18. -3°.
— Geldsendungen an Hölzl, an Anitta Müller. — An den Bankverein recomm. Schreiben mit beiliegender Abschrift. — An Sophie (K.): Bestätigung des Empfanges. — Lie-Liechen bemüht sich vormittags vergeblich um Brot. Nach Schönbrunn zu Fuß, ¾11–12¼h; dort zu Tisch sehr knappes Essen trotz Bestellung. Possierlich das ewige selbstgefällige „Nehmen Sie nur, es ist ja genug da“! Vielleicht drückt si che darin damit ihren Lebensinstinkt auf eine nur gerade den Gästen unangenehme Weise aus; denn sieht sie, wie sie für lange hinaus in der Hauptsache nur auf die Zinsen ihres eigenen Kapitals angewiesen bleibt, so spart sie mit Leidenschaft eben nur ihr Eigentum. Für keinen Fall aber will sie zunächst, trotz Verabredung, das Geld fürs Fleisch annehmen. Um 2h fahren wir per Bahn nachhause. — — — Schon das Kind äußert mit Vorliebe die Einbildung, es könne lesen, schreiben, klavierspielen, natürlich auch „besser“ als der Erwachsene. In der Folge des Lebens bleibt dem Menschen eben diese Einbildung leider noch immer auf allen Wegen treu: Umso besle „besser“ kann er alles, je weniger er etwas kann! So kommt es, daß gewisse Hausfrauen auch eine leere Schüssel als voll ansehen u. von den Gästen auch als voll genommen haben wollen. Was ist aber auch der Weltkrieg anderes, als blos eine ähnliche Einbildung unserer Feinde, eine volle Schüssel Kultur zu servieren, wo sie doch, an de rn dDeutschen Schüssel gemessen, wirklich {599} nicht viel zu essen geben? Es gehört eben zum Charakter unserer Feinde, ihre halb- oder ganz leere Schüssel immer für voll zu sehen. Doppelt bedauerlich daher, daß die Deutschen von ihrer vollen Schüssel immer so bescheiden sprechen. — Graf Andrass iy („N. Fr. Pr.“) zieht aus richtigen Elementen den ganz richtigen Schluss, daß für Friedens- oder Kriegslust durchaus nicht die politische Form des Staates allein ausschlaggebend ist; 1 treffend weist er auf die französische, nordamerikanische Republik, die angeblich demokratischen Prinzipien ergeben sind u. die doch – wie der Weltkrieg zeigt – von wahrer Friedensliebe bezw. Neutralität am entferntesten sind. In drastischer Weise beleuchtet er den Größenwahn der amerikanischen Bürger, die den Untergang selbst des eines frivolsten Amerikaners, der gegen Bezahlung ins Sperrgebiet sich begeben hat, zum Anlass eines „gerechten Krieges“ nehmen wollen, einen solchen Anlass aber in der Ermordung des Tronfolgerpaares [sic] 2 durchaus noch nicht für gegeben sehn. Leider fehlt dem Verfasser der Schlüssel zur Lösung diese ms Rätsels: Der Größenwahn eines des Kaufmannes steht im umgekehrten Verhältnis zu seiner Leistung. — In den jüngsten Zeiten der Menschheit stand die Leistung des einen gegen die Leistung des andern. – aAlles Fortkommen ging nur im Tausch der Leistungen vor sich. Da mußten freilich die Kräfte der Menschen allezeit gegenwärtig sein u. die möglichste Anspannung leisten. Späterhin wird das Fortkommen auch ohne persönliche Leistung erreichbar; im selben Maße aber stumpfen die Kräfte ab u. verlieren sich häufig auch ganz. — Kultur-Erfindung einiger Prometeus [sic]-Naturen, wird aber auch in der Folge nur von solchen ähnlichen Naturen gepflegt, gleichsam Vestalinnen des