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[The numerous mistypings in this letter, corrected in Hoboken's hand or by overtyping, have not been reproduced here.]

[printed letterhead:]
A. van HOBOKEN
WIEN
IV., WIEDNER HAUPTSTRASSE 63
TEL. 58-403
27 März 1929


Sehr verehrter und lieber Herr Doctor, 1

Zu meinem Bedauern muss ich Ihnen durch diesen [sic] Zeilen eine recht unerfreuliche Mitteilung machen: Ich habe mich veranlasst gefühlt, infolge verschiedenen [sic] Handlungen des Herrn Vrieslander, welche ich durch Zufall entdeckt habe, das Freundschaftsverhältnis, welches ich meinte das[s] zwischen uns bestand, zu lösen.

Ich kenne Herrn Vrieslander seit 1919. Ich lebte damals mit meiner Freundin in München und es ging bei mir sehr lustig zu. Ich gab viele Gesellschaften, wobei des öfteren die gebetenen Gäste einige ihrer Freunden [sic] mitbrachten. Bei so einer Gelegenheit brachte Franz Blei eines Tages den Herrn Vrieslander mit. Er kam von da an regelmässig zu mir, wir fingen auch an zu musicieren und bei der Gelegenheit führte er mich in Ihren Werken [sic] ein. Schliesslich freundeten wir uns mehr und mehr an und als ich mit meiner Freundin brach, weil ich meine jetzige Frau kennengelernt hatte, war er so ziemlich der Einzige von den alten Bekannten, mit dem ich den Verkehr aufrecht erhielt.

Als wir dann, nachdem wir das Datum unserer Verheiratung festgesetzt hatten und damit den Plan aufgefasst hatten, im Anschluss daran eine längere Reise um die Welt anzutreten, München am Ende des Jahres 1922 verliessen, betraute ich Vrieslander mit der Ueberwachung meiner dortigen Besitzungen und mit der Erledigung der draus entstehenden Verpflichtungen. Ich bot ihm hierfür eine Wohnung in meinem Gärtnerhaus unentgeltlich an und vergütet ihm weiter monatlich 500.- holl. Gulden für seine Bemühungen. Man kann natürlich nicht ausdrücken, wieviel deutsches Geld das während der Inflation war, aber es entspricht jetzt etwa 1400.‒ Schillinge (14 Millionen).

Inzwischen hatte ich, im November 1922, die Auktion der Notenbibliothek des Dr. Prieger in Bonn besucht und durch meinen dortigen Käufen [sic] die Grundlage zu meiner jetzigen Sammlung gelegt. Herr Vrieslander hat mich dabei beraten, und war während meiner Abwesenheit bemüht, dieselbe zu vergrössern indem er wertvolle Erstdrucke für mich zu erwerben suchte.

Als wir Mitte 1924 wieder zurückgekehrt waren, konnte ich Herrn Vrieslander von seiner Tätigkeit für mich entlasten, da wir aber nach Paris zogen, und somit immer noch etwas für ihm [sic] zu tun übrigblieb, beliess ich ihm die Wohnung und ausserdem eine Monatsrente von 650.‒ Mark (etwa 11 Millionen). Erst als ich Ende 1925 definitiv aus München wegzog, kam jede Tätigkeit für mich in Wegfall und, als ich ihm damals trotzdem die freie Wohnung beliess und ausserdem noch eine Monatsrente von 500.‒ Mark, (8 Millionen) geschah dies rein freundschaftlich.

Ich hatte nun allen Grund, anzunehmen, dass Herr Vrieslander bei den Einkäufen für meine Sammlung, die er auch jetzt noch weiter bewerkstelligte, stets peinlich auf mein Interesse bedacht sein würde. Doch hierin sehe ich mich jetzt durch eine zufällige Entdeckung gründlich getäuscht. Herr Vrieslander hat, indem er dem Händler, wo er für mich kaufte (und von dem ich in München immer direkt gekauft hatte) meine hiesige Adresse verschwieg und es mir gegenüber öfters vorkommen liess, als kaufe er von Privatpersonen (mir jedenfalls nie mitgeteilt hat, dass es sich um jenen Händler handelte)[,] an den Einkäufen 30 Prozent verdient.

