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13. XI. 16 Mässig bewölkt, kühl.

— Letzte Vorarbeit zu 8–8. — Ein Sprung zu Meinl nach der Jause trägt uns eine beträchtliche Marmeladebeute ein. — Br. von Fr. Gutherz: Hans gehe es gut; er komm te wahrscheinlich im Dezember auf Urlaub, u. beziehe Winterquartier in Chodrow. —

— Wer selbst im Gehirn nur eine Postkutsche hat, dem nützt kein Blitzzug, mit dem er die Welt durchrast. — Noch bei Lebzeiten zu sehen, wie ein der Welt zugedachtes Geschenk wirkt, bringt der Reiche einfach nicht über sich – erst bis sein Egoismus den letzten Athemzug getan, bis er die Füße weit von sich streckt, dann mag kommen, was da will. Im großen: herostratisches Denken : noch im letzten Lebensmoment, noch gleichsam aus dem Grabe heraus, genau so wie im Leben. —

— „Cölnische Ztg.“ (abgedruckt in den heutigen Tagesblättern) 1 fertigt Grey prachtvoll ab mit einer Nuançe, die wenigstens ich bis zur Stunde nirgend getroffen habe; sie meint, Grey’s Denkweise sei englisch, aber noch nicht europäisch; Deutschland werde den Engländern europäisches Denken erst beibringen müssen. —

— In den ersten Tagen der Liebe, da man sich sucht, legt man einander die Wahrheit zu Füssen. So ist also das Suchen in der Liebe synon iym mit Wahrheit, Wahrheit {506} synonym mit Liebe. Hernach aber verflüchtigt sich die Wahrheit u. mit ihr die Liebe. Ziererei, Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Divergenz zwischen Wort u. Miene, kurz alle Näthe Nähte werden wieder aufgetrennt. Dann sieht man zwar nur noch, wie die Frau, ihren häuslichen Pflichten nachgehend, zwar beschädigte Hemden, Strümpfe u. Taschentücher ausbessert, aber Seelenschäden auszubessern rafft sie sich nicht mehr auf. Er wieder organisiert vielleicht außer Hause Fabriken, Vereine usw., aber nur um desto wüster zuhause zu desorganisieren. – Liebe eben kein Fatalismus („es“), nur eine subjektiv im NRahmen der Kultur u. zu künstlichen Zwecken zu leistende Synthese, daher wie jede Synthese im Grunde nur vom Genie zu bewältigen. Da Der [recte der] Frau Genietum nicht gegeben, macht sie daher nun sowohl als Frau, wie auch als Nicht-Genie nun doppelte Schwierigkeiten. Die Einbildung der Frauen Selbstbetrug; sie sind bereit, glücklich zu sein u. zu beglücken – aber das ist wie wenig ist das, wenn es eben auch alles ist? Mittel u. Wege hiezu bereitzustellen sind sie außerstande. Als Synthese ist die Liebe eben Kunst. —

— Anna ( Wildgans „Liebe”) 2 weigert sich, Martin den Grund anzugeben, weshalb sie sich gerade heute abend [sic] durch den Plan seines Spaziergangs so schmerzlich getroffen fühlt. Ihre Pflicht ist war es aber, ihm unter allen Umständen die Wahrheit zu sagen; u. mit Recht macht ihr Martin den Vorwurf, daß ihre Miene den Worten widerspreche. Wahrheit einziges Bindemittel. Da sie mit dem Grund zurückhält, macht sie ihn zweimal schuldig, ; u. wie leicht hätte sie ihm aber die zweite Schuld, den überflüssigen Spaziergang, erspart, wo sie doch ohnehin die erste Schuld, nämlich die, daß er den Hochzeitstag vergessen, noch immer zum Gegenstand eines Vorwurfs hätte machen können, wenn sie gerade den ein[en] Vorsprung in der Moral hätte hat suchen wollen. Ihr Verrat an der Liebe rächt sich schließlich auch an ihr selbst, denn sie belastet sich bald darauf nun auch selbst mit einer Schuld, indem sie Vitus, um sich gleichsam an Martin zu rächen, bestellt. Hierbei ist nebensächlich, ob der Autor dieser Meinung war oder nicht; anstatt des Autors steht ja sein Werk, u. nur jene Gedanken, die durch das Werk ausgesprochen sind, müssen als Gedanken des Autors angesehen {507} werden, nicht aber auch solche Gedanken, die hinter dem Werk verborgen vielleicht nur nach Art einer Reservatio mentalis vermutet werden können dürften. Auch ist es kein giltiger Einwand zu sagen, daß der Autor kein Drama hätte schreiben können, wenn die Ehe von Martin u. Anna auf Wahrheit beruhen würde. Sicher wäre das Drama im Falle einer idealen Ehe ausgeblieben; schließlich besingt man aber den Frühling in der Natur auch wegen seiner Idealität u. so wäre ideale Liebe dann auch besser Vorwurf eines Gedichtes, als eines Dramas. , Doch so ist erwünschter eine ideale Ehe, als um des Dramas willen eine mangelhafte. —

