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15. +4°, kühl.

— Reise nach Kautzen. Schon gleich beim Einstieg in die Tramway macht uns der große Andrang der Fahrgäste einen Strich durch die Rechnung; wir dachten eine Woche vor Ostern bequemer als während der Feiertage selbst reisen zu können. Vor dem Schalter war der Andrang, da wir zu spät den Bahnhof erreichten, schon sehr groß u. ebenso unangenehm war die Lage im Coupé, wo wir wieder fast als die letzten anlangen u. uns mit nicht gerade besten Plätzen begnügen mußten. Je höher wir hinaufkamen, destomehr häuften sich die Anzeichen eine Unwetters – überaus starker Sturm u. Regen, ja sogar Hagel begleiteten uns. In Schwar- {196} zenau schloss sich uns durch Vermittlung des kleinen Bednař ein serbischer Kaufmann an, der, wie er sagte, ebenfalls zu Wilhelm fuhr, um sich nach dem Befinden der Dodi zu erkundigen, aus Erkenntlichkeit dafür, daß W. ihm während der Internierung sehr liebreich entgegenkam u. auch sonst sich zu seiner Familie, die dort den Sommer zubrachte, gut stellte. Er hatte die Fackel mit sich u. sprach ziemlich gewandt aus persönlicher Erfahrung, wie aus angeborenem Mutterwitz. Ein überzeugter Leser der Arbeiterzeitung , hielt er am Wahne fest, daß das Volk allen Adel der Menschheit repräsentiere. Für andere Instanzen aber zeigte er kein Verständnis. Seine Beiträge über den gegenwärtigen Lebensmittelwucher waren ganz amüsant u. gipfelten in der These: nur die Gescheiten verdienen jetzt nichts, destomehr die Dummen, die kein Bedenken tragen allerhand Geschäfte durcheinander, wie sie sich eben bieten, mit Nutzen abzuschließen. Er erzählt von einem ihm bekannten Caféhändler, der auf eine Annoncen hin ein Seifengeschäft abschloß u. umgekeh trt von einem Seifenhändler, der ein Cafégeschäft machte usw. Daß er als Kaufmann diesem Treiben zustimmte, war selbstverständlich.

Von Dobersberg nach Kautzen ging die Reise bei heftigem Sturm, so daß wir Mühe hatten, die Hände warm zu halten. Zu den Eisgräupchen, die durch den Sturm gepeitscht wurden, stimmten in harmonischer Weise zahlreiche Mövenzüge, die in Massen bald zu den Furchen niedergiengen, bald von den Furchen emporstiegen. Der weite Flügelschlag, das Weiß des Gefieders stellten sozusagen den Schneetypus in der Luft vor. Lie-Liechen meinte, sie legten Eier in die Furchen. (Wilhelm meinte, die Bauern könnten mit den gesammelten Eier einiges Geld verdienen, nur wären sie zu faul dazu!)

In K. angelangt begleiche ich den Wagen selbst u. wir gehen sofort zur Mama. Sie sieht gut, ja sehr gut aus u. scheint in ihr Schicksal sich bereits ergebener zu fühlen. {197} Die meiste Zeit verbringen wir bei ihr. Im Gespräch mit dem Bruder beobachten wir immer noch dieselbe Zurückhaltung über seine privaten Geldangelegenheiten. Mit Vorliebe kehrt er immer wieder schlechten Geschäftsgang, Verlust u. s. w. hervor. Zu unserer Ueberraschung erfahren wir aber von ihm leider auch einiges über die Tante u. Sophie, dwas wir nicht vermutet hätten. So erhielt die Tante außer der von ihr selbst erwähnten Gans auch noch viel Butter. Bedenkt man, daß schon die Gans allein den Preis der eingesandten 20 Kronen weit überstieg, so war es von Seiten der Tante im höchsten Grade verwerflich, nicht nur die kostbare Beigabe der Butter zu verschweigen, sondern sich darüber hinaus sich, wenn nicht gerade für übervorteilt, so immerhin pekuniär belastet hinzustellen. Am allerwenigsten hatte der Onkel das Recht, sich über den Mangel an Liebenswürdigkeit bei Wilh. zu beklagen, „der sich nicht einmal die Mühe nahm, die Geldsendung zu bestätigen.“ Ein wahres Schulbeispiel für die Unersättlichkeit des Durchschnittsmenschen! Um 20 Kronen erhält er eine Gans u. Butter, was er aber noch immer nicht für eine ausreichende Bestätigung der Geldsendung ansieht, die er wieder nur als einen Akt schuldiger Höflichkeit reklamiert.

