19. VI. 16 10°, bewölkt.
— An Vrieslander (K.); bestätige den Empfang; einige Worte über sein Marschmotiv, über Militärmusik, Signale u. die Verschlechterung auch dieses Zweiges. *Lujo Brentano (im „Berl. Tgbl.“ vom 18. VI. 16) sagt beiläufig: Die Händler wissen es, „im Schatten der [recte von] Theorien“ ihre Vorteile wahrzunehmen, besonders wenn die Anderen in Not sind! 1 Brentano erwähnt u. a. auch, daß er der Idee eines Zukunft[s]staates, wie ihn die Sozialisten vorschlagen, fremd gegenüber steht. 2 In der Tat wäre es das größte Unglück für die Menschheit, wenn ein solcher käme! Er ist aber auch überflüssig; denn das Problem lautet wohl einfach genug: Die Reichen um jeden Preis degradieren, erbrechtlich beschränken; den Reichtum als solchen nicht gelten lassen, nicht im Staats- nicht im Privatleben, nur allein die Fähigkeit – u. dieses wäre wohl eine kleinere, bescheidenere Revolution als diejenige, die einen sozialistischen Zukunft[s]staat herbeiführen sollte. Nur um die Reichen zu schonen, sollte man doch nicht das Wohl der ganzen Menschheit in Frage stellen! — *Karl Kraus (neueste Nummer der Fackel 3 ) setzt den Verrat der besseren Sache fort. Nach italienischer Manier fällt er seiner kämpferischen Nation in den Rücken, dazu von der „Arbeiter Ztg.;“ verleitet. Die Arbeiter kämpfen wider den Kapitalismus mit Mitteln, {293} wie sie das Kampfziel fordert. Plötzlich verstehen die Spitzbuben aber nicht, daß ja Deutschland – die Situation richtig verstanden , – einen ähnlichen Kampf mit reichen Kapitalisten, als welche die englische, französische u. russische Nation vorstellen, zu bestehen haben. Genau so, wie in der Frage des Kapitalismus nicht der einzelne Kapitalist in Frage kommt, sondern das Prinzip des Kapitalismus, mag der Einzelne sich vielleicht auch persönlich vornehmer aufführen oder nicht, ebenso darf man sich bei Nationen oder Rassen durch Einzelindividuen nicht verwirren lassen, wenn es gilt festzustellen, daß gegenüber Deutschland seine Feinde vor allem als diejenigen in Betracht kommen, die mit überlegenen Reichtümern, überlegenem Großgrundbesitz, reicheren Kolonien gewissermaßen die Rolle von Großgrundbesitzern, Kapitalisten, Agrariern gespielt haben u. fortzuspielen entschlossen sind. Mit anderen Worten: Deutschland steht vor seinen Feinden nicht anders wie ein Arbeiter vor einem Kapitalisten, auch wenn der Aufschwung der Industrie in Deutschland das deutsche Volk scheinbar aus der Rolle des Arbeiters erlöst zu haben scheint. Lehrt denn nicht die Geschichte, daß Deutschland all die Jahrhunderte von den industriell u. agrarisch ausgebildeteren Nationen ausgebeutet wurde? Und was harrt denn Deutschlands für den Fall einer Niederlage, wenn nicht eine Aufteilung u. Degradierung zur Proletarierklasse der Völker? In diesem Augenblick also wagen idiotische Sozialdemokraten u. ein idiotischer Sprachkünstler, der zwar die Geheimn sisse der Sprache kennt, aber ihr Tiefstes verkennt, ein Spiegelbild der Wahrheit der Dinge zu sein, Kultur, Religion, Moral u. Humanität dem um seine Existenz ringenden Arbeitervolk zu predigen, nur um mit Tugenden zu protzen, die sie selbst nicht haben. Welche giftigen Waffen führt doch ein Karl Kraus wenn es gilt, hergelaufenen Journalisten u. Inserenten u. dgl. Gesindel zu entlarven – aber Deutschland fällt er in den Rücken u. predigt ihm Liebe zu Individuen u. Strolchen, die er selbst un- {294} erbittlich verfolgt. Aber wenn der allgemeine Begriff England oder Frankreich heißt, da reicht der ihr Blick nicht aus, um das Allgemeine zu sehen fassen u. sofort sehen sie wie mit kurzem Frauengehirn nur (aufgelöste) Einzelerscheinungen, wie englische u. französische Lords u. Marquisen, diesen u. jenen noblen Schriftsteller u. dgl. Also ob alle diese Einzelnen je vermocht hätten, die Nationallaster, die wie sie die Geschichte verbucht , u. die man an den giftigen Früchten erkenne nt kann, wegzuwischen. — *Gegen 4h nachmittags heftiges Gewitter, nachdem kurz zuvor eine ungemein dichte Finsternis kurze Zeit präludiert hat. — Lie-Liechen besucht vormittags bei d erie Schwiegertochter ihrer Quartiersfrau, deren Mann ins Feld gegangen [ist]. — *Liebermann („Die Phantasie in der Malerei“) daraus: „Gut malen heißt mit Phantasie malen u. die schönste, breiteste, flächigste Malerei bleibt äußerliche Virtuosität, wenn sie nicht der Ausdruck der künstlerischen Anschauung ist. Die Phantasie hört also nicht da auf, wo die Arbeit beginnt, – wie noch ein Lessing annahm –, sondern sie muß dem Maler bis zum letzten Pinselstrich die Hand führen..“ 4 – „.. Nicht der Idealist steht höher als der Realist, sondern die Stärke der Phantasie macht den größeren Künstler..