— Diejenigen die der „Freude“ leben, sehnen sich nach der Liebe, (siehe Wera, Vitus); die mit Liebe begonnen haben, sehnen sich nach Freude, so Martin u. Anna, – alles dieses aber nur Mißverständnis bei den Personen, wie leider aber auch noch Unklarheit beim Autor selbst, trotz einiger Andeutungen, die auf Klarheit würden schließen lassen: (Vitus) „Die Menschen sollen nicht reden von der Liebe. Denn ob es Liebe war, das könnte man vielleicht erst entscheiden , mit dem letzten Atemzug, der einem vergönnt ist.“ (Martin): „Alle tausend Jahre nur einmal vielleicht / Aufsprüht der göttliche Funke u. zündet ein Menschenherz!“ – Zwischen Martin u. Anna war niemals noch die rechte Liebe, die wirkliche Synthese der Geschlechter. — 5 Akt: Ueberflüssige Koketterie der Betten; der selbe Inhalt hätte um vieles weniger peinlich z. B. auch am Frühstückstisch erledigt werden können. — Die Propaganda des Autors für Marx geradezu eine Jugendthorheit u., um es noch schärfer zu sagen, genau so eine Jugendeselei, wie die im Stücke behandelten Liebeleien seiner Personen, die sich zu einer wahren Liebe nicht durchringen können.

*

© Transcription Marko Deisinger.

November 13, 1916. Moderately cloudy, cool.

— Final preliminary work on parallel octaves . — A quick visit to Meinl after teatime results in a considerable haul of marmalade. — Letter from Mrs. Gutherz: Hans is well, will probably come for a holiday in December, and is taking winter accommodation in Khodoriv. —

— Anyone who himself has only a mail coach in his brain does not need an express train in which to race through the world. — To see, even in one's lifetime, the effect of a gift intended for the world is something that a rich man cannot bring himself to do; only after his egoism has breathed its last breath and he has long put up his feet, then what may come may come. On a grand scale: herostratic thinking even in the final moment of life, as if from out of the grave, exactly as in life. —

— The Kölnische Zeitung (reprinted in today's daily papers) 1 disposes of Grey magnificently with a nuance that I for one have not encountered to this day; it says that Grey's way of thinking "is English, but by no means European;" Germany will have to teach the English to think as Europeans. —

— In the first days of love, when we seek one another, we lay the truth before each other's feet. Thus the searching in love is synonymous with truth, and truth {506} synonymous with love. Afterwards, however, truth evaporates, and with it love. Affectation, the need to be noticed, divergence between word and demeanor, in short all seams are again unstitched. Then all one can still see is how a wife, in pursuing her domestic duties, will indeed mend damaged shirts, stockings, and handkerchiefs but no longer make the effort to mend injuries to the soul. The husband will perhaps organize factories, clubs and so on outside the home, but only in order to disorganize things at home all the more dismally – Love is by no means fatalism (an "it"), but merely a subjective synthesis to be accomplished within a cultural framework for artificial purposes; and thus, like all syntheses, it can basically be mastered only by a genius. As the quality of genius is not given to a woman, she creates a twofold problem: as a woman, and as a non-genius. The vanity of women is self-deception; they are prepared to be happy, and to make others happy – but how little is that if that is actually all that there is? To provide the ways and means for this is something beyond her capability. As synthesis, love is simply art. —

