30.
—Von Hupka (K.): Entscheidung noch nicht getroffen. — An Hupka (K.): drücke Teilnahmen aus u. Erwartung einer Nachricht. — Lie-Liechen erwirbt Gansfett für Sophie. — ¼11h frühstücken wir in unserem Gasthaus u. machen uns dann auf den Weg zu Frau D. Es gelingt uns, da es noch eben früh an der Zeit ist, anstandslos das stadtseitige Trottoir der Ringstraße {522} zu erreichen, so daß wir schon um ¼12h bei ihr eintreffen. Wir finden sie noch allein. Nachdem sie in unserer Gegenwart ihr Mittagmahl eingenommen, lade ich sie zu einem Vierhändigspielen des Mozartschen Requiems ein u. es gelingt uns, beinahe das ganze Werk durchzuspielen, ohne Zuhörer; erst zu den letzten Abschnitten trat eine Nichte ein, von der wir uns aber nicht stören ließen. Fr. Mendl ist nicht erschienen; umso mehr erfahren wir über sie Neues, Groteskes aus dem Munde der Fr. D. So z. B. renommiert sie schon heute , damit, daß sie in wenigen Jahren einen „musikalischen Verkehr“ bei sich haben werde usw. Ich nahm mir kein Blatt vor den Mund u. sprach so wegwerfend als möglich vom Betragen der Fr. M. u. all ihren fruchtlosen Bemühungen. Nach u. nach erschienen auch Gäste, darunter Herr Stojanovic. Dieser sonderbare Herr, auch nicht gerade gut von Aussehen u. Manieren, macht mir spontan die Mitteilung, daß er demnächst mit zwei Operetten debütieren werde, deren Libretti Victor Leon verfaßt habe. 1 Possierlich war nun, wie er zugleich das Bedürfnis einer Rechtfertigung vor mir empfand u. ungefähr sich wie folgt äußerte: Ich bleibe natürlich der ernsten Musik nach wie vor treu, aber ich wäre wirklich ein Narr, wenn ich nicht Operetten schriebe, wo ich vom Verleger, obgleich Neuling, schon vor Vollendung der ersten Operette zum voraus mehr Honorar empfing, als für sämtliche Kammermusik u. Quintette Konzerte, die ich bis heute schrieb, im nachhinein! Leider mußte ich die einzig zutreffende Antwort unterdrücken: Nun, solche Narren waren schon einmal die armen Mozart, Beethoven, Schubert usw. . . Zuletzt erschien auch ein Architekt Na namens Schön, 2 mit Fr. D. verwandt, der die Gelegenheit der ersten Bekanntschaft mit mir sofort wahrnimmt, um kleine Paradehiebe auszuführen; indessen mochte schon meine äußerliche Haltung genügen, so empfand ich es wenigstens, um den sonderbaren ungebildeten Menschen zu begegnen u. ich gab mir nicht erst Mühe, ihn mit Argumenten zu widerlegen. – Um 2h wurde die Spitze des Zuges sichtbar. 3 Wir standen am offenen Fenster u. die Sonne breitete ihr schönes warmes Licht über {523} das gewaltige Bild, das sich nun vor unseren Augen aufrollte. Im Zuge fehlten zwar alle die aus fremden Ländern zugereisten Trauergäste, die Könige u. Fürsten u. er beschränkte sich blos auf den Hofstaat des Kaisers im engsten Sinne; dennoch wirkte auch schon diese bescheidene Entfaltung überaus würdig, ja gewaltig; vor allem schon der Grundriß des Zuges, der die große Wirkung verbürgte, u. im Grundriß namentlich wieder die Distanzen von Gruppe zu Gruppe, die jede einzelne in ein besonderes Licht rückten, von der früheren u. nachfolgenden abhoben u. im Raume ordentlich auswirken ließen. Dazu kamen im Einzelnen die