Downloads temporarily removed for testing purposes

[printed letterhead: ]

Rechtsanwalt
DR. LEO FISCHMANN
Gerichtsdolmetsch für die französische Sprache
Wien, X. Favoritenstraße Nr. 106
Telephon 50.037
Wien, den 19. Februar 1920.

Sehr geehrter Herr Doktor!

Ich 1 beehre mich, Ihnen mitzuteilen, dass der SCHUTZVERBAND DEUTSCHER SCHRIFTSTELLER IN WIEN mir den von Ihnen eingesandten Verlagsvertragsentwurf 2 zur Prüfung übermittelt hat. Ich gestatte mir nun im folgenden, Ihnen meine Bemerkungen hiezu mitzuteilen:

Der Vertrag ist im wesentlichen in Ordnung. Es fehlt allerdings darin eine Bestimmung über die Höhe der Auflage der in Verlag gegegebenen [sic] Werke und anschliessend daran eine Bestimmung der [recte des] Inhaltes, dass sich der Verlag verpflichtet, wenn die hergestellte Auflage vergriffen ist, binnen einer gewissen Frist eine neue Auflage herzustellen, widrigens Falles Sie das Recht haben, dieses Werk anderswo erscheinen zu lassen. Da es sich um eine Art periodischer Werke (Kleine Bibliothek) handelt, wäre vielleicht in beiderseitigen Interesse die Begrenzung auf eine Anzahl von Jahren wünschenswert.

Ferner fehlt die Bestimmung des Ladenpreises für broschierte und gebundene Exemplare. Ich verkenne keineswegs, dass bei der fortwährenden Steigerung der Druckkosten und anderer Kalkulationsfaktoren sich das heute schwer machen lässt. Auf der anderen Seite sind Sie natürlich am Absatz und daher am Preise sehr interessiert und der Verlag kann schikanös den Preis so hoch ansetzen, dass niemand die Sache kauft.

In §II erscheint mir das Wort "brochiert" überflüssig, da Sie ja auch an gebundenen Ausgaben das gleiche Recht haben. Schon mit Rücksicht auf die in diesem § ausgesprochene Verpflichtung des Verlages, Ihnen die Hälfte des Honorars sogleich zu zahlen, erscheint es nötig, diese erste Auflage ziffermässig zu begrenzen.

Des weiteren haben Sie nach dem Vertragsentwurfe nicht das Recht, Freiexemplare und etwa weitere Exemplare zu dem Buchhändlerpreis zu verlangen, obgleich derartige Bestimmungen üblich sind. Auch könnte man die Zahl der Exemplare, welche der Verlag gratis als Rezensionsemplare oder zu Propagandazwecken verteilen darf, entweder absolut oder als Prozentsatz jeder Auflage fixieren.

{2} In §6 wäre es vielleicht erwünscht, ausdrücklich festzusetzen, dass der Verlag die hiermit erworbenen Verlagsrechte an dritte nur mit dem Verkaufe des ganzen Unternehmens ohne Ihre Zustimmung veräussern darf.

Obgleich es für das vorliegenden Verlagsvertrag nicht wichtig ist, will ich darauf hinweisen, dass Sie an den Ausgaben Beethovens und der anderen alten Meister kein Urheberrecht haben, da es sich nicht um Neuschöpfungen, sondern gerade nach Ihrer Tendenz um die Herstellung der richtigen von den betreffenden Komponisten herrührenden Schöpfung handelt. Nach der übereinstimmenden Ansicht der Praxis und der juristischen Literatur erwirbt der Herausgeber, mag seine darauf verwendete Tätigkeit noch so mühevoll und dankenswert sein, kein Urheberrecht. Es steht also jedermann frei, die von Ihnen rekonstruierte Tonfolge als Grundlage einer Ausgabe zu benützen, für die er Ihnen nicht honorarpflichtig ist. Damit aber wenigstens nicht die Universal-Edition so vorgehen kann, so würde ich Ihnen raten, etwa folgenden § in den Vertrag aufzunehmen: "Die Universaledition verpflichtet sich, die von Herrn. Dr. Schenker rekonstruierte Tonfolge der von ihm herausgegebenen Ausgaben ohne seine Zustimmung keiner anderen Ausgabe derselben Tonwerke zu Grunde zu legen."

