21. Wolkenlos!
— Sprung in den Schweizer Garten. — Von Frau Komorn (Br.= OJ 12/17, [1]): hat die Angelegenheit mit Weisse leicht geordnet; bittet nun um Angabe des Stückes u. der Stunde. — Von Vrieslander (Br.): geht vom Bach-Album der Caland aus, führt berechtigte Hiebe gegen Weisse, kündigt das Buch bei Piper an, verurteilt das neue Buch von Dahms. — An Heinrichshofen-Verlag (Br.): danke für das Album, beglückwünsche zugleich den Verlag zu der schönen Leistung. — An Caland (Br. durch den Verlag): danke für das Album, über alle Verdienste im einzelnen hinweg {2572} für die Absicht, für den Willen zum Genie, für die Begeisterungsfähigkeit: „darin allein liegt die Zukunft – oder es wird keine deutsche Musik mehr geben!“ — An die U.-E. (K.): bitte die vier Hefte „ Tonwille “ auf meine Rechnung an Frl. Caland zu senden. — 1 Paul v. Klenau 10¾ –12½h; über verschiedene Themen, darunter auch persönliche Betrachtung Furtwänglers u. anderer Dirigenten – er meint, daß sich F. heute schon erlauben könnte, die Rolle eines aristokratischen Wertmessers zu spielen – gelangen wir endlich zum eigentlichen Gegenstand, zur Missa . Ich führe ihn zur Partitur ans Klavier u. Stelle [sic] den Grundplan des ganzen Werkes fest, gehe sogar zu Einzelheiten über, immer selbst führend, schon aus dem Bewußtsein, daß der Partner nicht einmal zu fragen wüßte; ich lasse mich auch nicht stören durch die übliche Wendung „ . . ich habe mir’s auch so gedacht“ – u. fahre fort – gleichsam über seinen Kopf hinweg, was mir nur einfällt vorzubringen. Ich sehe, daß meine Bemerkungen die Wirkung eines Neuen machen u. starken Eindruck hervorrufen. Fraglich bleibt es, ob Kl. seine Ausführung darnach wird richten können. — Zum Schluß bedankte er sich wiederholt u. wärmstens u. bat mich um meinen Besuch, bis er seine Wohnung in der Wiedner Hauptstraße bezogen haben wird. — 2 Lie-Liechen kauft 10 kg Preiselbeeren. — Von Klenau (Br.) post festum). — Kurzschluß in der Wohnung! Eine neue Fassung 10.000 Kr. muß gekauft werden, Mizzi bringt alles in Ordnung: 15000 Kronen. — Die Waage in der Apotheke zeigt: 91.8 u. 71.4 kg.! — Von Dr. Kalmus durch den Boten: Partitur der V. Sinfonie u. Brief: dankt für mein „liebenswürdiges Anerbieten“; leider wird die Korrektur nicht so bald zum Ausdruck kommen, da eine große zweite Auflage vorhanden sei. Des Brandenburgischen Konzerts erwähnt er nicht mehr, bemerkt aber mit Bleistift am Rande: „Haben Sie welche Partitur-Wünsche?“ (soll offenbar das Honorar vorstellen!). — Lie-Liechen hält sich bei den Preiselbeeren {2573} bis 11¼h auf, was mir sehr nahegeht! Hätte ich diese Unannehmlichkeit geahnt, ich hätte es nicht zugegeben! — Zeitungslektüre nachgeholt. — © Transcription Marko Deisinger. |