ewigen Feuers. Umso katastrophaler wirkt die Forderung der Kultur auf die übrigen Menschen zurück: Im Grunde nur erst für die primitive Lebensaufgabe eingerichtet, das Leben zu erobern u. auszufüllen, fühlen sie sich, aus dem Tierreich herausgeworfen, vor einer neuen Aufgabe in der Kultur, als einem Ersatz der ursprünglichen, die sie weder erfassen noch erfüllen können. Statt die Eroberung des Lebens [illeg]vom ein- {600} fachen Zweck zu einem Mittel zum Zweck zu degradieren u. sich der Kultur als dem des Hauptzwecks zu bemächtigen, wissen sie sich vom tierischen Zweck auch selbst innerhalb der Kultur noch immer nicht loszureissen. Und selbst Nicht einmal der Handel, de sr sen mit erhöhte sm Prinzip an Stelle des primitiveren – Leistung gegen Leistung – getreten ist, vermag die Menschen noch immer nicht der Kultur zuzuführen. Wie ehedem die Menschen huldigen sie nun als Händler wieder nur dem Handel als Hauptzweck statt blos als einem Mittel zum Zweck. — Indessen zeigen die meisten Menschen zu den verschiedenen Elementen der Kultur immerhin einige Begabung – wie könnte es denn anders sein? –; leider rührt daher aber auch die unselige Täuschung, sie trieben wirklich Kultur u. mehr als das, sogar bessere , als die Genies. In ihrer [illeg]Einbildung verlieren sie sogar eben jedes Distanzgefühl. — Von den Humanisten Allzugerechten (Foerster, Kraus etc.) des Weltkrieges wäre ist zu sagen: Wäre es objektiv u. am Platze, wenn im Augenblick des Ueberfalles der Gewürgte das Opfer, statt sich zu wehren, sich zunächst nur in der einer gerechten Anerkennung einiger immerhin nicht wegzuleugnenden Eigenschaften des Würgers Attentäters sich verlieren würden? Wäre es objektiv u. gerecht, auch wenn nur der Zuschauer eines solchen vom Opfer desselben Ueberfalles unter allen Umständen, also auch im Augenblick der höchsten Not des Ueberfallenen, vor allem Anerkennung gewisser nicht wegzuleugnender Eigenschaften des Würgers Attentäters verlangen würde? Und nun wende man dieses auf den Weltkrieg an: Wie ungerecht u. unmenschlich ist es doch, wenn die Kritiker der Deutschen, die Ephialtesse in im Deutschland Inland u. wie im Auslande, gerade von ihnen fordern, daß der sie , auf die Hungerfolter gespannte Deutsche, statt Haß u. Abwehr zu üben, auch der guten Eigenschaften seiner ihrer Feinde ja nicht vergessen. ! Was sollen denn nur in einem solchen Augenblick die Verdienste der Feinde, auch wenn sdie irgendwann, irgendwo ihm nen gutgeschrieben werden müßten mußten? Entscheidet über Humanität nicht vielmehr nur die Lage des Augenblicks allein, d. h. u. die Frage, ob es eben nur in diesem Augenblick allein ein wirkliches Verdienst des Gegners ist, nach der Gurgel des Deutschen gegriffen zu haben? So lange nicht eben dieser Griff als Verdienst zu buchen ist, kommen anderweitige gar nicht mehr in Betracht, wenn man nicht andernfalls zu dem höchst sonderbaren {601} Schluss gelangen will, daß, wer sich einmal ein Verdienst erworben, damit zugleich auch das Recht hat gewonnen, für alle späteren Zeiten derart darauf zu pochen, daß er nach Belieben wohl auch ein Unrecht in die Welt zu setzen sich erlauben dürfte. —© Transcription Marko Deisinger. |
18, -3°.
