13. Wolkenlos!
— Der Reiche: Hamstert nur für den Magen, aber niemals fürs Gehirn. – Häuft die Gelder, als müßte er sich u. die Seinigen etwa für einen Winterschlaf von Jahrhunderten sicherstellen. — *Salandra in Brescia erwiderte einem Deputierten : “sein Geist sei manchmal von furchtbaren Aengsten gequält, doch sei er aber sicher, „der Ehre Italiens“ gemäß gehandelt zu haben.“ Der Berichterstatter fügt hinzu: Bei diesen Worten begann Salandra zu weinen! 1 — *{237} Ein amerikanischer Rechtslehrer spricht es deutlich aus, daß Amerika sich unneutral betragen habe! 2 — *Aufsehen macht ein Frauenmörder von Beruf, Kiß aus Czinkota; das grelle u. summarische Verfahren dieses Menschen macht reflexartig die große Wimper der sonst wachend-schlafenden Menschheits enaugen zucken, so daß sie etwas Neues wahrzunehmen glaub ten, wo doch viel grausamere Frauenmorde allezeit u. allerorten zu finden waren u. sind, die nur freilich aber ihre Opfer entweder lebenslang quälen oder für ihr Leben lang schädigen. Im Falle Kiß springen Betrug, Raub, Marter u. Tod als ein allzu leicht überblickbarer Augenblick Moment auch dem zurückgebliebendsten Gehirn ohneweiters ins Bewußtsein. In den Fällen aber, die ich meine, ist die Verherung [sic] über das ganze Leben der Frauen so weit ausgebreitet, daß, ausgenommen einige wenige Dichter, die Menschen sonst überhaupt noch keinen Raub u. Mord wahrnehmen. Da die Frauen wirklich am Leben bleiben, fragen sie, wie können sie da gemordet worden sein? 3 *Die Anregung Deutschlands zur Einführung der Sommerzeit wird in fast allen Staaten nachgeahmt! — *Der Reiche: Wie im Kleinen so auch im Großen zeigen sich die verhängnisvollen Folgen des Scheines der Reichen. Im Weltkrieg schlossen sich dem Engländer, als dem Reichen, die armen u. ärmsten Staaten an; sie hofften alle, von der Macht des Reichtums würden für sie alle in der Folge Geldvorteile abfallen. Und wie immer haben sich nun auch diesmal die Armen in der Gesinnung des Reichen getäuscht. Er nützt sie tüchtig aus, drückt sie noch tiefer herab, u. er selbst aber bleibt selbst dort, wo er stand, wenigstens vorläufig, bis sicher auch ihn eines Tages die Nemesis sicher ergreift. Nun spielt der Amerikaner den Reichen vor u. wieder umschmeichelt alle Welt den neuen reichen Herrn. Selbstverständlich wird man aber auch mit diesem Reichen früher oder später dieselbe Erfahrung machen, wie mit jedem anderen. Schade nur, daß auch {238} Deutschland sich unter diejenigen mischt, die um die Gunst des amerikanischen Parvenüs buhlen. Ich möchte aber glauben, daß auch für Staaten das selbe zutrifft, was für Einzelpersonen gilt: am stärksten ist man allein! Augenblicklich erbringt hiefür Deutschland gerade Beweise genug hiefür diese These. — *
Die Jugend enthält folgendes schöne Gedicht von Gustav Falke †:
Da Reichtum offenbar ein unvermeidliches Element jeglicher Wirtschaft ist, so dürfte zwar nicht eine Abschaffung des Reichtums, dagegen vielleicht eine andere neue Grenzregulierung zwischen Arm u. Reich gelingen. Sie wäre künstlich u. forçiert[,] meint man? Doch nicht mehr als der Reichtum doch auch schon von Haus aus künstlich ist, u. zw. wegen der künstlichen Voraussetzung der Kultur, die ihn erst möglich gemacht hat. Ein Naturereignis ist der Reichtum unter den Menschen für keinen Fall, so wenig es Reichtum bei unter den Spatzen, Tauben usw. gibt. *Der Mensch, dessen am Ende der schmalste Sarg harrt, tut so, als könnten ihm bei Lebzeiten kaum die weitesten Räume genügen. Und immer wieder sucht er die Räumlichkeiten nur im physischen Sinne auszudehnen, obgleich er sie gar nicht ausfüllen kann, während wo er viel doch ungleich leichter, wenn er nur wollte, die geistigen Räumlichkeiten beziehen könnte, die die weitesten Weiten ihm eröffnen würden! — *In der „Voss. Ztg“ wird das Buch eines Franzosen 5 besprochen, 6 das so etwas wie Erkenntnis der Wahrheit an den Tag legt. Der Verfasser beweist auf dem Wege der Logik, daß die Deutschen schon wegen ihre nr Leistungen gemäß doch nicht so inferior sein können, als die Franzosen sie aus ihrer Eitelkeit heraus sich zu denken belieben. Umso nachdrücklicher stellt er den Engländer in all seinen Lastern blos u. rät zu einem Separatfrieden mit Deutschland, um den Engländer zu verjagen. So erfreulich die Tatsache eines solchen Buches an sich ist, so möchte ich doch bezweifeln, daß der ein Franzose je so geschrieben hätte, wenn Deutsch- {240} land eben nicht wieder einmal seine Ueberlegenheit praktisch vordemonstriert hätte! — *Die Amerikaner lassen sich nach eigenem Geständnis Post u. geldwert von den Engländern rauben. Sie glauben nämlich über Englands Auftrag nur an die Untaten deutscher Krieger, während sie von denen der Kosaken bieder meinen, sie diese gehörten eben zum Krieg! — *Die Deutschen in Amerika: Es gab Stimmen vor mehreren Jahrzehnten, die prophezeiten, das deutsche Wesen w eürde in Amerika früher oder später die Oberhand über die Engländer gewinnen u. vor allem w eürde die deutsche Sprache die englische verdrängen. Darin haben sie sich getäuscht; die Propheten hatten aber einen logischen Fehler begangen. Denn es hätte ihnen wohl von vornherein klar sein müssen, daß dem Kaufmann – u. ein solcher ist Amerika als Ganzes genommen – die englische Sprache wegen ihrer nakt [sic] daliegenden Telegrammstileigenschaften ungleich mehr zusag ent werde als die deutsche, die , literarische Zwecke mitkombinieren dt , u. daher ungleich differenzierteres Gepräge zeigt. Zur bloßen Verständigung über Bedürfnisse, wie sie für kaufmännische Zwecke in erster Linie in Frage kommt, mag die englische Sprache in der Tat der beste Behelf sein. Im vorläufigen Sieg des englischen Idioms über das deutsche in Amerika ist also nur der Sieg des kaufmännischen Interesses über alle anderen kulturellen zu erblicken. Und eben daher fragt es sich, ob nicht doch vielleicht einmal später der Sieg Deutschlands im Weltkrieg eine Aenderung auch in Amerika herbeiführen wird, sofern jener Sieg immerhin eine capitis diminutio 7 des jenes Kaufmannes zu bedeuten haben wird, nämlich, als eines der dem Reichtum auch mit allen unerlaubten Mitteln unumschränkt zustreb et nden Wesens. *Wertheimer sagt: „Man beneidet nur die Talente, aber nicht die Genies.