29.
Karte an Deetjen mit Dank für übersendetes Kantaten-Programm. — — Antwort an Dodi mit Glückwünschen. — — An Sophie Anfrage bezüglich Hans’ Musterung. — — Von der Polizei-Direktion langt die Bestätigung des zehnjährigen ununterbrochenen Aufenthaltes in Wien ein. *In des Reichskanzlers Rede wirken die kräftigen Worte: „Vom deutschen Tirol die Hände weg“ 1 {938} wie eine Erlösung. Gerne wüßte ich, ob es dem Reichskanzler wie mir bewußt ist, wie notwendig im Interesse der Kultur es wäre, die deutsche Sprachgrenze wieder einmal nach dem Süden so kräftig als wie möglich vorzutreiben. Man erweist den dort ansässigen Menschen doch nur eine Wohltat, wenn man sie nach ordentlicher Verprügelung lesen u. schreiben lehrt u. ihnen die Anfangsgründe einer unumstößlichen Moral beibringt. Schließlich erwiesen sich die Italiener allezeit großer zusammenhängender Aktionen unfähig u. was sie an Schönheit unserer Bewunderung u. Liebe wert hervorbrachten, war mehr ein Intermezzo des italienischen Geistes, das freilich desto berückender uns anmutet, je mehr es von dem übrigen Nichts absticht. All das Schöne italienischer Hervorbringung ist gewissermaßen eine schöne Geste des Volkes, in glücklicher Stunde gleichsam improvisiert, in stürmischer Laune erzeugt. Doch fehlt ihm eine organische Beziehung zum Volk, wie sie die Kunst der Deutschen als Teiläußerung allgemeiner deutscher Leistungsfähigkeit aufweist. Praktisch gesprochen erscheint es unendlich wichtig zu verhüten, daß deutsche Kinder den fatalen italienischen Moral-Unterricht genießen, daß sie falschen Plunder lieben u. schätzen lernen u. auf einen heiligen Egoismus eingestellt werden, der von der Höhe gereifterer Nationen gesehen nur als ein übles Aufstoßen einer unfähigen Rasse charakterisiert werden kann. Und ehe der Deutsche zugibt, daß seine Kultur italienischem Imperialismus als Futter dient, ist es sicher empfehlenswerter einige italienische Provinzen ohneweiter ses zu annectieren, auch wenn man keinerlei imperialistische Politik zu betreiben gesonnen ist. *
© Transcription Marko Deisinger. |
29.
Postcard to Deetjen with thanks for the cantata program he sent. — — Reply to Dodi, with congratulations. — — To Sophie, asking about Hans's medical examination for the army. — — Confirmation arrives from the police administration of my unbroken ten-year residency in Vienna. *In the chancellor's speech, the powerful words "Hands off the German Tyrol" 1 {938} resonate like a salvation. I would be glad to know if the chancellor, like me, is aware of how important it is, for the sake of culture, to push the German language boundary once again to the south, as powerfully as possible. One can only do the people living there a favor if, after properly punishing them, one teaches them to read and write and confer upon them the initial foundations of an irrevocable morality. Ultimately the Italians have at all times proved themselves incapable of great unifying actions; and what produced in the way of beauty that was worthy of our admiration and love was more an intermezzo of the Italian spirit, which strikes us as all the more enchanting the more it stands out from the remaining nothingness. All that is beautiful of Italian provenance is to a certain extent a beautiful gesture of a people who improvises, so to speak, in a fortunate hour, who produce in an impetuous mood. But they lack an organic relationship to their people, as witnessed by the art of the Germans as a partial expression of general German capability. Speaking in practical terms, it seems immeasurably important to protect German children from enjoying the fatal Italian moral upbringing, which would teach them to love and value false plunder and set them upon a sacred egoism which, viewed from the higher vantage-point of more mature nations, can only be characterized as an unpleasant impetus of an incapable race. And before the German admits that his culture serves as fodder to Italian imperialism, it is surely more advisable to annex a few Italian provinces without further ado, even if one is not minded to pursue any imperialistic politics at all. *
© Translation William Drabkin. |