— Money sent to Hölzl and to Anitta Müller. — To the Bankverein, registered letter with the copy [of Türkel's text] enclosed. — Postcard to Sophie: confirmation of receipt. — Lie-Liechen makes a vain effort in the morning to obtain bread. To Schönbrunn by foot, from 10:45 to 12:15; a very sparse meal there, in spite of the arrangement. What was ridiculous was the eternally self-satisfied "Just help yourself, there's enough here!" Perhaps this was her way of expressing her life's instinct in a way that was disagreeable only to her guests; for if she can see that she will remain dependent essentially only on the interest from her own capital, then she will zealously save only her property. Under no circumstances, however, will she accept my money for the meat, in spite of our agreement. At 2 o'clock we take the train home. — — Even a child delights in expressing the illusion that he can read, write, and play the piano – better, of course, than a grown-up. In the course of his life, this illusion unfortunately remains forever true in every respect: he can do anything "better" the less he is able to do it! Thus it comes about that certain housewives can even view an empty bowl as being full, and wish that their guests also take it to be full. And what else is the world war besides being merely a similar illusion of our enemies – to serve a full bowl of culture when, measured against the German bowl, they are not really offering much to eat? {599} It is actually part of the character of our enemies that they see their half-empty or completely empty bowls as always being full. It is doubly regrettable, them, that the Germans always speak so modestly about their full bowls. — Count Andrassy ( Neue freie Presse ) draws the entirely right conclusion from the right pieces of evidence: that for the desire for peace or war, the political system of a state is not the only determinant; 1 he points trenchantly to the French and North American republics, which are apparently built on democratic principles and yet – as the world war shows – are furthest removed from true love of peace or neutrality. In a rigorous way he illuminates the megalomania of American citizens, who would take as grounds for a "just war" the downfall even of the most frivolous American who placed himself in a no-go zone in return for payment, but would not by any means view the assassination of an heir to the throne and his consort 2 in the same way. Unfortunately, the author lacks the key to solving the puzzle: the megalomania of the businessman stands in inverse proportion to his achievement. — In the earliest periods of human civilization, the accomplishment of one person was set against the accomplishment of another. All progress took place only in the exchange of the accomplishments. For this, the powers of people had always to be at work and make the greatest possible exertion. Later on, progress is achievable even without personal accomplishment; to the same extent however, the powers have become blunted and often disappear completely. — Cultural discoveries of a few Promethean characters will, even in the course of time, be cultivated by similar characters, almost like Vestal virgins of the eternal flame. The demands of culture have an all the more catastrophic reaction on the rest of the people: essentially equipped only for the primitive purposes of surviving and filling out their lives, they feel that they have been ejected from the animal kingdom and confronted with a new assignment in culture, as a substitute for the original, which they can neither understand nor fulfill. Instead of conquering their life, by degrading that simple end {600} to a means to that end, and to take possession of culture as the principal end, they are still not able to tear themselves from the animalistic end even within culture. Not even trade, which has arrived with raised principle to replace the more primitive (one accomplishment set against another), is capable of leading people to culture. Now as before, people – as traders – pay homage only to trade as the principal purpose instead of merely being a means to an end. — Nonetheless, most people nonetheless show a certain giftedness towards the various elements of culture – and how could it be otherwise? Unfortunately, however, the wretched deception is also at work, by which they imagine that they are practicing true culture and, what's more, even better than the geniuses. In their vanity they lose every sense of perspective. — Of the all-too-righteous [observers] of the world war (Foerster, Kraus etc.) one may say: is it objective and appropriate for a victim, at the moment he is attacked, not to defend himself but instead to disappear in a justified recognition of a few [positive] qualities of his attacker, even though they may not be denied? And now one applies this to the world war: how unjustified and inhuman it is, after all, if the critics of the Germans, the Ephialteses in Germany and abroad, demand of these very people that they – on the rack – should not practice hatred and defense but should indeed not forget also the good qualities of their enemies! What, at such a moment, do the merits of the enemies signify, which at some time, at some point, had to be credited? Is it not rather just the situation of the moment alone that is decisive for humanity, i.e. the question of whether it has been at this moment alone a true service on the part of one's opponent to have grabbed at the German's throat? So long as this very attack is to be accounted as a service, others no longer come into consideration at all unless one wishes to reach the highly outlandish conclusion: {601} that anyone who has once rendered a service automatically gains the right to insist for all future times that he may be permitted to commit a wrong whenever he wishes. —© Translation William Drabkin. |
18. -3°.