Ich bitte Sie: ein Händler wie z.B. Heck, der sein Geschäftsrisiko tragen muss, seine Gewerbesteuer entrichten u.s.w. nimmt für Vermittlung nur 10, höchsten[s] 15 Prozent. Herr Vrieslander, der nichts riskierte und ausserdem noch eine Rente bezog, nahm 30. Und dieser Mann nahm sich heraus, den Herrn Prof. Deutsch zu verdächtigen, dass er mich ausnützte; von so und so vielen gemeinsamen Bekannten zu behaupten, sie seien Gauner und Betrüger und über den Wienern [sic] den Stab zu brechen, weil sie wurzen! Ja, was tat er denn selber?

{2} Die ganze Sache ist durch einen Zufall ans Licht gekommen.

Als Herr Vrieslander während [d]es Schubert-Kongresses bei mir wohnte, bot er mir ein Werk von Talestri an, welches zu den schönsten Früdrucken (1765) von Breitkopf gehört. Es war ein tadelloses Exemplar und Herr Vrieslander bat mich sehr, das Werk zu kaufen, obwohl er wisse, dass es nicht im eigentlichen Sinne zu dem Gebiet gehöre, welches ich sammle. Aber das Stück gehöre einem ihm bekannten höheren Beamten, der sein[en] Namen nicht genannt haben wollte und zu Weinachten etwas Geld brauche. Er verlangte 600.‒ Mark dafür und stellte mir in Aussicht, aus dem Besitz dieses Herrn ausserdem noch einige C. P. E. Bach-Drucke zu erwerben. Ich leistete ihm den Freundesdienst, und kaufte ihm das Werk ab.

Nun war aber hatte aber der Händler, bei dem Herr Vrieslander in München immer kaufte und der immer von Leipzig, wo er sein Geschäft hat, zu dem Zwecke herüberfuhr, seinen Weg hierher gefunden, während Herr Vrieslander hier. 2 war[,] und war dadurch wieder direkt mit mir in Verbindung gekommen. Eines Tages kam er wieder und zeigte ich [sic] ihm das oben genannte Stück um zu erkundigen, ob er es kenne und wieviel es wohl wert sei. Zu meiner Verwunderung antwortete er, dass er das Stück sehr gut kenne, denn Herr Vrieslander hätte es vor Weinachten um 450 Mark von ihm gekauft. Da diese Angaben in schroffem Widerspruch standen zu dem, was Herr Vrieslander mir selber gesagt hatte, schrieb ich ihm einen Brief, worin ich ihm um Aufklärung bat. Die Antwort auf diesen Brief lege ich zu Ihrer Bedienung bei mit der Bitte, sie mir gelegentlich wieder zurückzugeben. 3

Inzwischen hatte ich nun zuverlässig erfahren, dass Herr Vrieslander an allen Käufen für mich 30 Prozent verdiene und sogar jetzt, wo der Händler mir direkt verkauft, noch einen Anteil daran beansprucht hat. Ich konnte daher nicht anders mehr, als ihm den Brief schreiben, dessen Abschrift hier ebenfalls beiliegt. 4

Ich hätte die Absage in dem Letzten Satz meines Briefes noch viel kräftiger gestaltet, wäre es nicht, dass ich auf der Basis Ihrer Lehre noch einen weiteren Verkehr mit ihm voraussähe (falls er mir das wenigstens nicht durch sein Benehmen unmöglich machen wird)[.] Jedenfalls wollte ich Ihnen von der ganzen Angelegenheit Bericht abstatten und habe es vorgezogen, dies schriftlich zu tun weil ich mündlich vielleicht den Zusammenhang nicht so deutlich hätte klarlegen können. Sprechen können wir immer noch darüber.