Sollten Sie noch weitere Auskünfte wünschen, so erlaube ich mir Ihnen mitzuteilen, dass ich Ihnen gerne zur Verfügung stehe, doch bitte ich, mich vorher wegen der Stunde Ihres Besuches anzurufen.

Eine Taxe für die Überprüfung des Vertrages ist gemäss den Satzungen des Schutzverbandes nicht zu entrichten.


Ich zeichne mit vorzüglicher Hochachtung,
[signed:] LeoFischm
Herrn Dr. Heinrich Schenker,
Wien, III.
Reisnerstrasse No. 38.

Beilagen.

Rekommandiert.

© Transcription Ian Bent, 2009

[printed letterhead: ]

Attorney in Law
DR. LEO FISCHMANN
Legal interpreter for the French language
Vienna X, Favoritenstraße No. 106
Telephone 50.037
Vienna, February 19, 1920

Dear Dr. [Schenker],

I 1 have the honor of informing you that the ASSOCIATION FOR THE PROTECTION OF GERMAN AUTHORS IN VIENNA has passed to me the draft contract 2 that you sent it for scrutiny. I take the liberty now of conveying to you in what follows my comments on this:

The contract is essentially in good order. However, there is no specification of the size of the print-run for the works produced by the publishing house, and in that connection no stipulation of what obligations the publishing house has, in the event of the work produced going out of print, to produce a new edition within a certain space of time, in default of which you possess the right to have this work published elsewhere. Since we are dealing with a category of periodic works Little Library ), in the interests of both parties it would perhaps be desirable for a limitation to be placed on the number of years.

Further, there is no specification of the retail price for paperback and bound copies. I do not for a moment underestimate how difficult this is these days, with the constant increase in printing costs and other factors that have to be costed in. On the other hand, you are naturally keenly interested in the sales and therefore the price, and the publishing house can out of spite set the price so high that no one buys the article.

In clause II the word "paperback" seems to me superfluous, since you clearly have the same right also with respect to bound editions. With regard to the publishing house's obligation articulated in this clause to pay half of the honorarium to you immediately, it seems necessary to limit this first edition by number [of copies].

In addition, according to the draft contract you do not have the right to request free copies and perhaps further copies at trade price, although such specifications are customary. Furthermore, one could set the number of copies that the publishing house must allocate gratis to review copies or for purposes of advertising either in absolute terms or as a percentage of each edition.

{2} In clause VI it would perhaps be desirable to establish expressly that the publishing house may dispose of the publication rights acquired herewith to a third party without your agreement only with the purchase of the entire enterprise.

Although it is of no importance to the draft contract in question, I should point out that you hold no copyright in your editions of Beethoven or the other composers, since we are dealing not with new creations but precisely with your views on the correct interpretation of the creations ascribable to the composers in question. According to the unanimous view of current practice and the legal literature, the editor acquires no copyright, no matter how strenuous and how worthy of gratitude the activity he expended on it were. It is thus open to any person to use the succession of tones reconstructed by you as a basis for another edition for which he bears no honorarial obligation to you. But at least so that Universal Edition cannot act preemptively, I would advise you to insert into the contract something along the following lines: "Universal Edition is obligated not to use the succession of tones reconstructed by Dr. Schenker in the editions edited by him as a basis for any other edition of the same musical works without his agreement."

Should you wish for any further information, I take pleasure in informing you that I will be glad to place myself at your disposal, but I ask you to call me in advance regarding the time of your visit.

By the statutes of the Association, no fee is to be charged for the scrutiny of a contract.


I remain, with kind regards,
[signed:] LeoFischm
Dr. Heinrich Schenker,
Vienna III.
Reisnerstrasse No. 38.

Enclosures.

Registered.

© Translation Ian Bent, 2009

[printed letterhead: ]

Rechtsanwalt
DR. LEO FISCHMANN
Gerichtsdolmetsch für die französische Sprache
Wien, X. Favoritenstraße Nr. 106
Telephon 50.037
Wien, den 19. Februar 1920.

Sehr geehrter Herr Doktor!

