Browse by
OJ 10/1, [62] - Handwritten letter from Dahms to Schenker, dated April 4, 1921
Wie 1 geht es Ihnen? Ich hoffe, Sie im Frühjahr besuchen zu können. Aber es bleibt bei der Hoffnung. Die Schwierigkeiten des täglichen Lebens lassen keine Extravaganzen zu. Dafür haben wir ein Frühjahr, dass an Sonne und Schönheit nichts zu wünschen übrig lässt. Wir sitzen schon seit Wochen den ganzen Tag im Freien. Meine Arbeit hat dabei gute Fortschritte gemacht; ich werde sie in dieser Woche beendigen. Nun habe ich eine grosse Bitte an Sie, lieber Meister, die eine zukünftige Verlagsangelegenheit betrifft. Ich habe den Plan entworfen zu einem grösseren Werk über “Die italienische Oper”, ein Thema, das mich von jeher lebhaft interessiert hat. Dieses Werk soll in umfassender Weise die Geschichte und das Wesen der Oper überhaupt und das der italienischen im besonderen darstellen. Das Suchen und Tasten unserer Zeit, aus dem Bann Wagners und seiner Theorien herauszukommen, macht es notwendig und aktuell, die Grundlagen zu einer klaren Ästhetik des dramatischen Stils in der Musik zu schaffen, damit überhaupt neu aufgebaut werden kann. Man riet mir nun sehr, da Schuster & Loeffler als viel zu kleinlich für ein solches Unternehmen garnicht in Frage kommt, zu Cotta. Und meine Bitte wäre die, {2} lieber Meister, dass Sie – vorausgesetzt dass Ihre Beziehungen zu Cotta es gestatten – die grosse Güte haben würden, Cotta auf mich aufmerksam zu machen, vielleicht unter beiläufigem Hinweis auf meine bisherigen Bücher, deren ansehnliche Auflagen-Erfolge etc etc. Ich würde dann, wenn Sie an Cotta schreiben würden, mich ebenfalls an Cotta wenden, um ihn für den Plan zu interessieren. Es ist nur von grossem Wert, wenn der Verleger noch von anderer Seite einen Wink und eine Anregung bekommt. 2 Aber wenn es nicht geht, schreiben Sie mir bitte. Hoffentlich sehe ich ich Sie in diesem Sommer? In der Hoffnung, dass es Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin recht gut geht grüsst Sie aufs herzlichste – auch von meiner Frau – Ihr dankbar-ergebener [signed:] Walter Dahms © Transcription John Koslovsky, 2011 |
How 1 are you? I hope to be able to visit you in the spring. But one can only hope. Difficulties of daily life do not allow for any extravagances. That's why we have a spring with sunshine and beauty that leaves nothing to wish for. For weeks we have been sitting entire days outdoors. My work has as a result made great progress; I will complete it this week. Now I have a large request for you, dear master, which concerns a future matter with a publisher. I have sketched out the plan for a larger work on "Italian Opera," a theme that has always actively interested me. This work will present the history and the nature of opera in a broad way and that of the Italians more specifically. The searching and feeling of our time, which emerge from under the spell of Wagner and his theories, makes it necessary and topical to create the foundations for a clear aesthetic of the dramatic style in music, so that above all it can be newly built. I have been advised to go to Cotta (Schuster & Loeffler are far too narrow-minded and can hardly be considered a possibility for such a work). My request, {2} dear master, would be that you – provided that your relations with Cotta allow for it – would have the goodness to make Cotta aware of me, perhaps through a casual reference to my previous books, whose considerable success with editions, etc. etc. If you would write to Cotta, I would then turn myself to Cotta to interest him in the plan. It is only of the greatest worth when the publisher receives a wink and a suggestion from others. 2 If this is not acceptable, please write me. I hope I will see you this summer? With the hope that you and your dear wife are doing well, I send my most cordial greetings – also from my wife – Your ever-thankful [signed:] Walter Dahms © Translation John Koslovsky, 2011 |
