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13. VII. 16

Im Zug! Da noch eine dritte Person das Coupé mit uns teilte, war es uns nicht gut möglich, auch nur jenen bescheidenen Gebrauch einer Schlafgelegenheit zu machen, den ein Coupé 3. Klasse immerhin gestattet. In Saalfelden kommen wir um den Café; es bleibt nichts übrig, als uns auf Innsbruck zu vertrösten, wo unser ohnehin die eigentliche Lösung des Rätsels harrte. Aber schon bei Jenbach etwa, nachdem uns ein neu eintretender Schaffner versichert hatte, daß wir ohneweiters nach St. A., allerdings nur mit Personenzug, fahren können, übergab ich eben diesem Manne den Auftrag, mir sowohl Reisekarten zu besorgen, als auch das Gepäck umschreiben zu lassen. Damit schien uns das Frühstück nun erst recht gesichert. Doch ist es anders gekommen. In Hall übergab mir der Schaffner die Fahrkarten, weist mich aber bezüglich des Gepäcks an den Gepäckwagen hinter der {338} Lokomotive, wo der Beamte darüber schon instruiert sei. Ich brauch ete nur, meinte er, in Innsbruck nur zu jenem Beamten mich begeben, wo ich um von ihm den neuen Schein zu erhalten. In I. angelangt, lief ich sofort zu jenem Wagen hin. Unsere Stücke sah ich bereits abgeladen u. als ich vorbrachte, was mir der Kondukteur zu sagen aufgetragen, geriet der Mann in eine Nervosität, die ihn zu keinem Entschlusse darüber kommen ließ, in welcher Art er die Aufgabe zu erledigen hätte. Wenig fehlte u. man hätte irrtümlicherweise die Kolli noch einmal auf den Schnellzug aufgeladen. Eine dritte Stimme mengte sich dazwischen u. gab den Rat, die Kolli in den Aufgab seraum zu befördern, wo ich sie dann weiter mit neuem Schein nach St. A. adressieren kann. Und so ist es auch geschehen. Da ich nicht hinter dem Wagen gehen durfte, mußte ich den Weg zum Gepäckraum erst suchen. Die Verwechslungen mit der Garderobe waren die leidige Ursache davon, daß ich von einem Ende des Bahnhofs zum andern gewiesen wurde u. von dieser Türe zu jener. Die Zeit war aber kurz u. Lie-Liechen stand Wache beim Gepäck; ja auch der Zug stand überdies schon zur Abfahrt bereit u. wohl dachten wir auch noch ein Frühstück zu nehmen. Endlich gelang es mir in den Gepäckraum zu kommen u. gerade hier verliere verlor ich die meiste Zeit über der Gemütlichkeit der diensttuenden Beamten. Da hatte zunächst der Träger einen Streit mit einem andern u. versäumte so Zeit, die Adresse auf die Kolli sofort zu befestigen. Nun wird Und ist er endlich fertig geworden; da hatte sich aber inzwischen der Beamte vom Schalter entfernt. Endlich gelingt es mir, den neuen Schein zu erhalten – ich stürze hinaus, um mit Lie-Liechen zum Frühstück zu gehen abzuholen. Mehr zufällig finde ich sie, u. erfahre aber gleichzeitig vom Schaffner, daß der Zug sofort abgehe. Somit fällt unser Frühstück ins Wasser. Ja, auch nicht einmal zum Buffet zu kommen will uns mehr gelingen, da das Geleise mehrfach verstellt ist war u. der Zug abzufahren drohte! Als wären wir irgendwo in [recte an] der Front in einem Schützengraben, mußten wir uns wieder nur mit der Hoffnung bescheiden, viel- {339} leicht in Landeck nach zwei Stunden einen Bissen zu erhaschen. Wir fuhren dann bei schönem Wetter durchs Inntal, konnten in Landeck ein Stückchen Käse essen, womit wir bis ½1h unser Auskommen finden mußten. Somit erweist sich Der [recte der] Schreckschuss in Wien einschließlich der telegraphischen Anweisung nachträglich nur als ein harmloser Fall; umso mehr fragt sich, ob aus solchen Ursachen es wirklich zu solchen Folgen zu kommen muß brauchte. Ich meine: An Allem ist trägt Schuld die Art, wie ein Auftrag von oben an die Unterbeamten gegeben wird; man versäumt, diese in den Grund u. Zweck des eines Auftrages einzuführen u. überläßt ihnen, wie man meint zum allgemeinen Besten, bloß den stumpfen Gehorsam. Aber schon dieser stiftet ungeheuern [sic] Schaden, da die Unterbeamten, wenn sie in die Lage kommen, Auskunft erteilen zu sollen, sich dann doch auf Deutungs des Auftrags einzulassen, u. dann handelt ein jeder so, wie er den Auftrag zu verstehen glaubt. Daß der bekannte Stumpfsinn sicher seine Ursache in der Art der Auftragserteilung findet, ist für mich außer Zweifel. Mindestens würde sich die Verwaltung die Züchtigung dieses Stumpfsinns u. so manche Kalamität ersparen, wenn sie selbst bei etwa telegraphisch notwendig gewordenen Anweisungen zugleich auch deren Sinn mitteilen wollte. So hätte z. B. in unserem Falle die [sic] am Schalter des Westbahnhofes darüber instruiert sein müssen, daß die Reisenden wohl auch nach St. A., wenn auch nur mit Personenzug befördert werden können. —