Ich 1 beehre mich, Ihnen mitzuteilen, dass der SCHUTZVERBAND DEUTSCHER SCHRIFTSTELLER IN WIEN mir den von Ihnen eingesandten Verlagsvertragsentwurf 2 zur Prüfung übermittelt hat. Ich gestatte mir nun im folgenden, Ihnen meine Bemerkungen hiezu mitzuteilen:

Der Vertrag ist im wesentlichen in Ordnung. Es fehlt allerdings darin eine Bestimmung über die Höhe der Auflage der in Verlag gegegebenen [sic] Werke und anschliessend daran eine Bestimmung der [recte des] Inhaltes, dass sich der Verlag verpflichtet, wenn die hergestellte Auflage vergriffen ist, binnen einer gewissen Frist eine neue Auflage herzustellen, widrigens Falles Sie das Recht haben, dieses Werk anderswo erscheinen zu lassen. Da es sich um eine Art periodischer Werke (Kleine Bibliothek) handelt, wäre vielleicht in beiderseitigen Interesse die Begrenzung auf eine Anzahl von Jahren wünschenswert.

Ferner fehlt die Bestimmung des Ladenpreises für broschierte und gebundene Exemplare. Ich verkenne keineswegs, dass bei der fortwährenden Steigerung der Druckkosten und anderer Kalkulationsfaktoren sich das heute schwer machen lässt. Auf der anderen Seite sind Sie natürlich am Absatz und daher am Preise sehr interessiert und der Verlag kann schikanös den Preis so hoch ansetzen, dass niemand die Sache kauft.

In §II erscheint mir das Wort "brochiert" überflüssig, da Sie ja auch an gebundenen Ausgaben das gleiche Recht haben. Schon mit Rücksicht auf die in diesem § ausgesprochene Verpflichtung des Verlages, Ihnen die Hälfte des Honorars sogleich zu zahlen, erscheint es nötig, diese erste Auflage ziffermässig zu begrenzen.

Des weiteren haben Sie nach dem Vertragsentwurfe nicht das Recht, Freiexemplare und etwa weitere Exemplare zu dem Buchhändlerpreis zu verlangen, obgleich derartige Bestimmungen üblich sind. Auch könnte man die Zahl der Exemplare, welche der Verlag gratis als Rezensionsemplare oder zu Propagandazwecken verteilen darf, entweder absolut oder als Prozentsatz jeder Auflage fixieren.

{2} In §6 wäre es vielleicht erwünscht, ausdrücklich festzusetzen, dass der Verlag die hiermit erworbenen Verlagsrechte an dritte nur mit dem Verkaufe des ganzen Unternehmens ohne Ihre Zustimmung veräussern darf.

Obgleich es für das vorliegenden Verlagsvertrag nicht wichtig ist, will ich darauf hinweisen, dass Sie an den Ausgaben Beethovens und der anderen alten Meister kein Urheberrecht haben, da es sich nicht um Neuschöpfungen, sondern gerade nach Ihrer Tendenz um die Herstellung der richtigen von den betreffenden Komponisten herrührenden Schöpfung handelt. Nach der übereinstimmenden Ansicht der Praxis und der juristischen Literatur erwirbt der Herausgeber, mag seine darauf verwendete Tätigkeit noch so mühevoll und dankenswert sein, kein Urheberrecht. Es steht also jedermann frei, die von Ihnen rekonstruierte Tonfolge als Grundlage einer Ausgabe zu benützen, für die er Ihnen nicht honorarpflichtig ist. Damit aber wenigstens nicht die Universal-Edition so vorgehen kann, so würde ich Ihnen raten, etwa folgenden § in den Vertrag aufzunehmen: "Die Universaledition verpflichtet sich, die von Herrn. Dr. Schenker rekonstruierte Tonfolge der von ihm herausgegebenen Ausgaben ohne seine Zustimmung keiner anderen Ausgabe derselben Tonwerke zu Grunde zu legen."

Sollten Sie noch weitere Auskünfte wünschen, so erlaube ich mir Ihnen mitzuteilen, dass ich Ihnen gerne zur Verfügung stehe, doch bitte ich, mich vorher wegen der Stunde Ihres Besuches anzurufen.

Eine Taxe für die Überprüfung des Vertrages ist gemäss den Satzungen des Schutzverbandes nicht zu entrichten.


Ich zeichne mit vorzüglicher Hochachtung,
[signed:] LeoFischm
Herrn Dr. Heinrich Schenker,
Wien, III.
Reisnerstrasse No. 38.

Beilagen.

Rekommandiert.

