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11. Februar 1927. -1°, schön.

— Von der Steuerbehörde eine Anfrage: was die Sendung 22.61 Sch. zu bedeuten habe? Die 11. Rate ist es, die ich einsende u. nun werde ich gefragt, zu welchem Zwecke . . ?! — An die Zeitung in Bonn den Aufsatz 1 abgeschickt. — 10–¾11h allein ausgegangen. — Von Cube (Br.= OJ 9/34, [7]): schickt eine sehr freundliche Kritik; bekomme immer Schüler, konnte sich nun alle meine Werke kaufen. — Nach Tisch mit Lie-Liechen in schönster Sonne Einkauf. — Zu Oberwalder einen Strohhut zum Umformen gegeben; bei Artaria mein Portrait für Prof. Dunn gekauft u. versenden lassen. — Bei Feiner Vorhänge bestellt. — van H. zeige ich die von Vrieslander gemachten Fehler, nicht um seinen menschlich schönen Zug herabzusetzen, sondern um vor Augen zu führen, wie selbst ein Künstler vom Range Vrieslanders sich Eigenmächtigkeiten erlaubt, noch ehe er den Inhalt versteht. Ich lasse ihn daraus Schlüsse ziehen auf die Beziehung von Handschrift zu Original-Ausgabe: 24 Fehler allein in der 31 Takte langen Fuge 2 u. alle gegen meine wohlüberlegte Darstellung in der Vorlage. Ferner gebe ich van H. meine Gründe an für die Ablehnung an Adler, hatte zu diesem Zweck eine Skizze der Punkte entworfen! 3 Sie gipfeln darin, daß ich nicht den Fehler des Juden in Galsworthys „Gesellschaft“ machen will, in den Kreis der Musikhistoriker zu treten, und mich über sie lustig zu machen, wie ich es seit 35 Jahren tue. 4

Der Mu- {3036} sikhistorische Kongreß sei übrigens eine Art Beiwagen der Beethoven-Feier, er hängt nicht organisch mit ihr zusammen, nur plustert sich unser lieber Hofrat Adler bei dieser Gelegenheit auf u. lasse die Horde von Bubiköpfen mit ihrer historischen Weisheit aufmarschieren. Wohl dem, der einen Magen für solche Abscheulichkeiten hat, er könnte auch Steine fressen! Zuletzt noch der wichtigste Punkt: Auch wenn ich das Opfer brächte, käme ich doch nicht in die N. Fr. Pr., höchstens auf dem Umweg über einen die Menge des Dargebotenen flüchtig verarbeitenden offiziellen Artikel von Adler, in dem mein Name u. der Titel des Vortrags mit ein paar freundlichen Worten erwähnt wäre. Damit will ich sagen, daß ich keiner so hohen Ehre verlustig werde, wenn ich die Einladung ausschlage. van H. bringt den Supplementband mit Gräsers Neuordnung, auch den Erstdruck der Goldberg-Variationen (allerliebst kleine , Form, allerliebst kleiner Druck Stich!), schließlich auch Händel-Suiten im Walsh-Nachdruck. — Rf.: Salome (am Pult Strauß!): Ungenießbar wie am ersten Tag! Das Jochanaan-Motiv operettenhaft – flach – u. dennoch drückt sich in dem Werk eine Kunst-Persönlichkeit aus, die heute gewiß nicht ihresgleichen hat. — Von Vrieslander erste Reinschrift der Sinfonie 5 mit Brief.

© Transcription Marko Deisinger.

February 11, 1927. -1°, fair weather.

— From the tax authorities a question: what does the payment of 22.61 shillings represent? This is the eleventh installment that I am sending; and now I am asked, for what purpose. . ?! — To the newspaper in Bonn, the article 1 sent off. — 10–10:45, I go out on my own. — From Cube (letter= OJ 9/34, [7]): he sends me a very positive review; he is always getting pupils, and can now purchase all my works. — After lunch, shopping with Lie-Liechen in the most beautiful sunshine. — To Oberwalder's: a straw hat left there, for reshaping; at Artaria's, my portrait purchased for Prof. Dunn, left there to be sent on. — At Feiner's, curtains ordered. — I show van H. the mistakes made by Vrieslander, not to dismiss his humanly beautiful work, but rather to show him how even an artist of Vrieslander's rank can allow himself to make arbitrary decisions before he has understood the content. I allow him to draw conclusions from it about the relationship of the autograph manuscript to the original edition. Twenty-four mistakes alone in a fugue that is only thirty-one bars long, 2 and all in contradiction to the well-considered presentation in the material I have given him. Further, I give Hoboken my grounds for turning Adler down; I had drawn up a list of arguments for this purpose! 3 They culminate in the point that I do not want to make the mistake made by the Jew in Galsworthy's Loyalties, by entering into the circle of musicologists and making fun of them, as I have been doing for thirty-five years. 4

