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OC 54/124 - Typed letter from Otto Vrieslander to Schenker, dated January 20, 1927
ich bitte Sie um umgehenden Bescheid auf verschiedene die Urlinietafeln betreffende Punkte. Welches Werk liegt der ersten Tafel (c moll) zum Grunde? Damit ich nämlich mit dem Original in Zweifelsfällen vergleichen könne. Es ist mir bekannt und doch weiss ichs im Moment nicht unterzubringen. 2 Die von Ihnen mit roter Tinte eingetragenen Noten sollen doch kaum mit roter Tinte so bleiben, zumal im photolithographischen Verfahren die Farbe kaum darzustellen möglich sein wird. 3 Auch bürge ich für die Deutlichkeit meiner Handschrift. Bedeuten die kleinen eingeklammerten Buchstaben: (Wchn) also wohl, ausgeschrieben: Wechselnoten? Ueber alles andere bin ich mir durchaus klar. Bez. der 2ten Tafel, der g moll Sinfonie Mozarts habe ich kaum eine Frage. Selbstverständlich nehme ich ausgiebig grosses Notenpapier, will sagen Papier mit ausgiebig grossen Systemen. Ich sprach heute mit Herrn Dr. Einstein, welcher mir mitteilte, dass er Bescheid von der Mandruckanstalt erhielt, wonach ich wahrscheinlich, wegen der ausserordentlichen Schwierigkeiten der Exempeldruckvorlagen noch eine Anzahl textlicher Beispiele werde zu kopieren haben, da die Firma dieselben werde nicht stechen können. Er warte noch den endgültigen Bescheid ab. Ich hoffe nun recht sehr, Ihnen in den nächsten Wochen bereits die 2 Tafeln zwecks genauer Revision zusenden zu können. Selbstverständlich dürfen Sie dann nicht unmittelbare Eintragungen in meine Kopie machen, vielmehr müssten mich mittelst Anmerkungen auf Fehler aufmerkasam machen, doch kann ich Ihre Schrift wohl ziemlich gut lesen und ich hoffe, dass Sie unvergleichlich weniger Fehler zu korrigieren haben werden, als wenn die Stecher die Sache gemacht haben würden. Sollte mir Herr Dr. Einstein noch mehrere Exempel senden und ich irgendwelche Zweifel hegen, so werde ich Ihnen vorher meine Zweifel mitteilen, damit die Kopien auch in diesem Falle aufs tadelloseste ausfallen. Ihre Viertelpausen und dgl. Dinge muss ich natürlich in die normale Notierungsweise solcher und ähnlicher Zeichen umändern, wie das ja auch durch den Stich geschehen müsste. Taktstriche, Einteilungsstriche usw. müssen zufolge absoluter Genauigkeit mit dem Lineal gezogen werden. {2} Nun, ich hoffe, Ihnen eine lesbare und brauchbare Kopie einsenden zu können, welche im ganzen genommen, hinter dem Druckverfahren nicht wesentlich zurückstehen w eirde. Für heute sage ich nicht mehr. Mein Fuss mach Fortschritte, ma, dio mio, piano, sempro lostesso piano. Manchmal macht mich das Geduldausüben verzweifelt. Herzliche Grüsse Ihnen Beiden. Ihrer Gattin Manuskript habe ich bewundert. Aber ich bleibe dabei: Ueber eine tüchtige Schreibmaschine geht nichts und auch Sie werden einestages das Klappern einer solchen willig mit in den Kauf nehmen bei ihrer ungemeinen Bequemlichkeit, Sauberkeit, Deutlichkeit und unzähligen andern Vorzügen.
