12. IX. 19 Schön!
— Vogl, den wir zwischen 9–10h erwarten, bleibt aus – alle Eile Lie-Liechens war also vergebens! Indessen ist aber alles fertiggestellt u. Lie-Liechen verschnürt ihren Koffer selbst. Frl. Anna macht einen Versuch, den Liter Milch selbst in die Flaschen zu füllen, was Lie-Liechen aber ablehnt. — Mit dem Mittagessen wird uns alles für die Reise Bestimmte hinaufgeschickt, darunter selbstverständlich schwarze Buchteln, 1 trotzdem wir eigens um weiße gebeten hatten. — Um 12h Abschiedsbesuch bei Frau Klammerth von der wir auch bei dieser Gelegenheit {2141} Dinge zu hören bekommen, die uns das Gebahren [sic] ihres Gatten u. die ganze Wirtschaft erst recht rätselhaft erscheinen lassen. — Um 2h holt Vogl den Koffer u. die große Handtasche; nach der Jause sofort mit Marie nach Altenmarkt, ohne dem Verwalter einen Händedruck oder gar ein Trinkgeld zu geben. Marie bekommt 30 Kronen, Vogl auch 30 Kronen. Wir bleiben im Schatten sitzen, tragen noch einiges in der Handtasche nach; um 5¼h erscheint Frau Klammerth Frl. Dornigg u. Dagsy, bringen Heidelbeeren. Endlich Abreise! In Bischofshofen nehmen wir Thee u. Bier; große Verspätung. Aus Vorsicht beauftrage ich einen Träger mit unserem Gepäck, mit einem zweiten verabrede ich, daß er mich an die Umladungsstelle der Reisegepäcke bringe, damit ich mich selbst von der Umladung überzeugen kann (1 + 5 Kronen!). — Erste schmerzliche Ueberraschung: die Wagen sind nicht beleuchtet! Die Dunkelheit macht das Gedränge noch schlimmer – wir bleiben im Gang u. haben nicht einmal die Möglichkeit, uns niederzusetzen: die große Tasche, so einseitig gepackt wie diesmal, ist als Sitzgelegenheit kaum zu brauchen. Lie-Liechen, sehr ermüdet, leidet besonders darunter, daß sie sich nicht einmal ordentlich setzen kann. Rettung u. Trost war einzig u. allein der Mond, bei dessen Schein wir sogar essen können. —© Transcription Marko Deisinger. |
September 12, 1919 Nice!
— Vogl, whom we expect between 9:00 and 10:00, does not come – all of Lie-Liechen's hurrying was for naught! But at least everything is ready and Lie-Liechen ties up her suitcase herself. Anna tries to pour the liter of milk into the bottles herself, which Lie-Liechen dismisses. — Everything intended for our trip is sent up with lunch, including naturally dark dumplings, 1 even though we specifically asked for white. — At 12 noon, farewell visit to Klammerth, on which occasion we again {2141} hear things that make the behavior of her husband and the entire household seem more mysterious. — Vogl picks up the suitcase and the large handbag at 2:00; directly after teatime with Marie to Altenmarkt, without shaking the manager's hand, not to mention giving him a tip. Marie receives 30 Kronen, and Vogl 30 Kronen as well. We stay seated in the shade, put a few more things into the handbag; at 5:15 Klammerth, Miss Dornigg and Dagsy come by with raspberries. Finally departure! In Bischofshofen we drink tea and beer; long delay. To be safe, I give our suitcase to one carrier and arrange with a second one to take me to the luggage loading area, so I can see for myself that the luggage is transferred (1 + 5 Kronen!). — First painful surprise: the cars are not lit! The darkness makes the jostling even worse – we stay in the corridor and do not even have the opportunity to sit down: the large bag, as one-sidedly packed as it is this time, is hardly suitable to sit on. Lie-Liechen, very tired, suffers especially by not even being able to sit down normally. Our only solace and saving grace was the moon, by the light of which we could even eat. —© Translation Scott Witmer. |
