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Dr. Max Gross, Hof- und Gerichts Advokat
Wien, 1., Singerstraße Nr. 14, Mezzanin
Telephon 7125.
Postsparkassen-Konto Nr. 82,294.
Persönliche Sprechstunde:
Nachmittags ½4–6 Uhr.

Wien, am 9. Jänner 1914.
ABSCHRIFT
In Sachen: Dr. Schenker.

Herrn Moritz Schenker, BUKAREST.

Ich nehme Bezug auf meine wiederholten Schreiben an Sie in Sachen Ihrer Frau Mutter und beehre mich Ihnen neuerlich nachstehendes mitzuteilen: 1

Ihre Frau Mutter hat Ihnen am 5./12. 1913 geschrieben und Ihnen ihren Zustand geschildert, ohne dass Sie sie überhaupt einer Antwort gewürdigt hätten.

Wie Ihnen wohl bekannt ist, ist Ihre Frau Mutter jetzt 80 Jahre alt und so krank, dass sie ohne Pflegerin nicht leben kann, dass sie ständig in ärztlicher Behandlung steht, überhaupt nicht ausgehen darf und wenn ihr der Genuss der frischen Luft gewährt werden soll, dies nur im Wege einer Ausfahrt geschehen kann.

Ihre Frau Mutter übersiedelt am 1. März 1914 in eine neue Wohnung, deren 1/4 jährlicher Mietzins K 150.-- beträgt.

Ihre anderen Geschwister 2 tragen zu den Unterhaltskosten Ihrer Frau Mutter, die sich infolge der obigen {2} Umstände sehr gesteigert haben, monatlich den Betrag von K 100.-- bei und leisten ihr ferner auf den Mietzins per K 150.-- einen 1/4jählichen Beitrag von K 50.--

Abgesehen davon, dass Ihre anderen Geschwister sich bei weitem nicht in der glücklichen finanziellen Lage befinden, in der Sie sind, könnte Ihre Frau Mutter sehr wohl mit Rücksicht auf die obigen Umstände auf dem Standpunkte stehen, dass Ihre übrigen Geschwister bisher genügend für sie geleistet haben, und dass Sie allein verpflichtet sind für ihren Unterhalt nunmehr aufzukommen.

Wenn sie dies vorläufig, unpräjudizierlich für den Prozess noch nicht tut, so ist dies lediglich der Fürsprache und der wirklich aufopfernden Sorge Ihrer Geschwister zu verdanken.

Das Einkommen Ihres Bruders Heinrich ist ja mehr oder weniger kein regelmässiges, sondern von verschiedenen Zufällen abhängig und hört während der Sommermonate auch vollständig auf.

Ich erwarte also von Ihnen, dass Sie ab 1. Jänner 1914 angefangen Ihrer Frau Mutter dieselben Leistungen zukommen lassen, wie Ihre Brüder, nämlich einen Monatsbetrag von K 100.—und überdies ab März 1914 einen 1/4 jährigen Mietzinsbeitrag von K 50.—

Im Interesse Ihres Onkels bitte ich Sie Ihre Anstalt anzuweisen die Gelder Ihrer Frau Mutter an ihr {3} Adresse direkt durch Postanweisung, deren Spesen gewiss keine Rolle spielen werden, oder durch Diener zukommen zu lassen, da sich durch das Beheben bei der Kassa verschiedene Unzukömmlichkeiten ergeben, die ich hier nicht auseinandersetzen will.

Ihre Frau Mutter bittet Sie ferner, ihr regelmässig zu schreiben und sie bei Ihren Anwesenheiten in Wien zu besuchen, da es sie, trotzdem sie genötigt ist, wegen ihrer Alimentationen meine Vermittlung in Anspruch zu nehmen, immerhin schmerzlich berührt, wenn Sie sie vollständig ingnorieren [sic].

Als Anwalt Ihrer Frau Mutter muss ich Ihnen mitteilen, dass dieselbe, wenn Sie diesem Ersuchen nicht entsprechen, und die Alimente nicht für die Zukunft in dem oben angeführten, durch die Verhältnisse geforderten Ausmasse, leisten sollten, genötigt wäre, gegen Sie den Klageweg zu betreten, so leid ihr selbstverständlich dieser Schritt tun würde.