“ Der Grund davon ist, daß Talente zu beneiden etwas ist, was auf Gegenseitigkeit beruht. Im Schmeicheln ist es dann so, als sagte einer zum anderen: „Wie Du mir, so ich Dir; lobst Du mein Talent, {241} lobe ich das Deines. Nur aber das Genie ist zu solcher Gegenseitigkeit nicht zu haben; man muß es müßte gelobt loben werden, ohne daß es seinerseits loben könnte von ihm gelobt zu werden. Nun, dann läßt man es lieber!! — *Der Deutsche ist allezeit verachtet. Diese Verachtung blos auf den rapiden Wirtschaftsaufschwung zurückzuführen wäre thöricht, denn das ganze Mittelalter u. die Neuzeit hindurch war Deutschland, noch ehe es Weltpolitik betrieben, Gegenstand gründlichsten Hasses. Also ist hat man es offenbar nur mit de rm Hass einer anderen Rasse, eines anderen Wesens zu tun. Am bündigsten läßt er sich definieren als der Hass der Phrase gegen wahres Wesen, unter welchem Zeichen auch der gegenwärtige Weltkrieg steht. Noch hat sich freilich in älteren Zeiten deutsches Wesen nicht so herrlich geoffenbart, wie seit Luther. Aber wer weiß nicht, wie die Haltung eines menschlichen Wesens schon in jungen, jüngsten Jahren durch das Vorgefühl künftiger Taten beeinflusst stimmt wird. Und so möchte das deutsche Wesen, ohne daß es noch die großen Zeichen von sich gegeben, von Elementen getragen worden sein, die anderen Völkern Respekt, zugleich aber auch Angst u. Scheu einflößten. Gibt es denn überhaupt einen größeren Unterschied zwischen Menschen als den, eine Situation lügnerischerweise mit Phrasen, Manieren oder Tränen, mit Feigheit zu beantworten oder sie mit richtigem Tiefblick aus den Angeln zu heben? Und gerade vom Tiefblick der Deutschen weiß derjenige ein Lied zu singen, der seine Musik kennt. Ein Volk, dessen Spitzen einer solchen Konzentration fähig ist sind, muß notwendigerweise großen Charakter haben! Ohne solchen Fähigkeiten zur Tiefe aber bleibt den anderen Nationen nur der Ausweg zur Charakterlosigkeit übrig! — *Der Umzug der Frauen in Wien 8 hat unter meinen Schülern u. Schülerinnen besonders die reichen erschüttert. Frau D. befürchtet eine Revolution, Br. erleidet wieder einen Feigheitschock-Chock u. wettert neuerdings wider die Deutschen, die angeblich an allem Schuld tragen! — *{242} Der Reiche: Zuweilen geht der Mann aus dem Volke auch in die Oper, meist Sonntags [sic] der ein Liebender mit der seiner Geliebten. Aber darum fällt es ihm nie ein, sich u. anderen daraufhin eine Beziehung zur Kunst vorzulügen. Kaum läßt sich aber der mit Geld gesegnete auf seinem Sitz im Opernhaus nieder, sofort knüpft er durchs Gesäß auch schon eine Beziehung zur Kunst an; er glaubt zum Kunstkenner, Kunstliebhaber geworden zu sein. Zuhause verbreitet nun diese Lüge größten Schaden, denn den Kindern kann es nicht entgehen, wie ihre Eltern den Weg zur Kunst zurücklegen u. von ihnen, den Eltern, lernen es nun auch die Kinder, auf dem kürzesten Wege lügnerischer Einbildung sich Kunstkennerschaft u. -Liebhaberei zu erwerben. — *Der Reiche: Der Reiche hört Musik, wie er etwa eine Tapete betrachtet. Gewohnt Bilder zu kaufen, die fertig sind, Häuser zu beziehen, die fertig gebaut sind, in Räumlichkeiten sich niederzulassen, die fertig möbliert wurden, überträgt er diese Gewohnheit, in Fertiges blos hineinzusteigen, auch auf die Musik u. steigt gewissermaßen in die Töne ein, als könnten sie auch ohne sein eigenes Zutun so fertig sein, wie etwa das Bild, das Wohnhaus usw. fertig dastehen. Wie er dort schon zu sehen glaubt wenn er es nur besitzt, so glaubt er hier zu hören! Daß aber speziell zum Besitz eines musikalischen Kunstwerkes noch ein ganz eigenes Hören dazukommen muß, ohne welches es überhaupt gar noch nicht gehört wurde werden konnte [sic] , fällt ihm nicht bei. — *England nimmt die Wehrpflicht an, 9 – wohl der größte Triumph Deutschlands, das indirekt den ausgepichtesten Krämer der Welt zu einigem Sinn für staatliches Interesse erzieht. — *Den Dichtern u. Philosophen nimmt man Menschenverachtung übel, aber man gestattet sie dem Kaufmann, der sie ohneweiters in Form cynischesten [sic] Betruges u. Mißachtung ohneweiters u. obendrein zum Geldnachteil der anderen ausdrücklich darf. — *{243} Der Reiche: Er Man heißt ihn „mächtig“ – nur ist er mächtig nicht der Wissenschaft, der Kunst u. der Religion. Man sieht, es läuft bei den Mächtigen auch noch heute lediglich auf die gewisse Zahl von Rindern hinaus, von denen schon die Bibel erzählt. *Je größer die Erhebung des Bodens, von einer desto größeren Gewalt der vulkanischen Betätigung ze iugt sie es. So auch unter der [sic] Menschen, Nationen u. Rassen. Erhebungen wie Bach, Beethoven, Goethe zeugen von einer größeren Gewalt, als Erhebungen wie Voltaire oder Victor Hugo. Und damit erledigt sich auch die Frage, was vorzuziehen sei, das Ensemble oder der Star. Kein Zweifel, daß der Star, der selbst eine größere Erhebung bedeutet, auch die Menschen zu einer größeren hinführt, während das Mittelmäßige des Ensembles nur ein mittelmäßiges Maß von Schwingungen auslöst. — *Den deutschen Kaufleuten sagt man nach, sie würden auf dem Weltmarkt unterbieten. Ich glaube nun, daß man gut tut, darin das erste Anzeichen einer Ethisierung des Kaufmannes zu sehen; gleichviel, ob es aus Not oder Konkurrenz geschieht, gesteht der deutsche Kaufmann ein, daß die Ware nicht unbedingt so teuer bezahlt werden muß, als sie die geldgierigen Engländer, Amerikaner u. Franzosen usw. bezahlt wünschen. — *Den Engländer sollte man nicht nur aufs das Haupt, sondern auch aufs das Maul schlagen. *Abends im „Café Vindobona“ mit Herrn Maiulik. Lie-Liechen hatte Gelegenheit, ein [illeg]Exemplar des östlichen Judentums zu sehen, das trotz unleugbaren Vorzügen Antipathie erweckt. (Pressburger!) *Der Jude: Kontrast von einer nicht wegzuleugnende rn Bildung u. niedriger sozialer Stellung. Ob nun {244} die Gaststaaten dem Juden soziale Rechte aus diesem oder jenem Grunde verweigern, vielleicht aus Unkenntnis der großen Bildung der Juden, vielleicht nur aus Gründen der Rassenverschiedenheit, gleichviel, der Kontrast der Stellung von der Bildung ist so gewaltig, daß er nicht ohne die bedenklichsten Folgen bleiben kann. Der Jude ist außerstande, nach außenhin so aufzutreten, als er es dürfte. Täte er es, so würde man es umso schärfer verurteilen, je weniger man begreift, welche Summe von Bildung ihm eigen ist. Aus der Not erwuchsen auch dem Juden, wie dem Armen jeder anderen Rasse oder Nation Eigenschaften u. Manieren, die nur auf Not allein zurückzuführen sind. Um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, muß sich der Jude zu allem schicken u. um dieses tun zu können, sich zu allem als geschickt selbst anpreisen – er tut muß immer so tun, als könnte u. wüßte er alles. In der Tat unternimmt er alles, denn er will leben. Man rechnet ihm die Selbstanpreisung als Ueberhebung an – mit Unrecht aber in Anbetracht des Grundes der Not. Am rührendsten sind die Momente, in denen der Jude, der sonst sozial niedergehaltene, seine Bildung vorzeigt; er scheint dann gewissermaßen zu prahlen, doch ist es nur die naive Freude am geistigen Besitz, die er umso glücklicher äußert, als er es überhaupt sicher nur selten gelegentlich einmal tun darf. — — „Im Geschäft lüge ich“ sagte Herr Maiulik „aber nicht außerhalb des Geschäftes“ – damit ist der Beruf des Kaufmannes zur Genüge gekennzeichnet. — *