architektonischen Schönheiten der Wagen, besonders des Leichenwagens, gewisse Einzelzüge wie die Haltung der Pferde, das Straffen der weißen Mäntel, die sämtlich beinahe faltenlos auf dem den Rücken der Pferde auflagen usw. Und das unendliche Menschengewoge als das Element, worin der Rahmen des Zuges geschnitten wurde. (Lie-Liechen trug die Wirkung davon, als wäre die Straße der Rahmen, die Menge zwischen den Häuserreihen u. dem Kordon das Passepartout u. auf dem Grunde der Fahrbahn selbst das immer wechselnde Bild.) – Kaum war der Zug aus unserem Gesichtskreis getreten, verließen wir auch schon die Gesellschaft u. zogen nachhause, freilich auf Umwegen, ungeheuern Menschenmassen begegnend, die entgegenges tetzter Richtung strebten. — — Moderne Kaufmanns-Humanität: Daß sich mit Neutralität ein ausgibiges [sic] Munitionsgeschäft vereinbaren läßt, wünscht der Kaufmann gar nicht erst in Frage gestellt zu wissen; aber die Bekundung einer rein menschlichen Teilnahme aus Anlass des Hinscheidens eines Kaisers verwirft er als einen Verstoß gegen die Neutralität. — — Kaufmann: Dem Industriellen oder Grundbesitzer leuchtet es ohneweiters ein, daß schon um seines eigenen ersten Verdienstes halber, schon im Namen der ersten Fabriksgründung seine Erben das Recht haben, der Erbschaft haben, aber wie u. immer vermag er zu begreifen, wie dieselben Gesichtspunkte schließlich auch eine Rudolph von Habsburg berechtigen können, seinen Erben im Namen seiner Verdienste die Hinterlassenschaft zu {524} wahren. Ein Thronfolger soll, denkt der Kaufmann, vor allem seine eigenen Verdienste erweisen u. so das Erbe gleichsam neu erwerben, nur fordert er dasselbe leider nicht von seinem eigenen Nachfolger im Geschäfte. Wegen eines so widerspruchsvollen Denkens zur Rede gestellt, meint der Kaufmann, sich selbstbewußt in die Höhe reckend, ja, es ist eben auch ein Unterschied zwischen der Uebernahme eines Thrones oder u. der einer Fabrik, eines Grundstückes; mit dem Thron sind größere Verantwortlichkeiten als mit den letzteren Geschäften verbunden u. daher nur billig, wenn an den Nachfolger am Throne höhere Forderungen gestellt werden. Sicher würde man aber nichts gegen diesen Einwand ausrichten, wenn man entgegnen wollte: Nein, lieber Kaufmann, wäre es nur erst in Ihrer den Fabriken oder auf Ihrem Grundstücken aller Kaufleute so streng bestellt, wie Sie sie es vom Throngebiete fordern, so würde, da es im Staate unendlich viele mehr tausende von Industriellen u. Grundbesitzern als Thronerben gibt, die Atmosphäre der Kultur, Rechtlichkeit u. Sitte so unendlich reiner sein, daß die Thronfolgerfrage nicht die geringste Rolle spielen würde. Die Krankheit des Volkes sitzt ja doch in den allzuvielen unfähigen u. unverdient zu Macht u. Ansehen gelangenden Erben in Fabrik, Grund u. Boden! — — Kaufmann: billigt den Fürsten am liebsten nur dann, wenn er bei ihm einer Gesinnung sicher ist, der für des Chefs Gedeihen wirkt u. schlimmsten Falles auch ein wenig an den Tantiemen nascht. Kaiser als Exponent seiner, des Kaufmannes Firma, dies ist die Lieblingsvorstellung dieser Kaste! — © Transcription Marko Deisinger. |
30.
