6. V. 16 Dünne Nebelschicht, +12° des
Mmorgens.
— Frl. Elias sagt wegen Todesfalles in ihrer Familie ab. — — Frl. Kahn teilt mir einiges über die Familie Elias mit, das wohl als die verheerendste Wirkung des Reichtums zu betrachten ist: Der Tag fängt im Hause nicht vor ½1h mittags an; um diese Zeit wird gefrühstückt; um ½3h wird zu Tisch gegessen u. im Anschluß an das Essen im Beisein von [illeg]zahllosen Tanten geplaudert, so daß für eigentliche Arbeit oder Besorgungen nur die kurze Spanne Zeit zwischen etwa ½5–7h übrig bleibt. Des Abends wird sehr spät gegessen u. wieder geredet, geredet u. Karten gespielt bis gegen 1h nachts. Nun verstehe ich erst, weshalb sich das Fräulein so häufig verspätet u. immer um Entschuldigung bittet, weshalb sie das langsame Tempo in der Erfüllung der Aufgaben einschlägt. *Niemals wird ein Industrieller glauben, daß streng genommen auch er von der Natur abrückt, wenn er für Menschengebrauch Dinge verfertigt, die die Natur selbst nicht vorgesehen {223} hat, also Gebrauchsgegenstände wie z. B. Portemonnaies, Mieder, Hüte, Schuhe u. verschiedene Luxuswaren. Da er selbst diese Waren verfertigt u. davon lebt, nennt er sowohl die Ware als die Verfertigung „praktisch“. Folgerichtig müßte er dann aber auch verstehen, daß wie auch ein Abrücken zur Kunst doch mindestens als ebenso praktisch zu bezeichnen wäre, wie sein Abrücken zu den anderen Gebrauchsgegenständen. Und dennoch, – will er eindas Abrücken nur im Falle der Kunst, nicht aber eines auch in der Industrie sehen. Die Kunst nur ist allein erscheint ihm überflüssig. *Die amerikanischen Krämer haben einen Professor zum Präsidenten gewählt. Sie schmücken sich mit ihm ähnlich, wie auch bei uns all die Reichen einen oft Wert darauf legen, ihre Soupés [sic] mit der Anwesenheit von Gelehrten u. Künstlern zu schmücken. Daraus wWäre daraus vielleicht zu folgern, daß den Krämern Wissenschaft u. Kunst imponieren? Weit gefehlt! Das Krämergehirn bringt es fertig, sich nur vom persönlichen Vertreter der Wissenschaft u. Kunst imponieren zu lassen, die Wissenschaft aber als solche imponiert ihm gar nicht, geschweige, daß er für sie Geld ausgäbe! — *Der Reiche: Die ganze Zeit verbraucht der Reiche dazu, um seine eigenen Beamten u. Diener zu bedienen; woher sollte er da noch Zeit nehmen, für sich selbst etwas zu tun? Herr u. Diener bedienen sich gegenseitig u. kommen bBeide zu nichts. — *Weltkrieg: Eine Farçe! – Wilson-Typus. – Nachträglich wird man der Offenbachiade des Weltkrieges freilich irgend eine „schöne Helena“ unterschieben – wie doch auch schon heute die Kriegführenden – Deutschland ausgenommen – nur für „Ideale“ zu sterben vorgeben! — *Beitritt zum roten Kreuz. — Spende an den „deutschen Bund“. 1 — *{224} Abends gemäß Verabredung ins Café Oper zum Rendezvous mit Herrn Ma iJulik; dort leider vergeblich auf ihn gewartet. – Die Gesellschaft im Caféhaus in Kleidung u. Betragen ein wahrer Hohn auf Menschlichkeit u. Sitte! Fieberhaft gerüttelt von Hurerei schlimmster Art, mit all den Begleiterscheinungen der Entwertung aller Güter einschließlich des Geldes. *Ein neues Bändchen der „Fackel“! 2 Kraus wieder in Positur gegen die Deutschen, in traurigster ungerechtfertigster Weise auch gegen die Juden. Speziell in Hinsicht der letzteren vergißsst Eer, daß Engländer u. Amerikaner, wie übrigens auch Deutsche u. Russen, nicht minder krämern als die Juden u. daß dem Wucher bei alle rn Krämern die Mißachtung des Bewucherten derart gemeinsam ist, daß man nicht erst speziell nur bei den Juden darauf hinzuweisen braucht, als würden nur sie allein wuchern u. z. B. die Christen nur wegen ihrer Andersgläubigkeit zu bewuchern es für erlaubt finden. Wucher kennt keine Unterschiede der Konfession, Nation; auch im Kriege steht der Wucherer nicht an, trotz angedrohter Strafen, den Staat selbst zu bewuchern, man denke nur an die russischen Großfürsten, an Suchomlinow, an den König von Montenegro! Die wucherische Gesinnung macht vor niemand halt u. findet ihre eigentümliche Befriedigung lediglich in der Tat selbst. — — Einige schöne Gedichte im Bändchen, besonders an seinen alten Lehrer 3 u. das letzte: „Gebet an die Sonne von Gideon [recte Gibeon]“. 