Ich bin, mit den freundlichsten Grüssen und Osterwünsche für Sie und Ihre Frau Gemahlin


Ihr ganz ergebener
[signed:] AvHoboken

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2012

[The numerous mistypings in this letter, corrected in Hoboken's hand or by overtyping, have not been reproduced here.]

[printed letterhead:]
A. van HOBOKEN
VIENNA IV,
WIEDNER HAUPTSTRASSE 63
TEL. 58-403
March 27, 1929


Dear and revered Dr. Schenker, 1

To my regret I must report with these lines something quite unpleasant: I have felt obliged, as a result of various acts by Mr. Vrieslander which I discovered by accident, to dissolve the friendship that I believed to exist between us.

I have known Mr. Vrieslander since 1919. I lived at that time with my girlfriend in Munich, and my life was very gay. I gave many parties, to which invited guests frequently brought some of their friends. On one such occasion, Franz Blei brought along Mr. Vrieslander. He visited me regularly from then on; we also began to make music together, and, on such occasions, he introduced me to your works. As time passed we became more and more friendly, and when I broke off with my girlfriend, because I had met my present wife, he was practically the only one among the old friends with whom I maintained contact.

When we then left Munich at the end of 1922, having set the date for our marriage and thus made plans to embark thereafter on a rather long tour around the world, I entrusted Vrieslander with the stewardship of my Munich properties and with the execution of the obligations attendant on them. In return I offered him rent-free occupancy of my gardener's house and paid him monthly in addition 500 Dutch guilders for his services. One cannot say, of course, how much German money that represented during the inflation, but today it corresponds to about 1,400 shillings (fourteen million).

Meanwhile, in November 1922, I had attended the auction of the music library of Dr. Prieger in Bonn, and through my purchases there laid the foundation of my present collection. Mr. Vrieslander advised me in that founding, and undertook, during my absence, to expand it by purchasing valuable original printings for me.

When we had returned mid-1924, I was able to relieve Mr. Vrieslander of his activities on my behalf; but as we left for Paris, and thus some work remained for him to do, I let him keep the house and also a monthly stipend of 650 Marks (about eleven million). Only when I permanently left Munich at the end of 1925 did all duties for me come to an end, and when I then nevertheless let him keep the rent-free house and moreover a monthly stipend of 500 Marks (eight million), that was done out of pure friendship.

I now had every reason to assume that Mr Vrieslander, in making purchases for my collection—which he continued to do—, would always scrupulously act in my interests. But in this I now find myself, as a result of an accidental discovery, to have been sadly mistaken. Mr. Vrieslander, by withholding my local address from the dealer from whom he purchased on my behalf (and from whom I had always bought directly in Munich), and by often representing matters to me as though he were buying from private parties (in any case never telling me that the transaction involved that dealer), took for himself 30 percent of the price.

I ask you: a dealer such as Heck, for example, who must bear the everyday risks of doing business, see to his trade-tax, etc., takes for his services only 10, at most 15, percent. Mr. Vrieslander, who risked nothing and moreover drew a stipend, took 30. And this man had the effrontery to accuse Prof. Deutsch of taking advantage of me; to denounce so many common acquaintances as thieves and swindlers; and to condemn the Viennese as exploiters! And what did he do himself?

{2} The whole affair came to light through an accident.

When Mr. Vrieslander stayed with me during the Schubert-Congress, he offered me a work by Talestri, which is among the most beautiful early prints (1765) from Breitkopf. It was a flawless copy, and Mr. Vrieslander enthusiastically urged me to purchase the work, although he knew, as he said, that it did not actually belong to the area in which I collect. But he represented the item as belonging to a higher official of his acquaintance who did not want his name to be used and who needed some money for the Christmas holiday. He asked 600 Marks for it, and held out the possibility of also acquiring some C. P. E. Bach prints from the holdings of this gentleman. I agreed out of friendship, and bought the work.