“ 5 In sehr wenig durchdachte nr u. noch weniger glücklich ausgedrückte nr Weise will Liebermann sagen, daß alle sogenannte künstlerische Arbeit doch auch wieder nur unter dem Gesichtspunkt der künstlerischen Phantasie steht, sofern nicht ohneweiters von der einen Situation in die andere blos Schematisches, in der Schule eErlerntes übertragen wird. — *Illusion der Natur: Wieder ist es nur ein antropozentrisches [sic] Denken u. Fühlen, wenn der Mensch, in die Natur hinaustretend, sie in feierlicher ewiger Ruhe glaubt annimmt. Kaum hat der Mensch seinen Kampfplatz verlassen, stellt sich begreiflicherweise der Egoismus der {295} Entspannung ein, u. unter de mren Drucke desselben er augenblicklich jeglichen Altruismus gegenüber anderen Lebewesen wie Tieren u. Pflanzen verliert. Vor lauter eigener Entspannung verliert der Mensch das Mitgefühl für die Tiere, die vielleicht in diesem Augenblicke irgendwo das Leben einbüßen, für die Pflanzen, die vielleicht ebenfalls in diesem Augenblicke durch Wind oder Insekten Schaden leiden. Aller solcher Bilder des Kampfes u. der Zerstörung entschlägt sich der Mensch, da er selbst in die Natur tritt, u. da er selbst Ruhe gefunden, glaubt er um seiner eigenen Ruhe willen auch die übrige Mitwelt ebenfalls in Ruhe. Wahrscheinlich kommen mögen so umgekehrt den Tieren u. Pflanzen auch nun die Menschen nur in Ruhe vor erscheinen, während sie selbst sich stets im Kampfe wähnen. Nichts als Egoismus u. Ichwärtsdenken! — *Tag um Tag, schon nur nach einem Kreislauf von wenigen Stunden, muß der Mensch auf die Grenzen seiner Kräfte stoßen. Als eine solche deutliche Grenze setzt die Natur schon den Schlaf hin u. bloß, weil er mit nächster Sonne wieder seine Kräfte ein wenig recken darf, bildet er sich ein, nach Zielen streben zu dürfen, die überhaupt keine Begrenzung haben. Und doch ist, was die Natur allnächtlich dem Menschen zuruft, als WarnungsZuruf auch in höherem Sinne zu betrachten, der die allerorten Grenzen, ja eine nahe, sehr nahe, als zum Wesen des Menschen gehörend festsetzt! *Prof. Eulenburg („Berl. Tgbl.“) erklärt, der Romane lerne rascher als der Deutsche, weil er mehr angeborenes Talent habe. 6 Dieses ist eine falsche Beobachtung! Die Romanen lernen rasch, weil sie flüchtige Kräfte haben u. sich mit dem in Raschheit Erworbenen bescheiden – bei ihm ihnen decken [recte deckt] sich Raschheit mit Oberflächlichkeit. Das angeblich schwere Lernen des Deutschen dagegen weist auf den Willen zur Tiefe hin; daß aber die Tiefe nicht so rasch bewältigt werden kann, müßte vor allem doch ein Pädagoge verstehen – wenn er wirklich einer ist. — *Nur Sachlichkeit ist Poesie – Poesie ist allezeit auch Sachlichkeit. Ohne Sachlichkeit keine {296} Tugend – dieses Wort in jeglichem Sinne verstanden, in Anwendung auf Kunst, Religion, Staat, Pflicht usw. Und so ist die Sachlichkeit wieder auch die wahre Grundlage der selbst der Tapferkeit, die daher niemals einem Menschen oder einer Nation eigen ist, der es an einer Veranlagung zur Sachlichkeit von Haus aus fehlt mangelt. Der von Natur aus eitle, also feige Franzose kann überhaupt nicht niemals tapfer, nur bestenfalls wie ein bösartiges Kind verbissen sein. Ein solches wahnwitziges Produkt von Verbissenheit erleben wir augenblicklich in bei der Schlacht vor Verdun! Es ist schade, daß sich die hohe deutsche Tapferkeit mit bloßer Verbissenheit zu messen hat. — *In der „Zukunft“ erörtert Herr Schmitz die Judenfrage. 7 Der Form nach sehr ruhig, leidenschaftslos u. objektiv; aber all diese Tugenden schützen nicht vor Irrtümern in der Sache selbst. So ladet der Verfasser die Juden ein, endlich doch die alte Illusion der toten Sprache, des abhanden gekommenen R yithus fallen zu lassen u. sich ohneweiters in die christliche Gemeinschaft einzufügen, von der sie im Grunde gar nicht mehr weit abstehen. Man könnte aber ebensogut von den Katoliken [sic] fordern, daß sie, durch Luther eines Besseren belehrt, sich zum moderneren Protestantismus bekehren, statt ihre alten römischen Illusionen mit sich herumzuschleppen. Gibt Sch. doch auch selbst zu, daß auch bei den Katoliken vieles so sehr Formsache geworden, so daß nun auch daran die Juden ebensowenig Anstoß zu nehmen brauchten, als die Katoliken selbst. In Wahrheit aber liegt, wie ich hier in diesen Blättern wiederholt ausgeführt habe, die Sache so, daß die religiöse Idee sicher am reinsten nur von den Juden ausgesprochen worden ist, wenn man davon abzieht, was von Haus aus zur einer reinen Idee nicht gehört. Nur in diesem Sinne wäre das persönliche Werk Christi , also die begriffliche Läuterung der Gottesidee, zu billigen u. zu propagiren. Die Geschichte lehrt aber, daß schon diese ursprüngliche Anlage Absicht auf Läuterung keinerlei Aussicht auf Erfolg bei der Menschheit hatte, die in dieser oder jener {297} Weise noch atavistische Regungen zum Götzendienst in sich spürt! Ich würde vielmehr eher dem Katolizismus u. Protestantismus vorschlagen, sich von ihren Riten soweit noch zu emanzipieren, bis sie endlich wieder in jener ursprünglichen Gottesidee anlangen, wie sie allein in der Bibel unerschrocken festgelegt u. von Christus geläutert worden ist. Vorläufig steht die Sache so, daß die Christen, seien es nun Katoliken oder Protestanten, die Majorität haben, Herren aller Staatengebilde sind u. kraft dieses politischen Herrscheramtes sich mit Allüren von Herrschern überhaupt den allen Andersdenkenden überlegen fühlen. In der Ueberlegenheit eines preussischen Offiziers drückt sich durchaus nicht die Ueberlegenheit seiner rigorosen religiösen Gesinnung gegenüber der eines Juden, sondern nur die Ueberlegenheit eines in seinem Staate frei waltenden Herrn aus, also gewissermaßen die Ueberlegenheit eines reichen Mannes gegenüber einem armen. Es ist daher eine Selbsttäuschung, wenn aus dem Herrngefühl heraus der Deutsche den Juden zur Taufe einladet. Er räume dem Juden nur lieber alle öffentlichen Rechte ein, u. lasse auch ihn an der Herrschaft des Staates teilnehmen u. sofort schwinden die Differenzen auf religiösem Gebiete dahin, die jetzt scheinbar allein das Hindernis zum Herrschaftsantritt bilden. *