— Anna (in Wildgans's Liebe ) 2 refuses to tell Martin why, on this very evening, she feels so painfully hurt by the idea of his promenade. Her duty, however, was to tell him the truth under all circumstances; and Martin is right to criticize her for her attitude being in contradiction with her words. Truth is the only means of bonding. Since she withholds her reason, she makes him doubly culpable; and how easily could she, however, have spared him the second cause for censure, the unnecessary promenade, when she could in any event still have made his first – namely, his having forgotten their wedding day – the subject of a criticism had she wished to gain a moral advantage. In the end, her betrayal of love takes vengeance on her, since she burdens herself soon afterwards with a guilt of her own by summoning Vitus as a way of avenging herself on Martin. In this respect it is immaterial whether the author shared that opinion or not; in the place of the author, we have his work, and only those thoughts that are uttered in that work can be understood as the author's thoughts – {507} not additionally such thoughts that, hidden behind the work, may perhaps only be suspected of being a kind of mental reservation. It is also not right to raise the objection that the author would not have been able to write the play if the marriage between Martin and Anna were based on truth. Of course, the play would have not been written had the marriage been an ideal one; in the end one also sings the praises of spring in nature on account of its ideal nature; and even if ideal love would be a subject better suited to a poem than to a play, an ideal marriage is more desirable than a flawed one for the sake of the play. —

— Those who live in "joy" yearn for love (Wera and Vitus); those who have begun with love yearn for joy (Martin and Anna) – but all this is only a misunderstanding of the characters, and unfortunately also a lack of clarity on the part of the author himself, in spite of a few suggestions that might have resulted in clarity: (Vitus) "People should not talk about love. For whether or not it was love is something one could only decide in the last breath of life that one is granted." (Martin): "Perhaps only once every thousand years / a divine spark springs forth and kindles a human heart!" – True love never existed between Martin and Anna, the real synthesis of the sexes. — Act 5: unnecessary coquetry of the beds; the same content could have been dealt with much less painfully, for instance even at the breakfast table. — The author's propaganda for Marx is a downright folly of youth and, to put it more pointedly, a youthful folly just as much as the flirtations of his characters who are unable to find their way to true love.

*

© Translation William Drabkin.

13. XI. 16 Mässig bewölkt, kühl.

— Letzte Vorarbeit zu 8–8. — Ein Sprung zu Meinl nach der Jause trägt uns eine beträchtliche Marmeladebeute ein. — Br. von Fr. Gutherz: Hans gehe es gut; er komm te wahrscheinlich im Dezember auf Urlaub, u. beziehe Winterquartier in Chodrow. —

— Wer selbst im Gehirn nur eine Postkutsche hat, dem nützt kein Blitzzug, mit dem er die Welt durchrast. — Noch bei Lebzeiten zu sehen, wie ein der Welt zugedachtes Geschenk wirkt, bringt der Reiche einfach nicht über sich – erst bis sein Egoismus den letzten Athemzug getan, bis er die Füße weit von sich streckt, dann mag kommen, was da will. Im großen: herostratisches Denken : noch im letzten Lebensmoment, noch gleichsam aus dem Grabe heraus, genau so wie im Leben. —

— „Cölnische Ztg.“ (abgedruckt in den heutigen Tagesblättern) 1 fertigt Grey prachtvoll ab mit einer Nuançe, die wenigstens ich bis zur Stunde nirgend getroffen habe; sie meint, Grey’s Denkweise sei englisch, aber noch nicht europäisch; Deutschland werde den Engländern europäisches Denken erst beibringen müssen. —

— In den ersten Tagen der Liebe, da man sich sucht, legt man einander die Wahrheit zu Füssen. So ist also das Suchen in der Liebe synon iym mit Wahrheit, Wahrheit {506} synonym mit Liebe. Hernach aber verflüchtigt sich die Wahrheit u. mit ihr die Liebe. Ziererei, Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Divergenz zwischen Wort u. Miene, kurz alle Näthe Nähte werden wieder aufgetrennt. Dann sieht man zwar nur noch, wie die Frau, ihren häuslichen Pflichten nachgehend, zwar beschädigte Hemden, Strümpfe u. Taschentücher ausbessert, aber Seelenschäden auszubessern rafft sie sich nicht mehr auf. Er wieder organisiert vielleicht außer Hause Fabriken, Vereine usw., aber nur um desto wüster zuhause zu desorganisieren. – Liebe eben kein Fatalismus („es“), nur eine subjektiv im NRahmen der Kultur u. zu künstlichen Zwecken zu leistende Synthese, daher wie jede Synthese im Grunde nur vom Genie zu bewältigen. Da Der [recte der] Frau Genietum nicht gegeben, macht sie daher nun sowohl als Frau, wie auch als Nicht-Genie nun doppelte Schwierigkeiten. Die Einbildung der Frauen Selbstbetrug; sie sind bereit, glücklich zu sein u. zu beglücken – aber das ist wie wenig ist das, wenn es eben auch alles ist? Mittel u. Wege hiezu bereitzustellen sind sie außerstande. Als Synthese ist die Liebe eben Kunst. —