Ich hoffe, dass Sie es zu diesem äussersten Mittel nicht werden kommen lassen.

Da Ihre Frau Mutter auch nicht in der Lage ist, die Kosten meiner Vertretung zu bezahlen, bitte ich Sie bei Erledigung dieses Schreibens mir die Kosten {4} meiner Intervention im Betrage von . . . . . . K 10.50 anzuweisen.


Ich zeichne
hochachtungsvoll:
[signed:] Dr. Max Gross. m.p

© Transcription Ian Bent, 2023


Dr. Max Gross, Court and Justice Advocate
Vienna 1, Singerstraße 14, mezzanine
Telephone 7125
Postal Bank account No. 82,294
Consultation hours:
Afternoons 3.30–6 o’clock

Vienna, January 9, 1914
COPY
Re: Dr. Schenker

Mr. Moritz Schenker, BUCHAREST

I refer to my repeated letters to you in re your mother, and have the honor of acquainting you with the following further information: 1

Your mother wrote to you on December 5, 1913 putting to you her situation, and to this you have not condescended to give her any answer whatsoever.

As you will well know, your mother is now 80 years old, that she is so ill that she cannot live without a nurse, that she is currently in the hands of a doctor, [that she] cannot go out at all and if the enjoyment of fresh air is to be afforded her this can happen only by means of an excursion.

Your mother will be moving on March 1, 1914 to a new apartment, the quarterly rent of which is 150 Kronen.

Your other siblings 2 contribute to the upkeep costs of your mother, which as a consequence of the above {2} circumstances have greatly increased, the monthly sum of 100 Kronen, and furthermore render to her, toward the 150 Kronen rent, a quarterly contribution of 50 Kronen.

Quite apart from the fact that your other siblings are by no means in the happy financial situation in which you find yourself, your mother could in view of the above circumstances very likely have reached the point at which your other siblings have already contributed enough for her, and that you alone are obligated from now on to undertake her maintenance.

If for the present she is not doing so, without prejudicing her cause, that is solely thanks to the good offices and genuinely self-sacrificing care afforded by your siblings.

Your brother Heinrich’s income is indeed on a more or less irregular basis, but is contingent upon changing circumstances, and ceases altogether during the summer months.

I thus expect you from January 1, 1914 onwards to provide for your mother the same payments as your brothers, namely a monthly sum of 100 Kronen, and in addition from March 1914 a quarterly rental sum of 50 Kronen.

In the interests of your uncle, I ask you to instruct your bank to make available the sums of money to your mother at her {3} address [either] direct by money order exclusive of expenses, or through a bearer, since withdrawal at the cash desk presents a variety of inconveniences that I will not spell out here.

Your mother furthermore asks you to write to her regularly, and to visit her whenever you are in Vienna, since it hurts her constantly – albeit she is compelled to call upon me to intervene in regard to her food supply – that you completely ignore her.

As your mother’s attorney, I must inform you that, if you do not comply with this request, and should you fail to provide her food supply for the future to the extent indicated above as demanded by circumstances, she would be compelled to embark on legal proceedings, regrettable as this step would naturally be for her.

I hope that you will not let matters come to these extreme measures.

Moreover, since your mother is in no position to pay the costs of my services, I ask you, in responding to this letter, {4} to instruct [payment for] the costs of my intervention in the amount of 10.50 Kronen.


I remain
Yours respectfully,
[signed:] Dr. Max Gross. m.p

© Translation Ian Bent, 2023


Dr. Max Gross, Hof- und Gerichts Advokat
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Nachmittags ½4–6 Uhr.

Wien, am 9. Jänner 1914.
ABSCHRIFT
In Sachen: Dr. Schenker.

Herrn Moritz Schenker, BUKAREST.

Ich nehme Bezug auf meine wiederholten Schreiben an Sie in Sachen Ihrer Frau Mutter und beehre mich Ihnen neuerlich nachstehendes mitzuteilen: 1

Ihre Frau Mutter hat Ihnen am 5./12. 1913 geschrieben und Ihnen ihren Zustand geschildert, ohne dass Sie sie überhaupt einer Antwort gewürdigt hätten.