Now the dealer, from whom Mr. Vrieslander always purchased in Munich and who always travelled in for that purpose from Leipzig, where he had his shop, had found his way here while Mr. Vrieslander was here 2 and had thus again come into direct contact with me. One day he stopped by and I showed him the item in question to ask whether he knew it and what its probable value would be. To my astonishment, he answered that he knew the item very well, for Mr. Vrieslander had bought it from him before Christmas for 450 Marks. As this account stood in stark contrast to the one given me by Mr. Vrieslander, I wrote him a letter asking for an explanation. I enclose the reply to this letter for your perusal with the request that you return it to me at some point. 3

Meanwhile I had reliably learned that Mr. Vrieslander had taken thirty 30 percent of all purchases for me and even today, as the dealer sells to me directly, has demanded a cut for himself. I therefore could not do otherwise than to write him the letter of which a copy is likewise enclosed here. 4

I would have formulated the dismissal in the last sentence of my letter far more strongly had I not foreseen still further dealings with him on the basis of your teaching (assuming, at least, that he doesn't make this impossible through his behavior). In any case I wanted to make a report to you of the whole business, and I have preferred to do this in writing, because orally I might not have been able to depict the context so clearly. We can still speak about it later.

With most cordial greetings and Easter wishes for you and your wife, I am


Yours most respectfully,
[signed:] A. v. Hoboken

© Translation John Rothgeb & Heribert Esser, 2012

[The numerous mistypings in this letter, corrected in Hoboken's hand or by overtyping, have not been reproduced here.]

[printed letterhead:]
A. van HOBOKEN
WIEN
IV., WIEDNER HAUPTSTRASSE 63
TEL. 58-403
27 März 1929


Sehr verehrter und lieber Herr Doctor, 1

Zu meinem Bedauern muss ich Ihnen durch diesen [sic] Zeilen eine recht unerfreuliche Mitteilung machen: Ich habe mich veranlasst gefühlt, infolge verschiedenen [sic] Handlungen des Herrn Vrieslander, welche ich durch Zufall entdeckt habe, das Freundschaftsverhältnis, welches ich meinte das[s] zwischen uns bestand, zu lösen.

Ich kenne Herrn Vrieslander seit 1919. Ich lebte damals mit meiner Freundin in München und es ging bei mir sehr lustig zu. Ich gab viele Gesellschaften, wobei des öfteren die gebetenen Gäste einige ihrer Freunden [sic] mitbrachten. Bei so einer Gelegenheit brachte Franz Blei eines Tages den Herrn Vrieslander mit. Er kam von da an regelmässig zu mir, wir fingen auch an zu musicieren und bei der Gelegenheit führte er mich in Ihren Werken [sic] ein. Schliesslich freundeten wir uns mehr und mehr an und als ich mit meiner Freundin brach, weil ich meine jetzige Frau kennengelernt hatte, war er so ziemlich der Einzige von den alten Bekannten, mit dem ich den Verkehr aufrecht erhielt.

Als wir dann, nachdem wir das Datum unserer Verheiratung festgesetzt hatten und damit den Plan aufgefasst hatten, im Anschluss daran eine längere Reise um die Welt anzutreten, München am Ende des Jahres 1922 verliessen, betraute ich Vrieslander mit der Ueberwachung meiner dortigen Besitzungen und mit der Erledigung der draus entstehenden Verpflichtungen. Ich bot ihm hierfür eine Wohnung in meinem Gärtnerhaus unentgeltlich an und vergütet ihm weiter monatlich 500.- holl. Gulden für seine Bemühungen. Man kann natürlich nicht ausdrücken, wieviel deutsches Geld das während der Inflation war, aber es entspricht jetzt etwa 1400.‒ Schillinge (14 Millionen).

Inzwischen hatte ich, im November 1922, die Auktion der Notenbibliothek des Dr. Prieger in Bonn besucht und durch meinen dortigen Käufen [sic] die Grundlage zu meiner jetzigen Sammlung gelegt. Herr Vrieslander hat mich dabei beraten, und war während meiner Abwesenheit bemüht, dieselbe zu vergrössern indem er wertvolle Erstdrucke für mich zu erwerben suchte.