Den Abend mußten wir leider im Wirtshaus zubringen, eben nach der Gewohnheit der Leute im Ort u. es entrollte sich bei dieser Gelegenheit das Bild jenes unseligen Chaos, das die Menschheit auf solchen Kulturstufen immer zerdrückt. Die Internierten scheinen ihr geschlechtliches Auskommen bei den Frauen des Ortes hinlänglich zu finden u. man lebt für den Genus wie vom Genus [sic], fürs Kartenspiel, Essen u. Trinken, wobei gerade nur die Arbeit die kleinste Rolle spielt. Ein wahrer Schweinebrei!

Am nächsten Vormittag trat die Mama schon mehr aus ihrer Reserve hervor, u. da zeigte sie sich in der Glorie ihrer alten Ungebärdigkeit u. Undankbarkeit. Sie beklag- {198} te sich über den Antisemitismus der Dienstboten, über Kleptomanie, daß sie gewisse Speisen einfordern müsse, daß sie kein eigenes Geld habe usw. Da alle diese Gedanken des Mißtrauens nur sozusagen Schimmelpilze von Unbildung sind, so fanden wir es nicht der Mühe wert, sie ernst zu widerlegen, nur drohte ich nicht wiederzukommen, wenn die Mama solche Gedanken nicht ablegt. Eine Frau, die polnischen Antisemitismus ausgekostet hat an Mann u. Kindern u. an ihrem eigenen Leben, beklagt sich über Waldviertler Bäuerinnen, das ist wahrlich zum lachen [sic]!

Nach Tisch reisen wir ab. Ein heiteres echtes Dorfkapitel für sich war die Abreise. Der Postmeister sagte zwei Plätze zu u. meinte, wir könnten noch einen Schwarzen einnehmen – inzwischen fährt der davon unterrichtete Postkutscher uns doch davon u. wir müssen dem Wagen auf offenem Felde nachlaufen.

Im Coupé wieder dasselbe Gedränge wie gestern. Auf dem Bahnhof in Dobersberg belausche ich das Gespräch eines Bauern mit einer Bäuerin. Er reist nach Wien, um seine Waren selbst zu holen, u. da sie von der gegenwärtigen Teuerung sprechen, meinte der Biedermann: „Ja, die Leute sind halt brutal geworden, aber sind wir nicht auch brutal?“ So hat auch schon der Bauer dieses Fremdwort in seinen nicht übermäßig reichen Wortschatz einzubürgern verstanden. Brutalität lernt man eben schneller als alle Kultur.

Auch in Wien gellte der Sturm u. schwerer Regen durch die Straßen. Auf dem Wege nachhause büßte Lie-Liechen ihren Schirm ein.

*

© Transcription Marko Deisinger.

15, +4°, cool.

— Trip to Kautzen. Even as we boarded the tramway, the great throng of passengers thwarted us: we thought that we could travel more easily a week before Easter than actually during the holidays. As we arrived at the train station too late, the crowd in front of the ticket counter was already very large; and the situation in the train compartment was just as disagreeable, where we were almost the last to arrive and had to content ourselves with less than the best seats. The higher we came up, the greater were signs of bad weather – a very severe storm and rain, even hail, accompanied us. In {196} Schwarzenau we were joined, as a result of the young Bednař’s agency, by a Serbian business man who told us that he was likewise travelling to see Wilhelm to enquire about Dodi’s health, in recognition of Wilhelm having shown great kindness to him during his internment, and was otherwise also on good terms with his family, who spent the summer there. He had a copy of Die Fackel with him and spoke rather eloquently from personal experience as much as from innate wit. A convinced reader of the Arbeiter-Zeitung , he held fast to the delusion that the people represented all the nobility of humanity. For other authorities, however, he showed no understanding. His contributions on the present profiteering from foodstuffs were thoroughly amusing, and culminated in the thesis: that only the clever people deserve nothing, all the more the stupid people, who had no reservations about profitably negotiating all kinds of deals all over the place, however they presented themselves. He spoke of a well-known coffee dealer who negotiated soap business as a result of an advertisement and, conversely, of a soap dealer who created a coffee business, and so on. That, as a businessman, he approved of this practice went without saying.