Wieder vermerken wir auf der Reise mit Schmerzen, wie wenig die Reisenden um sich sehen, wie wenig sie begreifen, was sie zu hören bekommen. Es zeigt sich, daß darin nicht einmal die so billig zu erwerbenden Zeitungen Wandel zum Guten schaffen. Immer deutlicher wird es mir, daß sich die Zeitung in der Hauptstadt an die gebildeten Klassen des Mittelstandes zu rich wenden scheint, eher als an das Volk selbst, das offenbar keine liest. Das Volk kennt alles immer nur „vom Hörensagen“, erfährt es aber u. nicht aus Zeitungen. Bedenkt man noch, daß auch die Zeitungsleser mit dem, was die {340} Zeitung bietet nichts anzufangen zu können wissen, welchen Nutzen mag dann die Zeitung überhaupt noch stiften?! —

— Die Angelegenheit des Handels-Tauchboots 1 zeigt am besten, wie Recht der Reichskanzler gegen seine Widersacher hatte, die, nur um sich mitregierend vorzukommen, Alles bereden, besprechen, beschreiben wollen. Wie hätte er denn das Geheimnis dieses Bootes anders wahren können, als durch Festhalten am Schweigen? Freilich, eigene Privatsachen wünschen die Interessenten geheimzuhalten, aber sie vermögen sich nicht zu erheben zu einem nicht minder existierenden Begriff der Privatangelegenheiten des Staates, die, wenn nicht die Feinde aus den Besprechungen Vorteil ziehen sollen, unter Umständen ebenfalls geheim gehalten werden müssen. —

— Um ½1h treffen wir in St. A. ein u. gehen gleich zu Tisch. Die Aenderung des Tisches fällt uns sofort auf; zwei Fleische, keine Mehlspeise! Da das Essen reichlich, ja allzu reichlich ist, fällt selbst der erhöhte Preis, an Wiener Verhältnisse gemessen, noch immer zu unserem Vorteil aus. Nun gilt es, unseren Organismus zurückzuerstatten, was er uns in den letzten Tagen u. Nächten zur Erfüllung der man[n]igfachen Aufgaben gleichsam vorgeschossen hat. Wir ruhen u. ruhen immer wieder. — Erst gegen Abend tauchen Wolken auf u. Nebel, Regen. —

*

© Transcription Marko Deisinger.

July 13, 1916!