© Transcription Marko Deisinger. |
13. cloudless!
— The rich man: he hoards only for his stomach, but never for his brain. – He accumulates money, as if he must secure himself and his family for a centuries-long winter's sleep. — *Salandra in Brescia replies to a parliamentary representative: "His spirit is sometimes tortured by terrible fears, but he is sure that he has acted in the interests of Italy's honor.'" The reporter added: With these words, Salandra began to weep! 1 — *{237} An American law teacher declares clearly that America has not behaved in a neutral manner! 2 — *A professional murderer of women, Kiss from Cinkota, is causing a sensation; the glaring, wholesale practice of this person is causing the great eyelashes of the otherwise waking and sleeping human eyes to twitch by reflex, so that they believe they are perceiving something new when in fact much more terrible murderers of women have been and will be found everywhere and at all times, who of course either merely torment their victims or cause them harm throughout their lives. In the case of Kiss, deceit, theft, martyrdom and death spring into consciousness without further ado, as an all too easily understandable factor, even for the most retarded brain. In the cases to which I am referring, however, the devastation over the entire lives of women has become so widespread that, apart from a small number of poets, people can still not perceive any theft or murder. Since the women actually remain alive, they ask, how can they have been murdered? 3 *Germany's proposal to introduce summer time is copied in almost every state! — *The rich man: as in small things, so the disastrous consequences of the pretense of the rich are also shown in the large. In the world war, the poor and poorest states attached themselves to the Englishman, as the rich man; they hoped that monetary advantages would, in consequence, descend to them from the power of wealth. And as always, so now, too, the poor have been deceived by the intentions of the rich man. He exploits them efficiently, pushes them down further; and he himself remains where he stood – at least for the time being, until the day comes when the nemesis will surely take hold of him. Now the American is taking the part of the rich man, and again the entire world is flattering the new rich man. It goes without saying, however, that sooner or later they will have the same experience with this rich man, as with every other. A pity only that even {238} Germany is consorting with those who are vying for the favor of this American parvenu. I should like to believe what applies to states is also valid for individual persons: one is strongest when one stands alone! At the moment, Germany is getting sufficient proof of this. — *
Die Jugend
contains the following attractive poem by Gustav Falke †:
As wealth is apparently an unavoidable element of all commerce, then one should not abolish wealth but rather arrive at another, new boundary adjustment between rich and poor. Would it be artificial and forced, perhaps? Certainly no more than wealth, which by nature is artificial, and indeed on account of the artificial assumptions of culture which has made it possible in the first place. Under no circumstances is wealth a natural phenomenon among people, any more than there is wealth among sparrows, doves, and so on. *A person, for whom the narrowest of coffins awaits him at the end, behaves as if the largest spaces are hardly sufficient for him during his lifetime. And over and over he seeks to expand his spaces only in the physical sense, even though he cannot fill them; whereas it would be easier, if only he wished, to be able to inhabit intellectual spaces, which would open up for him the broadest realms! — *In the Vossische Zeitung , a book by a Frenchman 5 is reviewed; 6 the book evinces something like a recognition of the truth. The author shows along logical paths that the Germans, already on account of their achievements, cannot be so inferior as the French which their vanity would have us believe. He is all the more emphatic in exposing the English in all their vices and recommends a separate peace agreement with Germany in order to drive away the English. As gratifying as such a book is in itself, I would yet wish to doubt that a Frenchman could have ever written it in this way {240} if Germany had not once again given a practical demonstration of its superiority! — *The Americans, by their own admission, allow themselves to be robbed of position and material value by the English. They believe namely, with respect to England's mission, only in the misdeeds of German soldiers, whereas they regard those committed by the Cossacks as less offensive, being just a feature of war! — *The Germans in America: decades ago, there were voices in America that prophesied that German culture would gain the upper hand over the English in America sooner or later, and above all that the German language would supersede English. In this they were mistaken: the prophets had committed a logical mistake. For they should have realized from the outset that for a businessman – for that is what America is considered as a whole – the English language, with its overtly telegrammatic style, is incomparably more suitable than the German, which combines literary purposes and thus shows an incomparably differentiated character. For the mere clarification of requirement, as is needed in the first instance for business purposes, the English language may in fact be the best aid. In the present victory of the English idiom over the German in America, one can only witness the victory of business interests over all other cultural ones. And for that very reason one must ask whether perhaps, at some later time, Germany's victory in the world war will lead to a change in America, too, insofar as that victory will in any event signifies a capitis diminutio 7 of that businessman, who strives for wealth unencumbered even by every prohibited means. *Wertheimer says: "One is envious only of talents, but not of geniuses." The reason for this is that to envy talented people is something that is based on reciprocity. In the act of flattery, it is thus as if one were to say to another, "as you are to me, so I am to you; praise my talent {241} and I shall praise yours." But a genius cannot be treated with such reciprocity: one must praise him without being praised by him. So it is better not to do so!! — *The German has been despised at all times. To attribute this hatred merely to the