From Dobersberg to Kautzen, the trip was accompanied by a severe storm, so that we had trouble keeping our hands warm. The small clumps of ice whipped up by the storm were accompanied in a concordant way by numerous flocks of gulls, which flew down to the furrows, then flew up from the furrows. The broad beating of their wings, the white of their plumage, gave the impression, so to speak, of a kind of snow in the air. Lie-Liechen said that they were laying eggs in the furrows. (Wilhelm said the farmers could earn some money from the eggs they collected, only that they would be too lazy to do so!)

Arriving in Kautzen, I pay for the coach myself and we go immediately to Mama. She looks well, indeed very well, and seems already to feel more comfortable about her lot. {197} We spend most of the time with her. In conversation with my brother, we again observe the same reticence concerning his private monetary affairs. He always prefers to emphasize bad business transactions, losses, and so on. To our surprise, however, we unfortunately learned some things from him about my aunt and Sophie that we would not have expected. My aunt, in addition to the goose she herself mentioned, also received a lot of butter. Considering that the goose alone was worth far more than the 20 Kronen she sent, then it was most highly reprehensible of my aunt not only to keep silent about the expensive additional butter, but moreover to pretend to be encumbered with pecuniary matters, even if she is not exactly overprovided. Least of all did my uncle have the right to complain about a lack of generosity from Wilhelm, "who did not even take the trouble of confirming the consignment of money." A true textbook example of the insatiability of mediocre people! For 20 Kronen he receives a goose and butter, things that he still does not regard as a sufficient confirmation of the consignment of money, which he again claims to be merely an act of politeness due to him.

We unfortunately had to spend the evening at the inn, entirely in keeping with the people in the village; and on this occasion there unfolded a picture of that wretched chaos that always crushes humanity on such levels of culture. The interns seem able to find sufficient sexual outlet among the women of the village, and one lives for pleasure, as also from pleasure – for card games, eating, and drinking – whereby only work itself plays an insignificant role. A veritable piggish mess!

The following morning, Mama had already come out of her shell somewhat more, and showed herself in the glory of her own unruliness and ingratitude. {198} She complained about the servants’ anti-Semitism, about kleptomania, about having to ask for specific food, about not having her own money, and so on. That all these thoughts of mistrust are only the mold of ignorance, so to speak, we did not find it worth the effort to refute them seriously; I only threatened not to come back if Mama didn’t set such thoughts aside. A woman, who suffered Polish anti-Semitism through her husband and children and her own life, complains about the peasant women from the Waldviertel region [of Lower Austria]: that is truly laughable!

After lunch, we departed. The departure was an amusing, authentic chapter in village life in itself. The postmaster promised us two seats and said we could have a third one without paying – in the meantime the post coachman, who has been told of this, nevertheless drives away, and we must run after the wagon on the open field.

In the train compartment, the same jostling crowd as yesterday. At the train station in in Dobersberg, I overhear the conversation of a farmer with a countrywoman. He is travelling to Vienna to collect his goods himself; and as they speak about the present rise in prices, the honest chap says: "Yes, people have become simply brutal; but are we not also brutal?" This even the farmer has learned to incorporate even this foreign word into his not excessively rich vocabulary. One learns brutality just more quickly than any culture.

In Vienna, too, the storm and heavy rain were shrieking in the streets. On the way home, Lie-Liechen forfeited her umbrella.

*

© Translation William Drabkin.