On the train! As a third person shared the compartment with us, it was not really possible to avail ourselves even of that modest opportunity to get some sleep, as is otherwise allowed in a third-class compartment. In Saalfelden we don't get any coffee; there remains nothing more for us than to put it off until Innsbruck where, in any event, the actual solution to the puzzle awaits us. But already near Jenbach, sometime after the new conductor had assured us that we would be able to travel to St. Anton in any event but only with a local train, I asked this very person to not only to get tickets for us but also have our baggage redirected. In that way our breakfast was finally secured. But things turned out differently. In Hall, the conductor handed the tickets to me and, with regard to the baggage, pointed me towards the baggage carriage behind the locomotive, {338} where the official had already been informed. He told me that I need only go to that official when we got to Innsbruck, in order to collect the new label from him. Arriving in Innsbruck, I ran immediately to that carriage. I saw our pieces just being unloaded; and as I explained what the conductor had instructed me to say, the man got into a state of nervousness that prevented him from coming to any decision about how those instructions were to be followed. Had a little time been lost, the pieces of baggage would have been loaded once more onto the fast train. A third voice joined in and advised taking the pieces to the baggage office, where I could then have them addressed to St. Anton with the new label. And that is indeed how it happened. As I was not permitted to go behind the carriage, I first had to find the way to the baggage office. Confusing it with the cloakroom was the regrettable cause of my being instructed to go from one end of the train station to the other, and from one door to another. Time, however, was short and Lie-Liechen was watching over the baggage; moreover the train was already standing ready for departure, and we were probably still thinking of getting breakfast. Finally I succeeded in getting to the baggage office; and it was actually here that I lost most of the time, owing to the congeniality of the officers on duty. Then one carrier had an argument with another and thus lost time in affixing the address on the pieces of baggage. And as soon as he finished, the official had disappeared from the counter. Finally I succeeded in obtaining the new label – I stormed out, in order to collect Lie-Liechen for breakfast. I find her, more by chance, but learn at the same time from the conductor that the train is about to depart. Thus our breakfast comes to naught, We cannot even get to the buffet, as the tracks were misaligned and the train was threatening to depart! As if we were in a trench on the front line, we had to resign ourselves once more to the hope that, {339} perhaps in Landeck after two hours, we might snatch a bite to eat. We then traveled in fine weather through the Inn Valley, were able to eat a small piece of cheese in Landeck, with which we had to make do until 12:30. Thus the alarm bells in Vienna together with the telegram instruction prove subsequently to be merely a harmless incident; all the more reason to question whether it is really necessary for such consequences to arise from such causes. I mean: the blame for everything lies in the way in which a command from above is given to lower ranking officers; one forgets to incorporate this into the basis and purpose of a command, leaving them merely to act in blind obedience – as one say, for the general good. But already this obedience creates immense damage, since the lower ranking officials, when put in the position of issuing information, are then involved in the interpretation of the command; and then each one deals in accordance with how he believes the command is to be understood. That the familiar dullness has its origins in the way the command is transmitted is something that I do not doubt at all. At least the administration would spare itself the breeding of dullness and so much calamity if it would, at the same time as it finds it necessary to issue instructions by telegram, communicate the reason for them as well. Thus, for example, in our case the clerk at the counter in the Western Rail Station ought to have been told that travelers could surely be conveyed beyond St. Anton, albeit only with the local train. —

Again it pains us to observe on the trip how little the travelers look around them, how little they understand what they are given to hear. It is apparent that, in this respect, the newspapers, which are so cheap to obtain, cannot create a change for the better. It is becoming increasingly clear to me that newspapers in the capital appear to be aimed at the educated ranks of the middle classes, rather than at the people themselves, who apparently don't read any. The people understand everything always by "word of mouth" and not from newspapers. If one considers further that even the readers of newspapers cannot begin to understand what the newspapers offer, {340} then of what use at all can a newspaper be?! —

— The merchant submarine affair 1 best shows how right the imperial chancellor was, in the face of his opponents who, merely to appear to be co-governing, wished to argue, discuss, describe everything. For how could he have kept the secret of this boat except by adherence to silence? Of course, the parties concerned wish to keep their own private affairs secret; but they are incapable of raising themselves to a no less real concept of the private matters of the state which, if its enemies are not to gain advantage from the discussion, must under certain circumstances likewise be kept secret. —

— At 12:30, we arrive in St. Anton and immediately have lunch. The change in the menu immediately strikes us: two meat dishes, no desserts. Since the portions are generous, indeed exceedingly generous, even the higher price when compared to the situation in Vienna may still be reckoned as advantageous to us. Now it is time to repay our bodies what they have had to endure in the last few days and nights to fulfill our manifold assignments. We shall rest, and go on resting. — Not until evening do clouds appear, followed by mist and rain. —

*

© Translation William Drabkin.

