2. Starker Nebel, der sich gegen 8¼h gänzlich zurückgezogen u. die Schönheit eines Herbsttages, wie sie wohl selten zu erleben ist, enthüllt; der Himmel [illeg]wolkenlos, tief blau, die Luft herbstlich kühl, so daß ich bis 12h nicht einmal den Schirm zu spannen genötigt bin; auf dem Dachstein noch Spuren vom letzten Neuschnee.

— Von ½9h auf der Hochstraße, Goethe 1 lesend. — Um 11h zum Schuster in Radstadt u. zum Obsthändler, der auf dem Preis von 12 Kronen bestehen bleibt u. – die Sache blieb bis ans Ende unaufgeklärt – leugnet, Herrn Kl. {53} oder irgend jemand Obst für 9 Kronen verkauft zu haben; – über die Ennstalwiese gegen 12h nachhause. — Die Schönheit des Tages hat den Unwillen von gestern Abend völlig verscheucht u. ich beschließe nun, alles Widrige, das der Verwalter über [?uns] verhängen möchte, in Geduld zu ertragen um den Preis, hier noch ein paar schöne Tage verleben zu dürfen. — Auch nach Tisch ins Freie, rückständige Zeitungen lesend, ins Zimmer gegen ¾3h. — Von Weisse (Br.): 2 dankt für die Freundschaft u. Anteilnahme. — Nach der Jause auf unsere Lieblingswiese, wieder mit Zeitungen; dort werden wir bald auf ein Jagen von Kühen aufmerksam u. der Sachverhalt erklärt sich uns erst, als eine alte Bäuerin an uns herantrat mit dem in eine Bitte gekleideten Vorwurf, wir sollten doch die Gatter schließen, damit verhütet werde, daß die Kühe durcheinander geraten; es gelang uns ohne Mühe, den vermutlich Schuldigen zu nennen, worauf die Bäuerin beruhigt sich zurückzog; – es dauerte aber gar nicht lange, bis die fremden Kühe wieder auf unserer Wiese erschienen; daraufhin sandte ich Lie-Liechen zum Bauernhof, damit sie Meldung davon erstatte; der Bauer bedankte sich, ging mit ihr auf die Wiese u. holte seine Kühe; dieser Schritt war notwendig, um das Vertrauen der Bauer nicht zu verlieren, die da ihre Kühe weiden lassen.

© Transcription Marko Deisinger.

2 Heavy fog, which dissipates completely around 8:15, revealing the beauty of a fall day, the likes of which are seldom experienced; the sky is [illeg]cloudless, deep blue, the air autumnally cool, so that it is not necessary for me to open the umbrella until 12 noon; evidence of the last new snowfall remains on Dachstein.

— On the high road starting from 8:30, reading Goethe. 1 — At 11:00 to the cobbler in Radstadt and to the fruit dealer, who does not budge from the price of 12 Kronen – the issue remains unexplained until the end – he denies having sold Mr. Klammerth {53} or anyone fruit for 9 Kronen; – home around 12 noon across the Enns Valley field. — The beauty of the day completely nullified the misgivings of yesterday evening and I decide to bear patiently any nastiness that the manager wants to impose on us to reap the benefit of being allowed to enjoy a few more nice days here. — Outside again after lunch reading back issues of newspapers, into my room around 2:45. — From Weisse (letter): 2 thanks for the friendship and interest. — After teatime to our favorite field, again with newspapers; there we soon become aware of cows being chased and we finally grasp the situation when an old female farmer approached us with a reproof in the guise of a request to close the gate to prevent the cows from getting mixed up; we effortlessly succeeded in naming the suspected culprit, and she retreated reassured; – but it did not take long at all until the neighboring cows again appeared on our field; this led me to send Lie-Liechen to the farm to report on the situation; the farmer expressed his thanks, accompanied her to the field and fetched his cows; this step was necessary in order not to lose the trust of the farmers who let their cows graze there.

© Translation Scott Witmer.

