18. X. 16 5°;
aus Morgenregen entwickelt sich schöner Tag. — — Häufig begegnet man in den Zeitungen der Bemerkung, daß im Felde die widereinander kämpfenden Soldaten einander ohne jeden Hass gegenüberstehen, ja sogar mit Achtung u. Sympathie voneinander sprechen. Diese Beobachtung wird mit Vorliebe dazu benutzt, um die „Orgien des Hasses“, wie sie im Hinterlande wüten, bloßzustellen. 1 Und doch ist die Beobachtung falsch, denn jene Sympathien dürften kaum höher gewertet werden, als die Empfindungen, die unsere Vergnügungsreisenden äußern, wenn sie in fremde Lande gehen. Es gibt eben nur einen Prüfstein unter den Menschen u. das ist die Tat in einem Konfliktsfall [sic] . Außerhalb von Konfliktfällen sehen schließlich alle Verbrecher Spinoza ähnlich. — — Jeder Morgen gleichsam Neugeburt des Menschen aus dem Mutterschoß der Nacht. — — In der „Voss. Ztg.“ schreibt Karl Sch äeffler einen Aufsatz unter dem Titel „Ibsen-Dämmerung“, worin er ausführt wie alle Wahrheiten, die Ibsen verkündet hat, offenbar überholt scheinen u. heute mehr komischen als tragischen Eindruck machen. 2 Zum Teil ist die Erkenntnis der komischen Wirkung richtig; sofern mag sie es aber auch sein ist, darf man dennoch nicht sagen, daß I.s Wahrheit überholt sei. Es bleibt dabei, daß, was I. vorgeführt hat, in sich für alle Zeiten wahr wirken muß; ob die Wahrheit aber komischen oder tragischen Eindruck macht, ist dabei Nebensache. I An sich ist z. B. W öerle 3 komisch, nur aber, daß dieses Komische die Tragik eines Menschenlebens begründet, [illeg]gerade das ist es, was Ibsen zeigen wollte, so daß demgegenüber komische u. tragische Wirkung nur als Form der Anschauung, der Stimmung des Zuhörers sind erscheinen. Nicht untreffend könnte dieses mit der bekannten Wendung ausgedrückt werden: Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll! Und dDaß das Menschenleben Veranlassung zu solcher Betrachtung gibt, ist ja Inhalt der Ibsen’schen Dramen. Was komisch bleiben könnte u. sollte, wächst sich durch äußere wie innere Gründe zu einer Katastrophe heraus, immer organisch, {472} niemals unvermittelt. Im Komischen liegt der Keim des Tragischen. Ist es nun aber nicht ein Verhängnis des Menschengeschlechtes, daß es niemals den Augenblick erspähen kann, in dem das Komische tragisch zu werden beginnt, geschweige, daß es sich vor diesem Augenblicke schützen könnte. — Moral Der ewige Keimstoff des Tragischen im Menschenleben: 1.: Was man selbst tut, beurteilt man immer anders, als man es beurteilt, wenn ein anderer es tut; 2. man ist aber überzeugt, daß man von anderen nichtsdestoweniger eben nur so beurteilt wird, werden kann u. darf, als man sich selbst beurteilt; u. dieses erwartet man, obgleich man stündlich selbst Proben gegenteiligen Verhaltens gibt. Im letzten Grunde ist dieß [sic] alles eine Don Quichoterie: Man beurteilt sich nämlich bloß in nach den Worten u. Begriffen , die man zur Mundöffnung hinausläßt, u. nicht nach der Wirklichkeit der Situationen, deren Kern man noch gar nicht zu erfassen vermag. Dieß [sic] ist so zu verstehen: Jede Situation ist ein Problem, in das der Mensch durch die Kultur aus irgend einem Grunde hineingestellt worden ist. Es obliegt ihm nun zu begreifen, was die Kultur in diesem Augenblicke von ihm fordert, was sie durch ihn in dieser Situation erfüllt sehen will, oder besser ausgedrückt: was er in die Kultur durch seine Tat einverleiben will als Dokument der Erkenntnis u. Erfüllung einer selbst gewollten künstlichen Aufgabe. Da indessen der Mensch nur sehr selten begreift, wie es nur gerade ian seiner eigenen schöpferischen Kraft liegt, die eine besondere Aufgabe sich zu stellen, zu erkennen u. zu erfüllen, so hilft er sich über diesen Mangel an Erkenntnis u. Tatkraft, wie gesagt, mit Worten u. Begriffen hinweg, die selbstverständlich umso weiteren Spielraum zulassen, je geringere Unterlage sie im rRealen haben. Was kann nicht alles geredet u. geurteilt werden, wenn man, statt die Aufgabe ordentlich zu erfüllen, von einer Erfüllung erst bloß redet? Reden nun so aber 2, 3, hundert, tausend Menschen gegeneinander, so erhält man das Bild einer verworrenen Menschheit, die vor allem nicht weiß, was sie soll u. infolge dessen noch weniger weiß, was sie zu tun hätte. — — Welche Verheerung