—Postcard from Hupka: decision not yet reached. — Postcard to Hupka: I express my sympathies and expectation of news. — Lie-Liechen acquires goose fat for Sophie. — At 10:15 we have breakfast in our restaurant and then make our way to Mrs. Deutsch. As it is still early in the day, we succeed in reaching the city side of the Ringstraße sidewalk without delay, {522} so that we arrive at her place already by 11:15. We find her still on her own. After she has had her lunch in our presence, I invite her to play the Mozart Requiem as a piano duet, and we succeed in playing through almost the entire work without an audience; only during the last sections did a niece of hers arrive, but we were not disturbed by her. Mrs. Mendl did not turn up; we learned all the more new, shocking things about her from Mrs. Deutsch. Thus for example she still boasts today that in a few years she will have a "musical society" in her midst, etc. I did not mince my words and spoke as disparagingly as possible about Mrs. Mendl's behavior and all her fruitless efforts. Gradually, guests also appeared, among them Mr. Stojanovic. This strange gentleman, not exactly attractive in appearance and manners, communicated to me spontaneously that he would be making his debut with two operettas to libretti by Victor Léon. 1 It was now amusing that, at the same time, he felt the need to justify himself to me and expressed himself approximately in the following way: ["]I am naturally as faithful to serious music now as before; but I would really be a fool if I did not write operettas, for which – all though I am a newcomer – I received a greater fee from the publisher than for all the chamber music and concertos that I have written up to now!["] Unfortunately I had to suppress the only appropriate reply: ["]Now then, such fools were once upon a time poor Mozart, Beethoven, Schubert, and so on…["]. Finally an architect by the name of Schön 2 , a relative of Mrs. Deutsch, appeared, who immediately took the opportunity of his first encounter with me to perform little defensive parries; nonetheless my exterior countenance was sufficient, at least that is how I felt, to encounter this strange uncultured person; and I did not trouble myself at all to rebut him with arguments. – At 2 o'clock, the head of the procession was visible. 3 We stood at an open window, and the sun covered its beautiful, warm light over {523} the magnificent scene that now unfolded before our eyes. The mourners, kings and princes who had travelled from foreign lands were missing from the procession, which was reduced merely to the imperial household in the strictest sense; and yet even this modest unfolding had a thoroughly dignified, indeed powerful, effect. Above all, the overall plan of the procession guaranteed the effect; and within the plan the separation between one group and the next, which shed a special light on each individual group, distinguishing the one before from the one that followed, and worked neatly in the overall space. Also of particular note was the architectonic beauty of the coaches, especially that of the hearse, and certain individual features such as the bearing of the horses, the tightening of their white coats which all lay almost creaseless on the backs of the horses, etc. And the unending stream of people, as the element in which the frame of the procession was cut. (Lie-Liechen had the impression that the street was the frame, that the crowd between the rows of houses and the cordon was the mount, with an ever-changing picture itself on the thoroughfare.) – Hardly was the process out of our view than we left the party and made our way home, of course via a circuitous route, encountering an immense crowd of people making their way in the opposite direction. — — Modern businessman's humanity: that neutrality may be reconciled with a healthy munitions business is something the businessman does not even want to consider; but the manifestation of a purely human sympathy, on the occasion of an emperor's departure, is something he condemns as a breach of neutrality. — — Businessman: the industrialist or estate owner easily recognizes that, even for sake of his own first earnings, in respect of his first establishment of a factory, his heirs have the right of inheritance; but how is he able to understand that the same points of view could entitle a Rudolph von Habsburg to preserve his estate for his heirs, in respect of his services. {524} An heir to the throne, so the businessman thinks, ought above all to demonstrate his own services and thus acquire a new inheritance, so to speak; but he does not require the same of his own successors in business. When asked to account for such contradictory thinking, the businessman assertively puffs himself up and says, ["]There is indeed a difference between assuming a throne and taking over a factory or a property; there are greater responsibilities attached to a throne than to those businesses and it is therefore only fair that higher demands should be placed on the heir to the throne.["] But surely one would not have anything against this objection if one were to counter: ["]No, dear businessman, if only matters in the factories or on estates of all business people were arranged in the way they must be at the imperial court, then – since there are infinitely more industrialists and estate owners in the state than there are heirs to the throne – the atmosphere of culture, justice and morals would be so infinitely purer that the matter of heirs to the throne would not play the smallest role.["] The people's illness indeed is indeed based on the fact that too many incapable and undeserving heirs have found their way to power and prestige in factories and estates, and on the land! — — Businessman: he is most likely to tolerate a prince only when he is confident in thinking that he will work for his employer's prosperity, and, in the worst case, even nibble a bit at the profits. The emperor as the exponent of his, the businessman's, company: this is the favorite notion of this caste! — © Translation William Drabkin. |
30.