Wie Ihnen wohl bekannt ist, ist Ihre Frau Mutter jetzt 80 Jahre alt und so krank, dass sie ohne Pflegerin nicht leben kann, dass sie ständig in ärztlicher Behandlung steht, überhaupt nicht ausgehen darf und wenn ihr der Genuss der frischen Luft gewährt werden soll, dies nur im Wege einer Ausfahrt geschehen kann.

Ihre Frau Mutter übersiedelt am 1. März 1914 in eine neue Wohnung, deren 1/4 jährlicher Mietzins K 150.-- beträgt.

Ihre anderen Geschwister 2 tragen zu den Unterhaltskosten Ihrer Frau Mutter, die sich infolge der obigen {2} Umstände sehr gesteigert haben, monatlich den Betrag von K 100.-- bei und leisten ihr ferner auf den Mietzins per K 150.-- einen 1/4jählichen Beitrag von K 50.--

Abgesehen davon, dass Ihre anderen Geschwister sich bei weitem nicht in der glücklichen finanziellen Lage befinden, in der Sie sind, könnte Ihre Frau Mutter sehr wohl mit Rücksicht auf die obigen Umstände auf dem Standpunkte stehen, dass Ihre übrigen Geschwister bisher genügend für sie geleistet haben, und dass Sie allein verpflichtet sind für ihren Unterhalt nunmehr aufzukommen.

Wenn sie dies vorläufig, unpräjudizierlich für den Prozess noch nicht tut, so ist dies lediglich der Fürsprache und der wirklich aufopfernden Sorge Ihrer Geschwister zu verdanken.

Das Einkommen Ihres Bruders Heinrich ist ja mehr oder weniger kein regelmässiges, sondern von verschiedenen Zufällen abhängig und hört während der Sommermonate auch vollständig auf.

Ich erwarte also von Ihnen, dass Sie ab 1. Jänner 1914 angefangen Ihrer Frau Mutter dieselben Leistungen zukommen lassen, wie Ihre Brüder, nämlich einen Monatsbetrag von K 100.—und überdies ab März 1914 einen 1/4 jährigen Mietzinsbeitrag von K 50.—

Im Interesse Ihres Onkels bitte ich Sie Ihre Anstalt anzuweisen die Gelder Ihrer Frau Mutter an ihr {3} Adresse direkt durch Postanweisung, deren Spesen gewiss keine Rolle spielen werden, oder durch Diener zukommen zu lassen, da sich durch das Beheben bei der Kassa verschiedene Unzukömmlichkeiten ergeben, die ich hier nicht auseinandersetzen will.

Ihre Frau Mutter bittet Sie ferner, ihr regelmässig zu schreiben und sie bei Ihren Anwesenheiten in Wien zu besuchen, da es sie, trotzdem sie genötigt ist, wegen ihrer Alimentationen meine Vermittlung in Anspruch zu nehmen, immerhin schmerzlich berührt, wenn Sie sie vollständig ingnorieren [sic].

Als Anwalt Ihrer Frau Mutter muss ich Ihnen mitteilen, dass dieselbe, wenn Sie diesem Ersuchen nicht entsprechen, und die Alimente nicht für die Zukunft in dem oben angeführten, durch die Verhältnisse geforderten Ausmasse, leisten sollten, genötigt wäre, gegen Sie den Klageweg zu betreten, so leid ihr selbstverständlich dieser Schritt tun würde.

Ich hoffe, dass Sie es zu diesem äussersten Mittel nicht werden kommen lassen.

Da Ihre Frau Mutter auch nicht in der Lage ist, die Kosten meiner Vertretung zu bezahlen, bitte ich Sie bei Erledigung dieses Schreibens mir die Kosten {4} meiner Intervention im Betrage von . . . . . . K 10.50 anzuweisen.