— Geldsendungen an Hölzl, an Anitta Müller. — An den Bankverein recomm. Schreiben mit beiliegender Abschrift. — An Sophie (K.): Bestätigung des Empfanges. — Lie-Liechen bemüht sich vormittags vergeblich um Brot. Nach Schönbrunn zu Fuß, ¾11–12¼h; dort zu Tisch sehr knappes Essen trotz Bestellung. Possierlich das ewige selbstgefällige „Nehmen Sie nur, es ist ja genug da“! Vielleicht drückt si che darin damit ihren Lebensinstinkt auf eine nur gerade den Gästen unangenehme Weise aus; denn sieht sie, wie sie für lange hinaus in der Hauptsache nur auf die Zinsen ihres eigenen Kapitals angewiesen bleibt, so spart sie mit Leidenschaft eben nur ihr Eigentum. Für keinen Fall aber will sie zunächst, trotz Verabredung, das Geld fürs Fleisch annehmen. Um 2h fahren wir per Bahn nachhause. — — — Schon das Kind äußert mit Vorliebe die Einbildung, es könne lesen, schreiben, klavierspielen, natürlich auch „besser“ als der Erwachsene. In der Folge des Lebens bleibt dem Menschen eben diese Einbildung leider noch immer auf allen Wegen treu: Umso besle „besser“ kann er alles, je weniger er etwas kann! So kommt es, daß gewisse Hausfrauen auch eine leere Schüssel als voll ansehen u. von den Gästen auch als voll genommen haben wollen. Was ist aber auch der Weltkrieg anderes, als blos eine ähnliche Einbildung unserer Feinde, eine volle Schüssel Kultur zu servieren, wo sie doch, an de rn dDeutschen Schüssel gemessen, wirklich {599} nicht viel zu essen geben? Es gehört eben zum Charakter unserer Feinde, ihre halb- oder ganz leere Schüssel immer für voll zu sehen. Doppelt bedauerlich daher, daß die Deutschen von ihrer vollen Schüssel immer so bescheiden sprechen. — Graf Andrass iy („N. Fr. Pr.“) zieht aus richtigen Elementen den ganz richtigen Schluss, daß für Friedens- oder Kriegslust durchaus nicht die politische Form des Staates allein ausschlaggebend ist; 1 treffend weist er auf die französische, nordamerikanische Republik, die angeblich demokratischen Prinzipien ergeben sind u. die doch – wie der Weltkrieg zeigt – von wahrer Friedensliebe bezw. Neutralität am entferntesten sind. In drastischer Weise beleuchtet er den Größenwahn der amerikanischen Bürger, die den Untergang selbst des eines frivolsten Amerikaners, der gegen Bezahlung ins Sperrgebiet sich begeben hat, zum Anlass eines „gerechten Krieges“ nehmen wollen, einen solchen Anlass aber in der Ermordung des Tronfolgerpaares [sic] 2 durchaus noch nicht für gegeben sehn. Leider fehlt dem Verfasser der Schlüssel zur Lösung diese ms Rätsels: Der Größenwahn eines des Kaufmannes steht im umgekehrten Verhältnis zu seiner Leistung. — In den jüngsten Zeiten der Menschheit stand die Leistung des einen gegen die Leistung des andern. – aAlles Fortkommen ging nur im Tausch der Leistungen vor sich. Da mußten freilich die Kräfte der Menschen allezeit gegenwärtig sein u. die möglichste Anspannung leisten. Späterhin wird das Fortkommen auch ohne persönliche Leistung erreichbar; im selben Maße aber stumpfen die Kräfte ab u. verlieren sich häufig auch ganz. — Kultur-Erfindung einiger Prometeus [sic]-Naturen, wird aber auch in der Folge nur von solchen ähnlichen Naturen gepflegt, gleichsam Vestalinnen des ewigen