13. VII. 16

Im Zug! Da noch eine dritte Person das Coupé mit uns teilte, war es uns nicht gut möglich, auch nur jenen bescheidenen Gebrauch einer Schlafgelegenheit zu machen, den ein Coupé 3. Klasse immerhin gestattet. In Saalfelden kommen wir um den Café; es bleibt nichts übrig, als uns auf Innsbruck zu vertrösten, wo unser ohnehin die eigentliche Lösung des Rätsels harrte. Aber schon bei Jenbach etwa, nachdem uns ein neu eintretender Schaffner versichert hatte, daß wir ohneweiters nach St. A., allerdings nur mit Personenzug, fahren können, übergab ich eben diesem Manne den Auftrag, mir sowohl Reisekarten zu besorgen, als auch das Gepäck umschreiben zu lassen. Damit schien uns das Frühstück nun erst recht gesichert. Doch ist es anders gekommen. In Hall übergab mir der Schaffner die Fahrkarten, weist mich aber bezüglich des Gepäcks an den Gepäckwagen hinter der {338} Lokomotive, wo der Beamte darüber schon instruiert sei. Ich brauch ete nur, meinte er, in Innsbruck nur zu jenem Beamten mich begeben, wo ich um von ihm den neuen Schein zu erhalten. In I. angelangt, lief ich sofort zu jenem Wagen hin. Unsere Stücke sah ich bereits abgeladen u. als ich vorbrachte, was mir der Kondukteur zu sagen aufgetragen, geriet der Mann in eine Nervosität, die ihn zu keinem Entschlusse darüber kommen ließ, in welcher Art er die Aufgabe zu erledigen hätte. Wenig fehlte u. man hätte irrtümlicherweise die Kolli noch einmal auf den Schnellzug aufgeladen. Eine dritte Stimme mengte sich dazwischen u. gab den Rat, die Kolli in den Aufgab seraum zu befördern, wo ich sie dann weiter mit neuem Schein nach St. A. adressieren kann. Und so ist es auch geschehen. Da ich nicht hinter dem Wagen gehen durfte, mußte ich den Weg zum Gepäckraum erst suchen. Die Verwechslungen mit der Garderobe waren die leidige Ursache davon, daß ich von einem Ende des Bahnhofs zum andern gewiesen wurde u. von dieser Türe zu jener. Die Zeit war aber kurz u. Lie-Liechen stand Wache beim Gepäck; ja auch der Zug stand überdies schon zur Abfahrt bereit u. wohl dachten wir auch noch ein Frühstück zu nehmen. Endlich gelang es mir in den Gepäckraum zu kommen u. gerade hier verliere verlor ich die meiste Zeit über der Gemütlichkeit der diensttuenden Beamten. Da hatte zunächst der Träger einen Streit mit einem andern u. versäumte so Zeit, die Adresse auf die Kolli sofort zu befestigen. Nun wird Und ist er endlich fertig geworden; da hatte sich aber inzwischen der Beamte vom Schalter entfernt. Endlich gelingt es mir, den neuen Schein zu erhalten – ich stürze hinaus, um mit Lie-Liechen zum Frühstück zu gehen abzuholen. Mehr zufällig finde ich sie, u. erfahre aber gleichzeitig vom Schaffner, daß der Zug sofort abgehe. Somit fällt unser Frühstück ins Wasser. Ja, auch nicht einmal zum Buffet zu kommen will uns mehr gelingen, da das Geleise mehrfach verstellt ist war u. der Zug abzufahren drohte! Als wären wir irgendwo in [recte an] der Front in einem Schützengraben, mußten wir uns wieder nur mit der Hoffnung bescheiden, viel- {339} leicht in Landeck nach zwei Stunden einen Bissen zu erhaschen. Wir fuhren dann bei schönem Wetter durchs Inntal, konnten in Landeck ein Stückchen Käse essen, womit wir bis ½1h unser Auskommen finden mußten. Somit erweist sich Der [recte der] Schreckschuss in Wien einschließlich der telegraphischen Anweisung nachträglich nur als ein harmloser Fall; umso mehr fragt sich, ob aus solchen Ursachen es wirklich zu solchen Folgen zu kommen muß brauchte. Ich meine: An Allem ist trägt Schuld die Art, wie ein Auftrag von oben an die Unterbeamten gegeben wird; man versäumt, diese in den Grund u. Zweck des eines Auftrages einzuführen u. überläßt ihnen, wie man meint zum allgemeinen Besten, bloß den stumpfen Gehorsam. Aber schon dieser stiftet ungeheuern [sic] Schaden, da die Unterbeamten, wenn sie in die Lage kommen, Auskunft erteilen zu sollen, sich dann doch auf Deutungs des Auftrags einzulassen, u. dann handelt ein jeder so, wie er den Auftrag zu verstehen glaubt. Daß der bekannte Stumpfsinn sicher seine Ursache in der Art der Auftragserteilung findet, ist für mich außer Zweifel. Mindestens würde sich die Verwaltung die Züchtigung dieses Stumpfsinns u. so manche Kalamität ersparen, wenn sie selbst bei etwa telegraphisch notwendig gewordenen Anweisungen zugleich auch deren Sinn mitteilen wollte. So hätte z. B. in unserem Falle die [sic] am Schalter des Westbahnhofes darüber instruiert sein müssen, daß die Reisenden wohl auch nach St. A., wenn auch nur mit Personenzug befördert werden können. —

