16. VIII. 18 Schön, heiß.
— Zum Aspangbahnhof, um nach einem Wagen Umschau zu halten; die Erfahrung mit dem Kutscher nötigt mich aber einen Jungen mit mir zu nehmen, der den Rucksack zur Bahn bringt. Der Sohn der Bedienerin trägt die große Tasche, wir beide hatten kleine Taschen bei uns u. so ging die Reise zur Bahn immerhin glatt vor sich. Auf dem Bahnhof setzte ich mich [mit] einem Gepäckträger ins Einvernehmen, den ich ersuche, mir irgendwie das Anstellen zu ersparen, jedenfalls dafür zu sorgen, daß mir Handtasche u. Rucksack nicht verloren gehen. Wie erstaunt waren wir, als er gleich nach dem Mittagessen uns im Eßsaal abholte u. uns durch den Gepäckraum hinter dem Wagen gehen ließ, uns so auf den Perron 1 brachte u. in den Zug einsteigen ließ, lange bevor die Tür für die Reisenden geöffnet wurde! (Hierfür erhält er 10 Kronen). Unser Erstaunen wuchs aber als wir sahen, daß sich allmälig 2 die Abteile mit Reisenden füllten, die auf ähnliche Weise die Unbequemlichkeit des Anstellens zu umgehen gewußt. Man kann sagen, der Zug war besetzt, als diejenigen hereinstürmten, die, nichts ahnend, ihre Zeit u. ihre Füße vergeblich für erhoffte gute Sitze opferten. Von den Mitreisenden erfahren wir, daß sich inzwischen eine Taxe von 20 Kronen herausgebildet hat, für die man Billet [sic] u. vorzeitiges Belegen von Plätzen erreichen kann. Aus den Auskünften über Mariazell, die wir von den Mitreisenden er- {935} halten, werden wir noch immer nicht klug u. einem Zufall verdanken wir es, daß im letzten Augenblick, schon auf dem Bahnhof in Mariazell, ein Professor das Mädchen des ehemaligen Hotels Bosse uns zuschickt. —© Transcription Marko Deisinger. |
August 16, 1918 Nice, hot.
— To the Aspang railway station, to see if we can find a carriage; our experience with the driver compels me, however, to take a boy along who can carry the rucksack to the railway station. Our maidservant's son carries the big bag, both of us had small bags with us, so that the drive to the train goes smoothly. At the station I call upon a porter to somehow spare me standing in line, or at any rate to insure that our hand luggage and rucksack does not get lost. We were astonished when immediately after lunch he came and picked us up from the dining hall, leading us through the baggage room behind the carriages. Bringing us to the platform, 1 he enabled us to board the train long before the doors were opened for the passengers! (For this he receives 10 Kronen). Our wonderment increased as, by and by, the compartments gradually 2 filled up with passengers, who using similar means have avoided the discomforting wait in on line. One could say that the train was full by the time those waiting on the platform, not suspecting that they had sacrificed their time and their feet in vain for hoped-for good seats, began swarming on board. From the other passengers, we learn that over time a 20 Kronen fee has become standard, for which sum one can secure one's ticket and the advance reservation of a seat. From the information about Mariazell we receive from the other passengers, {935} we are still not fully in the picture, and are grateful when at the last moment in the Mariazell station, and quite by coincidence, a professor directs us to a maidservant at the former Hotel Bosse. —© Translation Stephen Ferguson. |
16. VIII. 18 Schön, heiß.
— Zum Aspangbahnhof, um nach einem Wagen Umschau zu halten; die Erfahrung mit dem Kutscher nötigt mich aber einen Jungen mit mir zu nehmen, der den Rucksack zur Bahn bringt. Der Sohn der Bedienerin trägt die große Tasche, wir beide hatten kleine Taschen bei uns u. so ging die Reise zur Bahn immerhin glatt vor sich. Auf dem Bahnhof setzte ich mich [mit] einem Gepäckträger ins Einvernehmen, den ich ersuche, mir irgendwie das Anstellen zu ersparen, jedenfalls dafür zu sorgen, daß mir Handtasche u. Rucksack nicht verloren gehen. Wie erstaunt waren wir, als er gleich nach dem Mittagessen uns im Eßsaal abholte u. uns durch den Gepäckraum hinter dem Wagen gehen ließ, uns so auf den Perron 1 brachte u. in den Zug einsteigen ließ, lange bevor die Tür für die Reisenden geöffnet wurde! (Hierfür erhält er 10 Kronen). Unser Erstaunen wuchs aber als wir sahen, daß sich allmälig 2 die Abteile mit Reisenden füllten, die auf ähnliche Weise die Unbequemlichkeit des Anstellens zu umgehen gewußt. Man kann sagen, der Zug war besetzt, als diejenigen hereinstürmten, die, nichts ahnend, ihre Zeit u. ihre Füße vergeblich für erhoffte gute Sitze opferten. Von den Mitreisenden erfahren wir, daß sich inzwischen eine Taxe von 20 Kronen herausgebildet hat, für die man Billet [sic] u. vorzeitiges Belegen von Plätzen erreichen kann. Aus den Auskünften über Mariazell, die wir von den Mitreisenden er- {935} halten, werden wir noch immer nicht klug u. einem Zufall verdanken wir es, daß im letzten Augenblick, schon auf dem Bahnhof in Mariazell, ein Professor das Mädchen des ehemaligen Hotels Bosse uns zuschickt. —© Transcription Marko Deisinger. |
August 16, 1918 Nice, hot.
— To the Aspang railway station, to see if we can find a carriage; our experience with the driver compels me, however, to take a boy along who can carry the rucksack to the railway station. Our maidservant's son carries the big bag, both of us had small bags with us, so that the drive to the train goes smoothly. At the station I call upon a porter to somehow spare me standing in line, or at any rate to insure that our hand luggage and rucksack does not get lost. We were astonished when immediately after lunch he came and picked us up from the dining hall, leading us through the baggage room behind the carriages. Bringing us to the platform, 1 he enabled us to board the train long before the doors were opened for the passengers! (For this he receives 10 Kronen). Our wonderment increased as, by and by, the compartments gradually 2 filled up with passengers, who using similar means have avoided the discomforting wait in on line. One could say that the train was full by the time those waiting on the platform, not suspecting that they had sacrificed their time and their feet in vain for hoped-for good seats, began swarming on board. From the other passengers, we learn that over time a 20 Kronen fee has become standard, for which sum one can secure one's ticket and the advance reservation of a seat. From the information about Mariazell we receive from the other passengers, {935} we are still not fully in the picture, and are grateful when at the last moment in the Mariazell station, and quite by coincidence, a professor directs us to a maidservant at the former Hotel Bosse. —© Translation Stephen Ferguson. |
Footnotes1 Perron: (Austrian German, antiquated) Bahnsteig (Railway platform). 2 allmälig: Archaic Austrian German for allmählich (gradually). |