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S. F. 29 März 1941.

Lieber u. verehrter Freund!

Haben Sie wieder innigsten Dank für die lebenserfrischenden Los Angeleser Tage!

Ich bekam durch Ihren Vortrag 1 den ersten verlässlichen, authentischen Einblick in Ihre 12 Ton Theorie u. fand, so weit man bei erstem Hören es wagen darf, völlige Klarheit Ihrer Ideen. Ich möchte meine innere Einstellung festlegen (für mich!) bis Sie mir das Manuscript mit Beispielen freundlichst senden werden. 2 Wenn ich ein paar Dinge, die mir beim ersten “Glimpse” 3 auffielen nun sagen werde, so möchte ich Sie bitten, dies nur als Bemerkung von Musiker zu Musiker zu betrachten, nicht als Werturteil u. meine Courage darin begründet finden, daß ich mich mit all den Dingen immer sehr seriös beschäftigte.

1.) Wenn Sie die Ziffern 1‒12 benützen, so bezeichnen Sie damit die Folge die Sie in dem Skelett-Inhaltsentwurf für die Fleischwerdung des Stückes benützen. Also ein Motiv-Skelett im Gegensatz zu dem früheren Raum-Skelett (Stufenbegriff etc) des früheren Systems. Deshalb nenne ich Ihre Art ein Motiv-Skelett-entwurf u. das andere, alte, einen Systementwurf. 4 [in left margin:] nur als Behelf für Erklärung[.]

2.) Ich möchte es begründen damit, daß ich keinen logischen Grund für den differenten Gebrauch von ę u. ě fühlen konnte. Sie haben einen Weg der 12 Töne konstruirt, seine Umkehrung u. Transpositionen. In einem Weg haben Sie einen abwärtsgehenden Weg z.B. mit “ges” bezeichnet, einen anderen Weg, vielleicht in der Umkehrung, aufwärtsgehend mit “fis” bezeichnet. 5 Diese Differenz kenne ich nur vom Zwange der Tonalität. Also von einer vertikalen Idee stammend.

3.) Ein solcher Anklang an die vertikale Idee schien mir auch Ihre Bezeichnung von Haupttönen in einem der gezeigten ausgeführten Beispiele aus Ihrem Werk. Nur eine verticale Idee kann mich zum Verständnis von deren sicheren Erkenntis bringen.

{2} 4.) In keiner Weise kann ich Ihr Gleichnis mit den Wagner’schen Leitmotiven billigen. 6 Da haben Sie sich viel zu wenig Ehre angetan. Das Leitmotiv war weder eine Idee, noch ein System oder sonst was; es war nur ein einseitiges Theatertechnisches Hilfsmittel, nicht neu dazu (siehe das schöne Zitat im Fidelio 7 ). Das Angreifbare war das mechanisierte einer Idee. Also: Ich warte freudigst auf das Manuscript!!!

Nun erlaube ich mir Sie verabredeterweise zu erinnern, in irgend einer Weise für ein Engagement für den Herbst (New Friends of music 8 ) für mich “fürzusprechen”. Ich verspreche mir unendlich viel davon. Entweder ein seltenes Klavierkonzert von Mozart. Lieber wäre mir ein Kammermusik Abend mit Bläsern. Z.B. Horn-Trio von Brahms, Trio für Clarinette, Cello u. Klavier von Brahms u. (entweder) Beethoven oder Mozart Bläser Quintett mit Klavier. Mozart ist das schwerere, bedeutendere u. seltener gespielte Quintett.

In den nächsten Tagen werde ich hier die erste Unterredung wegen meiner Instituts-Idee in S. F. haben. Ich glaube es wäre das erste dieser Art in Amerika. Ich werde Ihnen von irgend einem Ergebnis berichten u. Sie können dann Stellung nehmen. Ich halte viel von der Idee u. ich glaube Sie müssten viel Freude daran haben.


Alles Schönste von Haus zu Haus!
Ihr aufrichtig dankbarer
[signed:] M Violin

© Transcription Ian Bent, 2020


San Francisco, March 29, 1941

Dear and revered Friend,

Most heartfelt thanks again for the life-restoring days in Los Angeles!

