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OJ 10/3, [198] - Typewritten letter from Deutsch to Schenker, dated October 2, 1933
⇧ PROF. OTTO ERICH DEUTSCH Tel. R 45–6–72 WIEN II. Böcklinstraße 26 ⇧ 2. Okt. 33 Lieber Verehrter! 1 Indem ich Ihnen für Ihre gütigen Glückwünsche 2 herzlichst danke, beeile ich mich, Ihnen heute einen Brief Hobokens mitzuteilen, den er an meine Frau gerichtet hat. Sie schrieb ihm vor einer Woche „ohne mein Wissen“, 3 wie es um uns steht, denn das Wasser lief uns zum Munde. Also: die Uebersiedlung der Bibliothek ist in Vorbereitung, die Wiederherstellung meines alten Honorares wird erhofft, und nun wird sie schon ab 1. Oktober erbeten. Darauf er: „…Ich verstehe Ihre brenzlige Lage sehr gut. Es werden aber allerwege Kräfte abgebaut und ich muss auch dafür Sorge tragen, dass meine Kräfte festen Verpflichtungen nicht zu hoch werden. Ich will aber einstweilen dem OE 300 Sch. im Monat zugehen lassen statt 200, wie bisher. – Ueber die Bibliothek kann ich noch nichts Bindendes bestimmen. Ich habe auch nur ganz unverbindlich über eine eventuelle Wiederaufstellung derselben mit OE gesprochen. Alles Weitere kann ich erst in Wien mit Euch bereden. – Wir werden wohl später dorthin kommen, als wie vorgesehen, da {2} wir von hier (Sanary) zuerst nach Holland fahren wollen. Es ist für mich dringend notwendig, einmal dort gewesen zu sein, um mich über die Lage zu orientieren …“ Ich bitte Sie deshalb, zunächst nichts bei H. zu unternehmen, auch wenn Ihre Sache inzwischen geklärt ist oder wird. 4 © Transcription William Drabkin, 2023 |
⇧ PROF. OTTO ERICH DEUTSCH Tel. R 45–6–72 VIENNA II Böcklinstraße 26 ⇧ October 2, 1933 Dear revered friend, 1 While thanking you for your kind wishes, 2 I hasten to communicate the contents of a letter that Hoboken has sent to my wife. She had written to him a week before, “without my knowledge”, explaining how things stood with us, 3 as we were in water up to our neck. The relocation of the library is in preparation, the restoration of my old salary is hoped for, and now it is being requested as of October 1. Of this he writes: “… I understand your precarious situation very well. But everywhere my resources are dwindling, and I must also ensure that my fixed commitments are not too great. For the time being, however, I shall send Otto Erich 300 shillings per month instead of 200, as before. – With regard to the library, I cannot yet determine anything firm. I have spoken with Otto Erich, again entirely without commitment, about possibly reestablishing it. I cannot discuss anything else with you until I am in Vienna. – We shall probably come there later than we expected, {2} as we first have to go from here (Sanary) to Holland. It is of urgent importance for me, once I am there, to orient myself to the situation …” For this reason, I ask you not to undertake anything with Hoboken at first, even if, in the meantime, your own matter has been or is about to be clarified. 4 © Translation William Drabkin, 2023 |
⇧ PROF. OTTO ERICH DEUTSCH Tel. R 45–6–72 WIEN II. Böcklinstraße 26 ⇧ 2. Okt. 33 Lieber Verehrter! 1 Indem ich Ihnen für Ihre gütigen Glückwünsche 2 herzlichst danke, beeile ich mich, Ihnen heute einen Brief Hobokens mitzuteilen, den er an meine Frau gerichtet hat. Sie schrieb ihm vor einer Woche „ohne mein Wissen“, 3 wie es um uns steht, denn das Wasser lief uns zum Munde. Also: die Uebersiedlung der Bibliothek ist in Vorbereitung, die Wiederherstellung meines alten Honorares wird erhofft, und nun wird sie schon ab 1. Oktober erbeten. Darauf er: „…Ich verstehe Ihre brenzlige Lage sehr gut. Es werden aber allerwege Kräfte abgebaut und ich muss auch dafür Sorge tragen, dass meine Kräfte festen Verpflichtungen nicht zu hoch werden. Ich will aber einstweilen dem OE 300 Sch. im Monat zugehen lassen statt 200, wie bisher. – Ueber die Bibliothek