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5. XII

Sehr verehrter Herr Doktor!

Für 1 Ihren gütigen Brief 2 meinen innigsten Dank; daß ich stets bestrebt sein werde, Ihr freundliches Vertrauen zu rechtfertigen, brauche ich Ihnen doch nicht erst [zu] betonen. Wie ich es schon in meinem vorigen Schreiben erwähnt habe, handelt es sich mir darum, eine Autorisation für hier in der Hand zu haben: also etwa in der Art, daß ich zunächst bei Ihnen persönlich studiert und dann bei Ihrem berufenen Schüler Dr W., ferner vollständig die Probleme, deren Kern - wie Sie betonen - ich richtig erfaßt habe - in mir verarbeitet habe, sodaß ich nun wohl imstande bin, andere in das Wesen Ihrer Lehre und ihre Bedeutung einzuführen. — Wenn Sie mir gestatten, werde ich mir auch gelegentlich erlauben, Ihnen über etwaige Erfolge und den Verlauf meiner Angelegenheiten hier 3 Bericht zu erstatten.

Vielleicht interessiert es Sie schon heute zu hören, daß der Kreis um Edwin Fischer sich sehr für Schenker interessiert, daß der beste Schüler Conrad Hansen, 4 mit dem ich mich fast angefreundet habe, die Beeth. Sonaten nur in Ihren Ausgaben spielt und spielen läßt, und im Übrigen (über Ihre Anregung) nur die Urtext Ausgaben propagiert (freilich damit hier eine "Insel" bildet).


Also nochmals meinen innigsten Dank und ergebensten Gruß
Ihr
[signed:] Oswald Jonas

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2006, 2011


December 5

Greatly reveredDoctor,

My 1 heartiest thanks for your amiable letter; 2 I surely need not emphasize that my efforts will ever be directed toward justifying your generous confidence. As I have already mentioned in my previous letter, what I would like is to have at hand an authorization for here; perhaps to the effect that I first of all studied with you and then with your competent student Dr. Weisse, moreover have now completely assimilated the problems, whose crux, as you emphasize, I have rightly grasped, so that I am now in a position to introduce others to the essence of your teaching and its importance. If you permit, I will also occasionally allow myself to report to you about any successes and the progress of my affairs here. 3

It may perhaps interest you even today to hear that the circle around Edwin Fischer is very interested in Schenker, that the best student, Conrad Hansen, 4 whom I have nearly befriended, plays the Beethoven sonatas and has them played only in your editions, and moreover promotes (at your instigation) only the Urtext editions (thereby forming an "island" here, of course).


Thus once again my deepest thanks and most faithful greeting,
Your
[signed:] Oswald Jonas

© Translation John Rothgeb & Heribert Esser, 2006, 2011


5. XII

Sehr verehrter Herr Doktor!

Für 1 Ihren gütigen Brief 2 meinen innigsten Dank; daß ich stets bestrebt sein werde, Ihr freundliches Vertrauen zu rechtfertigen, brauche ich Ihnen doch nicht erst [zu] betonen. Wie ich es schon in meinem vorigen Schreiben erwähnt habe, handelt es sich mir darum, eine Autorisation für hier in der Hand zu haben: also etwa in der Art, daß ich zunächst bei Ihnen persönlich studiert und dann bei Ihrem berufenen Schüler Dr W., ferner vollständig die Probleme, deren Kern - wie Sie betonen - ich richtig erfaßt habe - in mir verarbeitet habe, sodaß ich nun wohl imstande bin, andere in das Wesen Ihrer Lehre und ihre Bedeutung einzuführen. — Wenn Sie mir gestatten, werde ich mir auch gelegentlich erlauben, Ihnen über etwaige Erfolge und den Verlauf meiner Angelegenheiten hier 3 Bericht zu erstatten.

Vielleicht interessiert es Sie schon heute zu hören, daß der Kreis um Edwin Fischer sich sehr für Schenker interessiert, daß der beste Schüler Conrad Hansen, 4 mit dem ich mich fast angefreundet habe, die Beeth. Sonaten nur in Ihren Ausgaben spielt und spielen läßt, und im Übrigen (über Ihre Anregung) nur die Urtext Ausgaben propagiert (freilich damit hier eine "Insel" bildet).


Also nochmals meinen innigsten Dank und ergebensten Gruß
Ihr
[signed:] Oswald Jonas

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2006, 2011


December 5

Greatly reveredDoctor,

My 1 heartiest thanks for your amiable letter; 2 I surely need not emphasize that my efforts will ever be directed toward justifying your generous confidence. As I have already mentioned in my previous letter, what I would like is to have at hand an authorization for here; perhaps to the effect that I first of all studied with you and then with your competent student Dr. Weisse, moreover have now completely assimilated the problems, whose crux, as you emphasize, I have rightly grasped, so that I am now in a position to introduce others to the essence of your teaching and its importance. If you permit, I will also occasionally allow myself to report to you about any successes and the progress of my affairs here. 3

It may perhaps interest you even today to hear that the circle around Edwin Fischer is very interested in Schenker, that the best student, Conrad Hansen, 4 whom I have nearly befriended, plays the Beethoven sonatas and has them played only in your editions, and moreover promotes (at your instigation) only the Urtext editions (thereby forming an "island" here, of course).


Thus once again my deepest thanks and most faithful greeting,
Your
[signed:] Oswald Jonas

© Translation John Rothgeb & Heribert Esser, 2006, 2011

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 4/4, p. 3553, December 6, 1930: "Von Jonas (Br.): bittet um eine Art Zeugnis, das er nun auch näher angibt; teilt mit, daß der Kreis um Edwin Fischer zu mir halte usw." ("From Jonas (letter): asks for a sort of credential, of which he now gives details; informs me that the circle around Edwin Fischer takes my side, etc.").

2 = OJ 5/18, [3a], December 2, 1930.

3 comma written after "hier," then deleted.

4 Conrad Hansen (1906–2002): widely known pianist and important piano pedagogue; conducted a master class 1932–44 at the Stern Conservatory in Berlin; after 1945, at the Musikakademie in Detmold.

Commentary

Format
1p letter, holograph message and signature
Provenance
Schenker, Heinrich (document date-1935)--Schenker, Jeanette (1935-c.1942)--Ratz, Erwin (c.1942-c.1955)--Jonas, Oswald (c.1955-1978)--University of California, Riverside (1978--)
Rights Holder
Heirs of Oswald Jonas, published by kind permission
License
Permission to publish granted by the heirs of Oswald Jonas October 20, 1913

Digital version created: 2006-04-21