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OJ 10/1, [85] - Handwritten letter from Dahms to Schenker, dated June 18, 1924
Zuerst: morgen ist Ihr Geburtstag! Wir wollen in einem Hochtal der Abruzzen, inmitten der ewigen Berge, Ihrer mit aller Liebe und Verehrung gedenken und das Beste für Sie wünschen. Die letzten Wochen in Rom waren so angespannt, dass ich nicht dazu kam, Ihnen zu schreiben. Seit einer Wochen haben wir die Hauptstadt des Lärms und Staubs verlassen und sind hier in den Abruzzen, wo wir von einfachen und netten italienischen Weinbauern ein kleines Häuschen inmitten eines Weinbergs gemietet haben und mit Behagen die reine Luft und Ruhe geniessen. Und schon erwacht wieder der Drang zur Arbeit. Mit grosser Teilnahme habe ich Tonwille VI und VII gelesen. Immer neue Welten tun Sie uns auf – ich muss demnächst einmal meinem Herzen mit der Feder Luft machen! Nach Galtür werden wir leider nicht kommen können. Ich habe meine +++ journalistische {2} Tätigkeit jetzt einigermassen ausgebaut, sodass ich von verhältnismässig geringer „Arbeit“ (die mich innerlich garnicht im geringsten berührt) bescheiden leben kann und den Kopf frei habe für bessere Dinge. Endlich ist somit der bitterste Tiefstand überwunden und wir können aufatmen. Dies tun wir gründlich in dieser phantastisch schönen Natur. Ich hoffe sehr, im Herbst – etwa 2. Oktoberhälfte – nach Deutschland fahren zu können, um dort verschiedene Angelegenheiten zu regeln, und dabei werde ich eine ganze Reihe von Städten besuchen. Wenn es mir irgendwie reicht, will ich unter allen Umständen meinen Rückweg über Wien nehmen, um Sie zu sehen und zu sprechen. Dies ist eine schöne Hoffnung für mich. – Bald schreibe ich Ihnen ausführlicher, wir sitzen immer noch in grosser Unordnung. Nochmals: unsere allherzlichsten Glück- und Segenswünsche und viele herzliche Grüsse für Sie und Ihre hochverehrte Frau Gemahlin von uns beiden © Transcription John Koslovsky, 2012 |
First of all: tomorrow is your birthday! From a high valley in the Abruzzi, between the eternal mountains, we shall think of you with all our love and reverence, and we wish for you the best. The past weeks in Rome were so stressful that I was not able to write to you. One week ago we left the capital of noise and dust and are here are in the Abruzzi, where we have rented a small house in the middle of the wine region from simple and amiable Italian winegrowers; we have enjoyed the pleasure of the pure air and the serenity. And already the urge to work again has arisen. I have read Tonwille 6 and 7 with great interest. You always open up new worlds for us – I will soon have to clear the air of my heart with the quill! Unfortunately we will not be able to come to Galtür. I have now somewhat developed my +++ job as a journalist,{2} so that I can live modestly from relatively little "work" (which inside of me I could really care less about) and leave my head free for better things. Finally the bitterest low point has been overcome and we can breathe a sigh of relief. We do this well in this fantastically beautiful nature. I hope very much to be able to travel in the fall to Germany – sometime in the second half of October – to take care of a number of different matters, and while there I will visit a number of cities. If I can somehow manage it I want under all circumstances to have my return trip through Vienna, in order to see you and talk to you. This is a great hope of mine. – Soon I will write to you at greater length, we are still living in great disorder. Once again: our most cordial wishes for happiness and a blessing and many heartfelt greetings to you and your dear wife from both of us. © Translation John Koslovsky, 2012 |
Zuerst: morgen ist Ihr Geburtstag! Wir wollen in einem Hochtal der Abruzzen, inmitten der ewigen Berge, Ihrer mit aller Liebe und Verehrung gedenken und das Beste für Sie wünschen. Die letzten Wochen in Rom waren so angespannt, dass ich nicht dazu kam, Ihnen zu schreiben. Seit einer Wochen haben wir die Hauptstadt des Lärms und Staubs verlassen und sind hier in den Abruzzen, wo wir von einfachen und netten italienischen Weinbauern ein kleines Häuschen inmitten eines Weinbergs gemietet haben und mit Behagen die reine Luft und Ruhe geniessen. Und schon erwacht wieder der Drang zur Arbeit. Mit grosser Teilnahme habe ich Tonwille VI und VII gelesen. Immer neue Welten tun Sie uns auf – ich muss demnächst einmal meinem Herzen mit der Feder Luft machen! Nach Galtür werden wir leider nicht kommen können. Ich habe meine +++ journalistische {2} Tätigkeit jetzt einigermassen ausgebaut, sodass ich von verhältnismässig geringer „Arbeit“ (die mich innerlich garnicht im geringsten berührt) bescheiden leben kann und den Kopf frei habe für bessere Dinge. Endlich ist somit der bitterste Tiefstand überwunden und wir können aufatmen. Dies tun wir gründlich in dieser phantastisch schönen Natur. Ich hoffe sehr, im Herbst – etwa 2. Oktoberhälfte – nach Deutschland fahren zu können, um dort verschiedene Angelegenheiten zu regeln, und dabei werde ich eine ganze Reihe von Städten besuchen. Wenn es mir irgendwie reicht, will ich unter allen Umständen meinen Rückweg über Wien nehmen, um Sie zu sehen und zu sprechen. Dies ist eine schöne Hoffnung für mich. – Bald schreibe ich Ihnen ausführlicher, wir sitzen immer noch in grosser Unordnung. Nochmals: unsere allherzlichsten Glück- und Segenswünsche und viele herzliche Grüsse für Sie und Ihre hochverehrte Frau Gemahlin von uns beiden © Transcription John Koslovsky, 2012 |
First of all: tomorrow is your birthday! From a high valley in the Abruzzi, between the eternal mountains, we shall think of you with all our love and reverence, and we wish for you the best. The past weeks in Rome were so stressful that I was not able to write to you. One week ago we left the capital of noise and dust and are here are in the Abruzzi, where we have rented a small house in the middle of the wine region from simple and amiable Italian winegrowers; we have enjoyed the pleasure of the pure air and the serenity. And already the urge to work again has arisen. I have read Tonwille 6 and 7 with great interest. You always open up new worlds for us – I will soon have to clear the air of my heart with the quill! Unfortunately we will not be able to come to Galtür. I have now somewhat developed my +++ job as a journalist,{2} so that I can live modestly from relatively little "work" (which inside of me I could really care less about) and leave my head free for better things. Finally the bitterest low point has been overcome and we can breathe a sigh of relief. We do this well in this fantastically beautiful nature. I hope very much to be able to travel in the fall to Germany – sometime in the second half of October – to take care of a number of different matters, and while there I will visit a number of cities. If I can somehow manage it I want under all circumstances to have my return trip through Vienna, in order to see you and talk to you. This is a great hope of mine. – Soon I will write to you at greater length, we are still living in great disorder. Once again: our most cordial wishes for happiness and a blessing and many heartfelt greetings to you and your dear wife from both of us. © Translation John Koslovsky, 2012 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/6, p. 2682, June 23, 1924: "Von Dahms (Br.): Geburtstagsgratulation; kommt vielleicht im Oktober nach Wien." ("From Dahms (letter): birthday congratulations; possibly coming to Vienna in October."). |
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Commentary
Digital version created: 2012-02-22 |