The {3036} musicological congress is, moreover, a sort of sideshow of the Beethoven Festival; it is not organically connected to it; our dear Court Counselor Adler is merely using this occasion to put on airs and allow his horde of dandies to parade their historical wisdom. This is fine for someone who has an appetite for such atrocities: he could also wolf down stones! Last of all, the most important argument: even if I were to bring my offering, I would surely not be mentioned in the Neue Freie Presse or, at most, in a roundabout way in a hastily assembled official article by Adler on what was on offer, wherein my name and the title of my lecture would be mentioned with a few kind words. By this, I mean that I will not sufffer such a great loss of honor if I turn town the invitation. Hoboken brings the supplementary volume [of the Bach-Gesellschaft edition] with Gräser's new ordering, also the first edition of the Goldberg Variations (in the most beautiful small format, with most beautiful small engraving!), finally also the Handel suites in Walsh's reprint. — Radio: Salome (Strauß conducting!): as unappetizing as it was on the first day! The Jochanaan motive operetta-like – flat – and yet an artistic personality, which certainly has no equal today, expresses itself throughout the work. — From Vrieslander, first fair copy of the symphony, 5 with [covering] letter.

© Translation William Drabkin.

11. Februar 1927. -1°, schön.

— Von der Steuerbehörde eine Anfrage: was die Sendung 22.61 Sch. zu bedeuten habe? Die 11. Rate ist es, die ich einsende u. nun werde ich gefragt, zu welchem Zwecke . . ?! — An die Zeitung in Bonn den Aufsatz 1 abgeschickt. — 10–¾11h allein ausgegangen. — Von Cube (Br.= OJ 9/34, [7]): schickt eine sehr freundliche Kritik; bekomme immer Schüler, konnte sich nun alle meine Werke kaufen. — Nach Tisch mit Lie-Liechen in schönster Sonne Einkauf. — Zu Oberwalder einen Strohhut zum Umformen gegeben; bei Artaria mein Portrait für Prof. Dunn gekauft u. versenden lassen. — Bei Feiner Vorhänge bestellt. — van H. zeige ich die von Vrieslander gemachten Fehler, nicht um seinen menschlich schönen Zug herabzusetzen, sondern um vor Augen zu führen, wie selbst ein Künstler vom Range Vrieslanders sich Eigenmächtigkeiten erlaubt, noch ehe er den Inhalt versteht. Ich lasse ihn daraus Schlüsse ziehen auf die Beziehung von Handschrift zu Original-Ausgabe: 24 Fehler allein in der 31 Takte langen Fuge 2 u. alle gegen meine wohlüberlegte Darstellung in der Vorlage. Ferner gebe ich van H. meine Gründe an für die Ablehnung an Adler, hatte zu diesem Zweck eine Skizze der Punkte entworfen! 3 Sie gipfeln darin, daß ich nicht den Fehler des Juden in Galsworthys „Gesellschaft“ machen will, in den Kreis der Musikhistoriker zu treten, und mich über sie lustig zu machen, wie ich es seit 35 Jahren tue. 4

