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OJ 12/58, [1] - Handwritten letter from Paul Müller to Schenker, dated July 19, 1923
Entschuldigen Sie bitte, wenn ich mir erlauben, diese Zeilen an Sie zu richten und Sie um eine Gefälligkeit ersuchen. An einer hiesigen großen und staatlichen Lehranstalt ist eine Klavierlehrstelle neu zu besetzen, um die sich gerne mein Sohn Siegfried bewerben möchte, weil sie neben ordentlicher Bezahlung und Pensionsberechtigung, die Möglichkeit zu weiteren Studium läßt. Die Anmeldung muß ein Zeugnis beigefügt werden, um welches ich Sie, sehr verehrter Herr Professor, hiemit höflichst ersuchen möchte. Bitte bestätigen Sie darin, daß Siegfried Müller aus St. Gallen während des vergangenen Jahres Musik- und speziell Klavierstudium bei Ihnen gemacht hat. Wenn es Ihnen möglich wäre zu erwähnen, daß mein Sohn ein vorzüglicher Pianist und ein begabter Musiker ist, würde dies seine Aussichten bedeutend vermehren. Mein Sohn schrieb Ihnen bereits vor 8 Tagen in dieser Angelegenheit, da aber bisher keine Antwort Ihrerseits erfolgte, muß ich fast annehmen, daß der Brief verloren gegangen ist. 2 {2} Zur Bestreitung Ihrer Auslegen und für Ihre Mühe gestatte ich mir ein Betrug von 300.000 Kronen beizulegen. Ich bitte Sie freundlichst, diese kl. Summe gefl. annehmen und mir das gewünschte Zeugnis möglichst sogleich in einem angeschriebenen Briefe übermitteln zu wollen. Mein Sohn hat mir öfters vorgespielt und ich habe mich über die großen Fortschritte, namentlich nach der musik. Seite, außerordentlich gefreut, und ich bin Ihnen für die große künstlerische Förderung, die er durch Sie erhalten hat, zu wärmstens Dank verpflichtet! Nochmals herzlich dankend, verbleibe ich mit aufrichtiger Wertschätzung © Transcription Ian Bent, 2022 |
Please excuse my taking the liberty of sending you this letter and asking a favor of you. At a major state educational institution here, a position as teacher of piano has just become available, and my son Siegfried is very keen to apply, since in addition to normal salary and pension entitlement, it allows possibility for further study. The application has to have a testimonial enclosed, and I would like respectfully to request you, much revered Professor, to supply this. Please confirm in it that Siegfried Müller of St. Gallen has during the past year studied music and in particular piano with you. Were it possible for you to mention that my son is an excellent pianist and a talented musician, that would significantly enhance his prospects. My son already wrote to you a week ago in this regard. Since, however, no reply from you has been forthcoming I have more or less to assume that the letter was lost in the mail. 2 {2} In payment of your expenses and for the inconvenience incurred, I take the liberty of enclosing the sum of 300,000 Kronen. Please most kindly accept this modest sum and send me the desired testimonial as soon as possible with a covering letter. My son has many times played to me, and I have been extraordinarily delighted by the great progress that he has made, particularly on the musical side. I am most warmly obliged to you for the great artistic advancement that he has received from you! Once more with heartfelt gratitude, I remain in sincere appreciation, © Translation Ian Bent, 2022 |
Entschuldigen Sie bitte, wenn ich mir erlauben, diese Zeilen an Sie zu richten und Sie um eine Gefälligkeit ersuchen. An einer hiesigen großen und staatlichen Lehranstalt ist eine Klavierlehrstelle neu zu besetzen, um die sich gerne mein Sohn Siegfried bewerben möchte, weil sie neben ordentlicher Bezahlung und Pensionsberechtigung, die Möglichkeit zu weiteren Studium läßt. Die Anmeldung muß ein Zeugnis beigefügt werden, um welches ich Sie, sehr verehrter Herr Professor, hiemit höflichst ersuchen möchte. Bitte bestätigen Sie darin, daß Siegfried Müller aus St. Gallen während des vergangenen Jahres Musik- und speziell Klavierstudium bei Ihnen gemacht hat. Wenn es Ihnen möglich wäre zu