9. I. 17 -1°, kalter Wind.
— „Arbeiter-Ztg.“ zum erstenmal gegen die Entente. 1 — Nun dDem jüngsten englischen Lamento nach sind es nun die Japaner, die die, um sich in den Besitz der asiatischen Märkte zu setzen, die meisten Waren unterbieten. 2 Es ist nicht wenig belustigend zu sehen, wie die Logik des Kaufmanns u. seines Berufes sich von selbst ad absurdum führt. Heißt es „so billig als möglich einkaufen u. so teuer als möglich verkaufen“, so setzt dieses ja voraus, daß sich jemand finden muß müsse, der billig verkauft. Wer schafft aber dem Kaufmann, die billige Einkaufsquelle zu erkundigen benützen, wenn das höhere Interesse des Vaterlandes von ihm fordern würde, daß er es besser nicht erkundigt tue. Aber gerade Ddazu wird sich kein Kaufmann verstehen, das Vaterland einer billigen Einkaufsquelle voranzustellen. Kann Weiß er es nur irgend eine billigere Quelle, so wird er unter allen Umständen, koste es was es wolle, billig einzukaufen suchen (man bringt Kulis, italienische Arbeiter usw. ins Land, nur weil sie billige Arbeitskräfte vorstellen!). Anderseits aber entfesselt der Kaufmann einen Wirtschaftskrieg, wenn derjenige, der billig verkauft, Miene macht, sich zu einer Großmacht herauszuwachsen. Auf einmal gilt die Losung, der Unterbietende müsse totgeschlagen werden. Was will also der Kaufmann? Offenbar nur seinen eigenen Vorteil u. es fehlt ihm an primitivster Denkarbeit so sehr, daß er nicht begreifen kann, daß es Geschäfte gar nicht geben kann, bei denen ständig nur er eine Partei allein den Vorteil haben könnte. *{564} Kaufmann: (s. Schmoller „N. Fr. Pr.“ vom 6. I.) 3 Auch Herr Schmoller ist der Ansicht, daß der Kaufmann zur Produktion oder zum Handel gereizt werden müsse. Aber um Himmels Willen, warum sollte nicht ebenso dann auch der Arbeiter oder der Künstler zur Produktion gereizt werden? Und wenn nicht alle gereizt werden können, warum nur allein der Kaufmann? Man sollte glauben, daß ein solcher Anreiz in erster Linie dem wirklich Produzierenden gehört, dem Arbeiter, dem Ingenieur, kurz all denjenigen, die Arbeit im strengsten Sinne des Wortes leisten. — Von Frl. Elias (pn. Br.): Condolenz! — Von Fr. Pairamall (Br.): erklärt sich bereit, morgen das Honorar für die verflosse verflossenen 3 Monate zu bezahlen. — Frl. Freund erklärt, das schuldige Honorar per Post zu schicken. — © Transcription Marko Deisinger. |
January 9, 1917. -1°, cold wind.
— The Arbeiter-Zeitung , for the first time, is opposed to the Entente. 1 — According to the most recent English lament, it is now the Japanese who, in order to gain possession of the Asian markets, are underpricing most goods. 2 It is not a little amusing to see how the logic of the businessman and his profession is of its own accord reduced to an absurdity. If it is a matter of "buying as cheaply as possible and selling as dearly as possible," then that presupposes that someone must be found who sells cheaply. But who will create the cheap source of supply for the businessman to use if the higher interest of the fatherland demands that it would be better for him not to do it? In this very respect, however, no businessman is going to put his fatherland ahead of a cheap source of supply. If he knows of any cheap source, he will in all cases buy cheaply, whatever the cost. (Coolies, Italian workers, etc. are introduced into a country only because they represent cheap labor!). On the other hand, businessmen will unleash economic warfare if the one who sells cheaply makes out to grow into a major power. The slogan immediately pertains: the underbidder must be struck dead. So what does the businessman want? Apparently only his own advantage; and he is so lacking in the most basic mental work that he cannot understand that there cannot be any businesses at all in which only one party can always have the advantage. *{564} Businessman (see Schmoller [in the] Neue Freie Presse of January 6). 2 Mr. Schmoller , too, is of the view that the businessman must be enticed into production or trading. But, for heaven's sake, why should the worker or the artist, too, likewise be given inducements for production? And if not all can be induced, then why only the businessman? One ought to believe that such inducements should, in the first instance, belong to those who actually produce something: the worker, the engineer, in short all who produce work in the strictest sense of the term. — From Miss Elias (letter by pneumatic mail): condolences! — Letter from Mrs. Pairamall: she says she is prepared to pay the lesson fee for the previous three months tomorrow. — Miss Freund says she will send the lesson fee she owes in the post. — © Translation William Drabkin. |
