17. 5°;
des Morgens einiger Nebel, nach vormittags lichter, nachmittags wieder herbstlich grau. — — Von Dahms (Br.OJ 10/1, [24]): bestätigt den Erhalt meiner Mitteilung bezüglich des „Abend“; schildert, wie schlecht seine Gesundheit beschaffen u. wie er trotz Befürwortung von einer der höchsten Stellen den Abschied von der Armee dennoch immer nicht erhalten könnte konnte; bekleidet im {470} übrigen eine angenehme Stelle in Wilna als Leiter der Museen u. Bibliotheken. Den Durchbruch meiner Lehren sieht er schon heute, hält ihn unter allen Umständen Naturnotwendigkeit. — An Hans (Fldpostk.): Dank für das Lebenszeichen u. Grüße! — *Durchschnittsmenschen? Besser: Minus-Menschen, Minus-Naturen - -. *Widerstand den Anderen zu bereiten halten die Menschen für Zeichen ihrer eigenen Persönlichkeit; wenn sie aber Widerstand selbst leiden, empfinden sie vor allem Bitterkeit u. Schmerz, ohne sich klarzumachen, daß sie in Konsequenz ihrer Anschauung nunmehr doch auch denjenigen, die ihnen Widerstand bereiten[,] ebensogut Persönlichkeit wie sich selbst zubilligen müßten. Mit anderen Worten: Ist es Wenn sich ihre Eitelkeit, die sich mit dem Wahne einer Persönlichkeit berauscht, so zeigen sie sich sogar stolz auf ihren den Widerstand , den sie bereiten; macht ihnen aber ein fremder Widerstand einen Strich durch die Rechnung, so verurteilen sie ihn als Anmaßung. — *Frau D. zu Tisch u. im Caféhaus. — — Wie das schlechtes Blut allerhand Zeichen in Form verschiedener Gesundheitsstörungen von sich gibt, ähnlich scheidet das kranke gierige kaufmännische Denken Kriege seit Jahrtausenden aus. Noch ist nicht einmal aber die Therapie aufgestellt, geschweige die Diagnose gefunden. — — Schade, daß der Staat nicht in Friedenszeiten eine ähnliche Maßregel gegen den Kaufmann in Anwendung bringt, wie es in Kriegszeiten die Fettkarte 1 ist. Wer brächte es d aenn bei Fettkarte fertig, im Laufe von wenigen Monaten Fett am Körper anzusetzen? Sowenig sollte es aber auch dem Kaufmann schon in Friedenszeiten möglich sein, Geldfett anzusetzen! — — Von Roth (Fldpostk.OJ 13/30, [27]): hat von Peters erfahren, daß ich seine Händeliana 2 gelobt habe; dankt dafür u. bittet zugleich um ein Urteil an seine eigene Adresse. — — In Oedenburg wurde ein Großselcher verhaftet, der tierärztliche Stampiglien gefälscht hat, um {471} umgestandene Schweine verarbeiten u. verkaufen zu können. 3 *
© Transcription Marko Deisinger. |
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some mist in the morning, brightening before noon, in the afternoon again autumnally gray. — — LetterOJ 10/1, [24] from Dahms: he confirms the receipt of my communication regarding Der Abend ; he describes how badly his health is constituted and how, in spite of support from one of the highest places, he was still unable to receive his discharge from the army; {470} in addition, he is holding an agreeable appointment in Vilnius as the head of the museums and libraries. He already sees today the breakthrough of my theories, he regards this in any event as a necessity of nature. — Field postcard to Hans: thanks for his signs of life, and greetings! — *Ordinary people? Better: negative people, negative characters …. *To create opposition to others is something that people regard as a signs of their own personality; but when they themselves suffer opposition, they feel bitterness and pain, without realizing that in consequence of their outlook they ought to concede personality just as much to those who have opposed them. In other words: if their vanity becomes intoxicated with the mania of a personality, then they are even proud of the opposition they create; but if someone else's opposition thwarts their plans, they judge this as arrogance. — *Mrs. Deutsch at lunch and in the coffee house. — — As bad blood delivers all manner of signs in the form of various health disorders, in a similar way sick, greedy mercantile thinking has for millennia been discharging wars. A therapy for this has not once been offered, to say nothing about finding a diagnosis. — — A pity that, in times of peace, the state is unable to implement an ordinance against the businessman which is similar to the "fat card" 1 in times of war. With a fat card, who would be capable of increasing his fat content in the space of a few months? But it should be no less possible for the businessman, even in peacetime, to put on money fat! — — Field postcardOJ 13/30, [27] from Roth: he has heard from Peters that I praised his Handel edition; 2 he thanks me for this and at the same time asks that I send my appraisal to his home address. — — In Ödenburg the owner of a large-scale smokehouse was arrested for falsifying veterinary documents {471} in order to process and sell dead pigs. 3 *
© Translation William Drabkin. |