© Transcription Marko Deisinger. |
June 19, 1916. 10°, cloudy.
— Postcard to Vrieslander; I confirm the receipt [of his letter]; a few words about his march motive, about military music, signals, and the deterioration even of this branch [of music]. *Lujo Brentano (in the Berliner Tagblatt of June 18, 1916), says in passing: the dealers know how to perceive their advantages "in the shadow of theories," especially when the others are in difficulty! 1 Brentano also mentions that he is opposed to the idea of a state of the future, as the socialists suggest. 2 Indeed it would be the greatest misfortune for humanity if such were to come about. Such a state would also be unnecessary, for the problem may be stated simply enough: to degrade and set inheritance limits on the rich at all costs, not in the life of the state, not in private life; only competence – and this would surely be a smaller, more modest revolution than the one that should lead to a state of the future. Merely to take care of the rich, one should not place the good of all humanity in jeopardy! — *Karl Kraus (in the latest issue of Die Fackel 3 ) continues his betrayal of the better cause. In the Italian style, he cuts down his militant nation from the back, misled by the Arbeiter-Zeitung . The workers fight against capitalism with such measures {293} as are needed to fulfill their goal. Suddenly the villains do not realize that Germany – if one understands the situation correctly – has to engage in a struggle against rich capitalists as are represented by the English, French, and Russian nations. Just as with capitalism it is not the individual but the principle of capitalism that counts, regardless of whether the individual capitalist behaves decently or not, likewise one should not be deceived by individuals when it comes to nations or races if it is a matter of determining that the enemies of Germany are those who, with their superior riches and large estates and wealthy colonies, have to a certain extent played the role of land barons, capitalists and agrarians and are determined to continue doing so. In other words, Germany stands before its enemies no differently than a worker before a capitalist, even if the upsurge in industry appears to have freed the German people from the role of the worker. For does not history teach us that Germany was exploited during many centuries by the industrially and agriculturally more developed nations? And what, then, awaits Germany in the case of defeat, other than being split up and degraded before the proletarian class of the peoples? At this moment, idiotic social democrats and an idiotic wordsmith, who indeed understands the secrets of language but does not grasp its deepest meaning, dare to be a reflection of the truth of things; to preach culture, religion, morality and humanity to the working class who are struggling for survival – only to make a show of the virtues that they themselves do not possess. What dangerous weapons does a Karl Kraus wield when he ought to be exposing misguided journalists, propagandists and such riff-raff – but he strikes Germany in the back and preaches it to love individuals and thugs whom he himself relentlessly pursues. {294} But when the general concept is called England or France, their vision is insufficient to recognize the general and they see, as if with the small brain of a woman, only distraught individual manifestations such as English and French lords and marquises, some writer or other, and suchlike. As if all these individuals had ever been capable of eradicating the national vices which history has recorded and which are recognized by their poisonous fruits. — *Towards 4 o'clock in the afternoon, a hefty storm, after an unusually thick darkness had acted as a prelude a short time before. — In the morning, Lie-Liechen visits the daughter-in-law of her landlady, whose husband has gone to the battlefield. — *Liebermann (Imagination in Painting): to paint well means to paint with imagination; and the most beautiful, broadest, most extensive painting remains superficial virtuosity if it is not the expression of artistic contemplation. Imagination thus does not stop where the work begins – as even a Lessing assumed – but must rather lead the painter's hand up to the last stroke of the brush. 4 – "It is not that the idealist stands higher than the realist, but that the strength of imagination makes the greater artist." 