© Transcription Ian Bent, 2009

[printed letterhead: ]

Attorney in Law
DR. LEO FISCHMANN
Legal interpreter for the French language
Vienna X, Favoritenstraße No. 106
Telephone 50.037
Vienna, February 19, 1920

Dear Dr. [Schenker],

I 1 have the honor of informing you that the ASSOCIATION FOR THE PROTECTION OF GERMAN AUTHORS IN VIENNA has passed to me the draft contract 2 that you sent it for scrutiny. I take the liberty now of conveying to you in what follows my comments on this:

The contract is essentially in good order. However, there is no specification of the size of the print-run for the works produced by the publishing house, and in that connection no stipulation of what obligations the publishing house has, in the event of the work produced going out of print, to produce a new edition within a certain space of time, in default of which you possess the right to have this work published elsewhere. Since we are dealing with a category of periodic works Little Library ), in the interests of both parties it would perhaps be desirable for a limitation to be placed on the number of years.

Further, there is no specification of the retail price for paperback and bound copies. I do not for a moment underestimate how difficult this is these days, with the constant increase in printing costs and other factors that have to be costed in. On the other hand, you are naturally keenly interested in the sales and therefore the price, and the publishing house can out of spite set the price so high that no one buys the article.

In clause II the word "paperback" seems to me superfluous, since you clearly have the same right also with respect to bound editions. With regard to the publishing house's obligation articulated in this clause to pay half of the honorarium to you immediately, it seems necessary to limit this first edition by number [of copies].

In addition, according to the draft contract you do not have the right to request free copies and perhaps further copies at trade price, although such specifications are customary. Furthermore, one could set the number of copies that the publishing house must allocate gratis to review copies or for purposes of advertising either in absolute terms or as a percentage of each edition.

{2} In clause VI it would perhaps be desirable to establish expressly that the publishing house may dispose of the publication rights acquired herewith to a third party without your agreement only with the purchase of the entire enterprise.

Although it is of no importance to the draft contract in question, I should point out that you hold no copyright in your editions of Beethoven or the other composers, since we are dealing not with new creations but precisely with your views on the correct interpretation of the creations ascribable to the composers in question. According to the unanimous view of current practice and the legal literature, the editor acquires no copyright, no matter how strenuous and how worthy of gratitude the activity he expended on it were. It is thus open to any person to use the succession of tones reconstructed by you as a basis for another edition for which he bears no honorarial obligation to you. But at least so that Universal Edition cannot act preemptively, I would advise you to insert into the contract something along the following lines: "Universal Edition is obligated not to use the succession of tones reconstructed by Dr. Schenker in the editions edited by him as a basis for any other edition of the same musical works without his agreement."

Should you wish for any further information, I take pleasure in informing you that I will be glad to place myself at your disposal, but I ask you to call me in advance regarding the time of your visit.

By the statutes of the Association, no fee is to be charged for the scrutiny of a contract.


I remain, with kind regards,
[signed:] LeoFischm
Dr. Heinrich Schenker,
Vienna III.
Reisnerstrasse No. 38.

Enclosures.

Registered.

© Translation Ian Bent, 2009

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/1, p. 2215, February 20, 1920: "Von Dr. Fischmann (recomm. Br.): Gutachten über den Vertrag." ("From Dr. Fischmann (registered letter): expert opinion on the contract.")

2 The draft contract for the Kleine Bibliothek, cf. the handwritten draft OC 52/223, undated, and later drafts, OC 52/560, March 23, 1920, and OC 52/517, July 10, 1920, all of which seem to reflect Fischmann's recommendations to one extent of another.

Commentary

Provenance
Schenker, Heinrich (1920-1935)--Schenker, Jeanette (1935-1938)--Oster, Ernst (1938-1977)—New York Public Library (c.1977-)
Rights Holder
Heirs of Leo Fischmann, deemed to be in the public domain
License
This document is deemed to be in the public domain. Any claim to intellectual rights should be addressed to the Schenker Correspondence Project, Faculty of Music, University of Cambridge, at schenkercorrespondence [at] mus (dot) cam (dot) ac (dot) uk
Format
2p letter, printed letterhead, typed message, holograph signature
Provenance
Schenker, Heinrich (document date-1935)--Schenker, Jeanette (1935-1938)--Oster, Ernst (1938-c.1939)—New York Public Library (c.1939-)

Digital version created: 2009-06-10
Last updated: 2010-07-03