Ich zeichne
hochachtungsvoll:
[signed:] Dr. Max Gross. m.p

© Transcription Ian Bent, 2023


Dr. Max Gross, Court and Justice Advocate
Vienna 1, Singerstraße 14, mezzanine
Telephone 7125
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Consultation hours:
Afternoons 3.30–6 o’clock

Vienna, January 9, 1914
COPY
Re: Dr. Schenker

Mr. Moritz Schenker, BUCHAREST

I refer to my repeated letters to you in re your mother, and have the honor of acquainting you with the following further information: 1

Your mother wrote to you on December 5, 1913 putting to you her situation, and to this you have not condescended to give her any answer whatsoever.

As you will well know, your mother is now 80 years old, that she is so ill that she cannot live without a nurse, that she is currently in the hands of a doctor, [that she] cannot go out at all and if the enjoyment of fresh air is to be afforded her this can happen only by means of an excursion.

Your mother will be moving on March 1, 1914 to a new apartment, the quarterly rent of which is 150 Kronen.

Your other siblings 2 contribute to the upkeep costs of your mother, which as a consequence of the above {2} circumstances have greatly increased, the monthly sum of 100 Kronen, and furthermore render to her, toward the 150 Kronen rent, a quarterly contribution of 50 Kronen.

Quite apart from the fact that your other siblings are by no means in the happy financial situation in which you find yourself, your mother could in view of the above circumstances very likely have reached the point at which your other siblings have already contributed enough for her, and that you alone are obligated from now on to undertake her maintenance.

If for the present she is not doing so, without prejudicing her cause, that is solely thanks to the good offices and genuinely self-sacrificing care afforded by your siblings.

Your brother Heinrich’s income is indeed on a more or less irregular basis, but is contingent upon changing circumstances, and ceases altogether during the summer months.

I thus expect you from January 1, 1914 onwards to provide for your mother the same payments as your brothers, namely a monthly sum of 100 Kronen, and in addition from March 1914 a quarterly rental sum of 50 Kronen.

In the interests of your uncle, I ask you to instruct your bank to make available the sums of money to your mother at her {3} address [either] direct by money order exclusive of expenses, or through a bearer, since withdrawal at the cash desk presents a variety of inconveniences that I will not spell out here.

Your mother furthermore asks you to write to her regularly, and to visit her whenever you are in Vienna, since it hurts her constantly – albeit she is compelled to call upon me to intervene in regard to her food supply – that you completely ignore her.

As your mother’s attorney, I must inform you that, if you do not comply with this request, and should you fail to provide her food supply for the future to the extent indicated above as demanded by circumstances, she would be compelled to embark on legal proceedings, regrettable as this step would naturally be for her.

I hope that you will not let matters come to these extreme measures.

Moreover, since your mother is in no position to pay the costs of my services, I ask you, in responding to this letter, {4} to instruct [payment for] the costs of my intervention in the amount of 10.50 Kronen.


I remain
Yours respectfully,
[signed:] Dr. Max Gross. m.p

© Translation Ian Bent, 2023

Footnotes

1 Schenker’s diary for January 9, 1914 records: “Brief von Dr. Gross, Durchschlag des Briefes an Mošio!” (“Letter from Dr. Gross: carbon copy of his letter to Mošio!”). — The diary for January 8, 1914: “Wegen der Affaire des Bruders 8 Seiten langen Brief Dr. Gross geschrieben.” (“Concerning my brother's affair, an eight-page letter written to Dr. Gross.”). This latter communication is not known to survive.

2 “Siblings” implies the inclusion of his sister, Sophie (Guttmann), which we know was not the case.

Commentary

Format
4p letter (recto-verso), printed letterhead, typewritten salutation, message, and valediction, stamped signature
Provenance
Schenker, Heinrich (document date-1935)-- Schenker, Jeanette (1934-c.1942)--Ratz, Erwin (c.1942-c.1945)--Jonas, Oswald (c.1945-1978)--University of California, Riverside (1978--)
Rights Holder
Heirs or representatives of Max Gross; deemed to be in the public domain
License
All reasonable attempts have been made to identify the heirs or representatives of Max Gross. This document is deemed to be in the public domain. Any claim to intellectual rights should be addressed to the Schenker Correspondence Project, Faculty of Music, University of Cambridge, at schenkercorrespondence[at]mus(dot)cam(dot)ac(dot)uk

Digital version created: 2024-07-03
Last updated: 2010-03-21