4 Doch gerade bei dem letzten Gedicht zeigt sich, daß der Verfasser nicht ganz in die Tiefe hinabreicht, wenn er in d enie Rufen Josuas[’] ironische Lichter einstreut. Möchte sich Kraus bewußt werden, daß schon die Kraft eines solchen Bildes für dessen Wahrhaftigkeit bürgt. Gerade er, der aus den Bildern der Dichter auf die Kraft des Erlebnisses schließt, müßte sollte daran glauben, daß ein großes Erlebnis auch den Ruf Josuas’ diktiert haben müßte. Und in der Tat darf es nicht als Ueberhebung getadelt werden, wenn inmitten von Völkern, die entweder noch keinen Gottesglauben überhaupt oder nur erst Götter kennen kannten, dasjenige Volk, das sich endlich den Glauben an einen Gott erobert hat, nun an dieser Wahrheit sich selbst berauscht. Ein solcher Rausch muß nur als Selbstbewußt- {225} sein gewertet werden, das ebenso zu Recht besteht, wie etwa das Selbstbewußtsein eines Autors vom Range Kraus’! Woher strömt denn ihm die Kraft zu, eine solche Sprache wider die Menschen zu führen? Warum will er dann aber nicht verstehen, daß die Sprache der Liebe Bibel auch in Wendungen, wie z. B.: „Gott gebe mir den Feind in die Hand“ 5 usw. nun ebenfalls auf einem ähnlichen Selbstbewußtsein beruht?! *Die Juden: Wer beobachtet hat, wie sich jegliche Beschäftigung im Körper ausdrückt, [illeg]weiß, daß die geistigen Kräfte auch die Gesichtszüge günstig beeinflussen. Es [illeg]bildet sich dann eine gewisse Ueberlegenheit im Ausdruck der Gesichtszüge, die ebenso unvertilgbar ist, wie die Bildung der Seele. eEinem solchen Naturereignis gegenübergestellt, stehen Die ungebildeten Frechlinge aber dennoch nicht an, gleichsam zu fordern, die Natur sollte sich – ihnen zuliebe – geradezu auf den Kopf stellen u. aufhören, Kongruenz zwischen Bildung u. Gesicht herzustellen. Sie fordern das Recht auf Ueberlegenheit schon nur für ihre eigene Unbildung, wollen aber nicht einmal der Natur das Recht mehr einräumen, daß sie Ueberlegenheit dort aufs Gesicht zu zauber en, wo eine bessere Grundlage dafür vorhanden ist. — *Abends Spaziergang unter unvergleichlich schönstem Himmel – eine Art Enziantiefe des Himmels u. überaus beredte Sternaugen. — *
© Transcription Marko Deisinger. |
May 6, 1916. Thin layer of mist, +12° in the morning
— Miss Elias cancels on account of death in the family. — — Miss Kahn tells me some things about the Elias family that can probably be regarded as the most shocking effect of wealth: their day does not begin before 12:30 in the afternoon; at this time they have breakfast; at 2:30 they eat lunch, and after the meal they chat in the presence of countless aunts, so that only a short span of time – from about 4:30 to 7 o'clock – remains for actual work or errands. In the evening they eat very late and again talk, and talk, and play cards until nearly 1 o'clock at night. Now I finally understand why the young lady so often arrives late and is always apologizing, and why she adopts a slow tempo in the fulfillment of her assignments. *Never will an industrialist believe that, strictly speaking, he too turns away from nature when he makes things for human use that nature itself had not anticipated, {223} that is, practical things such as wallets, corsets, hats, shoes, and various luxury goods. As he has made these wares himself and lives from them, he calls both the ware and its manufacture "practical." In consequence, however, he would have to understand how even turning away from art should at least be regarded just as practically as turning away from other practical objects. And yet he wishes to see that turning-away only in the case of art, not one also in industry. Art alone seems superfluous to him. *The American businessmen have elected a professor as their president. They adorn themselves with him, in the manner that is practiced even here, where the wealthy people often make a point of adorning their suppers with the presence of intellectuals and artists. Does it follow from this, perhaps, that knowledge and art make an impression upon businessmen? Far from it! The businessman's brain is satisfied merely to be impressed with the personal agents of knowledge and art; knowledge as such makes no impression on him, least of all to the point he would part with his money for it! — *The rich man: the rich man spends all his time in the service of his own officials and servants; where should he find the time to do something for himself? Master and servant serve each other mutually, and both amount to nothing. — *The world war: a farce! – Wilson a stock character. – Subsequently one surely will foist upon the Offenbachiad of the world war a Belle Helène – as the belligerent powers are even doing today – Germany excepted – only to pretend to be dying for "ideals"! — *I join the Red Cross. — Donation to the German Association. 