— Anna ( Wildgans „Liebe”) 2 weigert sich, Martin den Grund anzugeben, weshalb sie sich gerade heute abend [sic] durch den Plan seines Spaziergangs so schmerzlich getroffen fühlt. Ihre Pflicht ist war es aber, ihm unter allen Umständen die Wahrheit zu sagen; u. mit Recht macht ihr Martin den Vorwurf, daß ihre Miene den Worten widerspreche. Wahrheit einziges Bindemittel. Da sie mit dem Grund zurückhält, macht sie ihn zweimal schuldig, ; u. wie leicht hätte sie ihm aber die zweite Schuld, den überflüssigen Spaziergang, erspart, wo sie doch ohnehin die erste Schuld, nämlich die, daß er den Hochzeitstag vergessen, noch immer zum Gegenstand eines Vorwurfs hätte machen können, wenn sie gerade den ein[en] Vorsprung in der Moral hätte hat suchen wollen. Ihr Verrat an der Liebe rächt sich schließlich auch an ihr selbst, denn sie belastet sich bald darauf nun auch selbst mit einer Schuld, indem sie Vitus, um sich gleichsam an Martin zu rächen, bestellt. Hierbei ist nebensächlich, ob der Autor dieser Meinung war oder nicht; anstatt des Autors steht ja sein Werk, u. nur jene Gedanken, die durch das Werk ausgesprochen sind, müssen als Gedanken des Autors angesehen {507} werden, nicht aber auch solche Gedanken, die hinter dem Werk verborgen vielleicht nur nach Art einer Reservatio mentalis vermutet werden können dürften. Auch ist es kein giltiger Einwand zu sagen, daß der Autor kein Drama hätte schreiben können, wenn die Ehe von Martin u. Anna auf Wahrheit beruhen würde. Sicher wäre das Drama im Falle einer idealen Ehe ausgeblieben; schließlich besingt man aber den Frühling in der Natur auch wegen seiner Idealität u. so wäre ideale Liebe dann auch besser Vorwurf eines Gedichtes, als eines Dramas. , Doch so ist erwünschter eine ideale Ehe, als um des Dramas willen eine mangelhafte. —

— Diejenigen die der „Freude“ leben, sehnen sich nach der Liebe, (siehe Wera, Vitus); die mit Liebe begonnen haben, sehnen sich nach Freude, so Martin u. Anna, – alles dieses aber nur Mißverständnis bei den Personen, wie leider aber auch noch Unklarheit beim Autor selbst, trotz einiger Andeutungen, die auf Klarheit würden schließen lassen: (Vitus) „Die Menschen sollen nicht reden von der Liebe. Denn ob es Liebe war, das könnte man vielleicht erst entscheiden , mit dem letzten Atemzug, der einem vergönnt ist.“ (Martin): „Alle tausend Jahre nur einmal vielleicht / Aufsprüht der göttliche Funke u. zündet ein Menschenherz!“ – Zwischen Martin u. Anna war niemals noch die rechte Liebe, die wirkliche Synthese der Geschlechter. — 5 Akt: Ueberflüssige Koketterie der Betten; der selbe Inhalt hätte um vieles weniger peinlich z. B. auch am Frühstückstisch erledigt werden können. — Die Propaganda des Autors für Marx geradezu eine Jugendthorheit u., um es noch schärfer zu sagen, genau so eine Jugendeselei, wie die im Stücke behandelten Liebeleien seiner Personen, die sich zu einer wahren Liebe nicht durchringen können.

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© Transcription Marko Deisinger.

November 13, 1916. Moderately cloudy, cool.