rapid rise in commerce would be foolish, since throughout the Middle Ages and the early modern era, long before Germany took part in world politics, it was an object of the most fundamental hatred. Thus, one is apparently dealing with a matter only of the hatred of a different race, a different nature. It can be defined most succinctly as the hatred of the catchphrase against a true being, under which sign the present world war is being fought. Of course, German nature was not revealed so splendidly as it has been since Luther. But who does not know how the behavior of a human being even in recent – most recent – times is determined by a premonition of future deeds. And so the German nature, without yet giving out great signs of itself, may have been carried by elements which instilled respect but also fear and timidity at the same time, to other peoples. For is there any great difference between people than either to respond to a situation mendaciously with catchphrases, with poses or tears, with cowardice, or to set the world on fire with true keen insight? And verily with the keen insight of the Germans is someone who knows his music capable of singing a song. A people whose top class is capable of such concentration must of necessity have great character! Without such abilities to recognize the deep, however, the other nations only have the escape route of characterlessness ! — *The women's march in Vienna 8 has shocked my pupils, male and female, especially the wealthy ones. Mrs. Deutsch fears a revolution, Brünauer experiences yet another shock of cowardice and rants once more against the Germans, who bear the entire blame! — *{242} The rich man: occasionally, someone from the common people also goes to the opera, usually on Sundays: a lover with his beloved. But it never occurs to him to lie to himself or others about having a relationship to art. Hardly does one who is blessed with money take his seat in the opera house, however, does he begin to profess, through his backside, a relationship to art; he believes he has become an expert in art, and admirer of art. At home this lie now spreads the greatest damage, for his children cannot avoid making their way to art, like their parents; and from them – their parents – the children, too, learn via the quickest paths the deceitful illusion of acquiring knowledge of and pleasure in art. — *The rich man: the rich man hears music somewhat as he contemplates a carpet. Accustomed as he is to purchasing pictures that are complete, to inhabit houses that have been completely built, and to settle in spaces that are fully furnished, he transfers his habit of merely stepping into something complete also to music; and in a certain sense he steps into the tones as if they can, without any effort on his part, be as complete as the picture, the house, and the like stand as complete entities. Just as he believes he is already seeing those things as soon as he owns them, so he believes that he is able to hear! That, however, an entirely special way of hearing is necessary if he is to gain possession of a musical work of art – without which it cannot be heard at all – that is something he does not understand. — *England adopts compulsive military service 9 – probably the greatest triumph of Germany, who, indirectly, will educate the very last businessman of the world to acquire his own sense of state interest. — *One does not take kindly to contempt for mankind on the part of poets and philosophers; but one tolerates it in the businessman who may expressly show it without further ado, in the form of the most cynical deception and contempt, moreover to the financial disadvantage of others. — *{243} The rich man: one says that he is "powerful" – but he is just not powerful in science, art, or religion. One sees that even today what amounts to being mighty is having merely a certain number of cattle, something that the Bible has already taught us. *The greater the elevation of the ground, the greater force of volcanic activity is its result. So it is among people, nations, and races. Elevations like Bach, Beethoven, and Goethe testify to a greater force than elevations like Voltaire or Victor Hugo. And thus the question can be resolved as to which to prefer: the group, or the star. No doubt that the star, who itself signifies a greater elevation, also leads people to a greater one, whereas the ordinariness of the ensemble releases only a moderate amount of vibrations. — *Of German business people, it is said that they would underbid in the world marketplace. I believe, however, that one would do well to see therein the first sign of an ethnicization of the businessman; regardless of need or competition, the German businessman admits that his wares do not have to cost so much as the greedy English, Americans, and French wish to be paid. — *One should smack the English not on their head, but rather on their mouth. *In the evening, at the Café Vindobona with Mr. Maiulik. Lie-Liechen had the occasion to see a specimen of Eastern Jewry which, in spite of certain undeniable merits, arouses antipathy. (Pressburger!) *The Jew: the contrast between an undeniable education and low social position. {244} Whether foreign states will now deny Jews social rights, for one reason or another, perhaps out of ignorance of their high level of education, perhaps merely on grounds of racial difference, however it may be, the contrast between rank and education is so great that it cannot remain without most dangerous consequences.The Jew is not in a position to rise up to the extent that they ought to. If they did, they would be condemned all the more sharply the less one understood what a high level of education they possess. Out of necessity, Jews acquired characteristics and habits, as did the poor of every other race or nation, which can only be traced back to necessity alone. To earn a living, a Jew must adapt to everything in order to succeed; he must promote himself in all things, and act in such away as if he knew and was capable of everything. In fact, he undertakes everything, since he wants to survive. His self-commendation is regarded as arrogance – wrongly, in view of necessity. What are most touching are the moments in which the Jew, who is otherwise socially retarded, presents his education; he then appears to boast in a certain sense; but this is merely the naïve pleasure he takes in his intellectual acquisition, which he expresses all the more joyously then he ought to – except on rare occasions. — — "In business, I tell lies," says Mr. Maiulik, "but not outside of business." Thus the profession of businessman is sufficiently characterized. — *