1 — *{224} In the evening, as arranged, to the Café Oper for a rendezvous with Mr. Majulik; but, unfortunately, I waited for him in vain. – The dress and behavior of the guests in the coffee house: a veritable mockery of humanity and morals! Feverishly riddled with prostitution of the worst sort, with all the concomitants of the devaluation of all goods, including money. *A new issue of Die Fackel ! 2 Kraus again posturing against the Germans, in the most abject, unjustified way, and also against the Jews. In particular with respect to the latter, he forgets that Englishmen and Americans, as moreover Germans and Russians, are engaged no less in business than the Jews; and since contempt for the exploited is a common factor in profiteering among all businessmen, one should not point specifically to the Jews in this regard, as if only they exploited and, for example, thought it permissible to exploit the Christians merely because they were of a different religious faith. Profiteering knows no differences in religious belief or nationality; even in wartime the profiteer does not hesitate to exploit his own state, in spite of the threat of punishment; one need only think of the Russian great princes, of Sukhomlinov, of the king of Montenegro! Exploitive intentions do not stop at anyone, and they find particular satisfaction only in the deed itself. — — A few attractive poems in the issue, especially one to his former teacher 3 and the last one: "Prayer to the Sun of Gibeon." 4 Yet in this very last poem one sees that the author has not gotten entirely to the heart of the matter when he throws ironic lights on Joshua's cries. Kraus might have been aware that the strength of such an image already vouches for its authenticity. Precisely he, who derives the power of experience from the images of poets, ought to believe that a great experience must also have dictated Joshua's cries, too. And in fact, one should not criticize it as arrogance if, amongst people who either did not believe in God at all or knew only pagan gods, the one people who finally won for themselves the belief in God should now themselves be intoxicated by this truth. Such an intoxication can only be understood as a self-consciousness, {225} which is just as legitimate as the self-consciousness of an author of Kraus's rank! So from where does he get the strength to lead such a speech against the people? Why can he not then understand that the language of the Bible, used in expressions such as "may God put my enemy in my hands", 5 etc, is likewise based on a similar self-consciousness?! *The Jews: anyone who has observed how every activity is expressed in the body will know that the intellectual powers, too, influence facial characteristics in a favorable way. Thus a certain superiority is constructed in the expression of facial characteristics, which are just as ineradicable as the construction of the soul. Set against such a natural phenomenon, it is not right for unschooled troublemakers to demand, as it were, that nature should stand on its head – for their benefit – and cease to make congruences between education and appearance. They demand the right to superiority only for their own ignorance but do not wish to confer to nature the right to conjure superiority on those faces for which a greater justification for this is at hand. — *In the evening, a stroll under the most incomparably beautiful sky – a deep gentian violet, and thoroughly elegant stars. — *
© Translation William Drabkin. |
6. V. 16 Dünne Nebelschicht, +12° des
Mmorgens.