© Transcription Kirstie Hewlett, 2013 |
I request that you reply promptly to various points concerning the Urlinie graphs. Which work forms the basis of the first graph (C minor)? Specifically, I would like to be able compare it with the original in ambiguous cases. I know it, but at the moment I am unable to place it. 2 The notes you have entered in red ink should surely not remain red-colored, as it is scarcely possible to believe that one can represent this color by the photo-lithographic process. 3 Also, I can vouch for the clarity of my handwriting. Should the small bracketed letters, such as (Wchn), perhaps be written out: Wechselnoten? With regard to everything else [in this graph], things are entirely clear to me. With regard to the second Urlinie graph, of Mozart’s Symphony in G minor, I hardly have any questions. Of course, I shall use generously large music manuscript paper, i.e. paper with generously large staves. Today I spoke with Dr. Einstein, who informed me that he received a reply from the Mandruck firm; whereupon I, probably on account of the extraordinary difficulties with the music example lithographs, will yet have further examples to copy out, since the firm will not be able to engrave these. He will await final confirmation. I very much hope to be able to send you the two graphs as early as in the coming weeks for the purpose of a more precise revision. Of course, you will then not be able to make entries directly into my copy, but rather would have to inform me verbally of mistakes; yet I am able to read your handwriting rather well and I hope that you will have far fewer mistakes to correct than if the engravers were to have done the job. Should Dr. Einstein send me further examples and should I have any sort of doubts, I shall communicate my doubts to you ahead of time, so that the copies in this case, too, can be produced with minimum delay. I must naturally convert your quarter-rests and similar things to the normal manner of notating these and similar signs, as it would have had to happen even in an engraving. Bar-lines, division signs, etc. must, for sake of absolute precision, be drawn with a ruler. {2} And so I hope to be able to send you a legible and usable copy which will not significantly delay the printing process taken as a whole. For today, I shall say nothing further. My foot is making progress but, my God, slowly, always at the same slow pace. Sometimes the practising of patience makes me distraught. Cordial greetings to you both; I have admired your wife’s handwriting. But I stand firm: there is nothing better than a reliable typewriter, and you too will one day agree to make a purchase of the tapping [machine], given its incomparable convenience, cleanliness, clarity, and countless other advantages.
© Translation William Drabkin, 2013 |
ich bitte Sie um umgehenden Bescheid auf verschiedene die Urlinietafeln betreffende Punkte. Welches Werk liegt der ersten Tafel (c moll) zum Grunde? Damit ich nämlich mit dem Original in Zweifelsfällen vergleichen könne. Es ist mir bekannt und doch weiss ichs im Moment nicht unterzubringen. 2 Die von Ihnen mit roter Tinte eingetragenen Noten sollen doch kaum mit roter Tinte so bleiben, zumal im photolithographischen Verfahren die Farbe kaum darzustellen möglich sein wird. 3 Auch bürge ich für die Deutlichkeit meiner Handschrift. Bedeuten die kleinen eingeklammerten Buchstaben: (Wchn) also wohl, ausgeschrieben: Wechselnoten? Ueber alles andere bin ich mir durchaus klar. Bez. der 2ten Tafel, der g moll Sinfonie Mozarts habe ich kaum eine Frage. Selbstverständlich nehme ich ausgiebig grosses Notenpapier, will sagen Papier mit ausgiebig grossen Systemen. Ich sprach heute mit Herrn Dr. Einstein, welcher mir mitteilte, dass er Bescheid von der Mandruckanstalt erhielt, wonach ich wahrscheinlich, wegen der ausserordentlichen Schwierigkeiten der Exempeldruckvorlagen noch eine Anzahl textlicher Beispiele werde zu kopieren haben, da die Firma dieselben werde nicht stechen können. Er warte noch den endgültigen Bescheid ab. Ich hoffe nun recht sehr, Ihnen in den nächsten Wochen bereits die 2 Tafeln zwecks genauer Revision zusenden zu können. Selbstverständlich dürfen Sie dann nicht unmittelbare Eintragungen in meine Kopie machen, vielmehr müssten mich mittelst Anmerkungen auf Fehler aufmerkasam machen, doch kann ich Ihre Schrift wohl ziemlich gut lesen und ich hoffe, dass Sie unvergleichlich weniger Fehler zu korrigieren haben werden, als wenn die Stecher die Sache