbringing and would be the least likely to incline towards that wicked arrogance {91} that is unfortunately not seldom characteristic of men of science. To them, those simple people who are still free of arrogance, the path to believe is all the more accessible, said Jesus. The question about the extent of knowledge, however, plays no role here; for even if one were to admit that knowledge in olden times was by no means as extensive and widespread as it is today, one would nonetheless have to admit that any person would unfortunately be inclined towards arrogance even with the first, lowliest acquisition of spiritual possession. Even the tiniest production of intellectual activity makes a person immediately disloyal even to belief.

The sermon returned over and over again to the demand made upon the believers to align themselves above all with Jesus, with the comfort of the kingdom of heaven, which alone gives us infinite salvation. Strange here, too, was the thought process of the preacher, which sought to portray the infinite bliss of heaven, almost an unending melody of heaven, in an especially alluring way by treating the earthly pleasures as short-lived; by virtue of this brevity, the soul would forever be hungering and thirsting after the infinitude of heaven. The factor of brevity, however, has been misunderstood: for surely even human pleasures are adapted to the limits of the human organ; but who would deny that the spiritual pleasures in particular, in spite of being cut short today or tomorrow, nevertheless go into the infinite, conceptualized in eternal continuation and development. If anything on earth can impart to people a conception of the infinitude of heavenly salvation, it would be precisely to spiritual pleasures that one would refer. But of course the church does not have sympathy with intellectual pleasures; for the church as a body understands better than the priest how much more it welcomes those who are poor in spirit. The three blessings {92} gave the preacher the opportunity to reflect upon today's confusions of war and the great, general sorrow caused by the war; and again he referred here to the Savior as the ultimate regulator of comfort, and preached humility. –

I cannot be denied that, in the very lowest classes of society, religion proves to be a splendid means of suppressing despair in one's life. When people cannot come to terms either with their own life or with those to whom they are attached, when they are otherwise not ready for social or specifically professional tasks and would therefore bring one calamity after another upon themselves or others, where human instincts roll through narrow shafts of life, like roaring torrents through dark chasms, there religion at least signifies a path to a kind of resignation. But here one is not aware of the extent that it is only he himself who is the sad cause of such a tragic effect and rages all the more violently against a fate unknown to him. Even by this accusation against a power from without, he feels relieved almost from within himself; but if, in this mood, he can reconcile that dark force – which has apparently hostile intentions for him – with a higher divinity, then, in spite of all afflictions he suffers, he feels himself again secured in the protection of a force which he knows will act charitably under all circumstances. He feels something like the child who, chastised by his father, whether rightly or wrongly, is reconciled to his punishment because he still believes in his father. The idea of a force that created merely merciless harm and unhappiness would be unbearable to people. And so religion was a very simple psychological aid to take the darkness of this force and impart to it arbitrary features of a benevolent father. {93} Man, then, is at least flattered that, in spite of all the brutality of his fate, he can feel safe in the hands of a God whom he has created according to his plan. –

Unfortunately, the psychological artifice of religion, as much as it has a soothing effect, like alcohol or morphine, proves to be only harmful; for to the same extent that it creates calm in a charitably blessing divinity through empty pretense and deception of the conditions that are at work within people, at the same it gradually prevents them making the effort to acquire the necessary recognition that remedy those fatal conditions. How much more useful it would be to know that the fatal conditions are remediable, to discover the paths by which they are to be remedied, than to crown and reward the orgy in laziness and animalistic existence with a double lie, namely with the indictment of a fate beyond one's control, which is nonetheless ultimately presented as gracious one. As man had previously believed that the entire world was created for him, so he still continues to adhere to this anthropocentric vision in his religion. His vanity would not have it any other way than to accept that a God has taken his office upon Himself, serving him with goodness in this world and the hereafter. Concerning the true character of God's vision, the apparent dedication of people to the divinity should not lead us astray. Our ancestors also believed they were serving the divinities; whereas on the contrary, thinking anthropocentrically, they were merely holding the divinities at their disposal. – It is a different question whether a person's education that was necessary to gain a proper understanding of God first required a secure feeling about life as a prerequisite. {94} It almost seems that religion, no more than art, also cannot be understood if the struggle for life requires every nerve, every second of time. For people who are so severely stricken, the given practice of worship, as a casually dropped handout, is nonetheless indeed a valuable morsel; but only where the troubles appear to be alleviated a little can true religion take root. All religion is at present stuck in the most primitive forms; that is something to which the practice of worship itself already points. If the Savior explains, for example, that the prayer to God is permitted in few words, and everywhere, then those people who are apparently the most pious will know least of all where they should begin; they must betake themselves to a church, assemble there in flocks for collective religious feeding. And if they did not have that compulsion, they would never take upon themselves the crudest form of the most superficial belief in God. –

Mozart's Mass in C, K. 220! In spite of all hastiness, a drive towards diversity and also towards unusual constructions. How the harrowing scene in the Credo stands out! The fugue in the Sanctus is also splendid. By contrast, how ungainly and repetitive was an Offertory by Michael Haydn; one measure after the next in nearly the same rhythm, even in the wind instruments. –

After the service, lunch at St Michael's Alehouse where, to our astonishment, we note that the prices are lower than at the Red Cock. —

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The Vossische Zeitung publishes an attractive article, "On the Spirit of the Baroque," by Hausmann. 1

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For the animal in man, the path to the erotic is the closest and easiest to take. This same ease of goal, and of reaching it, is something that people want to apply to and experience in {95} all their other undertakings, verifications, and relationships. To achieve the easiest possible goals in the easiest possible way is the dream of most people, who have unfortunately been misled in their lives. If one also considers that so many people's fates in life that are derived from this formula seem to give confirmation of the easy management of life's resources, then one can understand which people pursue their dreams along these routes. No matter what they are in sight of, they seek to reach it by means that will promise the shortest route. Thus for example a woman will most likely use means of exposure, or dress, or makeup, in order to make herself noticeable, because this appears to be the quickest way, quicker than any other. So long as she is successful with that, she believes that she is doing the right thing; but she does not realize that she is most deceiving when she is most in the right. For to reach the goal that hovers above her, then, strictly speaking, she does not need to go to the trouble that she has taken. But in no way will she, having reached her goal in this respect, secure her future life or maintain it in a lasting, pleasant way. The quick effect of success then becomes precisely the evidence against her, and against the system. —

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© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 Wilhelm Hausenstein, "Vom Geist des Barock," Vossische Zeitung, No. 13, January 8, 1916, morning edition, p. [2].