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24.

Karte von Sophie, in der sie mir ihre Abreise nach Kaschau anzeigt; daß sie, wie sie glaubt, ihre Pflicht gegenüber der Mutter erfüllt hat, deutet sie mit wenigen Worten an u. bescheidet sich mit dem Schmerz nicht weiter helfen zu können. — Auch von der Tante läuft ein Brief ein, die, wie in dem sie schreibt, daß sie das ihrige getan hat; sie weiß nämlich eine Friseuse, die allerdings … u. s. f. Der pure Ekel vor beiden Einläufen hat Lie-Liechen auf die Beine gemacht zu Frl. Wesel, bei der sie die überraschende Mitteilung erhielt, daß die Pension nicht mehr als 200 Kr. beträgt, also im gewissen Sinne weniger Kosten verursacht, als der Aufenthalt der Mutter bei Fr. Kl. Mit dem Schicksal freilich ist ja nicht weiter darüber zu rechten, daß es uns nicht vergönnt war, schon früher solche Auslagen auf uns zu nehmen; heute, da wir es nun endlich könnten, lehnt Frl. Wesel ab, weil sie keinen Mut findet. Nichtsdestoweniger schreibe ich über Lie-Liechens Wunsch {753} einen Brief an Frl. Wesel, in dem ich 250 Kr. monatlich antrage.

*

Weisse bestätigt wieder, daß Adler meine Werke von der Seminar-Bibliothek fernhält, u. zw. wegen der Bemerkung in der Harmonielehre. Weisse bittet um Auskunft über die Haydn-Variationen von Brahms, die demnächst im Seminar zur Besprechung kommen sollen.

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Wie die Hunde, so der Mensch. Wenn der Hund sein Bedürfnis verrichtet hat, so scharrt er mit den Hinterfüßen, um ins Reine zu kommen, – was ihn aber nicht hindert, gleich darauf gerade das Unreine in allen Ritzen u. Löchern zu beschnuppern! Macht es der Mensch anders, frage ich? Tut er nicht so, als würde er das Unmoralische mit Hinterpfötchen der Moral hinter sich scharren u. schnuppert er nicht hinterher – Dreck dennoch am liebsten?

*

Von Wien kann man sagen, daß sich hier lauter „Persönlichkeiten“ hart im Raume stoßen!

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Breisach gegenüber folgende Entlarvung eingebildeten Wortes vorgenommen: Daß auch ein Hans Richter von den schwierigen Rätseln, die in den Meisterwerken unserer Genies stecken, nichts weiß, geht schon einfach daraus hervor, daß er sich sonst unweigerlich zum Kampf wider Irrtümer gemeldet hätte, hätte melden müssen. Würde er die den Meistern zugefügte Beleidigung irgendwie empfunden haben, so hätte er sich niemals die Mühe verdrießen lassen das zu tun, was ein Mendelssohn, Schumann, Wagner, Bülow, Brahms u. s. f. getan haben. Daß er blos dirigiert hat beweist, daß auch er eben nur ein Dirigent ist, u. wieder nur in der Galerie derjenigen steht, die den Meistern Schaden zufügen. Indessen das Traurigste bleibt, daß ein solcher Gemeinplatz erst erörtert u. begreiflich gemacht werden muß; denn von Haus aus neigt jeder instinktgemäß dazu, einer Figur wie Hans Richter das Höchste zu glauben, auch wenn man keinerlei Beweise empfangen empfängt.

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© Transcription Marko Deisinger.

24.

Postcard from Sophie, in which she informs me of her departure for Kaschau; that she has fulfilled her duties to her mother, as she believes, is something to which she devotes few words, and she contents herself with the sorrow of not being able to offer further help. — A letter from my aunt also arrives, in which she writes that she has done her part; in particular, she knows of a hairdresser who at any rate … and so on. The outright disgust in the face of the two messages had motivated Lie-Liechen to approach Miss Wesel, from whom she received the astonishing news that the accommodation would cost not more than 200 Kronen, and would thus incur less expense than if my mother were to stay at Mrs. Klumak. Of course, one should not argue further with fate about this, that we had not been able to afford such expenses earlier; now, when we are finally able to do so, Miss Wesel declines because she "lacks the courage." Nonetheless I write a letter to Miss Wesel, at Lie-Liechen's request {753}, in which I offer 250 Kronen a month.

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Weisse again confirms that Adler keeps my work out of the seminar library, and indeed on account of my remark in the Theory of Harmony . Weisse asks for information about Brahms's Haydn Variations, which are supposed to be coming up soon for discussed in the Seminar.

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As with dogs, so with people. When a dog has done its business, it scratches with its hind legs in order to clean things up – something that does not prevent it, however, from sniffing what is unclean in every crevice and hole! Does a person do differently, I ask? Does he not act as if to he were using the hind paws of morality to bury the immoral behind him? And does he not sniff afterwards – filth, preferably?

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Of Vienna, it can be said that "personalities" stumble against each other in a confined space!

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To Breisach the following unmasking of a conceited remark undertaken: that even a Hans Richter knows nothing of the difficult puzzles that lie in the masterworks of our geniuses may simply be demonstrated by the fact that he would otherwise have reported – would have had to report – for duty in the struggle against errors. If he had in anyway felt the injustice done to the masters, he would never have avoided taking the trouble to do what a Mendelssohn, Schumann, Wagner, Bülow, or Brahms had done. That he merely conducts proves that he too is no more than a conductor, and again merely sits of the gallery of those who cause damage to the masters; for everyone in the first instance is instinctively inclined to believe a figure like Hans Richter to be the highest authority, even if one gets no evidence at all of this.

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© Translation William Drabkin.