12. IX. 19 Schön!
— Vogl, den wir zwischen 9–10h erwarten, bleibt aus – alle Eile Lie-Liechens war also vergebens! Indessen ist aber alles fertiggestellt u. Lie-Liechen verschnürt ihren Koffer selbst. Frl. Anna macht einen Versuch, den Liter Milch selbst in die Flaschen zu füllen, was Lie-Liechen aber ablehnt. — Mit dem Mittagessen wird uns alles für die Reise Bestimmte hinaufgeschickt, darunter selbstverständlich schwarze Buchteln, 1 trotzdem wir eigens um weiße gebeten hatten. — Um 12h Abschiedsbesuch bei Frau Klammerth von der wir auch bei dieser Gelegenheit {2141} Dinge zu hören bekommen, die uns das Gebahren [sic] ihres Gatten u. die ganze Wirtschaft erst recht rätselhaft erscheinen lassen. — Um 2h holt Vogl den Koffer u. die große Handtasche; nach der Jause sofort mit Marie nach Altenmarkt, ohne dem Verwalter einen Händedruck oder gar ein Trinkgeld zu geben. Marie bekommt 30 Kronen, Vogl auch 30 Kronen. Wir bleiben im Schatten sitzen, tragen noch einiges in der Handtasche nach; um 5¼h erscheint Frau Klammerth Frl. Dornigg u. Dagsy, bringen Heidelbeeren. Endlich Abreise! In Bischofshofen nehmen wir Thee u. Bier; große Verspätung. Aus Vorsicht beauftrage ich einen Träger mit unserem Gepäck, mit einem zweiten verabrede ich, daß er mich an die Umladungsstelle der Reisegepäcke bringe, damit ich mich selbst von der Umladung überzeugen kann (1 + 5 Kronen!). — Erste schmerzliche Ueberraschung: die Wagen sind nicht beleuchtet! Die Dunkelheit macht das Gedränge noch schlimmer – wir bleiben im Gang u. haben nicht einmal die Möglichkeit, uns niederzusetzen: die große Tasche, so einseitig gepackt wie diesmal, ist als Sitzgelegenheit kaum zu brauchen. Lie-Liechen, sehr ermüdet, leidet besonders darunter, daß sie sich nicht einmal ordentlich setzen kann. Rettung u. Trost war einzig u. allein der Mond, bei dessen Schein wir sogar essen können. —© Transcription Marko Deisinger. |
September 12, 1919 Nice!
— Vogl, whom we expect between 9:00 and 10:00, does not come – all of Lie-Liechen's hurrying was for naught! But at least everything is ready and Lie-Liechen ties up her suitcase herself. Anna tries to pour the liter of milk into the bottles herself, which Lie-Liechen dismisses. — Everything intended for our trip is sent up with lunch, including naturally dark dumplings, 1 even though we specifically asked for white. — At 12 noon, farewell visit to Klammerth, on which occasion we again {2141} hear things that make the behavior of her husband and the entire household seem more mysterious. — Vogl picks up the suitcase and the large handbag at 2:00; directly after teatime with Marie to Altenmarkt, without shaking the manager's hand, not to mention giving him a tip. Marie receives 30 Kronen, and Vogl 30 Kronen as well. We stay seated in the shade, put a few more things into the handbag; at 5:15 Klammerth, Miss Dornigg and Dagsy come by with raspberries. Finally departure! In Bischofshofen we drink tea and beer; long delay. To be safe, I give our suitcase to one carrier and arrange with a second one to take me to the luggage loading area, so I can see for myself that the luggage is transferred (1 + 5 Kronen!). — First painful surprise: the cars are not lit! The darkness makes the jostling even worse – we stay in the corridor and do not even have the opportunity to sit down: the large bag, as one-sidedly packed as it is this time, is hardly suitable to sit on. Lie-Liechen, very tired, suffers especially by not even being able to sit down normally. Our only solace and saving grace was the moon, by the light of which we could even eat. —© Translation Scott Witmer. |
Footnotes1 Buchteln: sweet yeast dumplings, a speciality of the Bohemian and Austrian cuisine. |