21. XII. 16 +1°, Nebel.
— Von Tante Einschenk (Br.): bittet mich um irgendwelche ältere Kleidungsstücke für sich u. Lola. — An Fr. Pairamall (K.): frage an, wann sie den Unterricht wieder aufzunehmen gedenkt. — Gegen 6h erscheint das Mädchen der Frau D. mit Brief, worin ich gefragt werde, ob ich morgen, Freitag, eventuell zu ihr zur Stunde kommen kann könnte, da sie sich nicht wohl genug fühle, zu mir zu kommen. Gleichzeitig ladet sie auch Lie-Liechen zu Tisch ein u. macht den Vorschlag, daß ich zur Stunde eventuell erst um ½12h komme, da das Mittagessen wohl kaum vor 1h gerichtet sein könn ete. Ueberrascht u. in augenblicklicher Verwirrung konnte ich mich des Hindernisses nicht einmal nicht allsogleich entsinnen u. machte daher all dem Ringen meines Gedächtnisses, das umso verworrener wurde, als so mehr ich hier bald auch an die Korrektur des Chorals dachte, bald , dort an die zu gebende Antwort dachte, machte ich dadurch plötzlich ein Ende, daß ich einfach zusagte. Kaum war aber das Mädchen weg, fiel mir der gesuchte Punkt endlich ein u. ich schrieb d aenn auch gleich nach der Stunde einen Brief, worin ich darlegte, daß ich zu Tisch wohl unmöglich bleiben könnte, weil wir im Caféhaus von Mittelmann u. Weisse erwartet werden u. ich nun gerade an diesem Tage Mittelmann einiges zustecken möchte, erklärte mich aber bereit, schon um ½11h zu kommen, um nur um 12h zu Tisch sein zu können usw. Leider versagte die Hausbesorgerin den Weg zu Fr. D., auch fand ich keinen Dienstmann weit u. breit; außerdem wußte ich Lie-Liechen meiner harrend u. wurde immer unruhiger über der Unmöglichkeit, den Brief fortzuschaffen. Es blieb mir schließlich nichts übrig, als zu Lie-Liechen hinüberzugehen u. mit ihr nach einem leider nur allzu rasch verzehrtem Abendbrot den Weg in die Albrechtsgasse zu machen. Spät abends zurückgekehrt konnten wir nurmehr wenig arbeiten. © Transcription Marko Deisinger. |
December 21, 1916. +1°, fog.
— Letter from my Aunt Einschenk: she requests some old pieces of clothing for herself and Lola. — Postcard to Mrs. Pairamall: I ask when she is thinking of resuming her tuition. — Towards 6 o'clock, Mrs. Deutsch's maid appears with a letter, in which I am asked if I might possibly come to her tomorrow, Friday, to give her a lesson, as she does not feel well enough to come to me. At the same time she also invites Lie-Liechen to lunch, and suggests that I might possibly come for the lesson only at 11:30 as lunch will probably be served before 1 o'clock. Surprised and momentarily confused, I just could not immediately recall the difficulty and so I thoroughly searched my memory, which became all the more confused the more I thought of the correction to the chorale, until I ended things by simply accepting. Hardly had the girl disappeared that I finally remembered the point I was looking for; and then after the lesson [that I was giving] I immediately wrote a letter in which I explained that I could probably not stay for lunch as we would be expected at the coffee house by Mittelmann and Weisse, and that I wanted to give Mittelmann some things on this very day; but I said that I would be prepared to come as early as 10:30, only in order to get to lunch by 12 o'clock, etc. Unfortunately, the caretaker would not make her way to Mrs. Deutsch, and I looked everywhere for a porter, in vain; in addition, I knew that Lie-Liechen was waiting for me, and I became increasingly impatient over the impossibility of sending the letter off. In the end there was nothing for me to do but to go to Lie-Liechen, and, after an all too hastily eaten supper, make my way to the Albrechtsgasse with her. Returning home in the late evening, we were able to work only a little. © Translation William Drabkin. |