From your lecture 1 I gained my first trustworthy, authentic insight into your twelve-tone theory, and understood your ideas – insofar as one can venture at first hearing – with total clarity. I should like to formulate my inner thoughts (for myself!) if you would most kindly send me the manuscript with music examples. 2 If I may say a couple of things that occurred to me at first glance, 3 then I should like to ask you – only as a comment from one musician to another, not as a value judgement – to find my courage founded in the fact that I always concern myself very seriously with all these matters.

1.) When you use the numbers 1 to 12, you are denoting by that the succession that you employ in the skeleton-content-outline for the fleshing-out of the piece. Thus, a motive-skeleton, in contrast to the earlier space-skeleton (scale-degree concept, etc.) of the earlier system. Therefore I call your type a "motive-skeleton-outline" and the other, earlier one, a "system-outline." 4 [in left margin:] only as an aid to clarification.[end]

2.) I should like to determine from this that I could see no logical basis for your different use of ę and ě. You have constructed a pathway through the twelve tones, its inversion and transpositions. In one pathway you have a downward-leading path, e.g. denoted by "Gę", and another pathway, let's say in the inversion, upward-leading, denoted by "Fě." 5 I recognize this difference only according to the constraints of tonality. Thus deriving from a vertical idea.

3.) You notation of the principal tones in one of the examples that you showed, extracted from your work, seemed to me to be an invocation of the vertical idea. Only a vertical idea can enable me to understand their concrete rationale.

{2} 4.) I can in no way assent to your analogy with Wagnerian leitmotives. 6 You have done yourself very little credit by that. The leitmotive was neither an idea nor a system or anything else; it was merely a one-sided technical theatrical device, and not new for that purpose (see the lovely quotation in Fidelio 7 ). What is open to criticism was the mechanised [result] of an idea. So then: I look forward most joyously to receiving the manuscript!!!

Now permit me to remind you in arranged fashion to "intercede" for me in some way or another for an [in English:] engagement [in German:] in the fall (New Friends of Music 8 ). I set infinitely great store by that: either a rare piano concerto by Mozart; [or] preferable would be an evening of chamber music with winds, e.g. Brahms's Horn Trio or his Trio for clarinet, cello and piano, and (either) the Beethoven or the Mozart Quintet for winds and piano. Mozart is the harder, the more important, and the more rarely played quintet.

In the coming days I will have the first discussion here about my idea of an institute in San Francisco. I believe it would be the first of its kind in America. I will report to you on any outcome, and you can then see how you stand. I think very well of the idea, and I feel sure you will be delighted by what you see.


All best wishes from my family to yours!
Your sincerely grateful
[signed:] M. Violin

© Translation Ian Bent, 2020


S. F. 29 März 1941.

Lieber u. verehrter Freund!

Haben Sie wieder innigsten Dank für die lebenserfrischenden Los Angeleser Tage!

Ich bekam durch Ihren Vortrag 1 den ersten verlässlichen, authentischen Einblick in Ihre 12 Ton Theorie u. fand, so weit man bei erstem Hören es wagen darf, völlige Klarheit Ihrer Ideen. Ich möchte meine innere Einstellung festlegen (für mich!) bis Sie mir das Manuscript mit Beispielen freundlichst senden werden. 2 Wenn ich ein paar Dinge, die mir beim ersten “Glimpse” 3 auffielen nun sagen werde, so möchte ich Sie bitten, dies nur als Bemerkung von Musiker zu Musiker zu betrachten, nicht als Werturteil u. meine Courage darin begründet finden, daß ich mich mit all den Dingen immer sehr seriös beschäftigte.

1.) Wenn Sie die Ziffern 1‒12 benützen, so bezeichnen Sie damit die Folge die Sie in dem Skelett-Inhaltsentwurf für die Fleischwerdung des Stückes benützen. Also ein Motiv-Skelett im Gegensatz zu dem früheren Raum-Skelett (Stufenbegriff etc) des früheren Systems. Deshalb nenne ich Ihre Art ein Motiv-Skelett-entwurf u. das andere, alte, einen Systementwurf. 4 [in left margin:] nur als Behelf für Erklärung[.]