5 In a manner not very well thought through, and still less well expressed, Liebermann wishes to say that all so-called artistic work must be seen from the point of view of artistic imagination, insofar as a merely schematic approach, something learned at school, is not automatically transferred from one situation to the next. — *Illusion of Nature: it is again merely anthropocentric thinking and feeling that a person, stepping out into the natural world, embraces it in solemn, eternal peace. Hardly has he left his battle station than the egoism of relaxation understandably comes to a halt; {295} under its influence he momentarily loses all altruism with respect to other living things such as animals and plants. From pure individual relaxation, a person loses his sympathy for animals who, at this moment, must somehow forfeit their life; for plants who likewise at this moment are likely to suffer damage from the wind, or from insects. He will reject all such images of struggle and destruction since he has himself stepped into Nature; and as he has found peace, he believes – for the sake of his own peace – that the rest of his environment is likewise at peace. Probably the animals and plants, conversely, would like people to be at peace, whereas they imagine themselves to be always in conflict. Nothing but egoism and thinking about oneself! — *Day after day, after a cycle of only a few hours, a person must reach the limits of his powers. Nature marks this clear limit with sleep; and merely because he can extend his powers a bit at the next sunrise, he imagines that he may strive for goals that have no limit whatever. And yet what Nature is calling out to a person, night after night, ought to be regarded as a warning even in the higher sense, which establishes boundaries everywhere, indeed near – very near – to the essence of a person! *Prof. Eulenburg ( Berliner Tageblatt ) states that the Latins learn more quickly than the Germans because they have more innate talent. 6 This is a false observation. The Latins learn quickly because their powers are fleeting and are satisfied with what they have acquired at speed. With them, speed amounts to superficiality. The supposedly difficult learning on the part of Germans, by contrast, rests on their desire for profundity; that profundity cannot, however, be conquered so quickly is something that a pedagogue above all ought to know, if he really is one. — *Only objectivity is poetry – poetry is also at all times objectivity. Without objectivity, no virtue {296} – this word understood in every sense, as applied to art, religion, state, duty, and so on. And thus objectivity is, once again, also the true foundation even of bravery, which is thus not a characteristic of a person or nation that is not disposed to objectivity. The French, who are by nature vain, and thus cowardly, can never be brave, but at best stubborn like a naughty child. A similar lunatic product of stubbornness we are experiencing at the moment at the battle near Verdun! It is a pity that lofty German bravery has to compete with mere stubbornness. — *In Die Zukunft , Mr. Schmitz discusses the Jewish question. 7 In form, very calm, dispassionate, and objective; but all these virtues do not protect against errors in the matter itself. Thus the author invites the Jews to give up the illusion of a dead language, of a rite that has gone astray, and to assimilate themselves without further ado into the Christian community, from which they are basically no longer far removed. One could, however, just as easily ask the Catholics, since they have been taught something better by Luther, to convert to modern Protestantism instead of dragging their old Roman illusions around with them. Schmitz himself admits that so much has become a matter of formality that now the Jews need to make as little effort in the matter as the Catholics themselves. In truth, however, as I have repeatedly explained in these pages, the religious idea in its purest form has surely been articulated only by the Jews, if one disregards that which does not automatically belong to the pure idea. Only in this sense was Christ's personal work, i.e. the conceptual refinement of the idea of God, to be sanctioned and promoted. History teaches us, however, that already this original intention towards refinement has no success at all among mankind which, {297} in some or other way, still senses in itself the atavistic stirrings towards idolatry! I would much sooner suggest that Catholicism and Protestantism emancipate themselves from their rite until they finally arrive at that original idea of God as set out dauntlessly in the Bible and refined by Christ. At present the matter stands thus: that the Christians, whether it is now Catholics or Protestants who are in the majority, rule all state institutions and, on the basis of this political patriarchy and with the airs and graces of rulers, feel themselves superior to everyone who thinks differently. The superiority of a Prussian officer by no means expresses the superiority of his religious convictions to that of a Jew, but only the superiority of a man who can act freely within his state, thus in a certain sense the superiority of a rich man to a poor one. It is thus a self-deception for a German, out of lordly feeling, to invite a Jew to be baptized. He should instead offer the Jew all the official rights and let him also take part in the governance of the state; and then all differences in the religious domain will immediately disappear, which at present are all that is hindering accession to power. *