Als wir Mitte 1924 wieder zurückgekehrt waren, konnte ich Herrn Vrieslander von seiner Tätigkeit für mich entlasten, da wir aber nach Paris zogen, und somit immer noch etwas für ihm [sic] zu tun übrigblieb, beliess ich ihm die Wohnung und ausserdem eine Monatsrente von 650.‒ Mark (etwa 11 Millionen). Erst als ich Ende 1925 definitiv aus München wegzog, kam jede Tätigkeit für mich in Wegfall und, als ich ihm damals trotzdem die freie Wohnung beliess und ausserdem noch eine Monatsrente von 500.‒ Mark, (8 Millionen) geschah dies rein freundschaftlich.

Ich hatte nun allen Grund, anzunehmen, dass Herr Vrieslander bei den Einkäufen für meine Sammlung, die er auch jetzt noch weiter bewerkstelligte, stets peinlich auf mein Interesse bedacht sein würde. Doch hierin sehe ich mich jetzt durch eine zufällige Entdeckung gründlich getäuscht. Herr Vrieslander hat, indem er dem Händler, wo er für mich kaufte (und von dem ich in München immer direkt gekauft hatte) meine hiesige Adresse verschwieg und es mir gegenüber öfters vorkommen liess, als kaufe er von Privatpersonen (mir jedenfalls nie mitgeteilt hat, dass es sich um jenen Händler handelte)[,] an den Einkäufen 30 Prozent verdient.

Ich bitte Sie: ein Händler wie z.B. Heck, der sein Geschäftsrisiko tragen muss, seine Gewerbesteuer entrichten u.s.w. nimmt für Vermittlung nur 10, höchsten[s] 15 Prozent. Herr Vrieslander, der nichts riskierte und ausserdem noch eine Rente bezog, nahm 30. Und dieser Mann nahm sich heraus, den Herrn Prof. Deutsch zu verdächtigen, dass er mich ausnützte; von so und so vielen gemeinsamen Bekannten zu behaupten, sie seien Gauner und Betrüger und über den Wienern [sic] den Stab zu brechen, weil sie wurzen! Ja, was tat er denn selber?

{2} Die ganze Sache ist durch einen Zufall ans Licht gekommen.

Als Herr Vrieslander während [d]es Schubert-Kongresses bei mir wohnte, bot er mir ein Werk von Talestri an, welches zu den schönsten Früdrucken (1765) von Breitkopf gehört. Es war ein tadelloses Exemplar und Herr Vrieslander bat mich sehr, das Werk zu kaufen, obwohl er wisse, dass es nicht im eigentlichen Sinne zu dem Gebiet gehöre, welches ich sammle. Aber das Stück gehöre einem ihm bekannten höheren Beamten, der sein[en] Namen nicht genannt haben wollte und zu Weinachten etwas Geld brauche. Er verlangte 600.‒ Mark dafür und stellte mir in Aussicht, aus dem Besitz dieses Herrn ausserdem noch einige C. P. E. Bach-Drucke zu erwerben. Ich leistete ihm den Freundesdienst, und kaufte ihm das Werk ab.

Nun war aber hatte aber der Händler, bei dem Herr Vrieslander in München immer kaufte und der immer von Leipzig, wo er sein Geschäft hat, zu dem Zwecke herüberfuhr, seinen Weg hierher gefunden, während Herr Vrieslander hier. 2 war[,] und war dadurch wieder direkt mit mir in Verbindung gekommen. Eines Tages kam er wieder und zeigte ich [sic] ihm das oben genannte Stück um zu erkundigen, ob er es kenne und wieviel es wohl wert sei. Zu meiner Verwunderung antwortete er, dass er das Stück sehr gut kenne, denn Herr Vrieslander hätte es vor Weinachten um 450 Mark von ihm gekauft. Da diese Angaben in schroffem Widerspruch standen zu dem, was Herr Vrieslander mir selber gesagt hatte, schrieb ich ihm einen Brief, worin ich ihm um Aufklärung bat. Die Antwort auf diesen Brief lege ich zu Ihrer Bedienung bei mit der Bitte, sie mir gelegentlich wieder zurückzugeben. 3