2.) Ich möchte es begründen damit, daß ich keinen logischen Grund für den differenten Gebrauch von ę u. ě fühlen konnte. Sie haben einen Weg der 12 Töne konstruirt, seine Umkehrung u. Transpositionen. In einem Weg haben Sie einen abwärtsgehenden Weg z.B. mit “ges” bezeichnet, einen anderen Weg, vielleicht in der Umkehrung, aufwärtsgehend mit “fis” bezeichnet. 5 Diese Differenz kenne ich nur vom Zwange der Tonalität. Also von einer vertikalen Idee stammend.

3.) Ein solcher Anklang an die vertikale Idee schien mir auch Ihre Bezeichnung von Haupttönen in einem der gezeigten ausgeführten Beispiele aus Ihrem Werk. Nur eine verticale Idee kann mich zum Verständnis von deren sicheren Erkenntis bringen.

{2} 4.) In keiner Weise kann ich Ihr Gleichnis mit den Wagner’schen Leitmotiven billigen. 6 Da haben Sie sich viel zu wenig Ehre angetan. Das Leitmotiv war weder eine Idee, noch ein System oder sonst was; es war nur ein einseitiges Theatertechnisches Hilfsmittel, nicht neu dazu (siehe das schöne Zitat im Fidelio 7 ). Das Angreifbare war das mechanisierte einer Idee. Also: Ich warte freudigst auf das Manuscript!!!

Nun erlaube ich mir Sie verabredeterweise zu erinnern, in irgend einer Weise für ein Engagement für den Herbst (New Friends of music 8 ) für mich “fürzusprechen”. Ich verspreche mir unendlich viel davon. Entweder ein seltenes Klavierkonzert von Mozart. Lieber wäre mir ein Kammermusik Abend mit Bläsern. Z.B. Horn-Trio von Brahms, Trio für Clarinette, Cello u. Klavier von Brahms u. (entweder) Beethoven oder Mozart Bläser Quintett mit Klavier. Mozart ist das schwerere, bedeutendere u. seltener gespielte Quintett.

In den nächsten Tagen werde ich hier die erste Unterredung wegen meiner Instituts-Idee in S. F. haben. Ich glaube es wäre das erste dieser Art in Amerika. Ich werde Ihnen von irgend einem Ergebnis berichten u. Sie können dann Stellung nehmen. Ich halte viel von der Idee u. ich glaube Sie müssten viel Freude daran haben.


Alles Schönste von Haus zu Haus!
Ihr aufrichtig dankbarer
[signed:] M Violin

© Transcription Ian Bent, 2020


San Francisco, March 29, 1941

Dear and revered Friend,

Most heartfelt thanks again for the life-restoring days in Los Angeles!

From your lecture 1 I gained my first trustworthy, authentic insight into your twelve-tone theory, and understood your ideas – insofar as one can venture at first hearing – with total clarity. I should like to formulate my inner thoughts (for myself!) if you would most kindly send me the manuscript with music examples. 2 If I may say a couple of things that occurred to me at first glance, 3 then I should like to ask you – only as a comment from one musician to another, not as a value judgement – to find my courage founded in the fact that I always concern myself very seriously with all these matters.

1.) When you use the numbers 1 to 12, you are denoting by that the succession that you employ in the skeleton-content-outline for the fleshing-out of the piece. Thus, a motive-skeleton, in contrast to the earlier space-skeleton (scale-degree concept, etc.) of the earlier system. Therefore I call your type a "motive-skeleton-outline" and the other, earlier one, a "system-outline." 4 [in left margin:] only as an aid to clarification.[end]

2.) I should like to determine from this that I could see no logical basis for your different use of ę and ě. You have constructed a pathway through the twelve tones, its inversion and transpositions. In one pathway you have a downward-leading path, e.g. denoted by "Gę", and another pathway, let's say in the inversion, upward-leading, denoted by "Fě." 5 I recognize this difference only according to the constraints of tonality. Thus deriving from a vertical idea.

3.) You notation of the principal tones in one of the examples that you showed, extracted from your work, seemed to me to be an invocation of the vertical idea. Only a vertical idea can enable me to understand their concrete rationale.