21. XII. 16 +1°, Nebel.
— Von Tante Einschenk (Br.): bittet mich um irgendwelche ältere Kleidungsstücke für sich u. Lola. — An Fr. Pairamall (K.): frage an, wann sie den Unterricht wieder aufzunehmen gedenkt. — Gegen 6h erscheint das Mädchen der Frau D. mit Brief, worin ich gefragt werde, ob ich morgen, Freitag, eventuell zu ihr zur Stunde kommen kann könnte, da sie sich nicht wohl genug fühle, zu mir zu kommen. Gleichzeitig ladet sie auch Lie-Liechen zu Tisch ein u. macht den Vorschlag, daß ich zur Stunde eventuell erst um ½12h komme, da das Mittagessen wohl kaum vor 1h gerichtet sein könn ete. Ueberrascht u. in augenblicklicher Verwirrung konnte ich mich des Hindernisses nicht einmal nicht allsogleich entsinnen u. machte daher all dem Ringen meines Gedächtnisses, das umso verworrener wurde, als so mehr ich hier bald auch an die Korrektur des Chorals dachte, bald , dort an die zu gebende Antwort dachte, machte ich dadurch plötzlich ein Ende, daß ich einfach zusagte. Kaum war aber das Mädchen weg, fiel mir der gesuchte Punkt endlich ein u. ich schrieb d aenn auch gleich nach der Stunde einen Brief, worin ich darlegte, daß ich zu Tisch wohl unmöglich bleiben könnte, weil wir im Caféhaus von Mittelmann u. Weisse erwartet werden u. ich nun gerade an diesem Tage Mittelmann einiges zustecken möchte, erklärte mich aber bereit, schon um ½11h zu kommen, um nur um 12h zu Tisch sein zu können usw. Leider versagte die Hausbesorgerin den Weg zu Fr. D., auch fand ich keinen Dienstmann weit u. breit; außerdem wußte ich Lie-Liechen meiner harrend u. wurde immer unruhiger über der Unmöglichkeit, den Brief fortzuschaffen. Es blieb mir schließlich nichts übrig, als zu Lie-Liechen hinüberzugehen u. mit ihr nach einem leider nur allzu rasch verzehrtem Abendbrot den Weg in die Albrechtsgasse zu machen. Spät abends zurückgekehrt konnten wir nurmehr wenig arbeiten. © Transcription Marko Deisinger. |
December 21, 1916. +1°, fog.
— Letter from my Aunt Einschenk: she requests some old pieces of clothing for herself and Lola. — Postcard to Mrs. Pairamall: I ask when she is thinking of resuming her tuition. — Towards 6 o'clock, Mrs. Deutsch's maid appears with a letter, in which I am asked if I might possibly come to her tomorrow, Friday, to give her a lesson, as she does not feel well enough to come to me. At the same time she also invites Lie-Liechen to lunch, and suggests that I might possibly come for the lesson only at 11:30 as lunch will probably be served before 1 o'clock. Surprised and momentarily confused, I just could not immediately recall the difficulty and so I thoroughly searched my memory, which became all the more confused the more I thought of the correction to the chorale, until I ended things by simply accepting. Hardly had the girl disappeared that I finally remembered the point I was looking for; and then after the lesson [that I was giving] I immediately wrote a letter in which I explained that I could probably not stay for lunch as we would be expected at the coffee house by Mittelmann and Weisse, and that I wanted to give Mittelmann some things on this very day; but I said that I would be prepared to come as early as 10:30, only in order to get to lunch by 12 o'clock, etc. Unfortunately, the caretaker would not make her way to Mrs. Deutsch, and I looked everywhere for a porter, in vain; in addition, I knew that Lie-Liechen was waiting for me, and I became increasingly impatient over the impossibility of sending the letter off. In the end there was nothing for me to do but to go to Lie-Liechen, and, after an all too hastily eaten supper, make my way to the Albrechtsgasse with her. Returning home in the late evening, we were able to work only a little. © Translation William Drabkin. |