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Karte an Deetjen mit Dank für übersendetes Kantaten-Programm. — — Antwort an Dodi mit Glückwünschen. — — An Sophie Anfrage bezüglich Hans’ Musterung. — — Von der Polizei-Direktion langt die Bestätigung des zehnjährigen ununterbrochenen Aufenthaltes in Wien ein. *In des Reichskanzlers Rede wirken die kräftigen Worte: „Vom deutschen Tirol die Hände weg“ 1 {938} wie eine Erlösung. Gerne wüßte ich, ob es dem Reichskanzler wie mir bewußt ist, wie notwendig im Interesse der Kultur es wäre, die deutsche Sprachgrenze wieder einmal nach dem Süden so kräftig als wie möglich vorzutreiben. Man erweist den dort ansässigen Menschen doch nur eine Wohltat, wenn man sie nach ordentlicher Verprügelung lesen u. schreiben lehrt u. ihnen die Anfangsgründe einer unumstößlichen Moral beibringt. Schließlich erwiesen sich die Italiener allezeit großer zusammenhängender Aktionen unfähig u. was sie an Schönheit unserer Bewunderung u. Liebe wert hervorbrachten, war mehr ein Intermezzo des italienischen Geistes, das freilich desto berückender uns anmutet, je mehr es von dem übrigen Nichts absticht. All das Schöne italienischer Hervorbringung ist gewissermaßen eine schöne Geste des Volkes, in glücklicher Stunde gleichsam improvisiert, in stürmischer Laune erzeugt. Doch fehlt ihm eine organische Beziehung zum Volk, wie sie die Kunst der Deutschen als Teiläußerung allgemeiner deutscher Leistungsfähigkeit aufweist. Praktisch gesprochen erscheint es unendlich wichtig zu verhüten, daß deutsche Kinder den fatalen italienischen Moral-Unterricht genießen, daß sie falschen Plunder lieben u. schätzen lernen u. auf einen heiligen Egoismus eingestellt werden, der von der Höhe gereifterer Nationen gesehen nur als ein übles Aufstoßen einer unfähigen Rasse charakterisiert werden kann. Und ehe der Deutsche zugibt, daß seine Kultur italienischem Imperialismus als Futter dient, ist es sicher empfehlenswerter einige italienische Provinzen ohneweiter ses zu annectieren, auch wenn man keinerlei imperialistische Politik zu betreiben gesonnen ist. *
© Transcription Marko Deisinger. |
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Postcard to Deetjen with thanks for the cantata program he sent. — — Reply to Dodi, with congratulations. — — To Sophie, asking about Hans's medical examination for the army. — — Confirmation arrives from the police administration of my unbroken ten-year residency in Vienna. *In the chancellor's speech, the powerful words "Hands off the German Tyrol" 1 {938} resonate like a salvation. I would be glad to know if the chancellor, like me, is aware of how important it is, for the sake of culture, to push the German language boundary once again to the south, as powerfully as possible. One can only do the people living there a favor if, after properly punishing them, one teaches them to read and write and confer upon them the initial foundations of an irrevocable morality. Ultimately the Italians have at all times proved themselves incapable of great unifying actions; and what produced in the way of beauty that was worthy of our admiration and love was more an intermezzo of the Italian spirit, which strikes us as all the more enchanting the more it stands out from the remaining nothingness. All that is beautiful of Italian provenance is to a certain extent a beautiful gesture of a people who improvises, so to speak, in a fortunate hour, who produce in an impetuous mood. But they lack an organic relationship to their people, as witnessed by the art of the Germans as a partial expression of general German capability. Speaking in practical terms, it seems immeasurably important to protect German children from enjoying the fatal Italian moral upbringing, which would teach them to love and value false plunder and set them upon a sacred egoism which, viewed from the higher vantage-point of more mature nations, can only be characterized as an unpleasant impetus of an incapable race. And before the German admits that his culture serves as fodder to Italian imperialism, it is surely more advisable to annex a few Italian provinces without further ado, even if one is not minded to pursue any imperialistic politics at all. *
© Translation William Drabkin. |
Footnotes1 "Deutschland gegen Italien. Denkwürdige Rede des deutschen Reichskanzlers über die Treulosigkeit von Italien, stürmische Kundgebungen des Beifalls, besonders als er vom Schutze der deutschen Gebiete in Tirol sagte: Hände weg!," Neue Freie Presse, No. 18234, May 29, 1915, morning edition, p. 1. |