15. +4°, kühl.

— Reise nach Kautzen. Schon gleich beim Einstieg in die Tramway macht uns der große Andrang der Fahrgäste einen Strich durch die Rechnung; wir dachten eine Woche vor Ostern bequemer als während der Feiertage selbst reisen zu können. Vor dem Schalter war der Andrang, da wir zu spät den Bahnhof erreichten, schon sehr groß u. ebenso unangenehm war die Lage im Coupé, wo wir wieder fast als die letzten anlangen u. uns mit nicht gerade besten Plätzen begnügen mußten. Je höher wir hinaufkamen, destomehr häuften sich die Anzeichen eine Unwetters – überaus starker Sturm u. Regen, ja sogar Hagel begleiteten uns. In Schwar- {196} zenau schloss sich uns durch Vermittlung des kleinen Bednař ein serbischer Kaufmann an, der, wie er sagte, ebenfalls zu Wilhelm fuhr, um sich nach dem Befinden der Dodi zu erkundigen, aus Erkenntlichkeit dafür, daß W. ihm während der Internierung sehr liebreich entgegenkam u. auch sonst sich zu seiner Familie, die dort den Sommer zubrachte, gut stellte. Er hatte die Fackel mit sich u. sprach ziemlich gewandt aus persönlicher Erfahrung, wie aus angeborenem Mutterwitz. Ein überzeugter Leser der Arbeiterzeitung , hielt er am Wahne fest, daß das Volk allen Adel der Menschheit repräsentiere. Für andere Instanzen aber zeigte er kein Verständnis. Seine Beiträge über den gegenwärtigen Lebensmittelwucher waren ganz amüsant u. gipfelten in der These: nur die Gescheiten verdienen jetzt nichts, destomehr die Dummen, die kein Bedenken tragen allerhand Geschäfte durcheinander, wie sie sich eben bieten, mit Nutzen abzuschließen. Er erzählt von einem ihm bekannten Caféhändler, der auf eine Annoncen hin ein Seifengeschäft abschloß u. umgekeh trt von einem Seifenhändler, der ein Cafégeschäft machte usw. Daß er als Kaufmann diesem Treiben zustimmte, war selbstverständlich.

Von Dobersberg nach Kautzen ging die Reise bei heftigem Sturm, so daß wir Mühe hatten, die Hände warm zu halten. Zu den Eisgräupchen, die durch den Sturm gepeitscht wurden, stimmten in harmonischer Weise zahlreiche Mövenzüge, die in Massen bald zu den Furchen niedergiengen, bald von den Furchen emporstiegen. Der weite Flügelschlag, das Weiß des Gefieders stellten sozusagen den Schneetypus in der Luft vor. Lie-Liechen meinte, sie legten Eier in die Furchen. (Wilhelm meinte, die Bauern könnten mit den gesammelten Eier einiges Geld verdienen, nur wären sie zu faul dazu!)

In K. angelangt begleiche ich den Wagen selbst u. wir gehen sofort zur Mama. Sie sieht gut, ja sehr gut aus u. scheint in ihr Schicksal sich bereits ergebener zu fühlen. {197} Die meiste Zeit verbringen wir bei ihr. Im Gespräch mit dem Bruder beobachten wir immer noch dieselbe Zurückhaltung über seine privaten Geldangelegenheiten. Mit Vorliebe kehrt er immer wieder schlechten Geschäftsgang, Verlust u. s. w. hervor. Zu unserer Ueberraschung erfahren wir aber von ihm leider auch einiges über die Tante u. Sophie, dwas wir nicht vermutet hätten. So erhielt die Tante außer der von ihr selbst erwähnten Gans auch noch viel Butter. Bedenkt man, daß schon die Gans allein den Preis der eingesandten 20 Kronen weit überstieg, so war es von Seiten der Tante im höchsten Grade verwerflich, nicht nur die kostbare Beigabe der Butter zu verschweigen, sondern sich darüber hinaus sich, wenn nicht gerade für übervorteilt, so immerhin pekuniär belastet hinzustellen. Am allerwenigsten hatte der Onkel das Recht, sich über den Mangel an Liebenswürdigkeit bei Wilh. zu beklagen, „der sich nicht einmal die Mühe nahm, die Geldsendung zu bestätigen.“ Ein wahres Schulbeispiel für die Unersättlichkeit des Durchschnittsmenschen! Um 20 Kronen erhält er eine Gans u. Butter, was er aber noch immer nicht für eine ausreichende Bestätigung der Geldsendung ansieht, die er wieder nur als einen Akt schuldiger Höflichkeit reklamiert.