Wieder vermerken wir auf der Reise mit Schmerzen, wie wenig die Reisenden um sich sehen, wie wenig sie begreifen, was sie zu hören bekommen. Es zeigt sich, daß darin nicht einmal die so billig zu erwerbenden Zeitungen Wandel zum Guten schaffen. Immer deutlicher wird es mir, daß sich die Zeitung in der Hauptstadt an die gebildeten Klassen des Mittelstandes zu rich wenden scheint, eher als an das Volk selbst, das offenbar keine liest. Das Volk kennt alles immer nur „vom Hörensagen“, erfährt es aber u. nicht aus Zeitungen. Bedenkt man noch, daß auch die Zeitungsleser mit dem, was die {340} Zeitung bietet nichts anzufangen zu können wissen, welchen Nutzen mag dann die Zeitung überhaupt noch stiften?! —

— Die Angelegenheit des Handels-Tauchboots 1 zeigt am besten, wie Recht der Reichskanzler gegen seine Widersacher hatte, die, nur um sich mitregierend vorzukommen, Alles bereden, besprechen, beschreiben wollen. Wie hätte er denn das Geheimnis dieses Bootes anders wahren können, als durch Festhalten am Schweigen? Freilich, eigene Privatsachen wünschen die Interessenten geheimzuhalten, aber sie vermögen sich nicht zu erheben zu einem nicht minder existierenden Begriff der Privatangelegenheiten des Staates, die, wenn nicht die Feinde aus den Besprechungen Vorteil ziehen sollen, unter Umständen ebenfalls geheim gehalten werden müssen. —

— Um ½1h treffen wir in St. A. ein u. gehen gleich zu Tisch. Die Aenderung des Tisches fällt uns sofort auf; zwei Fleische, keine Mehlspeise! Da das Essen reichlich, ja allzu reichlich ist, fällt selbst der erhöhte Preis, an Wiener Verhältnisse gemessen, noch immer zu unserem Vorteil aus. Nun gilt es, unseren Organismus zurückzuerstatten, was er uns in den letzten Tagen u. Nächten zur Erfüllung der man[n]igfachen Aufgaben gleichsam vorgeschossen hat. Wir ruhen u. ruhen immer wieder. — Erst gegen Abend tauchen Wolken auf u. Nebel, Regen. —

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© Transcription Marko Deisinger.

July 13, 1916!