2. Starker Nebel, der sich gegen 8¼h gänzlich zurückgezogen u. die Schönheit eines Herbsttages, wie sie wohl selten zu erleben ist, enthüllt; der Himmel [illeg]wolkenlos, tief blau, die Luft herbstlich kühl, so daß ich bis 12h nicht einmal den Schirm zu spannen genötigt bin; auf dem Dachstein noch Spuren vom letzten Neuschnee.

— Von ½9h auf der Hochstraße, Goethe 1 lesend. — Um 11h zum Schuster in Radstadt u. zum Obsthändler, der auf dem Preis von 12 Kronen bestehen bleibt u. – die Sache blieb bis ans Ende unaufgeklärt – leugnet, Herrn Kl. {53} oder irgend jemand Obst für 9 Kronen verkauft zu haben; – über die Ennstalwiese gegen 12h nachhause. — Die Schönheit des Tages hat den Unwillen von gestern Abend völlig verscheucht u. ich beschließe nun, alles Widrige, das der Verwalter über [?uns] verhängen möchte, in Geduld zu ertragen um den Preis, hier noch ein paar schöne Tage verleben zu dürfen. — Auch nach Tisch ins Freie, rückständige Zeitungen lesend, ins Zimmer gegen ¾3h. — Von Weisse (Br.): 2 dankt für die Freundschaft u. Anteilnahme. — Nach der Jause auf unsere Lieblingswiese, wieder mit Zeitungen; dort werden wir bald auf ein Jagen von Kühen aufmerksam u. der Sachverhalt erklärt sich uns erst, als eine alte Bäuerin an uns herantrat mit dem in eine Bitte gekleideten Vorwurf, wir sollten doch die Gatter schließen, damit verhütet werde, daß die Kühe durcheinander geraten; es gelang uns ohne Mühe, den vermutlich Schuldigen zu nennen, worauf die Bäuerin beruhigt sich zurückzog; – es dauerte aber gar nicht lange, bis die fremden Kühe wieder auf unserer Wiese erschienen; daraufhin sandte ich Lie-Liechen zum Bauernhof, damit sie Meldung davon erstatte; der Bauer bedankte sich, ging mit ihr auf die Wiese u. holte seine Kühe; dieser Schritt war notwendig, um das Vertrauen der Bauer nicht zu verlieren, die da ihre Kühe weiden lassen.

© Transcription Marko Deisinger.

2 Heavy fog, which dissipates completely around 8:15, revealing the beauty of a fall day, the likes of which are seldom experienced; the sky is [illeg]cloudless, deep blue, the air autumnally cool, so that it is not necessary for me to open the umbrella until 12 noon; evidence of the last new snowfall remains on Dachstein.

— On the high road starting from 8:30, reading Goethe. 1 — At 11:00 to the cobbler in Radstadt and to the fruit dealer, who does not budge from the price of 12 Kronen – the issue remains unexplained until the end – he denies having sold Mr. Klammerth {53} or anyone fruit for 9 Kronen; – home around 12 noon across the Enns Valley field. — The beauty of the day completely nullified the misgivings of yesterday evening and I decide to bear patiently any nastiness that the manager wants to impose on us to reap the benefit of being allowed to enjoy a few more nice days here. — Outside again after lunch reading back issues of newspapers, into my room around 2:45. — From Weisse (letter): 2 thanks for the friendship and interest. — After teatime to our favorite field, again with newspapers; there we soon become aware of cows being chased and we finally grasp the situation when an old female farmer approached us with a reproof in the guise of a request to close the gate to prevent the cows from getting mixed up; we effortlessly succeeded in naming the suspected culprit, and she retreated reassured; – but it did not take long at all until the neighboring cows again appeared on our field; this led me to send Lie-Liechen to the farm to report on the situation; the farmer expressed his thanks, accompanied her to the field and fetched his cows; this step was necessary in order not to lose the trust of the farmers who let their cows graze there.

© Translation Scott Witmer.

Footnotes

1 Johann Wolfgang von Goethe, Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit (From My Life. Poetry and Truth) (1811–1833).

2 = OJ 15/16, [40], September 1, 1919.