24.

Karte von Sophie, in der sie mir ihre Abreise nach Kaschau anzeigt; daß sie, wie sie glaubt, ihre Pflicht gegenüber der Mutter erfüllt hat, deutet sie mit wenigen Worten an u. bescheidet sich mit dem Schmerz nicht weiter helfen zu können. — Auch von der Tante läuft ein Brief ein, die, wie in dem sie schreibt, daß sie das ihrige getan hat; sie weiß nämlich eine Friseuse, die allerdings … u. s. f. Der pure Ekel vor beiden Einläufen hat Lie-Liechen auf die Beine gemacht zu Frl. Wesel, bei der sie die überraschende Mitteilung erhielt, daß die Pension nicht mehr als 200 Kr. beträgt, also im gewissen Sinne weniger Kosten verursacht, als der Aufenthalt der Mutter bei Fr. Kl. Mit dem Schicksal freilich ist ja nicht weiter darüber zu rechten, daß es uns nicht vergönnt war, schon früher solche Auslagen auf uns zu nehmen; heute, da wir es nun endlich könnten, lehnt Frl. Wesel ab, weil sie keinen Mut findet. Nichtsdestoweniger schreibe ich über Lie-Liechens Wunsch {753} einen Brief an Frl. Wesel, in dem ich 250 Kr. monatlich antrage.

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Weisse bestätigt wieder, daß Adler meine Werke von der Seminar-Bibliothek fernhält, u. zw. wegen der Bemerkung in der Harmonielehre. Weisse bittet um Auskunft über die Haydn-Variationen von Brahms, die demnächst im Seminar zur Besprechung kommen sollen.

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Wie die Hunde, so der Mensch. Wenn der Hund sein Bedürfnis verrichtet hat, so scharrt er mit den Hinterfüßen, um ins Reine zu kommen, – was ihn aber nicht hindert, gleich darauf gerade das Unreine in allen Ritzen u. Löchern zu beschnuppern! Macht es der Mensch anders, frage ich? Tut er nicht so, als würde er das Unmoralische mit Hinterpfötchen der Moral hinter sich scharren u. schnuppert er nicht hinterher – Dreck dennoch am liebsten?

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Von Wien kann man sagen, daß sich hier lauter „Persönlichkeiten“ hart im Raume stoßen!

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Breisach gegenüber folgende Entlarvung eingebildeten Wortes vorgenommen: Daß auch ein Hans Richter von den schwierigen Rätseln, die in den Meisterwerken unserer Genies stecken, nichts weiß, geht schon einfach daraus hervor, daß er sich sonst unweigerlich zum Kampf wider Irrtümer gemeldet hätte, hätte melden müssen. Würde er die den Meistern zugefügte Beleidigung irgendwie empfunden haben, so hätte er sich niemals die Mühe verdrießen lassen das zu tun, was ein Mendelssohn, Schumann, Wagner, Bülow, Brahms u. s. f. getan haben. Daß er blos dirigiert hat beweist, daß auch er eben nur ein Dirigent ist, u. wieder nur in der Galerie derjenigen steht, die den Meistern Schaden zufügen. Indessen das Traurigste bleibt, daß ein solcher Gemeinplatz erst erörtert u. begreiflich gemacht werden muß; denn von Haus aus neigt jeder instinktgemäß dazu, einer Figur wie Hans Richter das Höchste zu glauben, auch wenn man keinerlei Beweise empfangen empfängt.

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© Transcription Marko Deisinger.

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Postcard from Sophie, in which she informs me of her departure for Kaschau; that she has fulfilled her duties to her mother, as she believes, is something to which she devotes few words, and she contents herself with the sorrow of not being able to offer further help. — A letter from my aunt also arrives, in which she writes that she has done her part; in particular, she knows of a hairdresser who at any rate … and so on. The outright disgust in the face of the two messages had motivated Lie-Liechen to approach Miss Wesel, from whom she received the astonishing news that the accommodation would cost not more than 200 Kronen, and would thus incur less expense than if my mother were to stay at Mrs. Klumak. Of course, one should not argue further with fate about this, that we had not been able to afford such expenses earlier; now, when we are finally able to do so, Miss Wesel declines because she "lacks the courage." Nonetheless I write a letter to Miss Wesel, at Lie-Liechen's request {753}, in which I offer 250 Kronen a month.

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Weisse again confirms that Adler keeps my work out of the seminar library, and indeed on account of my remark in the Theory of Harmony . Weisse asks for information about Brahms's Haydn Variations, which are supposed to be coming up soon for discussed in the Seminar.

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As with dogs, so with people. When a dog has done its business, it scratches with its hind legs in order to clean things up – something that does not prevent it, however, from sniffing what is unclean in every crevice and hole! Does a person do differently, I ask? Does he not act as if to he were using the hind paws of morality to bury the immoral behind him? And does he not sniff afterwards – filth, preferably?

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Of Vienna, it can be said that "personalities" stumble against each other in a confined space!

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To Breisach the following unmasking of a conceited remark undertaken: that even a Hans Richter knows nothing of the difficult puzzles that lie in the masterworks of our geniuses may simply be demonstrated by the fact that he would otherwise have reported – would have had to report – for duty in the struggle against errors. If he had in anyway felt the injustice done to the masters, he would never have avoided taking the trouble to do what a Mendelssohn, Schumann, Wagner, Bülow, or Brahms had done. That he merely conducts proves that he too is no more than a conductor, and again merely sits of the gallery of those who cause damage to the masters; for everyone in the first instance is instinctively inclined to believe a figure like Hans Richter to be the highest authority, even if one gets no evidence at all of this.

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© Translation William Drabkin.