hat z. B. im gegenwärtigen Kriege das Wort u. der Begriff „Kultur“ angerichtet, eben bloß als Wort, statt als Erfüllung gebraucht! — *{473} Nietzsche ’s „Schauspieler“ 4 – letzter Grund dieser betrüblichen Erscheinung ist der, daß die Menschen, im wenn sie den „Schauspieler“ sehen u. hören dabei zugleich ihre Herden-Instinkte zu befriedigen in d erie Lage sind kommen; die Wirkung geht da von Mensch zu Mensch, den Menschen im Schauspieler rein thierisch-körperlich genommen, wogegen sich einem schöpferischen Akt zu nähern wohl das volle Gegenteil bedeutet, da nämlich ein Beisammensein mit dem Autor bloß auf Basis des Geistes möglich ist, also eines unsichtbaren Wesens Elementes, das als solches dem Herden-Instinkt nicht entspricht erreichbar. Daher wird auch, wenn der Schauspieler ein Werk reproduziert, vom Zuhörer weniger das Werk als der leibhaft geschaute Schauspieler empfunden. — *Der Kaufmann alten Stiles hat billig eingekauft, um teuer zu verkaufen; der Kaufmann neuen Stiles aber will so billig auch verkaufen als er billig eingekauft hat. Der Kampf beider Typen Inhalt des Weltkrieges. Die Erwerbsmethode des erstern [sic] Typus ähnelt derjenigen de sr mittelalterlichen Menschheit, da noch Stand, Gewalt (besonders des Adels u. der Geistlichkeit) vor Recht ging; der neue Typus zeigt deutlich sozialdemokratisches Gepräge. — — Der Kaufmann bedient sich, wenn er wegen seiner Handlungsweise getadelt wird, grundsätzlich der Ausrede, er habe ja keine Bildung u. sei deshalb zu entschuldigen. Wirft man ihm nun aber Mangel an Bildung vor, so behauptet er wieder, sie in nicht geringerem Maße wie jeder andere zu besitzen, ja, er wagt sogar die wahre Bildung zu höhnen, als wäre sie gegenüber seiner eigenen Bildung, die angeblich rechtschaffene Grundlage habe, nur abstrakte‘,‘ hohle, abstruse Philosophie. — *Von Fr. Pairamall (Br.): zeigt geringes Verständnis für mein erstes Entgegenkommen, macht neue Vorschläge, die bei denen durch eine geringfügige Erhöhung nur ein wenig verschleiert werden soll, d ieaß sie im Grunde nur auf eine weitere Reduktion ihrer Verpflichtung hinauslaufen — *
© Transcription Marko Deisinger. |
October 18, 1916. 5°;
after morning rain, a beautiful day unfolds. — — In the newspapers, one often encounters the observation that soldiers in battle confront one another without any hatred, and even speak of each other with respect and sympathy. This observation is often favored as a way of exposing the "orgies of hatred" that rage in the hinterland. 1 And yet the observation is false, for those sympathies can hardly be judged more highly than the feelings that our holiday makers express when they visit a foreign land. There is just only one criterion among people, and that is the deed in a case of conflict. Apart from cases of conflict, all criminals look like Spinoza in the end. — — Every morning a person is, as it were, newly born from the maternal womb of the night. — — In the Vossische Zeitung , Karl Scheffler writes an article entitled "Twilight of Ibsen," in which he explains how all the truths that Ibsen heralded appear to have been overtaken, and make more a comic than a tragic impression today. 2 To some extent, the recognition of the comic effect is correct; however true this may be, one cannot say that Ibsen's truth has been overtaken. It is still the case that what Ibsen presented must prove true for all time; whether the truth makes a comic or tragic impression is of secondary importance. Werle 3 is a comic figure per se, but it is just that this comic aspect underlies the tragedy of a human life; precisely this is what Ibsen wanted to show, so that in comparison a comic or tragic effect appears only as a form of outlook, of the mood of the audience member. It would not be inapt to express this with the familiar expression: one does not know whether one should laugh or cry! That a human life gives rise to such consideration is indeed the content of Ibsen's dramas. What could and should remain comic grows, by external and also internal means, into a catastrophe, always organically, {472} never without motivation. The comic contains the germ of the tragic. But is it not a misfortune of the human race that it is never able to catch hold of the moment in