Inzwischen hatte ich nun zuverlässig erfahren, dass Herr Vrieslander an allen Käufen für mich 30 Prozent verdiene und sogar jetzt, wo der Händler mir direkt verkauft, noch einen Anteil daran beansprucht hat. Ich konnte daher nicht anders mehr, als ihm den Brief schreiben, dessen Abschrift hier ebenfalls beiliegt. 4

Ich hätte die Absage in dem Letzten Satz meines Briefes noch viel kräftiger gestaltet, wäre es nicht, dass ich auf der Basis Ihrer Lehre noch einen weiteren Verkehr mit ihm voraussähe (falls er mir das wenigstens nicht durch sein Benehmen unmöglich machen wird)[.] Jedenfalls wollte ich Ihnen von der ganzen Angelegenheit Bericht abstatten und habe es vorgezogen, dies schriftlich zu tun weil ich mündlich vielleicht den Zusammenhang nicht so deutlich hätte klarlegen können. Sprechen können wir immer noch darüber.

Ich bin, mit den freundlichsten Grüssen und Osterwünsche für Sie und Ihre Frau Gemahlin


Ihr ganz ergebener
[signed:] AvHoboken

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2012

[The numerous mistypings in this letter, corrected in Hoboken's hand or by overtyping, have not been reproduced here.]

[printed letterhead:]
A. van HOBOKEN
VIENNA IV,
WIEDNER HAUPTSTRASSE 63
TEL. 58-403
March 27, 1929


Dear and revered Dr. Schenker, 1

To my regret I must report with these lines something quite unpleasant: I have felt obliged, as a result of various acts by Mr. Vrieslander which I discovered by accident, to dissolve the friendship that I believed to exist between us.

I have known Mr. Vrieslander since 1919. I lived at that time with my girlfriend in Munich, and my life was very gay. I gave many parties, to which invited guests frequently brought some of their friends. On one such occasion, Franz Blei brought along Mr. Vrieslander. He visited me regularly from then on; we also began to make music together, and, on such occasions, he introduced me to your works. As time passed we became more and more friendly, and when I broke off with my girlfriend, because I had met my present wife, he was practically the only one among the old friends with whom I maintained contact.

When we then left Munich at the end of 1922, having set the date for our marriage and thus made plans to embark thereafter on a rather long tour around the world, I entrusted Vrieslander with the stewardship of my Munich properties and with the execution of the obligations attendant on them. In return I offered him rent-free occupancy of my gardener's house and paid him monthly in addition 500 Dutch guilders for his services. One cannot say, of course, how much German money that represented during the inflation, but today it corresponds to about 1,400 shillings (fourteen million).

Meanwhile, in November 1922, I had attended the auction of the music library of Dr. Prieger in Bonn, and through my purchases there laid the foundation of my present collection. Mr. Vrieslander advised me in that founding, and undertook, during my absence, to expand it by purchasing valuable original printings for me.

When we had returned mid-1924, I was able to relieve Mr. Vrieslander of his activities on my behalf; but as we left for Paris, and thus some work remained for him to do, I let him keep the house and also a monthly stipend of 650 Marks (about eleven million). Only when I permanently left Munich at the end of 1925 did all duties for me come to an end, and when I then nevertheless let him keep the rent-free house and moreover a monthly stipend of 500 Marks (eight million), that was done out of pure friendship.

I now had every reason to assume that Mr Vrieslander, in making purchases for my collection—which he continued to do—, would always scrupulously act in my interests. But in this I now find myself, as a result of an accidental discovery, to have been sadly mistaken. Mr. Vrieslander, by withholding my local address from the dealer from whom he purchased on my behalf (and from whom I had always bought directly in Munich), and by often representing matters to me as though he were buying from private parties (in any case never telling me that the transaction involved that dealer), took for himself 30 percent of the price.