Feuers. Umso katastrophaler wirkt die Forderung der Kultur auf die übrigen Menschen zurück: Im Grunde nur erst für die primitive Lebensaufgabe eingerichtet, das Leben zu erobern u. auszufüllen, fühlen sie sich, aus dem Tierreich herausgeworfen, vor einer neuen Aufgabe in der Kultur, als einem Ersatz der ursprünglichen, die sie weder erfassen noch erfüllen können. Statt die Eroberung des Lebens [illeg]vom ein- {600} fachen Zweck zu einem Mittel zum Zweck zu degradieren u. sich der Kultur als dem des Hauptzwecks zu bemächtigen, wissen sie sich vom tierischen Zweck auch selbst innerhalb der Kultur noch immer nicht loszureissen. Und selbst Nicht einmal der Handel, de sr sen mit erhöhte sm Prinzip an Stelle des primitiveren – Leistung gegen Leistung – getreten ist, vermag die Menschen noch immer nicht der Kultur zuzuführen. Wie ehedem die Menschen huldigen sie nun als Händler wieder nur dem Handel als Hauptzweck statt blos als einem Mittel zum Zweck. — Indessen zeigen die meisten Menschen zu den verschiedenen Elementen der Kultur immerhin einige Begabung – wie könnte es denn anders sein? –; leider rührt daher aber auch die unselige Täuschung, sie trieben wirklich Kultur u. mehr als das, sogar bessere , als die Genies. In ihrer [illeg]Einbildung verlieren sie sogar eben jedes Distanzgefühl. — Von den Humanisten Allzugerechten (Foerster, Kraus etc.) des Weltkrieges wäre ist zu sagen: Wäre es objektiv u. am Platze, wenn im Augenblick des Ueberfalles der Gewürgte das Opfer, statt sich zu wehren, sich zunächst nur in der einer gerechten Anerkennung einiger immerhin nicht wegzuleugnenden Eigenschaften des Würgers Attentäters sich verlieren würden? Wäre es objektiv u. gerecht, auch wenn nur der Zuschauer eines solchen vom Opfer desselben Ueberfalles unter allen Umständen, also auch im Augenblick der höchsten Not des Ueberfallenen, vor allem Anerkennung gewisser nicht wegzuleugnender Eigenschaften des Würgers Attentäters verlangen würde? Und nun wende man dieses auf den Weltkrieg an: Wie ungerecht u. unmenschlich ist es doch, wenn die Kritiker der Deutschen, die Ephialtesse in im Deutschland Inland u. wie im Auslande, gerade von ihnen fordern, daß der sie , auf die Hungerfolter gespannte Deutsche, statt Haß u. Abwehr zu üben, auch der guten Eigenschaften seiner ihrer Feinde ja nicht vergessen. ! Was sollen denn nur in einem solchen Augenblick die Verdienste der Feinde, auch wenn sdie irgendwann, irgendwo ihm nen gutgeschrieben werden müßten mußten? Entscheidet über Humanität nicht vielmehr nur die Lage des Augenblicks allein, d. h. u. die Frage, ob es eben nur in diesem Augenblick allein ein wirkliches Verdienst des Gegners ist, nach der Gurgel des Deutschen gegriffen zu haben? So lange nicht eben dieser Griff als Verdienst zu buchen ist, kommen anderweitige gar nicht mehr in Betracht, wenn man nicht andernfalls zu dem höchst sonderbaren {601} Schluss gelangen will, daß, wer sich einmal ein Verdienst erworben, damit zugleich auch das Recht hat gewonnen, für alle späteren Zeiten derart darauf zu pochen, daß er nach Belieben wohl auch ein Unrecht in die Welt zu setzen sich erlauben dürfte. —© Transcription Marko Deisinger. |
18, -3°.