— Frl. Elias sagt wegen Todesfalles in ihrer Familie ab. — — Frl. Kahn teilt mir einiges über die Familie Elias mit, das wohl als die verheerendste Wirkung des Reichtums zu betrachten ist: Der Tag fängt im Hause nicht vor ½1h mittags an; um diese Zeit wird gefrühstückt; um ½3h wird zu Tisch gegessen u. im Anschluß an das Essen im Beisein von [illeg]zahllosen Tanten geplaudert, so daß für eigentliche Arbeit oder Besorgungen nur die kurze Spanne Zeit zwischen etwa ½5–7h übrig bleibt. Des Abends wird sehr spät gegessen u. wieder geredet, geredet u. Karten gespielt bis gegen 1h nachts. Nun verstehe ich erst, weshalb sich das Fräulein so häufig verspätet u. immer um Entschuldigung bittet, weshalb sie das langsame Tempo in der Erfüllung der Aufgaben einschlägt. *Niemals wird ein Industrieller glauben, daß streng genommen auch er von der Natur abrückt, wenn er für Menschengebrauch Dinge verfertigt, die die Natur selbst nicht vorgesehen {223} hat, also Gebrauchsgegenstände wie z. B. Portemonnaies, Mieder, Hüte, Schuhe u. verschiedene Luxuswaren. Da er selbst diese Waren verfertigt u. davon lebt, nennt er sowohl die Ware als die Verfertigung „praktisch“. Folgerichtig müßte er dann aber auch verstehen, daß wie auch ein Abrücken zur Kunst doch mindestens als ebenso praktisch zu bezeichnen wäre, wie sein Abrücken zu den anderen Gebrauchsgegenständen. Und dennoch, – will er eindas Abrücken nur im Falle der Kunst, nicht aber eines auch in der Industrie sehen. Die Kunst nur ist allein erscheint ihm überflüssig. *Die amerikanischen Krämer haben einen Professor zum Präsidenten gewählt. Sie schmücken sich mit ihm ähnlich, wie auch bei uns all die Reichen einen oft Wert darauf legen, ihre Soupés [sic] mit der Anwesenheit von Gelehrten u. Künstlern zu schmücken. Daraus wWäre daraus vielleicht zu folgern, daß den Krämern Wissenschaft u. Kunst imponieren? Weit gefehlt! Das Krämergehirn bringt es fertig, sich nur vom persönlichen Vertreter der Wissenschaft u. Kunst imponieren zu lassen, die Wissenschaft aber als solche imponiert ihm gar nicht, geschweige, daß er für sie Geld ausgäbe! — *Der Reiche: Die ganze Zeit verbraucht der Reiche dazu, um seine eigenen Beamten u. Diener zu bedienen; woher sollte er da noch Zeit nehmen, für sich selbst etwas zu tun? Herr u. Diener bedienen sich gegenseitig u. kommen bBeide zu nichts. — *Weltkrieg: Eine Farçe! – Wilson-Typus. – Nachträglich wird man der Offenbachiade des Weltkrieges freilich irgend eine „schöne Helena“ unterschieben – wie doch auch schon heute die Kriegführenden – Deutschland ausgenommen – nur für „Ideale“ zu sterben vorgeben! — *Beitritt zum roten Kreuz. — Spende an den „deutschen Bund“. 1 — *{224} Abends gemäß Verabredung ins Café Oper zum Rendezvous mit Herrn Ma iJulik; dort leider vergeblich auf ihn gewartet. – Die Gesellschaft im Caféhaus in Kleidung u. Betragen ein wahrer Hohn auf Menschlichkeit u. Sitte! Fieberhaft gerüttelt von Hurerei schlimmster Art, mit all den Begleiterscheinungen der Entwertung aller Güter einschließlich des Geldes. *Ein neues Bändchen der „Fackel“! 2 Kraus wieder in Positur gegen die Deutschen, in traurigster ungerechtfertigster Weise auch gegen die Juden. Speziell in Hinsicht der letzteren vergißsst Eer, daß Engländer u. Amerikaner, wie übrigens auch Deutsche u. Russen, nicht minder krämern als die Juden u. daß dem Wucher bei alle rn Krämern die Mißachtung des Bewucherten derart gemeinsam ist, daß man nicht erst speziell nur bei den Juden darauf hinzuweisen braucht, als würden nur sie allein wuchern u. z. B. die Christen nur wegen ihrer Andersgläubigkeit zu bewuchern es für erlaubt finden. Wucher kennt keine Unterschiede der Konfession, Nation; auch im Kriege steht der Wucherer nicht an, trotz angedrohter Strafen, den Staat selbst zu bewuchern, man denke nur an die russischen Großfürsten, an Suchomlinow, an den König von Montenegro! Die wucherische Gesinnung macht vor niemand halt u. findet ihre eigentümliche Befriedigung lediglich in der Tat selbst. — — Einige schöne Gedichte im Bändchen, besonders an seinen alten Lehrer 3 u. das letzte: „Gebet an die Sonne von Gideon [recte Gibeon]“. 