—Von Hupka (K.): Entscheidung noch nicht getroffen. — An Hupka (K.): drücke Teilnahmen aus u. Erwartung einer Nachricht. — Lie-Liechen erwirbt Gansfett für Sophie. — ¼11h frühstücken wir in unserem Gasthaus u. machen uns dann auf den Weg zu Frau D. Es gelingt uns, da es noch eben früh an der Zeit ist, anstandslos das stadtseitige Trottoir der Ringstraße {522} zu erreichen, so daß wir schon um ¼12h bei ihr eintreffen. Wir finden sie noch allein. Nachdem sie in unserer Gegenwart ihr Mittagmahl eingenommen, lade ich sie zu einem Vierhändigspielen des Mozartschen Requiems ein u. es gelingt uns, beinahe das ganze Werk durchzuspielen, ohne Zuhörer; erst zu den letzten Abschnitten trat eine Nichte ein, von der wir uns aber nicht stören ließen. Fr. Mendl ist nicht erschienen; umso mehr erfahren wir über sie Neues, Groteskes aus dem Munde der Fr. D. So z. B. renommiert sie schon heute , damit, daß sie in wenigen Jahren einen „musikalischen Verkehr“ bei sich haben werde usw. Ich nahm mir kein Blatt vor den Mund u. sprach so wegwerfend als möglich vom Betragen der Fr. M. u. all ihren fruchtlosen Bemühungen. Nach u. nach erschienen auch Gäste, darunter Herr Stojanovic. Dieser sonderbare Herr, auch nicht gerade gut von Aussehen u. Manieren, macht mir spontan die Mitteilung, daß er demnächst mit zwei Operetten debütieren werde, deren Libretti Victor Leon verfaßt habe. 1 Possierlich war nun, wie er zugleich das Bedürfnis einer Rechtfertigung vor mir empfand u. ungefähr sich wie folgt äußerte: Ich bleibe natürlich der ernsten Musik nach wie vor treu, aber ich wäre wirklich ein Narr, wenn ich nicht Operetten schriebe, wo ich vom Verleger, obgleich Neuling, schon vor Vollendung der ersten Operette zum voraus mehr Honorar empfing, als für sämtliche Kammermusik u. Quintette Konzerte, die ich bis heute schrieb, im nachhinein! Leider mußte ich die einzig zutreffende Antwort unterdrücken: Nun, solche Narren waren schon einmal die armen Mozart, Beethoven, Schubert usw. . . Zuletzt erschien auch ein Architekt Na namens Schön, 2 mit Fr. D. verwandt, der die Gelegenheit der ersten Bekanntschaft mit mir sofort wahrnimmt, um kleine Paradehiebe auszuführen; indessen mochte schon meine äußerliche Haltung genügen, so empfand ich es wenigstens, um den sonderbaren ungebildeten Menschen zu begegnen u. ich gab mir nicht erst Mühe, ihn mit Argumenten zu widerlegen. – Um 2h wurde die Spitze des Zuges sichtbar. 3 Wir standen am offenen Fenster u. die Sonne breitete ihr schönes warmes Licht über {523} das gewaltige Bild, das sich nun vor unseren Augen aufrollte. Im Zuge fehlten zwar alle die aus fremden Ländern zugereisten Trauergäste, die Könige u. Fürsten u. er beschränkte sich blos auf den Hofstaat des Kaisers im engsten Sinne; dennoch wirkte auch schon diese bescheidene Entfaltung überaus würdig, ja gewaltig; vor allem schon der Grundriß des Zuges, der die große Wirkung verbürgte, u. im Grundriß namentlich wieder die Distanzen von Gruppe zu Gruppe, die jede einzelne in ein besonderes Licht rückten, von der früheren u. nachfolgenden abhoben u. im Raume ordentlich auswirken ließen. Dazu kamen im Einzelnen die