3. V. 16 +9°,
Wwolkenlos.
— Zwischen 9–¼11h beim Optiker, Brille 11 Dioptrien abgeholt. — — Von Sophie (K.) mit der erfreulichen Mitteilung, daß Guttmann nach Mähr. Schönberg kommt. Wieder ist ein Kelch an uns vorübergegangen. — *Engländer u. Amerikaner: Von Dollars u. nicht von Menschen gezeugte Menschen-Tiere. — — Im „Kunstwart“ werden Stimmen laut, die mir plausib lel erscheinen: Entweder ist es richtig, daß wir keiner Hungersgefahr ausgesetzt sind u. daß die Schiffe, die in Amerika stationiert sind, blos einen Wert von 500 Millionen Kronen vorstellen oder nicht. Im ersteren Falle bleibt dagegen zu stellen, daß die deutsche Armee täglich 50 Millionen Mark kostet, so daß gewissermaßen durch eine scharfe Anwendung des U-Boot-Krieges der Verlust der 500 Millionen rasch amortisiert würde. Was es aber mit der [illeg]Freundschaft zu Amerika für eine Bewandtnis hat, bleibt wirklich unerfindlich[,] wenn man bedenkt, daß zwischen Staaten Freundschaften niemals je in Betracht kamen, kommen werden, wenn es nicht eben nur Geschäftsfreundschaften sind. Daß Deutschland aus purem Sentiment den Sieg über England an Amerika ausliefert, läßt sich kaum denken; es müssen also doch materielle Gründe sein, die Freundschaft hol’ der Teufel, bestimmend sein. Welche sind es aber? Warum ist von diesen, gerade von diesen am allerwenigsten die Rede? *
© Transcription Marko Deisinger. |
May 3, 1916, +9°, cloudless sky.
— From 9 to 10:15 at the optician; eyeglasses of 11 diopters collected. — — Postcard from Sophie with the gratifying news that Guttmann is coming to Mährisch Schönberg. Again we are spared an ordeal. — *Englishmen and Americans: human beings begotten by dollars, not by humans. — — In Der Kunstwart strong voices are heard that sound plausible to me: either it is true that we are not exposed to the danger of famine and that the ships docked in America represent merely a value of 500 million Kronen; or it is not true. In the former case, it would remain on the other hand worth mentioning that the German army costs 50 million marks a day; so that in a certain sense the application of submarine warfare would quickly amortize the loss of 500 million. How this might explain the friendship with America remains a veritable mystery when considers that friendships between nations never came, and never will come, into consideration, except merely for friendly business relationships. That Germany is delivering America its victory over England on purely sentimental grounds is hardly imaginable. Friendship can go to the devil: there must therefore be material grounds that are decisive. But what are they? Why has so very little been said about them, about them in particular?? *
© Translation William Drabkin. |
3. V. 16 +9°,
Wwolkenlos.
— Zwischen 9–¼11h beim Optiker, Brille 11 Dioptrien abgeholt. — — Von Sophie (K.) mit der erfreulichen Mitteilung, daß Guttmann nach Mähr. Schönberg kommt. Wieder ist ein Kelch an uns vorübergegangen. — *Engländer u. Amerikaner: Von Dollars u. nicht von Menschen gezeugte Menschen-Tiere. — — Im „Kunstwart“ werden Stimmen laut, die mir plausib lel erscheinen: Entweder ist es richtig, daß wir keiner Hungersgefahr ausgesetzt sind u. daß die Schiffe, die in Amerika stationiert sind, blos einen Wert von 500 Millionen Kronen vorstellen oder nicht. Im ersteren Falle bleibt dagegen zu stellen, daß die deutsche Armee täglich 50 Millionen Mark kostet, so daß gewissermaßen durch eine scharfe Anwendung des U-Boot-Krieges der Verlust der 500 Millionen rasch amortisiert würde. Was es aber mit der [illeg]Freundschaft zu Amerika für eine Bewandtnis hat, bleibt wirklich unerfindlich[,] wenn man bedenkt, daß zwischen Staaten Freundschaften niemals je in Betracht kamen, kommen werden, wenn es nicht eben nur Geschäftsfreundschaften sind. Daß Deutschland aus purem Sentiment den Sieg über England an Amerika ausliefert, läßt sich kaum denken; es müssen also doch materielle Gründe sein, die Freundschaft hol’ der Teufel, bestimmend sein. Welche sind es aber? Warum ist von diesen, gerade von diesen am allerwenigsten die Rede? *
© Transcription Marko Deisinger. |
May 3, 1916, +9°, cloudless sky.
— From 9 to 10:15 at the optician; eyeglasses of 11 diopters collected. — — Postcard from Sophie with the gratifying news that Guttmann is coming to Mährisch Schönberg. Again we are spared an ordeal. — *Englishmen and Americans: human beings begotten by dollars, not by humans. — — In Der Kunstwart strong voices are heard that sound plausible to me: either it is true that we are not exposed to the danger of famine and that the ships docked in America represent merely a value of 500 million Kronen; or it is not true. In the former case, it would remain on the other hand worth mentioning that the German army costs 50 million marks a day; so that in a certain sense the application of submarine warfare would quickly amortize the loss of 500 million. How this might explain the friendship with America remains a veritable mystery when considers that friendships between nations never came, and never will come, into consideration, except merely for friendly business relationships. That Germany is delivering America its victory over England on purely sentimental grounds is hardly imaginable. Friendship can go to the devil: there must therefore be material grounds that are decisive. But what are they? Why has so very little been said about them, about them in particular?? *
© Translation William Drabkin. |