which the comic becomes tragic, to say nothing of being capable of protecting itself from this moment. — Morality. The eternal germinal ingredient of the tragic in human life: 1. What we ourselves do, we judge differently from the way we judge the same thing done by someone else. 2. We are, however, convinced that we shall be judged no differently by others than the way we would judge ourselves; and this is something we expect even though we are constantly given proofs of the opposite behavior. In the last analysis, all this is a quixotic fantasy: we judge ourselves, namely, in words and concepts that we express in order to open our mouths and not according to the reality of the situations, the essence of which we are still utterly unable to grasp. This much is to be understood: every situation is a problem with which a person is, for some reason, confronted by culture. He is now obliged to understand what this culture requires of him at this moment, what it wishes to see fulfilled by this situation, or, expressed better: that which the person wishes to impart to culture through his deed, as a document of recognition and fulfillment of an artificial task he has deliberately undertaken. But since a person rarely understands how it merely lies in his very own creative to conceive a particular task, recognize it and fulfill it, he sees his way through this lack of recognition and spirit, as I said, with words and concepts which of course admit all the greater leeway the narrower the base they have in reality. What is there that cannot be talked about and judged if, instead of fulfilling a task properly, one merely talks about a fulfillment? But now, if two, three hundred, or a thousand people talk at cross purposes, then one has the image of a confused humanity which, above all, does not know who they might be and, consequently, know even less what they might do. — — What devastation has, for example, the word and concept of "culture" brought about in the present war, merely used as a word, instead of as a fulfillment! — *{473} Nietzsche's "Players" 4 – the ultimate reason for this unedifying phenomenon is that people, when they see and hear "Players," at the same time satisfy their herd instincts; the effect proceeds from one person to another, to the people in "Players" taken in a purely animalistic-bodily sense, whereas to approach a creative act must surely signify the complete opposite, since a communion with the author is possible merely on the basis of intellect, i.e. on the basis of an invisible element that, as such, is out of reach of the herd instinct. For this reason, too, when a player reproduces a work, it will be perceived by the listener less as the work than as the actor who is seen in the flesh. — *The merchant of the old style bought cheaply in order to sell dearly; the merchant of the new style, however, will sell as cheaply as he has bought. The struggle between the two types is the essence of the world war. The first type's method of earning money is similar to that of medieval society, where rank and force (especially of the nobility and the church) took precedence over justice; the new type displays clear social-democratic attributes. — — The merchant, when his way of doing business is criticized, makes principal use of the excuse that he doesn't have any education and for this reason ought to be pardoned. But if one now accuses him of lack of education, then he will reply that he possesses it to no lesser extent than anyone else; indeed, he dares even to mock true education as if it were merely abstract, empty, abstruse philosophy compared to his own education, which is evidently based on a solid foundation. — *Letter from Mrs. Pairamall: she shows little understanding of my first accommodation, makes new suggestions, in which a modest rise [in the lesson fee] is supposed to conceal that she is, in actual fact, only intent on a further reduction of her obligations. — *
© Translation William Drabkin. |
18. X. 16 5°;