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des Morgens einiger Nebel, nach vormittags lichter, nachmittags wieder herbstlich grau. — — Von Dahms (Br.OJ 10/1, [24]): bestätigt den Erhalt meiner Mitteilung bezüglich des „Abend“; schildert, wie schlecht seine Gesundheit beschaffen u. wie er trotz Befürwortung von einer der höchsten Stellen den Abschied von der Armee dennoch immer nicht erhalten könnte konnte; bekleidet im {470} übrigen eine angenehme Stelle in Wilna als Leiter der Museen u. Bibliotheken. Den Durchbruch meiner Lehren sieht er schon heute, hält ihn unter allen Umständen Naturnotwendigkeit. — An Hans (Fldpostk.): Dank für das Lebenszeichen u. Grüße! — *Durchschnittsmenschen? Besser: Minus-Menschen, Minus-Naturen - -. *Widerstand den Anderen zu bereiten halten die Menschen für Zeichen ihrer eigenen Persönlichkeit; wenn sie aber Widerstand selbst leiden, empfinden sie vor allem Bitterkeit u. Schmerz, ohne sich klarzumachen, daß sie in Konsequenz ihrer Anschauung nunmehr doch auch denjenigen, die ihnen Widerstand bereiten[,] ebensogut Persönlichkeit wie sich selbst zubilligen müßten. Mit anderen Worten: Ist es Wenn sich ihre Eitelkeit, die sich mit dem Wahne einer Persönlichkeit berauscht, so zeigen sie sich sogar stolz auf ihren den Widerstand , den sie bereiten; macht ihnen aber ein fremder Widerstand einen Strich durch die Rechnung, so verurteilen sie ihn als Anmaßung. — *Frau D. zu Tisch u. im Caféhaus. — — Wie das schlechtes Blut allerhand Zeichen in Form verschiedener Gesundheitsstörungen von sich gibt, ähnlich scheidet das kranke gierige kaufmännische Denken Kriege seit Jahrtausenden aus. Noch ist nicht einmal aber die Therapie aufgestellt, geschweige die Diagnose gefunden. — — Schade, daß der Staat nicht in Friedenszeiten eine ähnliche Maßregel gegen den Kaufmann in Anwendung bringt, wie es in Kriegszeiten die Fettkarte 1 ist. Wer brächte es d aenn bei Fettkarte fertig, im Laufe von wenigen Monaten Fett am Körper anzusetzen? Sowenig sollte es aber auch dem Kaufmann schon in Friedenszeiten möglich sein, Geldfett anzusetzen! — — Von Roth (Fldpostk.OJ 13/30, [27]): hat von Peters erfahren, daß ich seine Händeliana 2 gelobt habe; dankt dafür u. bittet zugleich um ein Urteil an seine eigene Adresse. — — In Oedenburg wurde ein Großselcher verhaftet, der tierärztliche Stampiglien gefälscht hat, um {471} umgestandene Schweine verarbeiten u. verkaufen zu können. 3 *
© Transcription Marko Deisinger. |
17. 5°;
some mist in the morning, brightening before noon, in the afternoon again autumnally gray. — — LetterOJ 10/1, [24] from Dahms: he confirms the receipt of my communication regarding Der Abend ; he describes how badly his health is constituted and how, in spite of support from one of the highest places, he was still unable to receive his discharge from the army; {470} in addition, he is holding an agreeable appointment in Vilnius as the head of the museums and libraries. He already sees today the breakthrough of my theories, he regards this in any event as a necessity of nature. — Field postcard to Hans: thanks for his signs of life, and greetings! — *Ordinary people? Better: negative people, negative characters …. *To create opposition to others is something that people regard as a signs of their own personality; but when they themselves suffer opposition, they feel bitterness and pain, without realizing that in consequence of their outlook they ought to concede personality just as much to those who have opposed them. In other words: if their vanity becomes intoxicated with the mania of a personality, then they are even proud of the opposition they create; but if someone else's opposition thwarts their plans, they judge this as arrogance. — *Mrs. Deutsch at lunch and in the coffee house. — — As bad blood delivers all manner of signs in the form of various health disorders, in a similar way sick, greedy mercantile thinking has for millennia been discharging wars. A therapy for this has not once been offered, to say nothing about finding a diagnosis. — — A pity that, in times of peace, the state is unable to implement an ordinance against the businessman which is similar to the "fat card" 1 in times of war. With a fat card, who would be capable of increasing his fat content in the space of a few months? But it should be no less possible for the businessman, even in peacetime, to put on money fat! — — Field postcardOJ 13/30, [27] from Roth: he has heard from Peters that I praised his Handel edition; 2 he thanks me for this and at the same time asks that I send my appraisal to his home address. — — In Ödenburg the owner of a large-scale smokehouse was arrested for falsifying veterinary documents {471} in order to process and sell dead pigs. 3 *
© Translation William Drabkin. |
Footnotes1 Fettkarte: a stamp or card issued by a government to allow the bearer to obtain a limited quanity of edible products, such as butter or margarine, that were in short supply during the war. 2 Handel, Dreissig Gesänge für eine Frauenstimme aus Opern und Oratorien ausgewählt und mit Klavierbegleitung, ed. Herman Roth (Leipzig: C. F. Peters, n. d.). 3 "Verhaftung eines Großselchers," Illustrierte Kronen-Zeitung, No. 6036, October 18, 1916, 17th year, p. 10. |