© Translation William Drabkin. |
19. VI. 16 10°, bewölkt.
— An Vrieslander (K.); bestätige den Empfang; einige Worte über sein Marschmotiv, über Militärmusik, Signale u. die Verschlechterung auch dieses Zweiges. *Lujo Brentano (im „Berl. Tgbl.“ vom 18. VI. 16) sagt beiläufig: Die Händler wissen es, „im Schatten der [recte von] Theorien“ ihre Vorteile wahrzunehmen, besonders wenn die Anderen in Not sind! 1 Brentano erwähnt u. a. auch, daß er der Idee eines Zukunft[s]staates, wie ihn die Sozialisten vorschlagen, fremd gegenüber steht. 2 In der Tat wäre es das größte Unglück für die Menschheit, wenn ein solcher käme! Er ist aber auch überflüssig; denn das Problem lautet wohl einfach genug: Die Reichen um jeden Preis degradieren, erbrechtlich beschränken; den Reichtum als solchen nicht gelten lassen, nicht im Staats- nicht im Privatleben, nur allein die Fähigkeit – u. dieses wäre wohl eine kleinere, bescheidenere Revolution als diejenige, die einen sozialistischen Zukunft[s]staat herbeiführen sollte. Nur um die Reichen zu schonen, sollte man doch nicht das Wohl der ganzen Menschheit in Frage stellen! — *Karl Kraus (neueste Nummer der Fackel 3 ) setzt den Verrat der besseren Sache fort. Nach italienischer Manier fällt er seiner kämpferischen Nation in den Rücken, dazu von der „Arbeiter Ztg.;“ verleitet. Die Arbeiter kämpfen wider den Kapitalismus mit Mitteln, {293} wie sie das Kampfziel fordert. Plötzlich verstehen die Spitzbuben aber nicht, daß ja Deutschland – die Situation richtig verstanden , – einen ähnlichen Kampf mit reichen Kapitalisten, als welche die englische, französische u. russische Nation vorstellen, zu bestehen haben. Genau so, wie in der Frage des Kapitalismus nicht der einzelne Kapitalist in Frage kommt, sondern das Prinzip des Kapitalismus, mag der Einzelne sich vielleicht auch persönlich vornehmer aufführen oder nicht, ebenso darf man sich bei Nationen oder Rassen durch Einzelindividuen nicht verwirren lassen, wenn es gilt festzustellen, daß gegenüber Deutschland seine Feinde vor allem als diejenigen in Betracht kommen, die mit überlegenen Reichtümern, überlegenem Großgrundbesitz, reicheren Kolonien gewissermaßen die Rolle von Großgrundbesitzern, Kapitalisten, Agrariern gespielt haben u. fortzuspielen entschlossen sind. Mit anderen Worten: Deutschland steht vor seinen Feinden nicht anders wie ein Arbeiter vor einem Kapitalisten, auch wenn der Aufschwung der Industrie in Deutschland das deutsche Volk scheinbar aus der Rolle des Arbeiters erlöst zu haben scheint. Lehrt denn nicht die Geschichte, daß Deutschland all die Jahrhunderte von den industriell u. agrarisch ausgebildeteren Nationen ausgebeutet wurde? Und was harrt denn Deutschlands für den Fall einer Niederlage, wenn nicht eine Aufteilung u. Degradierung zur Proletarierklasse der Völker? In diesem Augenblick also wagen idiotische Sozialdemokraten u. ein idiotischer Sprachkünstler, der zwar die Geheimn sisse der Sprache kennt, aber ihr Tiefstes verkennt, ein Spiegelbild der Wahrheit der Dinge zu sein, Kultur, Religion, Moral u. Humanität dem um seine Existenz ringenden Arbeitervolk zu predigen, nur um mit Tugenden zu protzen, die sie selbst nicht haben. Welche giftigen Waffen führt doch ein Karl Kraus wenn es gilt, hergelaufenen Journalisten u. Inserenten u. dgl. Gesindel zu entlarven – aber Deutschland fällt er in den Rücken u. predigt ihm Liebe zu Individuen u. Strolchen, die er selbst un- {294} erbittlich verfolgt. Aber wenn der allgemeine Begriff England oder Frankreich heißt, da reicht der ihr Blick nicht aus, um das Allgemeine zu sehen fassen u. sofort sehen sie wie mit kurzem Frauengehirn nur (aufgelöste) Einzelerscheinungen, wie englische u. französische Lords u. Marquisen, diesen u. jenen noblen Schriftsteller u. dgl. Also ob alle diese Einzelnen je vermocht hätten, die Nationallaster, die wie sie die Geschichte verbucht , u. die man an den giftigen Früchten erkenne nt kann, wegzuwischen. — *Gegen 4h nachmittags heftiges Gewitter, nachdem kurz zuvor eine ungemein dichte Finsternis kurze Zeit präludiert hat. — Lie-Liechen besucht vormittags bei d erie Schwiegertochter ihrer Quartiersfrau, deren Mann ins Feld gegangen [ist]. — *Liebermann („Die Phantasie in der Malerei“) daraus: „Gut malen heißt mit Phantasie malen u. die schönste, breiteste, flächigste Malerei bleibt äußerliche Virtuosität, wenn sie nicht der Ausdruck der künstlerischen Anschauung ist. Die Phantasie hört also nicht da auf, wo die Arbeit beginnt, – wie noch ein Lessing annahm –, sondern sie muß dem Maler bis zum letzten Pinselstrich die Hand führen..“ 4 – „.. Nicht der Idealist steht höher als der Realist, sondern die Stärke der Phantasie macht den größeren Künstler..