aus Morgenregen entwickelt sich schöner Tag. — — Häufig begegnet man in den Zeitungen der Bemerkung, daß im Felde die widereinander kämpfenden Soldaten einander ohne jeden Hass gegenüberstehen, ja sogar mit Achtung u. Sympathie voneinander sprechen. Diese Beobachtung wird mit Vorliebe dazu benutzt, um die „Orgien des Hasses“, wie sie im Hinterlande wüten, bloßzustellen. 1 Und doch ist die Beobachtung falsch, denn jene Sympathien dürften kaum höher gewertet werden, als die Empfindungen, die unsere Vergnügungsreisenden äußern, wenn sie in fremde Lande gehen. Es gibt eben nur einen Prüfstein unter den Menschen u. das ist die Tat in einem Konfliktsfall [sic] . Außerhalb von Konfliktfällen sehen schließlich alle Verbrecher Spinoza ähnlich. — — Jeder Morgen gleichsam Neugeburt des Menschen aus dem Mutterschoß der Nacht. — — In der „Voss. Ztg.“ schreibt Karl Sch äeffler einen Aufsatz unter dem Titel „Ibsen-Dämmerung“, worin er ausführt wie alle Wahrheiten, die Ibsen verkündet hat, offenbar überholt scheinen u. heute mehr komischen als tragischen Eindruck machen. 2 Zum Teil ist die Erkenntnis der komischen Wirkung richtig; sofern mag sie es aber auch sein ist, darf man dennoch nicht sagen, daß I.s Wahrheit überholt sei. Es bleibt dabei, daß, was I. vorgeführt hat, in sich für alle Zeiten wahr wirken muß; ob die Wahrheit aber komischen oder tragischen Eindruck macht, ist dabei Nebensache. I An sich ist z. B. W öerle 3 komisch, nur aber, daß dieses Komische die Tragik eines Menschenlebens begründet, [illeg]gerade das ist es, was Ibsen zeigen wollte, so daß demgegenüber komische u. tragische Wirkung nur als Form der Anschauung, der Stimmung des Zuhörers sind erscheinen. Nicht untreffend könnte dieses mit der bekannten Wendung ausgedrückt werden: Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll! Und dDaß das Menschenleben Veranlassung zu solcher Betrachtung gibt, ist ja Inhalt der Ibsen’schen Dramen. Was komisch bleiben könnte u. sollte, wächst sich durch äußere wie innere Gründe zu einer Katastrophe heraus, immer organisch, {472} niemals unvermittelt. Im Komischen liegt der Keim des Tragischen. Ist es nun aber nicht ein Verhängnis des Menschengeschlechtes, daß es niemals den Augenblick erspähen kann, in dem das Komische tragisch zu werden beginnt, geschweige, daß es sich vor diesem Augenblicke schützen könnte. — Moral Der ewige Keimstoff des Tragischen im Menschenleben: 1.: Was man selbst tut, beurteilt man immer anders, als man es beurteilt, wenn ein anderer es tut; 2. man ist aber überzeugt, daß man von anderen nichtsdestoweniger eben nur so beurteilt wird, werden kann u. darf, als man sich selbst beurteilt; u. dieses erwartet man, obgleich man stündlich selbst Proben gegenteiligen Verhaltens gibt. Im letzten Grunde ist dieß [sic] alles eine Don Quichoterie: Man beurteilt sich nämlich bloß in nach den Worten u. Begriffen , die man zur Mundöffnung hinausläßt, u. nicht nach der Wirklichkeit der Situationen, deren Kern man noch gar nicht zu erfassen vermag. Dieß [sic] ist so zu verstehen: Jede Situation ist ein Problem, in das der Mensch durch die Kultur aus irgend einem Grunde hineingestellt worden ist. Es obliegt ihm nun zu begreifen, was die Kultur in diesem Augenblicke von ihm fordert, was sie durch ihn in dieser Situation erfüllt sehen will, oder besser ausgedrückt: was er in die Kultur durch seine Tat einverleiben will als Dokument der Erkenntnis u. Erfüllung einer selbst gewollten künstlichen Aufgabe. Da indessen der Mensch nur sehr selten begreift, wie es nur gerade ian seiner eigenen schöpferischen Kraft liegt, die eine besondere Aufgabe sich zu stellen, zu erkennen u. zu erfüllen, so hilft er sich über diesen Mangel an Erkenntnis u. Tatkraft, wie gesagt, mit Worten u. Begriffen hinweg, die selbstverständlich umso weiteren Spielraum zulassen, je geringere Unterlage sie im rRealen haben. Was kann nicht alles geredet u. geurteilt werden, wenn man, statt die Aufgabe ordentlich zu erfüllen, von einer Erfüllung erst bloß redet? Reden nun so aber 2, 3, hundert, tausend Menschen gegeneinander, so erhält man das Bild einer verworrenen Menschheit, die vor allem nicht weiß, was sie soll u. infolge dessen noch weniger weiß, was sie zu tun hätte. — — Welche Verheerung hat z. B. im gegenwärtigen Kriege das Wort u. der Begriff „Kultur“ angerichtet, eben bloß als Wort, statt als Erfüllung gebraucht! — *{473} Nietzsche ’s „Schauspieler“ 4 – letzter Grund dieser betrüblichen Erscheinung ist der, daß die Menschen, im wenn sie