architektonischen Schönheiten der Wagen, besonders des Leichenwagens, gewisse Einzelzüge wie die Haltung der Pferde, das Straffen der weißen Mäntel, die sämtlich beinahe faltenlos auf dem den Rücken der Pferde auflagen usw. Und das unendliche Menschengewoge als das Element, worin der Rahmen des Zuges geschnitten wurde. (Lie-Liechen trug die Wirkung davon, als wäre die Straße der Rahmen, die Menge zwischen den Häuserreihen u. dem Kordon das Passepartout u. auf dem Grunde der Fahrbahn selbst das immer wechselnde Bild.) – Kaum war der Zug aus unserem Gesichtskreis getreten, verließen wir auch schon die Gesellschaft u. zogen nachhause, freilich auf Umwegen, ungeheuern Menschenmassen begegnend, die entgegenges tetzter Richtung strebten. — — Moderne Kaufmanns-Humanität: Daß sich mit Neutralität ein ausgibiges [sic] Munitionsgeschäft vereinbaren läßt, wünscht der Kaufmann gar nicht erst in Frage gestellt zu wissen; aber die Bekundung einer rein menschlichen Teilnahme aus Anlass des Hinscheidens eines Kaisers verwirft er als einen Verstoß gegen die Neutralität. — — Kaufmann: Dem Industriellen oder Grundbesitzer leuchtet es ohneweiters ein, daß schon um seines eigenen ersten Verdienstes halber, schon im Namen der ersten Fabriksgründung seine Erben das Recht haben, der Erbschaft haben, aber wie u. immer vermag er zu begreifen, wie dieselben Gesichtspunkte schließlich auch eine Rudolph von Habsburg berechtigen können, seinen Erben im Namen seiner Verdienste die Hinterlassenschaft zu {524} wahren. Ein Thronfolger soll, denkt der Kaufmann, vor allem seine eigenen Verdienste erweisen u. so das Erbe gleichsam neu erwerben, nur fordert er dasselbe leider nicht von seinem eigenen Nachfolger im Geschäfte. Wegen eines so widerspruchsvollen Denkens zur Rede gestellt, meint der Kaufmann, sich selbstbewußt in die Höhe reckend, ja, es ist eben auch ein Unterschied zwischen der Uebernahme eines Thrones oder u. der einer Fabrik, eines Grundstückes; mit dem Thron sind größere Verantwortlichkeiten als mit den letzteren Geschäften verbunden u. daher nur billig, wenn an den Nachfolger am Throne höhere Forderungen gestellt werden. Sicher würde man aber nichts gegen diesen Einwand ausrichten, wenn man entgegnen wollte: Nein, lieber Kaufmann, wäre es nur erst in Ihrer den Fabriken oder auf Ihrem Grundstücken aller Kaufleute so streng bestellt, wie Sie sie es vom Throngebiete fordern, so würde, da es im Staate unendlich viele mehr tausende von Industriellen u. Grundbesitzern als Thronerben gibt, die Atmosphäre der Kultur, Rechtlichkeit u. Sitte so unendlich reiner sein, daß die Thronfolgerfrage nicht die geringste Rolle spielen würde. Die Krankheit des Volkes sitzt ja doch in den allzuvielen unfähigen u. unverdient zu Macht u. Ansehen gelangenden Erben in Fabrik, Grund u. Boden! — — Kaufmann: billigt den Fürsten am liebsten nur dann, wenn er bei ihm einer Gesinnung sicher ist, der für des Chefs Gedeihen wirkt u. schlimmsten Falles auch ein wenig an den Tantiemen nascht. Kaiser als Exponent seiner, des Kaufmannes Firma, dies ist die Lieblingsvorstellung dieser Kaste! — © Transcription Marko Deisinger. |
30.