© Translation William Drabkin. |
13. Wolkenlos!
— Der Reiche: Hamstert nur für den Magen, aber niemals fürs Gehirn. – Häuft die Gelder, als müßte er sich u. die Seinigen etwa für einen Winterschlaf von Jahrhunderten sicherstellen. — *Salandra in Brescia erwiderte einem Deputierten : “sein Geist sei manchmal von furchtbaren Aengsten gequält, doch sei er aber sicher, „der Ehre Italiens“ gemäß gehandelt zu haben.“ Der Berichterstatter fügt hinzu: Bei diesen Worten begann Salandra zu weinen! 1 — *{237} Ein amerikanischer Rechtslehrer spricht es deutlich aus, daß Amerika sich unneutral betragen habe! 2 — *Aufsehen macht ein Frauenmörder von Beruf, Kiß aus Czinkota; das grelle u. summarische Verfahren dieses Menschen macht reflexartig die große Wimper der sonst wachend-schlafenden Menschheits enaugen zucken, so daß sie etwas Neues wahrzunehmen glaub ten, wo doch viel grausamere Frauenmorde allezeit u. allerorten zu finden waren u. sind, die nur freilich aber ihre Opfer entweder lebenslang quälen oder für ihr Leben lang schädigen. Im Falle Kiß springen Betrug, Raub, Marter u. Tod als ein allzu leicht überblickbarer Augenblick Moment auch dem zurückgebliebendsten Gehirn ohneweiters ins Bewußtsein. In den Fällen aber, die ich meine, ist die Verherung [sic] über das ganze Leben der Frauen so weit ausgebreitet, daß, ausgenommen einige wenige Dichter, die Menschen sonst überhaupt noch keinen Raub u. Mord wahrnehmen. Da die Frauen wirklich am Leben bleiben, fragen sie, wie können sie da gemordet worden sein? 3 *Die Anregung Deutschlands zur Einführung der Sommerzeit wird in fast allen Staaten nachgeahmt! — *Der Reiche: Wie im Kleinen so auch im Großen zeigen sich die verhängnisvollen Folgen des Scheines der Reichen. Im Weltkrieg schlossen sich dem Engländer, als dem Reichen, die armen u. ärmsten Staaten an; sie hofften alle, von der Macht des Reichtums würden für sie alle in der Folge Geldvorteile abfallen. Und wie immer haben sich nun auch diesmal die Armen in der Gesinnung des Reichen getäuscht. Er nützt sie tüchtig aus, drückt sie noch tiefer herab, u. er selbst aber bleibt selbst dort, wo er stand, wenigstens vorläufig, bis sicher auch ihn eines Tages die Nemesis sicher ergreift. Nun spielt der Amerikaner den Reichen vor u. wieder umschmeichelt alle Welt den neuen reichen Herrn. Selbstverständlich wird man aber auch mit diesem Reichen früher oder später dieselbe Erfahrung machen, wie mit jedem anderen. Schade nur, daß auch {238} Deutschland sich unter diejenigen mischt, die um die Gunst des amerikanischen Parvenüs buhlen. Ich möchte aber glauben, daß auch für Staaten das selbe zutrifft, was für Einzelpersonen gilt: am stärksten ist man allein! Augenblicklich erbringt hiefür Deutschland gerade Beweise genug hiefür diese These. — *
Die Jugend enthält folgendes schöne Gedicht von Gustav Falke †:
Da Reichtum offenbar ein unvermeidliches Element jeglicher Wirtschaft ist, so dürfte zwar nicht eine Abschaffung des Reichtums, dagegen vielleicht eine andere neue Grenzregulierung zwischen Arm u. Reich gelingen. Sie wäre künstlich u. forçiert[,] meint man? Doch nicht mehr als der Reichtum doch auch schon von Haus aus künstlich ist, u. zw. wegen der künstlichen Voraussetzung der Kultur, die ihn erst möglich gemacht hat. Ein Naturereignis ist der Reichtum unter den Menschen für keinen Fall, so wenig es Reichtum bei unter den Spatzen, Tauben usw. gibt. *Der Mensch, dessen am Ende der schmalste Sarg harrt, tut so, als könnten ihm bei Lebzeiten kaum die weitesten Räume genügen. Und immer wieder sucht er die Räumlichkeiten nur im physischen Sinne auszudehnen, obgleich er sie gar nicht ausfüllen kann, während wo er viel doch ungleich leichter, wenn er nur wollte, die geistigen Räumlichkeiten beziehen könnte, die die weitesten Weiten ihm eröffnen würden! — *In der „Voss. Ztg“ wird das Buch eines Franzosen 5 besprochen, 6 das so etwas wie Erkenntnis der Wahrheit an den Tag legt. Der Verfasser beweist auf dem Wege der Logik, daß die Deutschen schon wegen ihre nr Leistungen gemäß doch nicht so inferior sein können, als die Franzosen sie aus ihrer Eitelkeit heraus sich zu denken belieben. Umso nachdrücklicher stellt er den Engländer in all seinen Lastern blos u. rät zu einem Separatfrieden mit Deutschland, um den Engländer zu verjagen. So erfreulich die Tatsache eines solchen Buches an sich ist, so möchte ich doch bezweifeln, daß der ein Franzose je so geschrieben hätte, wenn Deutsch- {240} land eben nicht wieder einmal seine Ueberlegenheit praktisch vordemonstriert hätte! — *Die Amerikaner lassen sich nach eigenem Geständnis Post u. geldwert von den Engländern rauben. Sie glauben nämlich über Englands Auftrag nur an die Untaten deutscher Krieger, während sie von denen der Kosaken bieder meinen, sie diese gehörten eben zum Krieg! — *Die Deutschen in Amerika: Es gab Stimmen vor mehreren Jahrzehnten, die prophezeiten, das deutsche Wesen w eürde in Amerika früher oder später die Oberhand über die Engländer gewinnen u. vor allem w eürde die deutsche Sprache die englische verdrängen. Darin haben sie sich getäuscht; die Propheten hatten aber einen logischen Fehler begangen. Denn es hätte ihnen wohl von vornherein klar sein müssen, daß dem Kaufmann – u. ein solcher ist Amerika als Ganzes genommen – die englische Sprache wegen ihrer nakt [sic] daliegenden Telegrammstileigenschaften ungleich mehr zusag ent werde als die deutsche, die , literarische Zwecke mitkombinieren dt , u. daher ungleich differenzierteres Gepräge zeigt. Zur bloßen Verständigung über Bedürfnisse, wie sie für kaufmännische Zwecke in erster Linie in Frage kommt, mag die englische Sprache in der Tat der beste Behelf sein. Im vorläufigen Sieg des englischen Idioms über das deutsche in Amerika ist also nur der Sieg des kaufmännischen Interesses über alle anderen kulturellen zu erblicken. Und eben daher fragt es sich, ob nicht doch vielleicht einmal später der Sieg Deutschlands im Weltkrieg eine Aenderung auch in Amerika herbeiführen wird, sofern jener Sieg immerhin eine capitis diminutio 7 des jenes Kaufmannes zu bedeuten haben wird, nämlich, als eines der dem Reichtum auch mit allen unerlaubten Mitteln unumschränkt zustreb et nden Wesens. *Wertheimer sagt: „Man beneidet nur die Talente, aber nicht die Genies.