den „Schauspieler“ sehen u. hören dabei zugleich ihre Herden-Instinkte zu befriedigen in d erie Lage sind kommen; die Wirkung geht da von Mensch zu Mensch, den Menschen im Schauspieler rein thierisch-körperlich genommen, wogegen sich einem schöpferischen Akt zu nähern wohl das volle Gegenteil bedeutet, da nämlich ein Beisammensein mit dem Autor bloß auf Basis des Geistes möglich ist, also eines unsichtbaren Wesens Elementes, das als solches dem Herden-Instinkt nicht entspricht erreichbar. Daher wird auch, wenn der Schauspieler ein Werk reproduziert, vom Zuhörer weniger das Werk als der leibhaft geschaute Schauspieler empfunden. — *Der Kaufmann alten Stiles hat billig eingekauft, um teuer zu verkaufen; der Kaufmann neuen Stiles aber will so billig auch verkaufen als er billig eingekauft hat. Der Kampf beider Typen Inhalt des Weltkrieges. Die Erwerbsmethode des erstern [sic] Typus ähnelt derjenigen de sr mittelalterlichen Menschheit, da noch Stand, Gewalt (besonders des Adels u. der Geistlichkeit) vor Recht ging; der neue Typus zeigt deutlich sozialdemokratisches Gepräge. — — Der Kaufmann bedient sich, wenn er wegen seiner Handlungsweise getadelt wird, grundsätzlich der Ausrede, er habe ja keine Bildung u. sei deshalb zu entschuldigen. Wirft man ihm nun aber Mangel an Bildung vor, so behauptet er wieder, sie in nicht geringerem Maße wie jeder andere zu besitzen, ja, er wagt sogar die wahre Bildung zu höhnen, als wäre sie gegenüber seiner eigenen Bildung, die angeblich rechtschaffene Grundlage habe, nur abstrakte‘,‘ hohle, abstruse Philosophie. — *Von Fr. Pairamall (Br.): zeigt geringes Verständnis für mein erstes Entgegenkommen, macht neue Vorschläge, die bei denen durch eine geringfügige Erhöhung nur ein wenig verschleiert werden soll, d ieaß sie im Grunde nur auf eine weitere Reduktion ihrer Verpflichtung hinauslaufen — *
© Transcription Marko Deisinger. |
October 18, 1916. 5°;
after morning rain, a beautiful day unfolds. — — In the newspapers, one often encounters the observation that soldiers in battle confront one another without any hatred, and even speak of each other with respect and sympathy. This observation is often favored as a way of exposing the "orgies of hatred" that rage in the hinterland. 1 And yet the observation is false, for those sympathies can hardly be judged more highly than the feelings that our holiday makers express when they visit a foreign land. There is just only one criterion among people, and that is the deed in a case of conflict. Apart from cases of conflict, all criminals look like Spinoza in the end. — — Every morning a person is, as it were, newly born from the maternal womb of the night. — — In the Vossische Zeitung , Karl Scheffler writes an article entitled "Twilight of Ibsen," in which he explains how all the truths that Ibsen heralded appear to have been overtaken, and make more a comic than a tragic impression today. 2 To some extent, the recognition of the comic effect is correct; however true this may be, one cannot say that Ibsen's truth has been overtaken. It is still the case that what Ibsen presented must prove true for all time; whether the truth makes a comic or tragic impression is of secondary importance. Werle 3 is a comic figure per se, but it is just that this comic aspect underlies the tragedy of a human life; precisely this is what Ibsen wanted to show, so that in comparison a comic or tragic effect appears only as a form of outlook, of the mood of the audience member. It would not be inapt to express this with the familiar expression: one does not know whether one should laugh or cry! That a human life gives rise to such consideration is indeed the content of Ibsen's dramas. What could and should remain comic grows, by external and also internal means, into a catastrophe, always organically, {472} never without motivation. The comic contains the germ of the tragic. But is it not a misfortune of the human race that it is never able to catch hold of the moment in which the comic becomes tragic, to say nothing of being capable of protecting itself from this moment. — Morality. The eternal germinal ingredient of the tragic in human life: 1. What we ourselves do, we judge differently from the way we judge the same thing