4 Doch gerade bei dem letzten Gedicht zeigt sich, daß der Verfasser nicht ganz in die Tiefe hinabreicht, wenn er in d enie Rufen Josuas[’] ironische Lichter einstreut. Möchte sich Kraus bewußt werden, daß schon die Kraft eines solchen Bildes für dessen Wahrhaftigkeit bürgt. Gerade er, der aus den Bildern der Dichter auf die Kraft des Erlebnisses schließt, müßte sollte daran glauben, daß ein großes Erlebnis auch den Ruf Josuas’ diktiert haben müßte. Und in der Tat darf es nicht als Ueberhebung getadelt werden, wenn inmitten von Völkern, die entweder noch keinen Gottesglauben überhaupt oder nur erst Götter kennen kannten, dasjenige Volk, das sich endlich den Glauben an einen Gott erobert hat, nun an dieser Wahrheit sich selbst berauscht. Ein solcher Rausch muß nur als Selbstbewußt- {225} sein gewertet werden, das ebenso zu Recht besteht, wie etwa das Selbstbewußtsein eines Autors vom Range Kraus’! Woher strömt denn ihm die Kraft zu, eine solche Sprache wider die Menschen zu führen? Warum will er dann aber nicht verstehen, daß die Sprache der Liebe Bibel auch in Wendungen, wie z. B.: „Gott gebe mir den Feind in die Hand“ 5 usw. nun ebenfalls auf einem ähnlichen Selbstbewußtsein beruht?! *Die Juden: Wer beobachtet hat, wie sich jegliche Beschäftigung im Körper ausdrückt, [illeg]weiß, daß die geistigen Kräfte auch die Gesichtszüge günstig beeinflussen. Es [illeg]bildet sich dann eine gewisse Ueberlegenheit im Ausdruck der Gesichtszüge, die ebenso unvertilgbar ist, wie die Bildung der Seele. eEinem solchen Naturereignis gegenübergestellt, stehen Die ungebildeten Frechlinge aber dennoch nicht an, gleichsam zu fordern, die Natur sollte sich – ihnen zuliebe – geradezu auf den Kopf stellen u. aufhören, Kongruenz zwischen Bildung u. Gesicht herzustellen. Sie fordern das Recht auf Ueberlegenheit schon nur für ihre eigene Unbildung, wollen aber nicht einmal der Natur das Recht mehr einräumen, daß sie Ueberlegenheit dort aufs Gesicht zu zauber en, wo eine bessere Grundlage dafür vorhanden ist. — *Abends Spaziergang unter unvergleichlich schönstem Himmel – eine Art Enziantiefe des Himmels u. überaus beredte Sternaugen. — *
© Transcription Marko Deisinger. |
May 6, 1916. Thin layer of mist, +12° in the morning
— Miss Elias cancels on account of death in the family. — — Miss Kahn tells me some things about the Elias family that can probably be regarded as the most shocking effect of wealth: their day does not begin before 12:30 in the afternoon; at this time they have breakfast; at 2:30 they eat lunch, and after the meal they chat in the presence of countless aunts, so that only a short span of time – from about 4:30 to 7 o'clock – remains for actual work or errands. In the evening they eat very late and again talk, and talk, and play cards until nearly 1 o'clock at night. Now I finally understand why the young lady so often arrives late and is always apologizing, and why she adopts a slow tempo in the fulfillment of her assignments. *Never will an industrialist believe that, strictly speaking, he too turns away from nature when he makes things for human use that nature itself had not anticipated, {223} that is, practical things such as wallets, corsets, hats, shoes, and various luxury goods. As he has made these wares himself and lives from them, he calls both the ware and its manufacture "practical." In consequence, however, he would have to understand how even turning away from art should at least be regarded just as practically as turning away from other practical objects. And yet he wishes to see that turning-away only in the case of art, not one also in industry. Art alone seems superfluous to him. *The American businessmen have elected a professor as their president. They adorn themselves with him, in the manner that is practiced even here, where the wealthy people often make a point of adorning their suppers with the presence of intellectuals and artists. Does it follow from this, perhaps, that knowledge and art make an impression upon businessmen? Far from it! The businessman's brain is satisfied merely to be impressed with the personal agents of knowledge and art; knowledge as such makes no impression on him, least of all to the point he would part with his money for it! — *The rich man: the rich man spends all his time in the service of his own officials and servants; where should he find the time to do something for himself? Master and servant serve each other mutually, and both amount to nothing. — *The world war: a farce! – Wilson a stock character. – Subsequently one surely will foist upon the Offenbachiad of the world war a Belle Helène – as the belligerent powers are even doing today – Germany excepted – only to pretend to be dying for "ideals"! — *I join the Red Cross. — Donation to the German Association. 