Den Abend mußten wir leider im Wirtshaus zubringen, eben nach der Gewohnheit der Leute im Ort u. es entrollte sich bei dieser Gelegenheit das Bild jenes unseligen Chaos, das die Menschheit auf solchen Kulturstufen immer zerdrückt. Die Internierten scheinen ihr geschlechtliches Auskommen bei den Frauen des Ortes hinlänglich zu finden u. man lebt für den Genus wie vom Genus [sic], fürs Kartenspiel, Essen u. Trinken, wobei gerade nur die Arbeit die kleinste Rolle spielt. Ein wahrer Schweinebrei!

Am nächsten Vormittag trat die Mama schon mehr aus ihrer Reserve hervor, u. da zeigte sie sich in der Glorie ihrer alten Ungebärdigkeit u. Undankbarkeit. Sie beklag- {198} te sich über den Antisemitismus der Dienstboten, über Kleptomanie, daß sie gewisse Speisen einfordern müsse, daß sie kein eigenes Geld habe usw. Da alle diese Gedanken des Mißtrauens nur sozusagen Schimmelpilze von Unbildung sind, so fanden wir es nicht der Mühe wert, sie ernst zu widerlegen, nur drohte ich nicht wiederzukommen, wenn die Mama solche Gedanken nicht ablegt. Eine Frau, die polnischen Antisemitismus ausgekostet hat an Mann u. Kindern u. an ihrem eigenen Leben, beklagt sich über Waldviertler Bäuerinnen, das ist wahrlich zum lachen [sic]!

Nach Tisch reisen wir ab. Ein heiteres echtes Dorfkapitel für sich war die Abreise. Der Postmeister sagte zwei Plätze zu u. meinte, wir könnten noch einen Schwarzen einnehmen – inzwischen fährt der davon unterrichtete Postkutscher uns doch davon u. wir müssen dem Wagen auf offenem Felde nachlaufen.

Im Coupé wieder dasselbe Gedränge wie gestern. Auf dem Bahnhof in Dobersberg belausche ich das Gespräch eines Bauern mit einer Bäuerin. Er reist nach Wien, um seine Waren selbst zu holen, u. da sie von der gegenwärtigen Teuerung sprechen, meinte der Biedermann: „Ja, die Leute sind halt brutal geworden, aber sind wir nicht auch brutal?“ So hat auch schon der Bauer dieses Fremdwort in seinen nicht übermäßig reichen Wortschatz einzubürgern verstanden. Brutalität lernt man eben schneller als alle Kultur.

Auch in Wien gellte der Sturm u. schwerer Regen durch die Straßen. Auf dem Wege nachhause büßte Lie-Liechen ihren Schirm ein.

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© Transcription Marko Deisinger.

15, +4°, cool.

— Trip to Kautzen. Even as we boarded the tramway, the great throng of passengers thwarted us: we thought that we could travel more easily a week before Easter than actually during the holidays. As we arrived at the train station too late, the crowd in front of the ticket counter was already very large; and the situation in the train compartment was just as disagreeable, where we were almost the last to arrive and had to content ourselves with less than the best seats. The higher we came up, the greater were signs of bad weather – a very severe storm and rain, even hail, accompanied us. In {196} Schwarzenau we were joined, as a result of the young Bednař’s agency, by a Serbian business man who told us that he was likewise travelling to see Wilhelm to enquire about Dodi’s health, in recognition of Wilhelm having shown great kindness to him during his internment, and was otherwise also on good terms with his family, who spent the summer there. He had a copy of Die Fackel with him and spoke rather eloquently from personal experience as much as from innate wit. A convinced reader of the Arbeiter-Zeitung , he held fast to the delusion that the people represented all the nobility of humanity. For other authorities, however, he showed no understanding. His contributions on the present profiteering from foodstuffs were thoroughly amusing, and culminated in the thesis: that only the clever people deserve nothing, all the more the stupid people, who had no reservations about profitably negotiating all kinds of deals all over the place, however they presented themselves. He spoke of a well-known coffee dealer who negotiated soap business as a result of an advertisement and, conversely, of a soap dealer who created a coffee business, and so on. That, as a businessman, he approved of this practice went without saying.