“ Der Grund davon ist, daß Talente zu beneiden etwas ist, was auf Gegenseitigkeit beruht. Im Schmeicheln ist es dann so, als sagte einer zum anderen: „Wie Du mir, so ich Dir; lobst Du mein Talent, {241} lobe ich das Deines. Nur aber das Genie ist zu solcher Gegenseitigkeit nicht zu haben; man muß es müßte gelobt loben werden, ohne daß es seinerseits loben könnte von ihm gelobt zu werden. Nun, dann läßt man es lieber!! — *Der Deutsche ist allezeit verachtet. Diese Verachtung blos auf den rapiden Wirtschaftsaufschwung zurückzuführen wäre thöricht, denn das ganze Mittelalter u. die Neuzeit hindurch war Deutschland, noch ehe es Weltpolitik betrieben, Gegenstand gründlichsten Hasses. Also ist hat man es offenbar nur mit de rm Hass einer anderen Rasse, eines anderen Wesens zu tun. Am bündigsten läßt er sich definieren als der Hass der Phrase gegen wahres Wesen, unter welchem Zeichen auch der gegenwärtige Weltkrieg steht. Noch hat sich freilich in älteren Zeiten deutsches Wesen nicht so herrlich geoffenbart, wie seit Luther. Aber wer weiß nicht, wie die Haltung eines menschlichen Wesens schon in jungen, jüngsten Jahren durch das Vorgefühl künftiger Taten beeinflusst stimmt wird. Und so möchte das deutsche Wesen, ohne daß es noch die großen Zeichen von sich gegeben, von Elementen getragen worden sein, die anderen Völkern Respekt, zugleich aber auch Angst u. Scheu einflößten. Gibt es denn überhaupt einen größeren Unterschied zwischen Menschen als den, eine Situation lügnerischerweise mit Phrasen, Manieren oder Tränen, mit Feigheit zu beantworten oder sie mit richtigem Tiefblick aus den Angeln zu heben? Und gerade vom Tiefblick der Deutschen weiß derjenige ein Lied zu singen, der seine Musik kennt. Ein Volk, dessen Spitzen einer solchen Konzentration fähig ist sind, muß notwendigerweise großen Charakter haben! Ohne solchen Fähigkeiten zur Tiefe aber bleibt den anderen Nationen nur der Ausweg zur Charakterlosigkeit übrig! — *Der Umzug der Frauen in Wien 8 hat unter meinen Schülern u. Schülerinnen besonders die reichen erschüttert. Frau D. befürchtet eine Revolution, Br. erleidet wieder einen Feigheitschock-Chock u. wettert neuerdings wider die Deutschen, die angeblich an allem Schuld tragen! — *{242} Der Reiche: Zuweilen geht der Mann aus dem Volke auch in die Oper, meist Sonntags [sic] der ein Liebender mit der seiner Geliebten. Aber darum fällt es ihm nie ein, sich u. anderen daraufhin eine Beziehung zur Kunst vorzulügen. Kaum läßt sich aber der mit Geld gesegnete auf seinem Sitz im Opernhaus nieder, sofort knüpft er durchs Gesäß auch schon eine Beziehung zur Kunst an; er glaubt zum Kunstkenner, Kunstliebhaber geworden zu sein. Zuhause verbreitet nun diese Lüge größten Schaden, denn den Kindern kann es nicht entgehen, wie ihre Eltern den Weg zur Kunst zurücklegen u. von ihnen, den Eltern, lernen es nun auch die Kinder, auf dem kürzesten Wege lügnerischer Einbildung sich Kunstkennerschaft u. -Liebhaberei zu erwerben. — *Der Reiche: Der Reiche hört Musik, wie er etwa eine Tapete betrachtet. Gewohnt Bilder zu kaufen, die fertig sind, Häuser zu beziehen, die fertig gebaut sind, in Räumlichkeiten sich niederzulassen, die fertig möbliert wurden, überträgt er diese Gewohnheit, in Fertiges blos hineinzusteigen, auch auf die Musik u. steigt gewissermaßen in die Töne ein, als könnten sie auch ohne sein eigenes Zutun so fertig sein, wie etwa das Bild, das Wohnhaus usw. fertig dastehen. Wie er dort schon zu sehen glaubt wenn er es nur besitzt, so glaubt er hier zu hören! Daß aber speziell zum Besitz eines musikalischen Kunstwerkes noch ein ganz eigenes Hören dazukommen muß, ohne welches es überhaupt gar noch nicht gehört wurde werden konnte [sic] , fällt ihm nicht bei. — *England nimmt die Wehrpflicht an, 9 – wohl der größte Triumph Deutschlands, das indirekt den ausgepichtesten Krämer der Welt zu einigem Sinn für staatliches Interesse erzieht. — *Den Dichtern u. Philosophen nimmt man Menschenverachtung übel, aber man gestattet sie dem Kaufmann, der sie ohneweiters in Form cynischesten [sic] Betruges u. Mißachtung ohneweiters u. obendrein zum Geldnachteil der anderen ausdrücklich darf. — *{243} Der Reiche: Er Man heißt ihn „mächtig“ – nur ist er mächtig nicht der Wissenschaft, der Kunst u. der Religion. Man sieht, es läuft bei den Mächtigen auch noch heute lediglich auf die gewisse Zahl von Rindern hinaus, von denen schon die Bibel erzählt. *Je größer die Erhebung des Bodens, von einer desto größeren Gewalt der vulkanischen Betätigung ze iugt sie es. So auch unter der [sic] Menschen, Nationen u. Rassen. Erhebungen wie Bach, Beethoven, Goethe zeugen von einer größeren Gewalt, als Erhebungen wie Voltaire oder Victor Hugo. Und damit erledigt sich auch die Frage, was vorzuziehen sei, das Ensemble oder der Star. Kein Zweifel, daß der Star, der selbst eine größere Erhebung bedeutet, auch die Menschen zu einer größeren hinführt, während das Mittelmäßige des Ensembles nur ein mittelmäßiges Maß von Schwingungen auslöst. — *Den deutschen Kaufleuten sagt man nach, sie würden auf dem Weltmarkt unterbieten. Ich glaube nun, daß man gut tut, darin das erste Anzeichen einer Ethisierung des Kaufmannes zu sehen; gleichviel, ob es aus Not oder Konkurrenz geschieht, gesteht der deutsche Kaufmann ein, daß die Ware nicht unbedingt so teuer bezahlt werden muß, als sie die geldgierigen Engländer, Amerikaner u. Franzosen usw. bezahlt wünschen. — *Den Engländer sollte man nicht nur aufs das Haupt, sondern auch aufs das Maul schlagen. *Abends im „Café Vindobona“ mit Herrn Maiulik. Lie-Liechen hatte Gelegenheit, ein [illeg]Exemplar des östlichen Judentums zu sehen, das trotz unleugbaren Vorzügen Antipathie erweckt. (Pressburger!) *Der Jude: Kontrast von einer nicht wegzuleugnende rn Bildung u. niedriger sozialer Stellung. Ob nun {244} die Gaststaaten dem Juden soziale Rechte aus diesem oder jenem Grunde verweigern, vielleicht aus Unkenntnis der großen Bildung der Juden, vielleicht nur aus Gründen der Rassenverschiedenheit, gleichviel, der Kontrast der Stellung von der Bildung ist so gewaltig, daß er nicht ohne die bedenklichsten Folgen bleiben kann. Der Jude ist außerstande, nach außenhin so aufzutreten, als er es dürfte. Täte er es, so würde man es umso schärfer verurteilen, je weniger man begreift, welche Summe von Bildung ihm eigen ist. Aus der Not erwuchsen auch dem Juden, wie dem Armen jeder anderen Rasse oder Nation Eigenschaften u. Manieren, die nur auf Not allein zurückzuführen sind. Um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, muß sich der Jude zu allem schicken u. um dieses tun zu können, sich zu allem als geschickt selbst anpreisen – er tut muß immer so tun, als könnte u. wüßte er alles. In der Tat unternimmt er alles, denn er will leben. Man rechnet ihm die Selbstanpreisung als Ueberhebung an – mit Unrecht aber in Anbetracht des Grundes der Not. Am rührendsten sind die Momente, in denen der Jude, der sonst sozial niedergehaltene, seine Bildung vorzeigt; er scheint dann gewissermaßen zu prahlen, doch ist es nur die naive Freude am geistigen Besitz, die er umso glücklicher äußert, als er es überhaupt sicher nur selten gelegentlich einmal tun darf. — — „Im Geschäft lüge ich“ sagte Herr Maiulik „aber nicht außerhalb des Geschäftes“ – damit ist der Beruf des Kaufmannes zur Genüge gekennzeichnet. — *
© Transcription Marko Deisinger. |
13. cloudless!