erwähnen, daß mein Sohn ein vorzüglicher Pianist und ein begabter Musiker ist, würde dies seine Aussichten bedeutend vermehren. Mein Sohn schrieb Ihnen bereits vor 8 Tagen in dieser Angelegenheit, da aber bisher keine Antwort Ihrerseits erfolgte, muß ich fast annehmen, daß der Brief verloren gegangen ist. 2 {2} Zur Bestreitung Ihrer Auslegen und für Ihre Mühe gestatte ich mir ein Betrug von 300.000 Kronen beizulegen. Ich bitte Sie freundlichst, diese kl. Summe gefl. annehmen und mir das gewünschte Zeugnis möglichst sogleich in einem angeschriebenen Briefe übermitteln zu wollen. Mein Sohn hat mir öfters vorgespielt und ich habe mich über die großen Fortschritte, namentlich nach der musik. Seite, außerordentlich gefreut, und ich bin Ihnen für die große künstlerische Förderung, die er durch Sie erhalten hat, zu wärmstens Dank verpflichtet! Nochmals herzlich dankend, verbleibe ich mit aufrichtiger Wertschätzung © Transcription Ian Bent, 2022 |
Please excuse my taking the liberty of sending you this letter and asking a favor of you. At a major state educational institution here, a position as teacher of piano has just become available, and my son Siegfried is very keen to apply, since in addition to normal salary and pension entitlement, it allows possibility for further study. The application has to have a testimonial enclosed, and I would like respectfully to request you, much revered Professor, to supply this. Please confirm in it that Siegfried Müller of St. Gallen has during the past year studied music and in particular piano with you. Were it possible for you to mention that my son is an excellent pianist and a talented musician, that would significantly enhance his prospects. My son already wrote to you a week ago in this regard. Since, however, no reply from you has been forthcoming I have more or less to assume that the letter was lost in the mail. 2 {2} In payment of your expenses and for the inconvenience incurred, I take the liberty of enclosing the sum of 300,000 Kronen. Please most kindly accept this modest sum and send me the desired testimonial as soon as possible with a covering letter. My son has many times played to me, and I have been extraordinarily delighted by the great progress that he has made, particularly on the musical side. I am most warmly obliged to you for the great artistic advancement that he has received from you! Once more with heartfelt gratitude, I remain in sincere appreciation, © Translation Ian Bent, 2022 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker’s diary for July 24, 1923: “Von Prof. Paul Müller (Br. u. 300000 Kronen = 25 Frs): datiert vom 19. d.; bittet nachdrücklich um das Zeugnis, hofft, daß sein Sohn mich hier besuchen u. den Unterricht in den Ferien wird fortsetzen können. — An Prof. Müller (Br.): kläre die Verzögerung durch die Post auf, habe den Brief des Sohnes, datiert vom 12. erst am 17. erhalten!” (“From Professor Paul Müller (letter and 300,000 Kronen = 25 francs): dated July 19; asks specifically for the testimonial, hopes that his son will be able to visit me here and continue his lessons during the holidays. — To Professor Müller (letter): explain the delay: due to the postal delivery, I did not receive his son's letter dated the 12th until the 17th!”). 2 = OJ 12/59, [2], July 12, 1923, of which receipt is recorded in Schenker’s diary for July 17, 1923: “Von Müller (Br.): erbittet ein Zeugnis, da er sich um eine Anstellung bewirbt; hofft hierher kommen zu können.” (“From Müller (letter): asks for a testimonial, since he is applying for a permanent position; hopes to be able to come here.”). Schenker’s response is recorded the next day: “An Müller (Br. eingeschr.): Zeugnis u. Grüße.” (“To Müller (letter registered): testimonial and greetings.”). Schenker was at the time in the South Tyrol, and his reply had evidently not arrived by the time Paul wrote the current letter. |
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Commentary
Digital version created: 2022-05-09 |