On the train! As a third person shared the compartment with us, it was not really possible to avail ourselves even of that modest opportunity to get some sleep, as is otherwise allowed in a third-class compartment. In Saalfelden we don't get any coffee; there remains nothing more for us than to put it off until Innsbruck where, in any event, the actual solution to the puzzle awaits us. But already near Jenbach, sometime after the new conductor had assured us that we would be able to travel to St. Anton in any event but only with a local train, I asked this very person to not only to get tickets for us but also have our baggage redirected. In that way our breakfast was finally secured. But things turned out differently. In Hall, the conductor handed the tickets to me and, with regard to the baggage, pointed me towards the baggage carriage behind the locomotive, {338} where the official had already been informed. He told me that I need only go to that official when we got to Innsbruck, in order to collect the new label from him. Arriving in Innsbruck, I ran immediately to that carriage. I saw our pieces just being unloaded; and as I explained what the conductor had instructed me to say, the man got into a state of nervousness that prevented him from coming to any decision about how those instructions were to be followed. Had a little time been lost, the pieces of baggage would have been loaded once more onto the fast train. A third voice joined in and advised taking the pieces to the baggage office, where I could then have them addressed to St. Anton with the new label. And that is indeed how it happened. As I was not permitted to go behind the carriage, I first had to find the way to the baggage office. Confusing it with the cloakroom was the regrettable cause of my being instructed to go from one end of the train station to the other, and from one door to another. Time, however, was short and Lie-Liechen was watching over the baggage; moreover the train was already standing ready for departure, and we were probably still thinking of getting breakfast. Finally I succeeded in getting to the baggage office; and it was actually here that I lost most of the time, owing to the congeniality of the officers on duty. Then one carrier had an argument with another and thus lost time in affixing the address on the pieces of baggage. And as soon as he finished, the official had disappeared from the counter. Finally I succeeded in obtaining the new label – I stormed out, in order to collect Lie-Liechen for breakfast. I find her, more by chance, but learn at the same time from the conductor that the train is about to depart. Thus our breakfast comes to naught, We cannot even get to the buffet, as the tracks were misaligned and the train was threatening to depart! As if we were in a trench on the front line, we had to resign ourselves once more to the hope that, {339} perhaps in Landeck after two hours, we might snatch a bite to eat. We then traveled in fine weather through the Inn Valley, were able to eat a small piece of cheese in Landeck, with which we had to make do until 12:30. Thus the alarm bells in Vienna together with the telegram instruction prove subsequently to be merely a harmless incident; all the more reason to question whether it is really necessary for such consequences to arise from such causes. I mean: the blame for everything lies in the way in which a command from above is given to lower ranking officers; one forgets to incorporate this into the basis and purpose of a command, leaving them merely to act in blind obedience – as one say, for the general good. But already this obedience creates immense damage, since the lower ranking officials, when put in the position of issuing information, are then involved in the interpretation of the command; and then each one deals in accordance with how he believes the command is to be understood. That the familiar dullness has its origins in the way the command is transmitted is something that I do not doubt at all. At least the administration would spare itself the breeding of dullness and so much calamity if it would, at the same time as it finds it necessary to issue instructions by telegram, communicate the reason for them as well. Thus, for example, in our case the clerk at the counter in the Western Rail Station ought to have been told that travelers could surely be conveyed beyond St. Anton, albeit only with the local train. —

Again it pains us to observe on the trip how little the travelers look around them, how little they understand what they are given to hear. It is apparent that, in this respect, the newspapers, which are so cheap to obtain, cannot create a change for the better. It is becoming increasingly clear to me that newspapers in the capital appear to be aimed at the educated ranks of the middle classes, rather than at the people themselves, who apparently don't read any. The people understand everything always by "word of mouth" and not from newspapers. If one considers further that even the readers of newspapers cannot begin to understand what the newspapers offer, {340} then of what use at all can a newspaper be?! —

— The merchant submarine affair 1 best shows how right the imperial chancellor was, in the face of his opponents who, merely to appear to be co-governing, wished to argue, discuss, describe everything. For how could he have kept the secret of this boat except by adherence to silence? Of course, the parties concerned wish to keep their own private affairs secret; but they are incapable of raising themselves to a no less real concept of the private matters of the state which, if its enemies are not to gain advantage from the discussion, must under certain circumstances likewise be kept secret. —

— At 12:30, we arrive in St. Anton and immediately have lunch. The change in the menu immediately strikes us: two meat dishes, no desserts. Since the portions are generous, indeed exceedingly generous, even the higher price when compared to the situation in Vienna may still be reckoned as advantageous to us. Now it is time to repay our bodies what they have had to endure in the last few days and nights to fulfill our manifold assignments. We shall rest, and go on resting. — Not until evening do clouds appear, followed by mist and rain. —

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© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 On July 9, 1916 the German merchant submarine Deutschland, having broken through the British naval blockade, docked in the American city of Baltimore with a large shipment of dyes and pharmaceutical preparations. In the German and Austrian press, her successful voyage was greeted with much enthusiasm and portrayed as a great triumph over England.