9. I. 17 -1°, kalter Wind.
— „Arbeiter-Ztg.“ zum erstenmal gegen die Entente. 1 — Nun dDem jüngsten englischen Lamento nach sind es nun die Japaner, die die, um sich in den Besitz der asiatischen Märkte zu setzen, die meisten Waren unterbieten. 2 Es ist nicht wenig belustigend zu sehen, wie die Logik des Kaufmanns u. seines Berufes sich von selbst ad absurdum führt. Heißt es „so billig als möglich einkaufen u. so teuer als möglich verkaufen“, so setzt dieses ja voraus, daß sich jemand finden muß müsse, der billig verkauft. Wer schafft aber dem Kaufmann, die billige Einkaufsquelle zu erkundigen benützen, wenn das höhere Interesse des Vaterlandes von ihm fordern würde, daß er es besser nicht erkundigt tue. Aber gerade Ddazu wird sich kein Kaufmann verstehen, das Vaterland einer billigen Einkaufsquelle voranzustellen. Kann Weiß er es nur irgend eine billigere Quelle, so wird er unter allen Umständen, koste es was es wolle, billig einzukaufen suchen (man bringt Kulis, italienische Arbeiter usw. ins Land, nur weil sie billige Arbeitskräfte vorstellen!). Anderseits aber entfesselt der Kaufmann einen Wirtschaftskrieg, wenn derjenige, der billig verkauft, Miene macht, sich zu einer Großmacht herauszuwachsen. Auf einmal gilt die Losung, der Unterbietende müsse totgeschlagen werden. Was will also der Kaufmann? Offenbar nur seinen eigenen Vorteil u. es fehlt ihm an primitivster Denkarbeit so sehr, daß er nicht begreifen kann, daß es Geschäfte gar nicht geben kann, bei denen ständig nur er eine Partei allein den Vorteil haben könnte. *{564} Kaufmann: (s. Schmoller „N. Fr. Pr.“ vom 6. I.) 3 Auch Herr Schmoller ist der Ansicht, daß der Kaufmann zur Produktion oder zum Handel gereizt werden müsse. Aber um Himmels Willen, warum sollte nicht ebenso dann auch der Arbeiter oder der Künstler zur Produktion gereizt werden? Und wenn nicht alle gereizt werden können, warum nur allein der Kaufmann? Man sollte glauben, daß ein solcher Anreiz in erster Linie dem wirklich Produzierenden gehört, dem Arbeiter, dem Ingenieur, kurz all denjenigen, die Arbeit im strengsten Sinne des Wortes leisten. — Von Frl. Elias (pn. Br.): Condolenz! — Von Fr. Pairamall (Br.): erklärt sich bereit, morgen das Honorar für die verflosse verflossenen 3 Monate zu bezahlen. — Frl. Freund erklärt, das schuldige Honorar per Post zu schicken. — © Transcription Marko Deisinger. |
January 9, 1917. -1°, cold wind.
— The Arbeiter-Zeitung , for the first time, is opposed to the Entente. 1 — According to the most recent English lament, it is now the Japanese who, in order to gain possession of the Asian markets, are underpricing most goods. 2 It is not a little amusing to see how the logic of the businessman and his profession is of its own accord reduced to an absurdity. If it is a matter of "buying as cheaply as possible and selling as dearly as possible," then that presupposes that someone must be found who sells cheaply. But who will create the cheap source of supply for the businessman to use if the higher interest of the fatherland demands that it would be better for him not to do it? In this very respect, however, no businessman is going to put his fatherland ahead of a cheap source of supply. If he knows of any cheap source, he will in all cases buy cheaply, whatever the cost. (Coolies, Italian workers, etc. are introduced into a country only because they represent cheap labor!). On the other hand, businessmen will unleash economic warfare if the one who sells cheaply makes out to grow into a major power. The slogan immediately pertains: the underbidder must be struck dead. So what does the businessman want? Apparently only his own advantage; and he is so lacking in the most basic mental work that he cannot understand that there cannot be any businesses at all in which only one party can always have the advantage. *{564} Businessman (see Schmoller [in the] Neue Freie Presse of January 6). 2 Mr. Schmoller , too, is of the view that the businessman must be enticed into production or trading. But, for heaven's sake, why should the worker or the artist, too, likewise be given inducements for production? And if not all can be induced, then why only the businessman? One ought to believe that such inducements should, in the first instance, belong to those who actually produce something: the worker, the engineer, in short all who produce work in the strictest sense of the term. — From Miss Elias (letter by pneumatic mail): condolences! — Letter from Mrs. Pairamall: she says she is prepared to pay the lesson fee for the previous three months tomorrow. — Miss Freund says she will send the lesson fee she owes in the post. — © Translation William Drabkin. |
Footnotes1 "Durchhalten im Friedenswillen!," Arbeiter-Zeitung, No. 7, January 9, 1917, 29th year, p. 1. 2 "Japan dringt vor," Arbeiter-Zeitung, No. 7, January 9, 1917, 29th year, p. 4. 3 Gustav Schmoller, "Freie oder sozialistische Volkswirtschaft nach dem Kriege?," Neue Freie Presse, No. 18813, January 6, 1917, pp. 2-4. |