—Postcard from Hupka: decision not yet reached. — Postcard to Hupka: I express my sympathies and expectation of news. — Lie-Liechen acquires goose fat for Sophie. — At 10:15 we have breakfast in our restaurant and then make our way to Mrs. Deutsch. As it is still early in the day, we succeed in reaching the city side of the Ringstraße sidewalk without delay, {522} so that we arrive at her place already by 11:15. We find her still on her own. After she has had her lunch in our presence, I invite her to play the Mozart Requiem as a piano duet, and we succeed in playing through almost the entire work without an audience; only during the last sections did a niece of hers arrive, but we were not disturbed by her. Mrs. Mendl did not turn up; we learned all the more new, shocking things about her from Mrs. Deutsch. Thus for example she still boasts today that in a few years she will have a "musical society" in her midst, etc. I did not mince my words and spoke as disparagingly as possible about Mrs. Mendl's behavior and all her fruitless efforts. Gradually, guests also appeared, among them Mr. Stojanovic. This strange gentleman, not exactly attractive in appearance and manners, communicated to me spontaneously that he would be making his debut with two operettas to libretti by Victor Léon. 1 It was now amusing that, at the same time, he felt the need to justify himself to me and expressed himself approximately in the following way: ["]I am naturally as faithful to serious music now as before; but I would really be a fool if I did not write operettas, for which – all though I am a newcomer – I received a greater fee from the publisher than for all the chamber music and concertos that I have written up to now!["] Unfortunately I had to suppress the only appropriate reply: ["]Now then, such fools were once upon a time poor Mozart, Beethoven, Schubert, and so on…["]. Finally an architect by the name of Schön 2 , a relative of Mrs. Deutsch, appeared, who immediately took the opportunity of his first encounter with me to perform little defensive parries; nonetheless my exterior countenance was sufficient, at least that is how I felt, to encounter this strange uncultured person; and I did not trouble myself at all to rebut him with arguments. – At 2 o'clock, the head of the procession was visible. 3 We stood at an open window, and the sun covered its beautiful, warm light over {523} the magnificent scene that now unfolded before our eyes. The mourners, kings and princes who had travelled from foreign lands were missing from the procession, which was reduced merely to the imperial household in the strictest sense; and yet even this modest unfolding had a thoroughly dignified, indeed powerful, effect. Above all, the overall plan of the procession guaranteed the effect; and within the plan the separation between one group and the next, which shed a special light on each individual group, distinguishing the one before from the one that followed, and worked neatly in the overall space. Also of particular note was the architectonic beauty of the coaches, especially that of the hearse, and certain individual features such as the bearing of the horses, the tightening of their white coats which all lay almost creaseless on the backs of the horses, etc. And the unending stream of people, as the element in which the frame of the procession was cut. (Lie-Liechen had the impression that the street was the frame, that the crowd between the rows of houses and the cordon was the mount, with an ever-changing picture itself on the thoroughfare.) – Hardly was the process out of our view than we left the party and made our way home, of course via a circuitous route, encountering an immense crowd of people making their way in the opposite direction. — — Modern businessman's humanity: that neutrality may be reconciled with a healthy munitions business is something the businessman does not even want to consider; but the manifestation of a purely human sympathy, on the occasion of an emperor's departure, is something he condemns as a breach of neutrality. — — Businessman: the industrialist or estate owner easily recognizes that, even for sake of his own first earnings, in respect of his first establishment of a factory, his heirs have the right of inheritance; but how is he able to understand that the same points of view could entitle a Rudolph von Habsburg to preserve his estate for his heirs, in respect of his services. {524} An heir to the throne, so the businessman thinks, ought above all to demonstrate his own services and thus acquire a new inheritance, so to speak; but he does not require the same of his own successors in business. When asked to account for such contradictory thinking, the businessman assertively puffs himself up and says, ["]There is indeed a difference between assuming a throne and taking over a factory or a property; there are greater responsibilities attached to a throne than to those businesses and it is therefore only fair that higher demands should be placed on the heir to the throne.["] But surely one would not have anything against this objection if one were to counter: ["]No, dear businessman, if only matters in the factories or on estates of all business people were arranged in the way they must be at the imperial court, then – since there are infinitely more industrialists and estate owners in the state than there are heirs to the throne – the atmosphere of culture, justice and morals would be so infinitely purer that the matter of heirs to the throne would not play the smallest role.["] The people's illness indeed is indeed based on the fact that too many incapable and undeserving heirs have found their way to power and prestige in factories and estates, and on the land! — — Businessman: he is most likely to tolerate a prince only when he is confident in thinking that he will work for his employer's prosperity, and, in the worst case, even nibble a bit at the profits. The emperor as the exponent of his, the businessman's, company: this is the favorite notion of this caste! — © Translation William Drabkin. |
Footnotes1 Victor Leon's operettas, Liebchen am Dach and Der Herzog von Reichstadt, were first performed in 1917 and 1921, respectively. The former ran to 300 performances in the 1917/18 season and was reckoned among the most frequently performed works at the Carl Theater in Vienna. 2 Either the Hungarian-born Friedrich Schön (1857–1941), an independent architect who took an active part in Viennese cultural life; or one of the two Czech brothers Karl (1875–1955) and Wilhelm Schön (1880–1946), who were active in a team of Viennese architects. See Architektenlexikon Wien 1770–1945: www.architektenlexikon.at. 3 The funeral procession of Emperor Franz Joseph I, who had died on November 21. |