kann ich noch nichts Bindendes bestimmen. Ich habe auch nur ganz unverbindlich über eine eventuelle Wiederaufstellung derselben mit OE gesprochen. Alles Weitere kann ich erst in Wien mit Euch bereden. – Wir werden wohl später dorthin kommen, als wie vorgesehen, da {2} wir von hier (Sanary) zuerst nach Holland fahren wollen. Es ist für mich dringend notwendig, einmal dort gewesen zu sein, um mich über die Lage zu orientieren …“ Ich bitte Sie deshalb, zunächst nichts bei H. zu unternehmen, auch wenn Ihre Sache inzwischen geklärt ist oder wird. 4 © Transcription William Drabkin, 2023 |
⇧ PROF. OTTO ERICH DEUTSCH Tel. R 45–6–72 VIENNA II Böcklinstraße 26 ⇧ October 2, 1933 Dear revered friend, 1 While thanking you for your kind wishes, 2 I hasten to communicate the contents of a letter that Hoboken has sent to my wife. She had written to him a week before, “without my knowledge”, explaining how things stood with us, 3 as we were in water up to our neck. The relocation of the library is in preparation, the restoration of my old salary is hoped for, and now it is being requested as of October 1. Of this he writes: “… I understand your precarious situation very well. But everywhere my resources are dwindling, and I must also ensure that my fixed commitments are not too great. For the time being, however, I shall send Otto Erich 300 shillings per month instead of 200, as before. – With regard to the library, I cannot yet determine anything firm. I have spoken with Otto Erich, again entirely without commitment, about possibly reestablishing it. I cannot discuss anything else with you until I am in Vienna. – We shall probably come there later than we expected, {2} as we first have to go from here (Sanary) to Holland. It is of urgent importance for me, once I am there, to orient myself to the situation …” For this reason, I ask you not to undertake anything with Hoboken at first, even if, in the meantime, your own matter has been or is about to be clarified. 4 © Translation William Drabkin, 2023 |
Footnotes
1 Receipt of this letter is recorded in
Schenker’s diary for October 3, 1933: “Von Deutsch (Br.): die Frau hat an v. Hoboken
geschrieben, erhöht auf S. 300, Senkung der Bezüge überall – Aufstellung der Bibliothek
noch unverbindlich – Haas noch nichts
sagen. Na, die Zeche werde vermutlich, wie immer, ich bezahlen. Offenbar war die Not bei
Deutsch auf das Aeußerste gestiegen, sonst hätte er einsehen müssen, daß von allen Wegen
der des Bettlers bei v. H. der bedenklichste ist u. ihn erst recht kopfscheu macht; auch
hätte er den Schaden bedenken müssen, den er mit dem Schritt Anderen zufügt. Ich glaube
nicht, daß v. H. herzlich gern eine ‘Rente’ von S. 300 monatlich für nichts bezahlt! An
sich ist D.s Forderung eine Anmaßung u. Selbstüberschätzung, die erklärt, weshalb er
mich hinter Mandyzewsky
e tutti quanti stellt, er weiß es nicht
besser.” 2 Cf. WSLB-Hds 191.576, September 29, 1933, from Schenker to Deutsch. 3 Cf. Schenker’s diary for September 27, 1932, reporting a meeting at which the Deutsches, Schenkers and Kurt Thomasberger were present, when afterwards: “[…] Frau D. ist empört über das cynische Zerstören einer wichtigen Arbeit, die Eigentum ihres Gatten ist […]” (“[…] Mrs. Deutsch is incensed over the cynical destruction of an important work [i.e. Hoboken’s library and her husband’s role as librarian], which is the property of her husband […] ”). 4 i.e. Hoboken’s fee for lessons with Schenker: Schenker’s diary October 6 records: “Von Hoboken (Br.): Ausschnitte u. Ankündigung des Honorars.” (“From Hoboken (letter): clippings, and announcement of the lesson fee.”); and that for October 7: “Von Hoboken durch die Rotterdamer Bank S. 1560.” (“From Hoboken, via the Rotterdam Bank, 1,560 shillings.”). |
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Commentary
Digital version created: 2023-08-25 |