“ 5 In sehr wenig durchdachte nr u. noch weniger glücklich ausgedrückte nr Weise will Liebermann sagen, daß alle sogenannte künstlerische Arbeit doch auch wieder nur unter dem Gesichtspunkt der künstlerischen Phantasie steht, sofern nicht ohneweiters von der einen Situation in die andere blos Schematisches, in der Schule eErlerntes übertragen wird. — *Illusion der Natur: Wieder ist es nur ein antropozentrisches [sic] Denken u. Fühlen, wenn der Mensch, in die Natur hinaustretend, sie in feierlicher ewiger Ruhe glaubt annimmt. Kaum hat der Mensch seinen Kampfplatz verlassen, stellt sich begreiflicherweise der Egoismus der {295} Entspannung ein, u. unter de mren Drucke desselben er augenblicklich jeglichen Altruismus gegenüber anderen Lebewesen wie Tieren u. Pflanzen verliert. Vor lauter eigener Entspannung verliert der Mensch das Mitgefühl für die Tiere, die vielleicht in diesem Augenblicke irgendwo das Leben einbüßen, für die Pflanzen, die vielleicht ebenfalls in diesem Augenblicke durch Wind oder Insekten Schaden leiden. Aller solcher Bilder des Kampfes u. der Zerstörung entschlägt sich der Mensch, da er selbst in die Natur tritt, u. da er selbst Ruhe gefunden, glaubt er um seiner eigenen Ruhe willen auch die übrige Mitwelt ebenfalls in Ruhe. Wahrscheinlich kommen mögen so umgekehrt den Tieren u. Pflanzen auch nun die Menschen nur in Ruhe vor erscheinen, während sie selbst sich stets im Kampfe wähnen. Nichts als Egoismus u. Ichwärtsdenken! — *Tag um Tag, schon nur nach einem Kreislauf von wenigen Stunden, muß der Mensch auf die Grenzen seiner Kräfte stoßen. Als eine solche deutliche Grenze setzt die Natur schon den Schlaf hin u. bloß, weil er mit nächster Sonne wieder seine Kräfte ein wenig recken darf, bildet er sich ein, nach Zielen streben zu dürfen, die überhaupt keine Begrenzung haben. Und doch ist, was die Natur allnächtlich dem Menschen zuruft, als WarnungsZuruf auch in höherem Sinne zu betrachten, der die allerorten Grenzen, ja eine nahe, sehr nahe, als zum Wesen des Menschen gehörend festsetzt! *Prof. Eulenburg („Berl. Tgbl.“) erklärt, der Romane lerne rascher als der Deutsche, weil er mehr angeborenes Talent habe. 6 Dieses ist eine falsche Beobachtung! Die Romanen lernen rasch, weil sie flüchtige Kräfte haben u. sich mit dem in Raschheit Erworbenen bescheiden – bei ihm ihnen decken [recte deckt] sich Raschheit mit Oberflächlichkeit. Das angeblich schwere Lernen des Deutschen dagegen weist auf den Willen zur Tiefe hin; daß aber die Tiefe nicht so rasch bewältigt werden kann, müßte vor allem doch ein Pädagoge verstehen – wenn er wirklich einer ist. — *Nur Sachlichkeit ist Poesie – Poesie ist allezeit auch Sachlichkeit. Ohne Sachlichkeit keine {296} Tugend – dieses Wort in jeglichem Sinne verstanden, in Anwendung auf Kunst, Religion, Staat, Pflicht usw. Und so ist die Sachlichkeit wieder auch die wahre Grundlage der selbst der Tapferkeit, die daher niemals einem Menschen oder einer Nation eigen ist, der es an einer Veranlagung zur Sachlichkeit von Haus aus fehlt mangelt. Der von Natur aus eitle, also feige Franzose kann überhaupt nicht niemals tapfer, nur bestenfalls wie ein bösartiges Kind verbissen sein. Ein solches wahnwitziges Produkt von Verbissenheit erleben wir augenblicklich in bei der Schlacht vor Verdun! Es ist schade, daß sich die hohe deutsche Tapferkeit mit bloßer Verbissenheit zu messen hat. — *In der „Zukunft“ erörtert Herr Schmitz die Judenfrage. 7 Der Form nach sehr ruhig, leidenschaftslos u. objektiv; aber all diese Tugenden schützen nicht vor Irrtümern in der Sache selbst. So ladet der Verfasser die Juden ein, endlich doch die alte Illusion der toten Sprache, des abhanden gekommenen R yithus fallen zu lassen u. sich ohneweiters in die christliche Gemeinschaft einzufügen, von der sie im Grunde gar nicht mehr weit abstehen. Man könnte aber ebensogut von den Katoliken [sic] fordern, daß sie, durch Luther eines Besseren belehrt, sich zum moderneren Protestantismus bekehren, statt ihre alten römischen Illusionen mit sich herumzuschleppen. Gibt Sch. doch auch selbst zu, daß auch bei den Katoliken vieles so sehr Formsache geworden, so daß nun auch daran die Juden ebensowenig Anstoß zu nehmen brauchten, als die Katoliken selbst. In Wahrheit aber liegt, wie ich hier in diesen Blättern wiederholt ausgeführt habe, die Sache so, daß die religiöse Idee sicher am reinsten nur von den Juden ausgesprochen worden ist, wenn man davon abzieht, was von Haus aus zur einer reinen Idee nicht gehört. Nur in diesem Sinne wäre das persönliche Werk Christi , also die begriffliche Läuterung der Gottesidee, zu billigen u. zu propagiren. Die Geschichte lehrt aber, daß schon diese ursprüngliche Anlage Absicht auf Läuterung keinerlei Aussicht auf Erfolg bei der Menschheit hatte, die in dieser oder jener {297} Weise noch atavistische Regungen zum Götzendienst in sich spürt! Ich würde vielmehr eher dem Katolizismus u. Protestantismus vorschlagen, sich von ihren Riten soweit noch zu emanzipieren, bis sie endlich wieder in jener ursprünglichen Gottesidee anlangen, wie sie allein in der Bibel unerschrocken festgelegt u. von Christus geläutert worden ist. Vorläufig steht die Sache so, daß die Christen, seien es nun Katoliken oder Protestanten, die Majorität haben, Herren aller Staatengebilde sind u. kraft dieses politischen Herrscheramtes sich mit Allüren von Herrschern überhaupt den allen Andersdenkenden überlegen fühlen. In der Ueberlegenheit eines preussischen Offiziers drückt sich durchaus nicht die Ueberlegenheit seiner rigorosen religiösen Gesinnung gegenüber der eines Juden, sondern nur die Ueberlegenheit eines in seinem Staate frei waltenden Herrn aus, also gewissermaßen die Ueberlegenheit eines reichen Mannes gegenüber einem armen. Es ist daher eine Selbsttäuschung, wenn aus dem Herrngefühl heraus der Deutsche den Juden zur Taufe einladet. Er räume dem Juden nur lieber alle öffentlichen Rechte ein, u. lasse auch ihn an der Herrschaft des Staates teilnehmen u. sofort schwinden die Differenzen auf religiösem Gebiete dahin, die jetzt scheinbar allein das Hindernis zum Herrschaftsantritt bilden. *
