Downloads temporarily removed for testing purposes

18. VI, 16 10°;

der Morgen verspricht einen schönen Tag – doch, je mehr der Tag heranreift wird es uns klarer, daß, was wir erwarten, nicht in Erfüllung gehen wird. Um 11h holen wir unsere Pässe ab! Ein wirklich erfreulicher Augenblick, da wir uns im Besitze {292} der Pässe wissen! Lie-Liechen sowie ich haben nun unsere Papiere in bester Ordnung, sind für alle Eventualitäten gerüstet u. haben eben nur noch einen Wunsch, daß der Himmel uns die nötige Freiheit schenke, von all den Papieren nun auch den ersten fröhlichen Gebrauch machen zu können. Es kommt nun alles auf die Lage Oesterreichs gegenüber Rußland an, auf die Stimmung, die im Hinterland eintreten eintritt wird, da es klar ist, daß wir gegen eine ausgesprochen ungünstige Stimmung schon aus Zartheit nicht gerne w eürden verstoßen wollen.

— Wir fahren zur Südbahn, um nach Tisch nach der Hinterbrühl abzureisen; da sich indessen, während wir die Mahlzeit einnehmen, das Wetter nicht entschiedener günstig gestaltet, ziehen wir vor nachhause zurückzukehren.

*

Extraausgaben melden die Einnahme von Czernowitz durch die Russen, im übrigen aber sogar ausgesprochene Erfolge an anderen Stellen der Ostfront. 1

*

Von Vrieslander (K.); fragt an, ob die Briefe angekommen sind.

— Von Sophie Gratulation u. Auskunft bezüglich der Familie. —

*

© Transcription Marko Deisinger.

June 18, 1916.10°;

the morning promises a beautiful day – yet the longer the day develops, the clearer it becomes to us that our expectations will not be fulfilled. At 11 o'clock we collect our passports. A truly gratifying moment, to know that we are in possession of the passports! Lie-Liechen and also I now have our papers in the best order; we are prepared for all eventualities and have only one more wish: that Heaven will grant us the necessary freedom to be able to make the first, happy use of all these papers. It all depends on the position of Austria with respect to Russia, on the atmosphere that arises in the hinterland; for we do not wish to transgress against an unfavorable atmosphere, merely on account of delicacy.

— We go to the Southern Rail Station in order to travel to Hinterbrühl after lunch; but since the weather in the meantime, while we are having lunch, does not turn out favorable, we decide to return home.

*

Extra editions report the Russian capture of Czernowitz, but in addition splendid successes elsewhere on the eastern front. 1

*

Postcard from Vrieslander; he asks if the letters have arrived.

— From Sophie, [birthday] greetings and family news. —

*

© Translation William Drabkin.

18. VI, 16 10°;

der Morgen verspricht einen schönen Tag – doch, je mehr der Tag heranreift wird es uns klarer, daß, was wir erwarten, nicht in Erfüllung gehen wird. Um 11h holen wir unsere Pässe ab! Ein wirklich erfreulicher Augenblick, da wir uns im Besitze {292} der Pässe wissen! Lie-Liechen sowie ich haben nun unsere Papiere in bester Ordnung, sind für alle Eventualitäten gerüstet u. haben eben nur noch einen Wunsch, daß der Himmel uns die nötige Freiheit schenke, von all den Papieren nun auch den ersten fröhlichen Gebrauch machen zu können. Es kommt nun alles auf die Lage Oesterreichs gegenüber Rußland an, auf die Stimmung, die im Hinterland eintreten eintritt wird, da es klar ist, daß wir gegen eine ausgesprochen ungünstige Stimmung schon aus Zartheit nicht gerne w eürden verstoßen wollen.

— Wir fahren zur Südbahn, um nach Tisch nach der Hinterbrühl abzureisen; da sich indessen, während wir die Mahlzeit einnehmen, das Wetter nicht entschiedener günstig gestaltet, ziehen wir vor nachhause zurückzukehren.

*

Extraausgaben melden die Einnahme von Czernowitz durch die Russen, im übrigen aber sogar ausgesprochene Erfolge an anderen Stellen der Ostfront. 1

*

Von Vrieslander (K.); fragt an, ob die Briefe angekommen sind.

— Von Sophie Gratulation u. Auskunft bezüglich der Familie. —

*

© Transcription Marko Deisinger.

June 18, 1916.10°;

the morning promises a beautiful day – yet the longer the day develops, the clearer it becomes to us that our expectations will not be fulfilled. At 11 o'clock we collect our passports. A truly gratifying moment, to know that we are in possession of the passports! Lie-Liechen and also I now have our papers in the best order; we are prepared for all eventualities and have only one more wish: that Heaven will grant us the necessary freedom to be able to make the first, happy use of all these papers. It all depends on the position of Austria with respect to Russia, on the atmosphere that arises in the hinterland; for we do not wish to transgress against an unfavorable atmosphere, merely on account of delicacy.

— We go to the Southern Rail Station in order to travel to Hinterbrühl after lunch; but since the weather in the meantime, while we are having lunch, does not turn out favorable, we decide to return home.

*

Extra editions report the Russian capture of Czernowitz, but in addition splendid successes elsewhere on the eastern front. 1

*

Postcard from Vrieslander; he asks if the letters have arrived.

— From Sophie, [birthday] greetings and family news. —

*

© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 "Der heutige österreichisch-ungarische Generalstabsbericht," Neuigkeits-Welt-Blatt, June 18, 1916, 43rd year, extra edition, p. 1.