— Final preliminary work on parallel octaves . — A quick visit to Meinl after teatime results in a considerable haul of marmalade. — Letter from Mrs. Gutherz: Hans is well, will probably come for a holiday in December, and is taking winter accommodation in Khodoriv. —

— Anyone who himself has only a mail coach in his brain does not need an express train in which to race through the world. — To see, even in one's lifetime, the effect of a gift intended for the world is something that a rich man cannot bring himself to do; only after his egoism has breathed its last breath and he has long put up his feet, then what may come may come. On a grand scale: herostratic thinking even in the final moment of life, as if from out of the grave, exactly as in life. —

— The Kölnische Zeitung (reprinted in today's daily papers) 1 disposes of Grey magnificently with a nuance that I for one have not encountered to this day; it says that Grey's way of thinking "is English, but by no means European;" Germany will have to teach the English to think as Europeans. —

— In the first days of love, when we seek one another, we lay the truth before each other's feet. Thus the searching in love is synonymous with truth, and truth {506} synonymous with love. Afterwards, however, truth evaporates, and with it love. Affectation, the need to be noticed, divergence between word and demeanor, in short all seams are again unstitched. Then all one can still see is how a wife, in pursuing her domestic duties, will indeed mend damaged shirts, stockings, and handkerchiefs but no longer make the effort to mend injuries to the soul. The husband will perhaps organize factories, clubs and so on outside the home, but only in order to disorganize things at home all the more dismally – Love is by no means fatalism (an "it"), but merely a subjective synthesis to be accomplished within a cultural framework for artificial purposes; and thus, like all syntheses, it can basically be mastered only by a genius. As the quality of genius is not given to a woman, she creates a twofold problem: as a woman, and as a non-genius. The vanity of women is self-deception; they are prepared to be happy, and to make others happy – but how little is that if that is actually all that there is? To provide the ways and means for this is something beyond her capability. As synthesis, love is simply art. —

— Anna (in Wildgans's Liebe ) 2 refuses to tell Martin why, on this very evening, she feels so painfully hurt by the idea of his promenade. Her duty, however, was to tell him the truth under all circumstances; and Martin is right to criticize her for her attitude being in contradiction with her words. Truth is the only means of bonding. Since she withholds her reason, she makes him doubly culpable; and how easily could she, however, have spared him the second cause for censure, the unnecessary promenade, when she could in any event still have made his first – namely, his having forgotten their wedding day – the subject of a criticism had she wished to gain a moral advantage. In the end, her betrayal of love takes vengeance on her, since she burdens herself soon afterwards with a guilt of her own by summoning Vitus as a way of avenging herself on Martin. In this respect it is immaterial whether the author shared that opinion or not; in the place of the author, we have his work, and only those thoughts that are uttered in that work can be understood as the author's thoughts – {507} not additionally such thoughts that, hidden behind the work, may perhaps only be suspected of being a kind of mental reservation. It is also not right to raise the objection that the author would not have been able to write the play if the marriage between Martin and Anna were based on truth. Of course, the play would have not been written had the marriage been an ideal one; in the end one also sings the praises of spring in nature on account of its ideal nature; and even if ideal love would be a subject better suited to a poem than to a play, an ideal marriage is more desirable than a flawed one for the sake of the play. —

— Those who live in "joy" yearn for love (Wera and Vitus); those who have begun with love yearn for joy (Martin and Anna) – but all this is only a misunderstanding of the characters, and unfortunately also a lack of clarity on the part of the author himself, in spite of a few suggestions that might have resulted in clarity: (Vitus) "People should not talk about love. For whether or not it was love is something one could only decide in the last breath of life that one is granted." (Martin): "Perhaps only once every thousand years / a divine spark springs forth and kindles a human heart!" – True love never existed between Martin and Anna, the real synthesis of the sexes. — Act 5: unnecessary coquetry of the beds; the same content could have been dealt with much less painfully, for instance even at the breakfast table. — The author's propaganda for Marx is a downright folly of youth and, to put it more pointedly, a youthful folly just as much as the flirtations of his characters who are unable to find their way to true love.

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© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 For example, "Der Weg zum Frieden," Neue Freie Presse, No. 18762, November 13, 1916, p. 2.

2 Anton Wildgans, Liebe. Eine Tragödie (Leipzig: Staackmann, 1916).