© Transcription Marko Deisinger. |
June 19, 1916. 10°, cloudy.
— Postcard to Vrieslander; I confirm the receipt [of his letter]; a few words about his march motive, about military music, signals, and the deterioration even of this branch [of music]. *Lujo Brentano (in the Berliner Tagblatt of June 18, 1916), says in passing: the dealers know how to perceive their advantages "in the shadow of theories," especially when the others are in difficulty! 1 Brentano also mentions that he is opposed to the idea of a state of the future, as the socialists suggest. 2 Indeed it would be the greatest misfortune for humanity if such were to come about. Such a state would also be unnecessary, for the problem may be stated simply enough: to degrade and set inheritance limits on the rich at all costs, not in the life of the state, not in private life; only competence – and this would surely be a smaller, more modest revolution than the one that should lead to a state of the future. Merely to take care of the rich, one should not place the good of all humanity in jeopardy! — *Karl Kraus (in the latest issue of Die Fackel 3 ) continues his betrayal of the better cause. In the Italian style, he cuts down his militant nation from the back, misled by the Arbeiter-Zeitung . The workers fight against capitalism with such measures {293} as are needed to fulfill their goal. Suddenly the villains do not realize that Germany – if one understands the situation correctly – has to engage in a struggle against rich capitalists as are represented by the English, French, and Russian nations. Just as with capitalism it is not the individual but the principle of capitalism that counts, regardless of whether the individual capitalist behaves decently or not, likewise one should not be deceived by individuals when it comes to nations or races if it is a matter of determining that the enemies of Germany are those who, with their superior riches and large estates and wealthy colonies, have to a certain extent played the role of land barons, capitalists and agrarians and are determined to continue doing so. In other words, Germany stands before its enemies no differently than a worker before a capitalist, even if the upsurge in industry appears to have freed the German people from the role of the worker. For does not history teach us that Germany was exploited during many centuries by the industrially and agriculturally more developed nations? And what, then, awaits Germany in the case of defeat, other than being split up and degraded before the proletarian class of the peoples? At this moment, idiotic social democrats and an idiotic wordsmith, who indeed understands the secrets of language but does not grasp its deepest meaning, dare to be a reflection of the truth of things; to preach culture, religion, morality and humanity to the working class who are struggling for survival – only to make a show of the virtues that they themselves do not possess. What dangerous weapons does a Karl Kraus wield when he ought to be exposing misguided journalists, propagandists and such riff-raff – but he strikes Germany in the back and preaches it to love individuals and thugs whom he himself relentlessly pursues. {294} But when the general concept is called England or France, their vision is insufficient to recognize the general and they see, as if with the small brain of a woman, only distraught individual manifestations such as English and French lords and marquises, some writer or other, and suchlike. As if all these individuals had ever been capable of eradicating the national vices which history has recorded and which are recognized by their poisonous fruits. — *Towards 4 o'clock in the afternoon, a hefty storm, after an unusually thick darkness had acted as a prelude a short time before. — In the morning, Lie-Liechen visits the daughter-in-law of her landlady, whose husband has gone to the battlefield. — *Liebermann (Imagination in Painting): to paint well means to paint with imagination; and the most beautiful, broadest, most extensive painting remains superficial virtuosity if it is not the expression of artistic contemplation. Imagination thus does not stop where the work begins – as even a Lessing assumed – but must rather lead the painter's hand up to the last stroke of the brush. 4 – "It is not that the idealist stands higher than the realist, but that the strength of imagination makes the greater artist." 5 In a manner not very well thought through, and still less well expressed, Liebermann wishes to say that all so-called artistic work must be seen from the point of view of artistic imagination, insofar as a merely schematic approach, something learned at school, is not automatically transferred from one situation to the next. — *Illusion of Nature: it is again merely anthropocentric thinking and feeling that a person, stepping out into the natural world, embraces it in solemn, eternal peace. Hardly has he left his battle station than the egoism of relaxation understandably comes to a halt; {295} under its influence he momentarily loses all altruism with respect to other living things such as animals and plants. From pure individual relaxation, a person loses his sympathy for animals who, at this moment, must somehow forfeit their life; for plants who likewise at this moment are