From Dobersberg to Kautzen, the trip was accompanied by a severe storm, so that we had trouble keeping our hands warm. The small clumps of ice whipped up by the storm were accompanied in a concordant way by numerous flocks of gulls, which flew down to the furrows, then flew up from the furrows. The broad beating of their wings, the white of their plumage, gave the impression, so to speak, of a kind of snow in the air. Lie-Liechen said that they were laying eggs in the furrows. (Wilhelm said the farmers could earn some money from the eggs they collected, only that they would be too lazy to do so!)

Arriving in Kautzen, I pay for the coach myself and we go immediately to Mama. She looks well, indeed very well, and seems already to feel more comfortable about her lot. {197} We spend most of the time with her. In conversation with my brother, we again observe the same reticence concerning his private monetary affairs. He always prefers to emphasize bad business transactions, losses, and so on. To our surprise, however, we unfortunately learned some things from him about my aunt and Sophie that we would not have expected. My aunt, in addition to the goose she herself mentioned, also received a lot of butter. Considering that the goose alone was worth far more than the 20 Kronen she sent, then it was most highly reprehensible of my aunt not only to keep silent about the expensive additional butter, but moreover to pretend to be encumbered with pecuniary matters, even if she is not exactly overprovided. Least of all did my uncle have the right to complain about a lack of generosity from Wilhelm, "who did not even take the trouble of confirming the consignment of money." A true textbook example of the insatiability of mediocre people! For 20 Kronen he receives a goose and butter, things that he still does not regard as a sufficient confirmation of the consignment of money, which he again claims to be merely an act of politeness due to him.

We unfortunately had to spend the evening at the inn, entirely in keeping with the people in the village; and on this occasion there unfolded a picture of that wretched chaos that always crushes humanity on such levels of culture. The interns seem able to find sufficient sexual outlet among the women of the village, and one lives for pleasure, as also from pleasure – for card games, eating, and drinking – whereby only work itself plays an insignificant role. A veritable piggish mess!

The following morning, Mama had already come out of her shell somewhat more, and showed herself in the glory of her own unruliness and ingratitude. {198} She complained about the servants’ anti-Semitism, about kleptomania, about having to ask for specific food, about not having her own money, and so on. That all these thoughts of mistrust are only the mold of ignorance, so to speak, we did not find it worth the effort to refute them seriously; I only threatened not to come back if Mama didn’t set such thoughts aside. A woman, who suffered Polish anti-Semitism through her husband and children and her own life, complains about the peasant women from the Waldviertel region [of Lower Austria]: that is truly laughable!

After lunch, we departed. The departure was an amusing, authentic chapter in village life in itself. The postmaster promised us two seats and said we could have a third one without paying – in the meantime the post coachman, who has been told of this, nevertheless drives away, and we must run after the wagon on the open field.

In the train compartment, the same jostling crowd as yesterday. At the train station in in Dobersberg, I overhear the conversation of a farmer with a countrywoman. He is travelling to Vienna to collect his goods himself; and as they speak about the present rise in prices, the honest chap says: "Yes, people have become simply brutal; but are we not also brutal?" This even the farmer has learned to incorporate even this foreign word into his not excessively rich vocabulary. One learns brutality just more quickly than any culture.

In Vienna, too, the storm and heavy rain were shrieking in the streets. On the way home, Lie-Liechen forfeited her umbrella.

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© Translation William Drabkin.