I ask you: a dealer such as Heck, for example, who must bear the everyday risks of doing business, see to his trade-tax, etc., takes for his services only 10, at most 15, percent. Mr. Vrieslander, who risked nothing and moreover drew a stipend, took 30. And this man had the effrontery to accuse Prof. Deutsch of taking advantage of me; to denounce so many common acquaintances as thieves and swindlers; and to condemn the Viennese as exploiters! And what did he do himself?

{2} The whole affair came to light through an accident.

When Mr. Vrieslander stayed with me during the Schubert-Congress, he offered me a work by Talestri, which is among the most beautiful early prints (1765) from Breitkopf. It was a flawless copy, and Mr. Vrieslander enthusiastically urged me to purchase the work, although he knew, as he said, that it did not actually belong to the area in which I collect. But he represented the item as belonging to a higher official of his acquaintance who did not want his name to be used and who needed some money for the Christmas holiday. He asked 600 Marks for it, and held out the possibility of also acquiring some C. P. E. Bach prints from the holdings of this gentleman. I agreed out of friendship, and bought the work.

Now the dealer, from whom Mr. Vrieslander always purchased in Munich and who always travelled in for that purpose from Leipzig, where he had his shop, had found his way here while Mr. Vrieslander was here 2 and had thus again come into direct contact with me. One day he stopped by and I showed him the item in question to ask whether he knew it and what its probable value would be. To my astonishment, he answered that he knew the item very well, for Mr. Vrieslander had bought it from him before Christmas for 450 Marks. As this account stood in stark contrast to the one given me by Mr. Vrieslander, I wrote him a letter asking for an explanation. I enclose the reply to this letter for your perusal with the request that you return it to me at some point. 3

Meanwhile I had reliably learned that Mr. Vrieslander had taken thirty 30 percent of all purchases for me and even today, as the dealer sells to me directly, has demanded a cut for himself. I therefore could not do otherwise than to write him the letter of which a copy is likewise enclosed here. 4

I would have formulated the dismissal in the last sentence of my letter far more strongly had I not foreseen still further dealings with him on the basis of your teaching (assuming, at least, that he doesn't make this impossible through his behavior). In any case I wanted to make a report to you of the whole business, and I have preferred to do this in writing, because orally I might not have been able to depict the context so clearly. We can still speak about it later.

With most cordial greetings and Easter wishes for you and your wife, I am


Yours most respectfully,
[signed:] A. v. Hoboken

© Translation John Rothgeb & Heribert Esser, 2012

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 4/2, p. 3324, March 28, 1929: "Von v. Hoboken (Br. recomm.): Vrieslander habe 30% Provision genommen u. ihm so die Stücke verteuert." ("From Hoboken (registered letter): Vrieslander has taken a 30% commission and thus has made the pieces more expensive.").

2 The period at this point in the German is erroneous; the sentence continues on the next line. Several typographical errors appear here.

3 The reply is not filed with the present letter.

4 The copy is not filed with the present letter.

Commentary

Format
2p letter, printed letterhead, typed message, holograph signature
Provenance
Schenker, Heinrich ([document date]-1935)--Schenker, Jeanette (1935-c.1942)--Ratz, Erwin (c.1942-c.1945)--Jonas, Oswald (c.1945-1978)--University of California, Riverside (1978--)
Rights Holder
IPR: Heirs of Anthony van Hoboken, published here with kind permission
License
Permission to publish granted by the heirs of Anthony van Hoboken February 3, 2007. Any claim to intellectual rights on this document should be addressed to the Schenker Correspondence Project, Faculty of Music, University of Cambridge, at schenkercorrespondence [at] mus (dot) cam (dot) ac (dot) uk.

Digital version created: 2013-02-16
Last updated: 2013-02-16