likely to suffer damage from the wind, or from insects. He will reject all such images of struggle and destruction since he has himself stepped into Nature; and as he has found peace, he believes – for the sake of his own peace – that the rest of his environment is likewise at peace. Probably the animals and plants, conversely, would like people to be at peace, whereas they imagine themselves to be always in conflict. Nothing but egoism and thinking about oneself! — *Day after day, after a cycle of only a few hours, a person must reach the limits of his powers. Nature marks this clear limit with sleep; and merely because he can extend his powers a bit at the next sunrise, he imagines that he may strive for goals that have no limit whatever. And yet what Nature is calling out to a person, night after night, ought to be regarded as a warning even in the higher sense, which establishes boundaries everywhere, indeed near – very near – to the essence of a person! *Prof. Eulenburg ( Berliner Tageblatt ) states that the Latins learn more quickly than the Germans because they have more innate talent. 6 This is a false observation. The Latins learn quickly because their powers are fleeting and are satisfied with what they have acquired at speed. With them, speed amounts to superficiality. The supposedly difficult learning on the part of Germans, by contrast, rests on their desire for profundity; that profundity cannot, however, be conquered so quickly is something that a pedagogue above all ought to know, if he really is one. — *Only objectivity is poetry – poetry is also at all times objectivity. Without objectivity, no virtue {296} – this word understood in every sense, as applied to art, religion, state, duty, and so on. And thus objectivity is, once again, also the true foundation even of bravery, which is thus not a characteristic of a person or nation that is not disposed to objectivity. The French, who are by nature vain, and thus cowardly, can never be brave, but at best stubborn like a naughty child. A similar lunatic product of stubbornness we are experiencing at the moment at the battle near Verdun! It is a pity that lofty German bravery has to compete with mere stubbornness. — *In Die Zukunft , Mr. Schmitz discusses the Jewish question. 7 In form, very calm, dispassionate, and objective; but all these virtues do not protect against errors in the matter itself. Thus the author invites the Jews to give up the illusion of a dead language, of a rite that has gone astray, and to assimilate themselves without further ado into the Christian community, from which they are basically no longer far removed. One could, however, just as easily ask the Catholics, since they have been taught something better by Luther, to convert to modern Protestantism instead of dragging their old Roman illusions around with them. Schmitz himself admits that so much has become a matter of formality that now the Jews need to make as little effort in the matter as the Catholics themselves. In truth, however, as I have repeatedly explained in these pages, the religious idea in its purest form has surely been articulated only by the Jews, if one disregards that which does not automatically belong to the pure idea. Only in this sense was Christ's personal work, i.e. the conceptual refinement of the idea of God, to be sanctioned and promoted. History teaches us, however, that already this original intention towards refinement has no success at all among mankind which, {297} in some or other way, still senses in itself the atavistic stirrings towards idolatry! I would much sooner suggest that Catholicism and Protestantism emancipate themselves from their rite until they finally arrive at that original idea of God as set out dauntlessly in the Bible and refined by Christ. At present the matter stands thus: that the Christians, whether it is now Catholics or Protestants who are in the majority, rule all state institutions and, on the basis of this political patriarchy and with the airs and graces of rulers, feel themselves superior to everyone who thinks differently. The superiority of a Prussian officer by no means expresses the superiority of his religious convictions to that of a Jew, but only the superiority of a man who can act freely within his state, thus in a certain sense the superiority of a rich man to a poor one. It is thus a self-deception for a German, out of lordly feeling, to invite a Jew to be baptized. He should instead offer the Jew all the official rights and let him also take part in the governance of the state; and then all differences in the religious domain will immediately disappear, which at present are all that is hindering accession to power. *
© Translation William Drabkin. |
Footnotes1 The remaining text in this entry was notated on a separate, unpaginated, sheet and inserted into the diary. 2 Lujo Brentano, "Die notwendige Forderung," Berliner Tageblatt, No. 308, 45th year, June 18, 1916, morning edition, pp. [1-2]. 3 Die Fackel 18 (June 1916), No. 426-430. 4 Max Liebermann, Die Phantasie in der Malerei (Berlin: Bruno Cassirer, 1916), p. 30. 5 Ibidem, p. 26. 6 Franz Eulenburg, "Die soziale Wertung der Berufe," Berliner Tageblatt, No. 308, 45th year, June 18, 1916, morning edition, 2nd supplement, p. 9. 7 Oskar A. H. Schmitz, "Die Judenfrage," Die Zukunft 95 (June 3, 1916), pp. 243-250. |