{2} 4.) I can in no way assent to your analogy with Wagnerian leitmotives. 6 You have done yourself very little credit by that. The leitmotive was neither an idea nor a system or anything else; it was merely a one-sided technical theatrical device, and not new for that purpose (see the lovely quotation in Fidelio 7 ). What is open to criticism was the mechanised [result] of an idea. So then: I look forward most joyously to receiving the manuscript!!!

Now permit me to remind you in arranged fashion to "intercede" for me in some way or another for an [in English:] engagement [in German:] in the fall (New Friends of Music 8 ). I set infinitely great store by that: either a rare piano concerto by Mozart; [or] preferable would be an evening of chamber music with winds, e.g. Brahms's Horn Trio or his Trio for clarinet, cello and piano, and (either) the Beethoven or the Mozart Quintet for winds and piano. Mozart is the harder, the more important, and the more rarely played quintet.

In the coming days I will have the first discussion here about my idea of an institute in San Francisco. I believe it would be the first of its kind in America. I will report to you on any outcome, and you can then see how you stand. I think very well of the idea, and I feel sure you will be delighted by what you see.


All best wishes from my family to yours!
Your sincerely grateful
[signed:] M. Violin

© Translation Ian Bent, 2020

Footnotes

1 Violin had attended Schoenberg's lecture "Composition with Twelve Tones," given at the University of California, Los Angeles on March 26, 1941, apparently spending a few days in the company of the Schoenbergs. Schoenberg had given the lecture twice before, at Princeton University ("translated from German") on March 6, 1934, then at the University of Southern California in the summer of 1935. The text was published in Style & Idea, ed. Dika Newlin (New York: Philosophical Library, 1950), and reprinted in Style and Idea: Selected Writings of Arnold Schoenberg, ed. Leonard Stein (Pacific Palisades, CA: Belmont Music Publishers; London: Faber & Faber, 1975), pp. 214‒45, where it is followed by a second article, written c. 1948, with source notes on p. 523.

2 Schoenberg had sent Violin a copy of what was perhaps an earlier version of the text of this lecture with LC ASC 7/50, [13] on May 19, 1940, which Violin seems to have forgotten or never received.

3 "glance" (English transl.): Violin uses the English "glimpse", a word he had used in the title of a course he had then been about to teach; see LC ASC 27/45, [23], December 19, 1940.

4 Violin is reading Schoenberg but thinking in Schenkerian terms, seeing the "Raum-Skelett" as the outline of a tonal space, close to the concept of the Urlinie. (By "earlier system" he means that of Schenkerian theory.) We should remember, though, that Violin is trying to make sense of a lecture that he had heard delivered in English and to adapt its terminology and concepts to German terms with which he is familiar.

5 The closest to this in the published version of the lecture is Example 3, the two principal themes of Schoenberg's First Chamber Symphony (which is not a twelve-tone work), from which Schoenberg extracts two underlying successions, an ascending one beginning on Gě and a descending one beginning on Aę, the choices clearly being determined tonally (E major and F minor).

6 In the published text, Schoenberg retained the connection between the tone row and the leitmotive: "I believe that when Richard Wagner introduced his Leitmotiv ‒ for the same purpose as that for which I introduced my Basic Set ‒ he may have said: ‛Let there be unity.’" (p. 244).

7 Violin may be referring to Beethoven's quotation from Florestan's aria in his opera Fidelio in his "Leonora" Overtures 2 and 3, the latter being a work that attracted Schenker's attention, especially in Der freie Satz.

8 New Friends of Music, the New York organization the orchestra of which, under its conductor Fritz Stiedry, gave the first performance of Schoenberg's Kammersymphonie No. 2 in New York on December 14, 1940, which performance Violin heard and commented on in LC ASC 27/45, [23], December 19, 1940.

Commentary

Format
2p letter, holograph salutation, message, valediction, and signature
Rights Holder
Heirs of Arnold Schoenberg, permission to publish granted
Provenance
Arnold Schoenberg (document date–1951) -- family of Arnold Schoenberg (1951–19??) -- Library of Congress (19??–)
License
Permission to publish granted by author's son, Mr. Lawrence Schoenberg, July 16, 2013. Any claim to intellectual rights on this document should be addressed to Schenker Documents Online, at schenkercorrespondence@mus[dot]cam[dot]ac[dot]uk.

Digital version created: 2020-09-07
Last updated: 2013-07-01