Wie 1 geht es Ihnen? Ich hoffe, Sie im Frühjahr besuchen zu können. Aber es bleibt bei der Hoffnung. Die Schwierigkeiten des täglichen Lebens lassen keine Extravaganzen zu. Dafür haben wir ein Frühjahr, dass an Sonne und Schönheit nichts zu wünschen übrig lässt. Wir sitzen schon seit Wochen den ganzen Tag im Freien. Meine Arbeit hat dabei gute Fortschritte gemacht; ich werde sie in dieser Woche beendigen. Nun habe ich eine grosse Bitte an Sie, lieber Meister, die eine zukünftige Verlagsangelegenheit betrifft. Ich habe den Plan entworfen zu einem grösseren Werk über “Die italienische Oper”, ein Thema, das mich von jeher lebhaft interessiert hat. Dieses Werk soll in umfassender Weise die Geschichte und das Wesen der Oper überhaupt und das der italienischen im besonderen darstellen. Das Suchen und Tasten unserer Zeit, aus dem Bann Wagners und seiner Theorien herauszukommen, macht es notwendig und aktuell, die Grundlagen zu einer klaren Ästhetik des dramatischen Stils in der Musik zu schaffen, damit überhaupt neu aufgebaut werden kann. Man riet mir nun sehr, da Schuster & Loeffler als viel zu kleinlich für ein solches Unternehmen garnicht in Frage kommt, zu Cotta. Und meine Bitte wäre die, {2} lieber Meister, dass Sie – vorausgesetzt dass Ihre Beziehungen zu Cotta es gestatten – die grosse Güte haben würden, Cotta auf mich aufmerksam zu machen, vielleicht unter beiläufigem Hinweis auf meine bisherigen Bücher, deren ansehnliche Auflagen-Erfolge etc etc. Ich würde dann, wenn Sie an Cotta schreiben würden, mich ebenfalls an Cotta wenden, um ihn für den Plan zu interessieren. Es ist nur von grossem Wert, wenn der Verleger noch von anderer Seite einen Wink und eine Anregung bekommt. 2 Aber wenn es nicht geht, schreiben Sie mir bitte. Hoffentlich sehe ich ich Sie in diesem Sommer? In der Hoffnung, dass es Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin recht gut geht grüsst Sie aufs herzlichste – auch von meiner Frau – Ihr dankbar-ergebener [signed:] Walter Dahms © Transcription John Koslovsky, 2011 |
How 1 are you? I hope to be able to visit you in the spring. But one can only hope. Difficulties of daily life do not allow for any extravagances. That's why we have a spring with sunshine and beauty that leaves nothing to wish for. For weeks we have been sitting entire days outdoors. My work has as a result made great progress; I will complete it this week. Now I have a large request for you, dear master, which concerns a future matter with a publisher. I have sketched out the plan for a larger work on "Italian Opera," a theme that has always actively interested me. This work will present the history and the nature of opera in a broad way and that of the Italians more specifically. The searching and feeling of our time, which emerge from under the spell of Wagner and his theories, makes it necessary and topical to create the foundations for a clear aesthetic of the dramatic style in music, so that above all it can be newly built. I have been advised to go to Cotta (Schuster & Loeffler are far too narrow-minded and can hardly be considered a possibility for such a work). My request, {2} dear master, would be that you – provided that your relations with Cotta allow for it – would have the goodness to make Cotta aware of me, perhaps through a casual reference to my previous books, whose considerable success with editions, etc. etc. If you would write to Cotta, I would then turn myself to Cotta to interest him in the plan. It is only of the greatest worth when the publisher receives a wink and a suggestion from others. 2 If this is not acceptable, please write me. I hope I will see you this summer? With the hope that you and your dear wife are doing well, I send my most cordial greetings – also from my wife – Your ever-thankful [signed:] Walter Dahms © Translation John Koslovsky, 2011 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/2, p. 2329, April 7, 1921: " Von Dahms (Br.): bittet um Fürsprache bei Cotta wegen eines Büchleins über die italienische Oper." ("From Dahms (letter): requests an intercession with Cotta regarding a little book about Italian opera."). 2 Schenker's reply is not known to survive, but its writing is recorded in Schenker's diary at OJ 3/2, p. 2340, April 12, 1921: "An Dahms (Br.): sage Brief an Cotta zu u. berichte über die neuesten U. E.-Ereignisse.". ("To Dahms (letter): promise a letter to Cotta and report on the latest UE events."). The letter to Cotta survives as CA 202, and its writing is recorded in the diary for OJ 3/2, p. 2340, April 12, 1921: "An Cotta (Br.): empfehle Dahms Büchlein." ("To Cotta (letter): I recommend Dahms's little book."). |
|
Commentary
Digital version created: 2011-05-20 |