21 Cloudless!
— A short walk into the Schweizer Garten. — From Mrs. Komorn (letter= OJ 12/17, [1]): easily straightened out the situation with Weisse; now asks for information about the piece and the lesson time. — From Vrieslander (letter): takes Caland's Bach album as a starting point, justifiably voices criticism of Weisse, announces the book at Piper, condemns the new book by Dahms. — To Heinrichshofen-Verlag (letter): I thank them for the album, congratulate the publishing house at the same time on the nice production. — To Caland (letter via the publishing house): I thank her for the album, over and beyond all the specific services, {2572} for the intention, for the will to genius, for the capability for enthusiasm: "therein alone lies the future – otherwise there will be no more German music!" — To UE (postcard): I ask for the four issues of Tonwille to be sent to Miss Caland at my expense. — 1 Paul v. Klenau from 10:45 to 12:30; about various topics, also including personal reflections of Furtwängler and other conductors – he says Furtwängler could today already permit himself to play the role of an aristocratic standard of value – we finally arrive at the actual topic, to the Missa . I lead him to the score on the piano and outline the basic plan of the entire work, even move on to details, always taking the lead myself, if only in the knowledge that the partner would not even know what to ask; I also don't let myself get bothered by the normal statement " . . that's what I thought, too" – and continue – so to speak as if over his head, addressing whatever occurs to me. I see that my comments have the effect of something new, and result in a strong impact. It remains questionable whether Klenau will be able to alter his performance accordingly. — At the end, he thanked me repeatedly and most warmly and asked me to visit him once he has moved into his apartment on Wiedner Hauptstraße. — 2 Lie-Liechen buys 10 kilograms of cranberries. — From Klenau (letter) post festum). — Electrical short in the apartment! A new socket 10,000 Kronen has to be purchased, Mizzi takes care of everything: 15,000 Kronen. — The scales at the pharmacy read: 91.8 and 71.4 kilograms! — From Dr. Kalmus via the messenger: score of the Fifth Symphony and letter: thanks [me] for my "kind offer;" unfortunately the correction will not be printed so soon because there is a second large edition. He no longer mentions the Brandenburg Concerto, but notes in pencil in the margin: "Do you have any score desiderata?" (apparently should substitute for payment!). — Lie-Liechen is busy with the cranberries {2573} until 11:15, which greatly distresses me! If I had suspected this inconvenience, I would not have admitted it! — Caught up on reading newspapers. —© Translation Scott Witmer. |
21. Wolkenlos!
— Sprung in den Schweizer Garten. — Von Frau Komorn (Br.= OJ 12/17, [1]): hat die Angelegenheit mit Weisse leicht geordnet; bittet nun um Angabe des Stückes u. der Stunde. — Von Vrieslander (Br.): geht vom Bach-Album der Caland aus, führt berechtigte Hiebe gegen Weisse, kündigt das Buch bei Piper an, verurteilt das neue Buch von Dahms. — An Heinrichshofen-Verlag (Br.): danke für das Album, beglückwünsche zugleich den Verlag zu der schönen Leistung. — An Caland (Br. durch den Verlag): danke für das Album, über alle Verdienste im einzelnen hinweg {2572} für die Absicht, für den Willen zum Genie, für die Begeisterungsfähigkeit: „darin allein liegt die Zukunft – oder es wird keine deutsche Musik mehr geben!“ — An die U.-E. (K.): bitte die vier Hefte „ Tonwille “ auf meine Rechnung an Frl. Caland zu senden. — 1 Paul v. Klenau 10¾ –12½h; über verschiedene Themen, darunter auch persönliche Betrachtung Furtwänglers u. anderer Dirigenten – er meint, daß sich F. heute schon erlauben könnte, die Rolle eines aristokratischen Wertmessers zu spielen – gelangen wir endlich zum eigentlichen Gegenstand, zur Missa . Ich führe ihn zur Partitur ans Klavier u. Stelle [sic] den Grundplan des ganzen Werkes fest, gehe sogar zu Einzelheiten über, immer selbst führend, schon aus dem Bewußtsein, daß der Partner nicht einmal zu fragen wüßte; ich lasse mich auch nicht stören durch die übliche Wendung „ . . ich habe mir’s auch so gedacht“ – u. fahre fort – gleichsam über seinen Kopf hinweg, was mir nur einfällt vorzubringen. Ich sehe, daß meine Bemerkungen die Wirkung eines Neuen machen u. starken Eindruck hervorrufen. Fraglich bleibt es, ob Kl. seine Ausführung darnach wird richten können. — Zum Schluß bedankte er sich wiederholt u. wärmstens u. bat mich um meinen Besuch, bis er seine Wohnung in der Wiedner Hauptstraße bezogen haben wird. — 2 Lie-Liechen kauft 10 kg Preiselbeeren. — Von Klenau (Br.) post festum). — Kurzschluß in der Wohnung! Eine neue Fassung 10.000 Kr. muß gekauft werden, Mizzi bringt alles in Ordnung: 15000 Kronen. — Die Waage in der Apotheke zeigt: 91.8 u. 71.4 kg.! — Von Dr. Kalmus durch den Boten: Partitur der V. Sinfonie u. Brief: dankt für mein „liebenswürdiges Anerbieten“; leider wird die Korrektur nicht so bald zum Ausdruck kommen, da eine große zweite Auflage vorhanden sei. Des Brandenburgischen Konzerts erwähnt er nicht mehr, bemerkt aber mit Bleistift am Rande: „Haben Sie welche Partitur-Wünsche?“ (soll offenbar das Honorar vorstellen!). — Lie-Liechen hält sich bei den Preiselbeeren {2573} bis 11¼h auf, was mir sehr nahegeht! Hätte ich diese Unannehmlichkeit geahnt, ich hätte es nicht zugegeben! — Zeitungslektüre nachgeholt. — © Transcription Marko Deisinger. |
21 Cloudless!
— A short walk into the Schweizer Garten. — From Mrs. Komorn (letter= OJ 12/17, [1]): easily straightened out the situation with Weisse; now asks for information about the piece and the lesson time. — From Vrieslander (letter): takes Caland's Bach album as a starting point, justifiably voices criticism of Weisse, announces the book at Piper, condemns the new book by Dahms. — To Heinrichshofen-Verlag (letter): I thank them for the album, congratulate the publishing house at the same time on the nice production. — To Caland (letter via the publishing house): I thank her for the album, over and beyond all the specific services, {2572} for the intention, for the will to genius, for the capability for enthusiasm: "therein alone lies the future – otherwise there will be no more German music!" — To UE (postcard): I ask for the four issues of Tonwille to be sent to Miss Caland at my expense. — 1 Paul v. Klenau from 10:45 to 12:30; about various topics, also including personal reflections of Furtwängler and other conductors – he says Furtwängler could today already permit himself to play the role of an aristocratic standard of value – we finally arrive at the actual topic, to the Missa . I lead him to the score on the piano and outline the basic plan of the entire work, even move on to details, always taking the lead myself, if only in the knowledge that the partner would not even know what to ask; I also don't let myself get bothered by the normal statement " . . that's what I thought, too" – and continue – so to speak as if over his head, addressing whatever occurs to me. I see that my comments have the effect of something new, and result in a strong impact. It remains questionable whether Klenau will be able to alter his performance accordingly. — At the end, he thanked me repeatedly and most warmly and asked me to visit him once he has moved into his apartment on Wiedner Hauptstraße. — 2 Lie-Liechen buys 10 kilograms of cranberries. — From Klenau (letter) post festum). — Electrical short in the apartment! A new socket 10,000 Kronen has to be purchased, Mizzi takes care of everything: 15,000 Kronen. — The scales at the pharmacy read: 91.8 and 71.4 kilograms! — From Dr. Kalmus via the messenger: score of the Fifth Symphony and letter: thanks [me] for my "kind offer;" unfortunately the correction will not be printed so soon because there is a second large edition. He no longer mentions the Brandenburg Concerto, but notes in pencil in the margin: "Do you have any score desiderata?" (apparently should substitute for payment!). — Lie-Liechen is busy with the cranberries {2573} until 11:15, which greatly distresses me! If I had suspected this inconvenience, I would not have admitted it! — Caught up on reading newspapers. —© Translation Scott Witmer. |
Footnotes1 Jeanette inserts an emdash, then continues writing without paragraph break. 2 Jeanette inserts an emdash, then continues writing without paragraph break. |