done by someone else. 2. We are, however, convinced that we shall be judged no differently by others than the way we would judge ourselves; and this is something we expect even though we are constantly given proofs of the opposite behavior. In the last analysis, all this is a quixotic fantasy: we judge ourselves, namely, in words and concepts that we express in order to open our mouths and not according to the reality of the situations, the essence of which we are still utterly unable to grasp. This much is to be understood: every situation is a problem with which a person is, for some reason, confronted by culture. He is now obliged to understand what this culture requires of him at this moment, what it wishes to see fulfilled by this situation, or, expressed better: that which the person wishes to impart to culture through his deed, as a document of recognition and fulfillment of an artificial task he has deliberately undertaken. But since a person rarely understands how it merely lies in his very own creative to conceive a particular task, recognize it and fulfill it, he sees his way through this lack of recognition and spirit, as I said, with words and concepts which of course admit all the greater leeway the narrower the base they have in reality. What is there that cannot be talked about and judged if, instead of fulfilling a task properly, one merely talks about a fulfillment? But now, if two, three hundred, or a thousand people talk at cross purposes, then one has the image of a confused humanity which, above all, does not know who they might be and, consequently, know even less what they might do. — — What devastation has, for example, the word and concept of "culture" brought about in the present war, merely used as a word, instead of as a fulfillment! — *{473} Nietzsche's "Players" 4 – the ultimate reason for this unedifying phenomenon is that people, when they see and hear "Players," at the same time satisfy their herd instincts; the effect proceeds from one person to another, to the people in "Players" taken in a purely animalistic-bodily sense, whereas to approach a creative act must surely signify the complete opposite, since a communion with the author is possible merely on the basis of intellect, i.e. on the basis of an invisible element that, as such, is out of reach of the herd instinct. For this reason, too, when a player reproduces a work, it will be perceived by the listener less as the work than as the actor who is seen in the flesh. — *The merchant of the old style bought cheaply in order to sell dearly; the merchant of the new style, however, will sell as cheaply as he has bought. The struggle between the two types is the essence of the world war. The first type's method of earning money is similar to that of medieval society, where rank and force (especially of the nobility and the church) took precedence over justice; the new type displays clear social-democratic attributes. — — The merchant, when his way of doing business is criticized, makes principal use of the excuse that he doesn't have any education and for this reason ought to be pardoned. But if one now accuses him of lack of education, then he will reply that he possesses it to no lesser extent than anyone else; indeed, he dares even to mock true education as if it were merely abstract, empty, abstruse philosophy compared to his own education, which is evidently based on a solid foundation. — *Letter from Mrs. Pairamall: she shows little understanding of my first accommodation, makes new suggestions, in which a modest rise [in the lesson fee] is supposed to conceal that she is, in actual fact, only intent on a further reduction of her obligations. — *
© Translation William Drabkin. |
Footnotes1 For example "Die Stimmungsmache im Kriege," Arbeiterwille, No. 217, August 9, 1916, 27th year, p. 1. 2 Karl Scheffler, "Ibsendämmerung," Vossische Zeitung, No. 533, October 17, 1916, evening edition, pp. [2-3]. 3 Gregers Werle: the main character in Ibsen's Vildanden (Copenhagen: Gyldendal, 1884). 4 Probably refers to the text "Psychologie der Schauspieler", a chapter in the fourth book from Friedrich Nietzsch's Morgenröthe. Gedanken über die moralischen Vorurtheile (Chemnitz: Schmeitzner, 1881). |