gemacht haben würden. Sollte mir Herr Dr. Einstein noch mehrere Exempel senden und ich irgendwelche Zweifel hegen, so werde ich Ihnen vorher meine Zweifel mitteilen, damit die Kopien auch in diesem Falle aufs tadelloseste ausfallen. Ihre Viertelpausen und dgl. Dinge muss ich natürlich in die normale Notierungsweise solcher und ähnlicher Zeichen umändern, wie das ja auch durch den Stich geschehen müsste. Taktstriche, Einteilungsstriche usw. müssen zufolge absoluter Genauigkeit mit dem Lineal gezogen werden. {2} Nun, ich hoffe, Ihnen eine lesbare und brauchbare Kopie einsenden zu können, welche im ganzen genommen, hinter dem Druckverfahren nicht wesentlich zurückstehen w eirde. Für heute sage ich nicht mehr. Mein Fuss mach Fortschritte, ma, dio mio, piano, sempro lostesso piano. Manchmal macht mich das Geduldausüben verzweifelt. Herzliche Grüsse Ihnen Beiden. Ihrer Gattin Manuskript habe ich bewundert. Aber ich bleibe dabei: Ueber eine tüchtige Schreibmaschine geht nichts und auch Sie werden einestages das Klappern einer solchen willig mit in den Kauf nehmen bei ihrer ungemeinen Bequemlichkeit, Sauberkeit, Deutlichkeit und unzähligen andern Vorzügen.
© Transcription Kirstie Hewlett, 2013 |
I request that you reply promptly to various points concerning the Urlinie graphs. Which work forms the basis of the first graph (C minor)? Specifically, I would like to be able compare it with the original in ambiguous cases. I know it, but at the moment I am unable to place it. 2 The notes you have entered in red ink should surely not remain red-colored, as it is scarcely possible to believe that one can represent this color by the photo-lithographic process. 3 Also, I can vouch for the clarity of my handwriting. Should the small bracketed letters, such as (Wchn), perhaps be written out: Wechselnoten? With regard to everything else [in this graph], things are entirely clear to me. With regard to the second Urlinie graph, of Mozart’s Symphony in G minor, I hardly have any questions. Of course, I shall use generously large music manuscript paper, i.e. paper with generously large staves. Today I spoke with Dr. Einstein, who informed me that he received a reply from the Mandruck firm; whereupon I, probably on account of the extraordinary difficulties with the music example lithographs, will yet have further examples to copy out, since the firm will not be able to engrave these. He will await final confirmation. I very much hope to be able to send you the two graphs as early as in the coming weeks for the purpose of a more precise revision. Of course, you will then not be able to make entries directly into my copy, but rather would have to inform me verbally of mistakes; yet I am able to read your handwriting rather well and I hope that you will have far fewer mistakes to correct than if the engravers were to have done the job. Should Dr. Einstein send me further examples and should I have any sort of doubts, I shall communicate my doubts to you ahead of time, so that the copies in this case, too, can be produced with minimum delay. I must naturally convert your quarter-rests and similar things to the normal manner of notating these and similar signs, as it would have had to happen even in an engraving. Bar-lines, division signs, etc. must, for sake of absolute precision, be drawn with a ruler. {2} And so I hope to be able to send you a legible and usable copy which will not significantly delay the printing process taken as a whole. For today, I shall say nothing further. My foot is making progress but, my God, slowly, always at the same slow pace. Sometimes the practising of patience makes me distraught. Cordial greetings to you both; I have admired your wife’s handwriting. But I stand firm: there is nothing better than a reliable typewriter, and you too will one day agree to make a purchase of the tapping [machine], given its incomparable convenience, cleanliness, clarity, and countless other advantages.
© Translation William Drabkin, 2013 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/9, p. 3027, January 22, 1927: "Von Vrieslander (Br.): was das Cmoll-Stück sei u. andere Fragen." ("From Vrieslander (letter): what is the C-minor piece?, and other questions."). 2 The C minor Fugue from Book I of the Well-Tempered Clavier. 3 In common with usual printing practice, Schenker probably used red ink for notes to be printed in a small typeface. |
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Commentary
Digital version created: 2014-03-22 |