— The rich man: he hoards only for his stomach, but never for his brain. – He accumulates money, as if he must secure himself and his family for a centuries-long winter's sleep. — *Salandra in Brescia replies to a parliamentary representative: "His spirit is sometimes tortured by terrible fears, but he is sure that he has acted in the interests of Italy's honor.'" The reporter added: With these words, Salandra began to weep! 1 — *{237} An American law teacher declares clearly that America has not behaved in a neutral manner! 2 — *A professional murderer of women, Kiss from Cinkota, is causing a sensation; the glaring, wholesale practice of this person is causing the great eyelashes of the otherwise waking and sleeping human eyes to twitch by reflex, so that they believe they are perceiving something new when in fact much more terrible murderers of women have been and will be found everywhere and at all times, who of course either merely torment their victims or cause them harm throughout their lives. In the case of Kiss, deceit, theft, martyrdom and death spring into consciousness without further ado, as an all too easily understandable factor, even for the most retarded brain. In the cases to which I am referring, however, the devastation over the entire lives of women has become so widespread that, apart from a small number of poets, people can still not perceive any theft or murder. Since the women actually remain alive, they ask, how can they have been murdered? 3 *Germany's proposal to introduce summer time is copied in almost every state! — *The rich man: as in small things, so the disastrous consequences of the pretense of the rich are also shown in the large. In the world war, the poor and poorest states attached themselves to the Englishman, as the rich man; they hoped that monetary advantages would, in consequence, descend to them from the power of wealth. And as always, so now, too, the poor have been deceived by the intentions of the rich man. He exploits them efficiently, pushes them down further; and he himself remains where he stood – at least for the time being, until the day comes when the nemesis will surely take hold of him. Now the American is taking the part of the rich man, and again the entire world is flattering the new rich man. It goes without saying, however, that sooner or later they will have the same experience with this rich man, as with every other. A pity only that even {238} Germany is consorting with those who are vying for the favor of this American parvenu. I should like to believe what applies to states is also valid for individual persons: one is strongest when one stands alone! At the moment, Germany is getting sufficient proof of this. — *
Die Jugend
contains the following attractive poem by Gustav Falke †:
As wealth is apparently an unavoidable element of all commerce, then one should not abolish wealth but rather arrive at another, new boundary adjustment between rich and poor. Would it be artificial and forced, perhaps? Certainly no more than wealth, which by nature is artificial, and indeed on account of the artificial assumptions of culture which has made it possible in the first place. Under no circumstances is wealth a natural phenomenon among people, any more than there is wealth among sparrows, doves, and so on. *A person, for whom the narrowest of coffins awaits him at the end, behaves as if the largest spaces are hardly sufficient for him during his lifetime. And over and over he seeks to expand his spaces only in the physical sense, even though he cannot fill them; whereas it would be easier, if only he wished, to be able to inhabit intellectual spaces, which would open up for him the broadest realms! — *In the Vossische Zeitung , a book by a Frenchman 5 is reviewed; 6 the book evinces something like a recognition of the truth. The author shows along logical paths that the Germans, already on account of their achievements, cannot be so inferior as the French which their vanity would have us believe. He is all the more emphatic in exposing the English in all their vices and recommends a separate peace agreement with Germany in order to drive away the English. As gratifying as such a book is in itself, I would yet wish to doubt that a Frenchman could have ever written it in this way {240} if Germany had not once again given a practical demonstration of its superiority! — *The Americans, by their own admission, allow themselves to be robbed of position and material value by the English. They believe namely, with respect to England's mission, only in the misdeeds of German soldiers, whereas they regard those committed by the Cossacks as less offensive, being just a feature of war! — *The Germans in America: decades ago, there were voices in America that prophesied that German culture would gain the upper hand over the English in America sooner or later, and above all that the German language would supersede English. In this they were mistaken: the prophets had committed a logical mistake. For they should have realized from the outset that for a businessman – for that is what America is considered as a whole – the English language, with its overtly telegrammatic style, is incomparably more suitable than the German, which combines literary purposes and thus shows an incomparably differentiated character. For the mere clarification of requirement, as is needed in the first instance for business purposes, the English language may in fact be the best aid. In the present victory of the English idiom over the German in America, one can only witness the victory of business interests over all other cultural ones. And for that very reason one must ask whether perhaps, at some later time, Germany's victory in the world war will lead to a change in America, too, insofar as that victory will in any event signifies a capitis diminutio 7 of that businessman, who strives for wealth unencumbered even by every prohibited means. *Wertheimer says: "One is envious only of talents, but not of geniuses." The reason for this is that to envy talented people is something that is based on reciprocity. In the act of flattery, it is thus as if one were to say to another, "as you are to me, so I am to you; praise my talent {241} and I shall praise yours." But a genius cannot be treated with such reciprocity: one must praise him without being praised by him. So it is better not to do so!! — *The German has been despised at all times. To attribute this hatred merely to the rapid rise in commerce would be foolish, since throughout the Middle Ages and the early modern era, long before Germany took part in world politics, it was an object of the most fundamental hatred. Thus, one is apparently dealing with a matter only of the hatred of a different race, a different nature. It can be defined most succinctly as the hatred of the catchphrase against a true being, under which sign the present world war is being fought. Of course, German nature was not revealed so splendidly as it has been since Luther. But who does not know how the behavior of a human being even in recent – most recent – times is determined by a premonition of future deeds. And so the German nature, without