Der Mu- {3036} sikhistorische Kongreß sei übrigens eine Art Beiwagen der Beethoven-Feier, er hängt nicht organisch mit ihr zusammen, nur plustert sich unser lieber Hofrat Adler bei dieser Gelegenheit auf u. lasse die Horde von Bubiköpfen mit ihrer historischen Weisheit aufmarschieren. Wohl dem, der einen Magen für solche Abscheulichkeiten hat, er könnte auch Steine fressen! Zuletzt noch der wichtigste Punkt: Auch wenn ich das Opfer brächte, käme ich doch nicht in die N. Fr. Pr., höchstens auf dem Umweg über einen die Menge des Dargebotenen flüchtig verarbeitenden offiziellen Artikel von Adler, in dem mein Name u. der Titel des Vortrags mit ein paar freundlichen Worten erwähnt wäre. Damit will ich sagen, daß ich keiner so hohen Ehre verlustig werde, wenn ich die Einladung ausschlage. van H. bringt den Supplementband mit Gräsers Neuordnung, auch den Erstdruck der Goldberg-Variationen (allerliebst kleine , Form, allerliebst kleiner Druck Stich!), schließlich auch Händel-Suiten im Walsh-Nachdruck. — Rf.: Salome (am Pult Strauß!): Ungenießbar wie am ersten Tag! Das Jochanaan-Motiv operettenhaft – flach – u. dennoch drückt sich in dem Werk eine Kunst-Persönlichkeit aus, die heute gewiß nicht ihresgleichen hat. — Von Vrieslander erste Reinschrift der Sinfonie 5 mit Brief.

© Transcription Marko Deisinger.

February 11, 1927. -1°, fair weather.

— From the tax authorities a question: what does the payment of 22.61 shillings represent? This is the eleventh installment that I am sending; and now I am asked, for what purpose. . ?! — To the newspaper in Bonn, the article 1 sent off. — 10–10:45, I go out on my own. — From Cube (letter= OJ 9/34, [7]): he sends me a very positive review; he is always getting pupils, and can now purchase all my works. — After lunch, shopping with Lie-Liechen in the most beautiful sunshine. — To Oberwalder's: a straw hat left there, for reshaping; at Artaria's, my portrait purchased for Prof. Dunn, left there to be sent on. — At Feiner's, curtains ordered. — I show van H. the mistakes made by Vrieslander, not to dismiss his humanly beautiful work, but rather to show him how even an artist of Vrieslander's rank can allow himself to make arbitrary decisions before he has understood the content. I allow him to draw conclusions from it about the relationship of the autograph manuscript to the original edition. Twenty-four mistakes alone in a fugue that is only thirty-one bars long, 2 and all in contradiction to the well-considered presentation in the material I have given him. Further, I give Hoboken my grounds for turning Adler down; I had drawn up a list of arguments for this purpose! 3 They culminate in the point that I do not want to make the mistake made by the Jew in Galsworthy's Loyalties, by entering into the circle of musicologists and making fun of them, as I have been doing for thirty-five years. 4

The {3036} musicological congress is, moreover, a sort of sideshow of the Beethoven Festival; it is not organically connected to it; our dear Court Counselor Adler is merely using this occasion to put on airs and allow his horde of dandies to parade their historical wisdom. This is fine for someone who has an appetite for such atrocities: he could also wolf down stones! Last of all, the most important argument: even if I were to bring my offering, I would surely not be mentioned in the Neue Freie Presse or, at most, in a roundabout way in a hastily assembled official article by Adler on what was on offer, wherein my name and the title of my lecture would be mentioned with a few kind words. By this, I mean that I will not sufffer such a great loss of honor if I turn town the invitation. Hoboken brings the supplementary volume [of the Bach-Gesellschaft edition] with Gräser's new ordering, also the first edition of the Goldberg Variations (in the most beautiful small format, with most beautiful small engraving!), finally also the Handel suites in Walsh's reprint. — Radio: Salome (Strauß conducting!): as unappetizing as it was on the first day! The Jochanaan motive operetta-like – flat – and yet an artistic personality, which certainly has no equal today, expresses itself throughout the work. — From Vrieslander, first fair copy of the symphony, 5 with [covering] letter.

© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 Schenker, "Beethoven und seine Nachfahren," General Anzeiger für Bonn und Umgegend, March 26, 1927, 3‒4.

2 The C-minor fugue from the first book of the Well-Tempered Clavier: an indication that Vrieslander was assisting Schenker with the production of Meisterwerk 2.

3 Cf. lessonbook 1926/27, p. 16 (with incorrect date of Jan. 7: van Hoboken): "About the errors in Vrieslander's fair copy; about my turning Prof. Adler down."

4 No paragraph-break in source.

5 Schenker, "Mozart: Sinfonie G-moll," Meisterwerk 2 (1926), 107‒57 Urlinie-Tafeln; Eng. transl., pp. 59‒96.