— Money sent to Hölzl and to Anitta Müller. — To the Bankverein, registered letter with the copy [of Türkel's text] enclosed. — Postcard to Sophie: confirmation of receipt. — Lie-Liechen makes a vain effort in the morning to obtain bread. To Schönbrunn by foot, from 10:45 to 12:15; a very sparse meal there, in spite of the arrangement. What was ridiculous was the eternally self-satisfied "Just help yourself, there's enough here!" Perhaps this was her way of expressing her life's instinct in a way that was disagreeable only to her guests; for if she can see that she will remain dependent essentially only on the interest from her own capital, then she will zealously save only her property. Under no circumstances, however, will she accept my money for the meat, in spite of our agreement. At 2 o'clock we take the train home. — — Even a child delights in expressing the illusion that he can read, write, and play the piano – better, of course, than a grown-up. In the course of his life, this illusion unfortunately remains forever true in every respect: he can do anything "better" the less he is able to do it! Thus it comes about that certain housewives can even view an empty bowl as being full, and wish that their guests also take it to be full. And what else is the world war besides being merely a similar illusion of our enemies – to serve a full bowl of culture when, measured against the German bowl, they are not really offering much to eat? {599} It is actually part of the character of our enemies that they see their half-empty or completely empty bowls as always being full. It is doubly regrettable, them, that the Germans always speak so modestly about their full bowls. — Count Andrassy ( Neue freie Presse ) draws the entirely right conclusion from the right pieces of evidence: that for the desire for peace or war, the political system of a state is not the only determinant; 1 he points trenchantly to the French and North American republics, which are apparently built on democratic principles and yet – as the world war shows – are furthest removed from true love of peace or neutrality. In a rigorous way he illuminates the megalomania of American citizens, who would take as grounds for a "just war" the downfall even of the most frivolous American who placed himself in a no-go zone in return for payment, but would not by any means view the assassination of an heir to the throne and his consort 2 in the same way. Unfortunately, the author lacks the key to solving the puzzle: the megalomania of the businessman stands in inverse proportion to his achievement. — In the earliest periods of human civilization, the accomplishment of one person was set against the accomplishment of another. All progress took place only in the exchange of the accomplishments. For this, the powers of people had always to be at work and make the greatest possible exertion. Later on, progress is achievable even without personal accomplishment; to the same extent however, the powers have become blunted and often disappear completely. — Cultural discoveries of a few Promethean characters will, even in the course of time, be cultivated by similar characters, almost like Vestal virgins of the eternal flame. The demands of culture have an all the more catastrophic reaction on the rest of the people: essentially equipped only for the primitive purposes of surviving and filling out their lives, they feel that they have been ejected from the animal kingdom and confronted with a new assignment in culture, as a substitute for the original, which they can neither understand nor fulfill. Instead of conquering their life, by degrading that simple end {600} to a means to that end, and to take possession of culture as the principal end, they are still not able to tear themselves from the animalistic end even within culture. Not even trade, which has arrived with raised principle to replace the more primitive (one accomplishment set against another), is capable of leading people to culture. Now as before, people – as traders – pay homage only to trade as the principal purpose instead of merely being a means to an end. — Nonetheless, most people nonetheless show a certain giftedness towards the various elements of culture – and how could it be otherwise? Unfortunately, however, the wretched deception is also at work, by which they imagine that they are practicing true culture and, what's more, even better than the geniuses. In their vanity they lose every sense of perspective. — Of the all-too-righteous [observers] of the world war (Foerster, Kraus etc.) one may say: is it objective and appropriate for a victim, at the moment he is attacked, not to defend himself but instead to disappear in a justified recognition of a few [positive] qualities of his attacker, even though they may not be denied? And now one applies this to the world war: how unjustified and inhuman it is, after all, if the critics of the Germans, the Ephialteses in Germany and abroad, demand of these very people that they – on the rack – should not practice hatred and defense but should indeed not forget also the good qualities of their enemies! What, at such a moment, do the merits of the enemies signify, which at some time, at some point, had to be credited? Is it not rather just the situation of the moment alone that is decisive for humanity, i.e. the question of whether it has been at this moment alone a true service on the part of one's opponent to have grabbed at the German's throat? So long as this very attack is to be accounted as a service, others no longer come into consideration at all unless one wishes to reach the highly outlandish conclusion: {601} that anyone who has once rendered a service automatically gains the right to insist for all future times that he may be permitted to commit a wrong whenever he wishes. —© Translation William Drabkin. |
Footnotes1 Julius Andrassy, "Der Standpunkt Wilsons gegenüber Deutschland," Neue Freie Presse, No. 18855, February 18, 1917, morning edition, p. 1. 2 The assassination of Archduke Franz Ferdinand of Austria, heir presumptive to the Austro-Hungarian throne, and Franz Ferdinand's wife Sophie, Duchess of Hohenberg, occurred on 28 June 1914 in Sarajevo; they were fatally wounded by Gavrilo Princip, a Bosnian Serb and member of Young Bosnia who sought an end to Austro-Hungarian rule in Bosnia and Herzegovina. The assassination was the immediate cause of World War I. |