yet giving out great signs of itself, may have been carried by elements which instilled respect but also fear and timidity at the same time, to other peoples. For is there any great difference between people than either to respond to a situation mendaciously with catchphrases, with poses or tears, with cowardice, or to set the world on fire with true keen insight? And verily with the keen insight of the Germans is someone who knows his music capable of singing a song. A people whose top class is capable of such concentration must of necessity have great character! Without such abilities to recognize the deep, however, the other nations only have the escape route of characterlessness ! — *The women's march in Vienna 8 has shocked my pupils, male and female, especially the wealthy ones. Mrs. Deutsch fears a revolution, Brünauer experiences yet another shock of cowardice and rants once more against the Germans, who bear the entire blame! — *{242} The rich man: occasionally, someone from the common people also goes to the opera, usually on Sundays: a lover with his beloved. But it never occurs to him to lie to himself or others about having a relationship to art. Hardly does one who is blessed with money take his seat in the opera house, however, does he begin to profess, through his backside, a relationship to art; he believes he has become an expert in art, and admirer of art. At home this lie now spreads the greatest damage, for his children cannot avoid making their way to art, like their parents; and from them – their parents – the children, too, learn via the quickest paths the deceitful illusion of acquiring knowledge of and pleasure in art. — *The rich man: the rich man hears music somewhat as he contemplates a carpet. Accustomed as he is to purchasing pictures that are complete, to inhabit houses that have been completely built, and to settle in spaces that are fully furnished, he transfers his habit of merely stepping into something complete also to music; and in a certain sense he steps into the tones as if they can, without any effort on his part, be as complete as the picture, the house, and the like stand as complete entities. Just as he believes he is already seeing those things as soon as he owns them, so he believes that he is able to hear! That, however, an entirely special way of hearing is necessary if he is to gain possession of a musical work of art – without which it cannot be heard at all – that is something he does not understand. — *England adopts compulsive military service 9 – probably the greatest triumph of Germany, who, indirectly, will educate the very last businessman of the world to acquire his own sense of state interest. — *One does not take kindly to contempt for mankind on the part of poets and philosophers; but one tolerates it in the businessman who may expressly show it without further ado, in the form of the most cynical deception and contempt, moreover to the financial disadvantage of others. — *{243} The rich man: one says that he is "powerful" – but he is just not powerful in science, art, or religion. One sees that even today what amounts to being mighty is having merely a certain number of cattle, something that the Bible has already taught us. *The greater the elevation of the ground, the greater force of volcanic activity is its result. So it is among people, nations, and races. Elevations like Bach, Beethoven, and Goethe testify to a greater force than elevations like Voltaire or Victor Hugo. And thus the question can be resolved as to which to prefer: the group, or the star. No doubt that the star, who itself signifies a greater elevation, also leads people to a greater one, whereas the ordinariness of the ensemble releases only a moderate amount of vibrations. — *Of German business people, it is said that they would underbid in the world marketplace. I believe, however, that one would do well to see therein the first sign of an ethnicization of the businessman; regardless of need or competition, the German businessman admits that his wares do not have to cost so much as the greedy English, Americans, and French wish to be paid. — *One should smack the English not on their head, but rather on their mouth. *In the evening, at the Café Vindobona with Mr. Maiulik. Lie-Liechen had the occasion to see a specimen of Eastern Jewry which, in spite of certain undeniable merits, arouses antipathy. (Pressburger!) *The Jew: the contrast between an undeniable education and low social position. {244} Whether foreign states will now deny Jews social rights, for one reason or another, perhaps out of ignorance of their high level of education, perhaps merely on grounds of racial difference, however it may be, the contrast between rank and education is so great that it cannot remain without most dangerous consequences.The Jew is not in a position to rise up to the extent that they ought to. If they did, they would be condemned all the more sharply the less one understood what a high level of education they possess. Out of necessity, Jews acquired characteristics and habits, as did the poor of every other race or nation, which can only be traced back to necessity alone. To earn a living, a Jew must adapt to everything in order to succeed; he must promote himself in all things, and act in such away as if he knew and was capable of everything. In fact, he undertakes everything, since he wants to survive. His self-commendation is regarded as arrogance – wrongly, in view of necessity. What are most touching are the moments in which the Jew, who is otherwise socially retarded, presents his education; he then appears to boast in a certain sense; but this is merely the naïve pleasure he takes in his intellectual acquisition, which he expresses all the more joyously then he ought to – except on rare occasions. — — "In business, I tell lies," says Mr. Maiulik, "but not outside of business." Thus the profession of businessman is sufficiently characterized. — *
© Translation William Drabkin. |
Footnotes1 "Geständnisse Salandras," Neue Freie Presse, No. 18579, May 13, 1916, morning edition, p. 4. 2 "Amerika und Deutschland. Ein amerikanischer Völkerrechtslehrer über die Verpflichtungen der Vereinigten Staaten gegen Deutschland," Neue Freie Presse, No. 18579, May 13, 1916, morning edition, p. 3. 3 "Die Frauenmorde nächst Budapest," Neue Freie Presse, No. 18579, May 13, 1916, morning edition, p. 11. "Der Frauenmorde bei Budapest. Eines der entsetzlichsten Verbrechen des Jahrhunderts," Neue Freie Presse, No. 18580, May 14, 1916, p. 2. 4 Gustav Falke, "An die Jugend," Jugend 20 (1916), p. 388. 5 Joseph Bertourieux, La Vérité (Bern: Wyss, 1916). 6 s. k., "Die Sprache des bon sens," Vossische Zeitung, No. 242, May 12, 1916, morning edition, pp. [1-2]. 7 Capitis diminutio: in Roman law, the lowering of a person's status, and responsibility. 8 Food shortages and raised prices led to demonstrations in Vienna on May 11, 1916, organized by women's groups. These were the first great hunger protests since the beginning of the war. The marches were sometimes accompanied by looting. 9 "Die Einberufungen in England," Neues Wiener Tagblatt, No. 130, May 11, 1916, 50th year, p. 4. |