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16. –2°.

— Von der Akademie (Br.): die Entscheidung hänge vom Ministerium ab, sie wird mir bekanntgegeben werden. — Von der Konzertdirektion Kugel zwei Karten [illeg]zum Buxbaum-Konzert am 20. d. M. — Abends bei der Schöpfung unter Furtwängler: im großen Ganzen die Tempi beschleunigt gegenüber der früheren Art, sie lyrisch zu zerdehnen; manches sogar überbeschleunigt! Ich fürchte, F. wird jetzt im Allgemeinen schneller spielen als geboten ist, in Verkennung dessen, was ich Linie nenne. Er glaubt, dies durch Zusammendrängen des Inhalts, also des Vordergrundes, bewerkstelligen zu können u. weiß nicht, daß dem Vordergrund sein Recht gewahrt bleiben muß, für den ja im Hintergrund die Linie wirkt. Am auffälligsten war mir der neue Griff, die Schlüsse von langen Chören, namentlich fugirten, in u. aus sich selbst heraus zu steigern, statt sie als Auswirkung des gesam- {2765} ten Inhalts erscheinen zu lassen. Die früheren Dirigenten führten solche Sätze völlig unwissend u. unbeteiligt bis ans Ende, die Komposition kam gar nicht zum Ausdruck u. der Schluß erschien rein äußerlich – der Taktstock blieb stehen, das Singen u. Geigen hörte auf u. der Schluß war da, basta! Wenn man die Dirigenten zur Rede stellte, so meinten sie, in solchen Sätzen gehe es nur um eine musikalische Architektur, die vielleicht einmal wirkte, heute aber nicht mehr zur Wirkung gebracht werden kann. F. aber bereitet eine große Steigerung vor, indem er 15 – 20 Takte vor Schluß eine Art großes ritenuto ausführt. Da merkt man freilich eher, daß es zuende geht – aber auch mit diesem Kunstgriff ist der Schaden nicht wettgemacht, der durch das Nichtverstehen angerichtet wird. Ich gedenke im Tonwille darüber zu schreiben. — Dr. Brünauer besucht uns im Konzert.

© Transcription Marko Deisinger.

16 –2°.

— From the Academy (letter): the decision depends on the Ministry and will be conveyed to me. — Two tickets from the concert office Kugel to the Buxbaum concert on the 20th of the month. — In the evening at the Creation under Furtwängler: overall, the tempos are now faster than his earlier way of drawing them out lyrically; some even sped up too much! I fear Furtwängler will now generally play faster than is called for, failing to recognize what I call [Ur]linie. He believes he can achieve that by crowding together the contents, hence the foreground, and does not know that the right of the foreground must be upheld, for which the [Ur]linie is working in the background. I was most struck by the new approach of letting the ends of longer choruses, namely fugal choruses, intensify in and of themselves, instead of letting them contribute to the effect of the overall {2765} content. Earlier conductors directed such movements to the end completely without any knowledge or involvement, the composition was not expressed at all, and the ending appeared purely externally – the conductor's baton stood still, the singing and the violins stopped and the ending was there, basta! If conductors were asked for an explanation, they said that the only important aspect of such works is the musical architecture, which may have had an impact at some point, but which can no longer be brought to effect in modern times. But Furtwängler prepares a large intensification by playing a sort of grand ritenuto over the last 15–20 measures. Naturally, this makes it more apparent that the end is approaching – but even this artificial approach cannot make up for the damage done by the lack of understanding. I am thinking of writing about this in Der Tonwille. — Dr. Brünauer visits us during the concert.

© Translation Scott Witmer.

16. –2°.

— Von der Akademie (Br.): die Entscheidung hänge vom Ministerium ab, sie wird mir bekanntgegeben werden. — Von der Konzertdirektion Kugel zwei Karten [illeg]zum Buxbaum-Konzert am 20. d. M. — Abends bei der Schöpfung unter Furtwängler: im großen Ganzen die Tempi beschleunigt gegenüber der früheren Art, sie lyrisch zu zerdehnen; manches sogar überbeschleunigt! Ich fürchte, F. wird jetzt im Allgemeinen schneller spielen als geboten ist, in Verkennung dessen, was ich Linie nenne. Er glaubt, dies durch Zusammendrängen des Inhalts, also des Vordergrundes, bewerkstelligen zu können u. weiß nicht, daß dem Vordergrund sein Recht gewahrt bleiben muß, für den ja im Hintergrund die Linie wirkt. Am auffälligsten war mir der neue Griff, die Schlüsse von langen Chören, namentlich fugirten, in u. aus sich selbst heraus zu steigern, statt sie als Auswirkung des gesam- {2765} ten Inhalts erscheinen zu lassen. Die früheren Dirigenten führten solche Sätze völlig unwissend u. unbeteiligt bis ans Ende, die Komposition kam gar nicht zum Ausdruck u. der Schluß erschien rein äußerlich – der Taktstock blieb stehen, das Singen u. Geigen hörte auf u. der Schluß war da, basta! Wenn man die Dirigenten zur Rede stellte, so meinten sie, in solchen Sätzen gehe es nur um eine musikalische Architektur, die vielleicht einmal wirkte, heute aber nicht mehr zur Wirkung gebracht werden kann. F. aber bereitet eine große Steigerung vor, indem er 15 – 20 Takte vor Schluß eine Art großes ritenuto ausführt. Da merkt man freilich eher, daß es zuende geht – aber auch mit diesem Kunstgriff ist der Schaden nicht wettgemacht, der durch das Nichtverstehen angerichtet wird. Ich gedenke im Tonwille darüber zu schreiben. — Dr. Brünauer besucht uns im Konzert.

© Transcription Marko Deisinger.

16 –2°.

— From the Academy (letter): the decision depends on the Ministry and will be conveyed to me. — Two tickets from the concert office Kugel to the Buxbaum concert on the 20th of the month. — In the evening at the Creation under Furtwängler: overall, the tempos are now faster than his earlier way of drawing them out lyrically; some even sped up too much! I fear Furtwängler will now generally play faster than is called for, failing to recognize what I call [Ur]linie. He believes he can achieve that by crowding together the contents, hence the foreground, and does not know that the right of the foreground must be upheld, for which the [Ur]linie is working in the background. I was most struck by the new approach of letting the ends of longer choruses, namely fugal choruses, intensify in and of themselves, instead of letting them contribute to the effect of the overall {2765} content. Earlier conductors directed such movements to the end completely without any knowledge or involvement, the composition was not expressed at all, and the ending appeared purely externally – the conductor's baton stood still, the singing and the violins stopped and the ending was there, basta! If conductors were asked for an explanation, they said that the only important aspect of such works is the musical architecture, which may have had an impact at some point, but which can no longer be brought to effect in modern times. But Furtwängler prepares a large intensification by playing a sort of grand ritenuto over the last 15–20 measures. Naturally, this makes it more apparent that the end is approaching – but even this artificial approach cannot make up for the damage done by the lack of understanding. I am thinking of writing about this in Der Tonwille. — Dr. Brünauer visits us during the concert.

© Translation Scott Witmer.