1 — *{224} In the evening, as arranged, to the Café Oper for a rendezvous with Mr. Majulik; but, unfortunately, I waited for him in vain. – The dress and behavior of the guests in the coffee house: a veritable mockery of humanity and morals! Feverishly riddled with prostitution of the worst sort, with all the concomitants of the devaluation of all goods, including money. *A new issue of Die Fackel ! 2 Kraus again posturing against the Germans, in the most abject, unjustified way, and also against the Jews. In particular with respect to the latter, he forgets that Englishmen and Americans, as moreover Germans and Russians, are engaged no less in business than the Jews; and since contempt for the exploited is a common factor in profiteering among all businessmen, one should not point specifically to the Jews in this regard, as if only they exploited and, for example, thought it permissible to exploit the Christians merely because they were of a different religious faith. Profiteering knows no differences in religious belief or nationality; even in wartime the profiteer does not hesitate to exploit his own state, in spite of the threat of punishment; one need only think of the Russian great princes, of Sukhomlinov, of the king of Montenegro! Exploitive intentions do not stop at anyone, and they find particular satisfaction only in the deed itself. — — A few attractive poems in the issue, especially one to his former teacher 3 and the last one: "Prayer to the Sun of Gibeon." 4 Yet in this very last poem one sees that the author has not gotten entirely to the heart of the matter when he throws ironic lights on Joshua's cries. Kraus might have been aware that the strength of such an image already vouches for its authenticity. Precisely he, who derives the power of experience from the images of poets, ought to believe that a great experience must also have dictated Joshua's cries, too. And in fact, one should not criticize it as arrogance if, amongst people who either did not believe in God at all or knew only pagan gods, the one people who finally won for themselves the belief in God should now themselves be intoxicated by this truth. Such an intoxication can only be understood as a self-consciousness, {225} which is just as legitimate as the self-consciousness of an author of Kraus's rank! So from where does he get the strength to lead such a speech against the people? Why can he not then understand that the language of the Bible, used in expressions such as "may God put my enemy in my hands", 5 etc, is likewise based on a similar self-consciousness?! *The Jews: anyone who has observed how every activity is expressed in the body will know that the intellectual powers, too, influence facial characteristics in a favorable way. Thus a certain superiority is constructed in the expression of facial characteristics, which are just as ineradicable as the construction of the soul. Set against such a natural phenomenon, it is not right for unschooled troublemakers to demand, as it were, that nature should stand on its head – for their benefit – and cease to make congruences between education and appearance. They demand the right to superiority only for their own ignorance but do not wish to confer to nature the right to conjure superiority on those faces for which a greater justification for this is at hand. — *In the evening, a stroll under the most incomparably beautiful sky – a deep gentian violet, and thoroughly elegant stars. — *
© Translation William Drabkin. |
Footnotes1 Presumably the "Bund Heimatschutz," founded by Ernst Rudorff in Dresden in 1904, the name of which was changed to the "Deutscher Bund Heimatschutz" in 1914. 2 Die Fackel 18 (May 1916), No. 423-425. 3 Ibidem, pp. 39-40. 4 Ibidem, pp. 58-64. 5 This expression could not be traced in the Lutheran Bible; it may be a misquotation of a line from one of the psalms, for example Ps. 31:15: "Errette mich von der Hand meiner Feinde und von denen, die mich verfolgen." (Deliver me from the hand of mine enemies, and from those who persecute me.) |